George Kollias - Invictus

Review

Selbst jenen Metalheads, die nur gelegentlich im Todesblei-Genre unterwegs sind, dürfte der Name George Kollias mittlerweile ein Begriff sein. Denn der wieselflinke Grieche, der sich insbesondere mit seiner Hauptband NILE bei vielen Death-Metal-Jüngern Legendenstatus erspielt hat, gehört in puncto Geschwindigkeit und Raffinesse seit Längerem zum Besten, was die gesamte Drummer-Szene zu bieten hat. Nun hat es der Trommler seinem langjährigen NILE-Kompagnon Karl Sanders gleichgetan und ebenfalls ein Solo-Album vorgelegt.

Die Platte trägt den Namen „Invictus“ und bieten schnörkellose und griffige Death-Metal-Kost, die mit Kollias‘ US-amerikanischer Stammkapelle allerdings überraschend wenig gemein hat. Vielmehr bedient sich Kollias in Sachen Riffarbeit munter im Thrash-Sektor, vor allem aber schielen die Kompositionen immer wieder mit einem Auge in Richtung schwarzmetallischer Gefilde. Folglich erinnern die elf Stücke mit einer Gesamtspielzeit von einer knappen Stunde hin und wieder auch an solch finsterlich agierende Formationen wie BEHEMOTH und VESANIA – unter anderem im atmosphärisch beachtlichen „The Passage“ oder dem vorab veröffentlichten „Shall Rise/Shall Be Dead“.

Standes- und erwartungsgemäß bietet die Scheibe eine herausragende Schlagzeugarbeit: Ob erbarmungslos hämmernde Doppelfußsalven („Epitaph“), rasende Blasts („Aeons Of Burning Galaxies“) oder fies rührende Grooves („Treasures Of Nemesis“) – Kollias zeigt einmal mehr, dass er völlig zurecht für sein außergewöhnliches Drumming vergöttert wird. Viel bemerkenswerter ist allerdings, was der Grieche als Sänger und an der Sechssaitigen leistet. Zwar dringt Kollias nicht in Sanders’sche Gurgel-Sphären vor, deckt mit seinen Vocals aber ein bemerkenswert breites Spektrum zwischen angepisstem Geschrei und reudigem Gebrüll ab.

Und auch die Riffarbeit des Meisters ist nicht von schlechten Eltern, wenngleich der Grieche für den Großteil der Solo-Einlagen eine illustre Gästeschar zusammengetrommelt (sorry, aber das war eine Steilvorlage) hat. So greifen unter anderem Dallas Toler-Wade (NILE, „Invictus“) und bereits genannter Herr Sanders (NILE, „Voices“), Bob Katsionis (FIREWIND, „Apocalypse“) oder auch George Emmanuel (ROTTING CHRIST, „Shall Rise/Shall Be Dead“) in die Saiten. Den wohl bemerkenswertesten Auftritt legt aber US-Saitenhexer Rusty Cooley (DAY OF RECKONING) hin, der im wuchtigen „Aeons of Burning Galaxies“ in einer derart unglaublichen Geschwindigkeit shreddet, das die einzelnen Noten kaum noch zu hören sind und der „Hummelflug“ im Vergleich zum müden Kindergartenliedchen verkommt. Den Beweis gibt es hier.

Allerdings liefert „Invictus“ durchaus auch Angriffsfläche für Kritik. So ähneln sich die Arrangements bei ganzheitlicher Betrachtung doch sehr deutlich, einzelne Parts und Passagen klingen zudem etwas unspektakulär und austauschbar – oder aber absolut vertraut: Das Hauptriff von „Voices“ beispielsweise weist verblüffende Ähnlichkeiten mit seinem Pendant in DIMMU BORGIRs „Puritania“ auf. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Weiterhin will sich das mystisch angehauchte Interlude „Apocalypse“ mit seinen Clean-Gitarren und eigenwilligen Keys nur schwer in den Gesamtfluss der Scheibe eingliedern. Und schließlich können auch die bemerkenswerte handwerkliche Präzision sowie die wirklich gute Abmischung von Antonis Kontozoglou, in dessen Athener 9800 Studios die Platte aufgenommen wurde, am Ende nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ganz großen Riffs und Momente fehlen, die dieses Album zu etwas Besonderem machen würden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass „Invictus“ eine schlechte Platte ist – ist sie nicht. Sie ist eben nur nicht das großartige Death-Metal-Meisterwerk, dass sich so mancher erhofft haben dürfte.

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18.05.2015

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