Haunted Shores - Viscera (EP)

Review

Es gibt Dinge, die sind vorhersehbar: Deutsche Komödien sind meistens alles, außer witzig. TOOL werden auch 2016 kein Album veröffentlichen, genauso wenig wie SYSTEM OF A DOWN. Ein 2-Mann-Projekt, bei dem Misha Mansoor (u.a. PERIPHERY) und Mark Holcomb (u.a. PERIPHERY) kollektiv die Äxte schwingen, kann nur überragend klingen. Letzteres ist bewiesen, mit der EP „Viscera“ von HAUNTED SHORES. Wir werden bei metal.de glücklicherweise überhäuft mit Promos, von großen und kleinen Labels oder auch von Bands direkt. Unser musikalischer Horizont beginnt weder damit, noch endet er nach Feierabend. Die Review zur „Viscera“ EP von HAUNTED SHORES erscheint ohne Promo und deshalb etwas verspätet, einfach weil euch dieses Schätzchen auf keinen Fall durch die Lappen gehen sollte.

HAUNTED SHORES kommen vollkommen ohne Gesang aus, lassen lediglich ihre Instrumente sprechen, singen, ballern, klagen und stampfen. Dabei pendeln die beiden Wunderkinder – Count Mrakula und Beelzebulb – irgendwo zwischen Djent, Progressive Metal und Black Metal. Der Opener „Viscera“ gibt sich atmosphärisch, macht neugierig auf das folgende Abenteuer, bereitet seelisch und moralisch vor auf die Schlacht, in die die beiden Gitarrengötter mit euch im Schlepptau ziehen wollen. Alle sieben Stücke sind miteinander verbunden, thematisch in sich verzahnt, sodass so mancher Ansatz im späteren Verlauf nochmals aufgenommen und beendet werden kann.

Augenblicklich befindet sich der Hörer im Himmel, denn gleich der erste geplante Angriff von HAUNTED SHORES ist eine Parade aus zuckenden Riffs und Blast, die so unvorbereitet und hart kommt, dass sich niemand wegducken kann. Eine Art Chor reiht sich rhythmisch ein, wird sofort rüde weg geprügelt und beinahe nahtlos geht es über in „Norway Jose“. Die Gitarren einmal schön tief in den stinkenden schwarzen Sud getunkt und Black Metal übernimmt, wo vorher noch Djent gewütet hat. Die oft genannten Einflüsse von EMPEROR und ULVER, die im Sound von PERIPHERY keinen Platz finden, werden hier hörbar eingeflochten. Erbarmungslos bekriegen sich Misha und Mark, alles zur Freude des Hörers. Natürlich lassen die beiden ordentlich die Muskeln spielen, aber niemals auf Kosten von Melodien und Sound. Glasklar und nachvollziehbar wirbeln dem Hörer die Töne entgegen, legen Grundlagen für fantasievolles Kopfkino und somit auch bestens geeignet zur stilvollen Untermalung von entsprechenden Videospielen.

„Harrison Fjord“ ist ein höchst dramatisches Wechselspiel und sowas, wie der Dosenöffner der Platte. Flinke und trotzdem einprägsame Melodiebögen stellen sich hastig hintereinander auf, lediglich um wieder rhythmisch unterworfen zu werden. Hier rechnet man am ehesten mit Gesang und hier ist er auch am wenigsten vonnöten. Die oft gewählte Floskel „singende Gitarren“ erspielt sich hier eine ganz andere Bedeutung. Sobald der letzte Ton nachhallt, ist man sich sicher, irgendeinen Text nachzuspüren. Da hilft eigentlich nichts, außer erneut hören. Ein Paradebeispiel dafür, wie Härte mit allgemein einprägsamen Tonfolgen koexistieren kann.

Das folgende „Memento“ lässt die Welt kurz stehen, bietet einen erholsamen Kontrast. Durch optimale Hall-Einstellung, fliegen die einzelnen Töne wie mit buntem Rauch gefüllte Seifenblasen aus der Anlage. Die niederdrückenden Djent-Groove-Riffs fordern dem Hörer nochmals alles ab und machen dem Namen des Songs alle Ehre. HAUNTED SHORES erzeugen beeindruckend starke Stimmungen, bauen hier noch Traurigkeit auf, um im folgenden „Vectors“ den Bogen zum Aufbruch schlagen zu können. Vor Kurzem wurde ich von Kollege Klug aufgeklärt, dass Jørgen Munkeby von SHINING (NO) anscheinend ziemlich beliebig mit seiner Kunst umgeht, auf mehreren Alben vertreten ist und sein Saxophon-Einsatz hier also lediglich semi-exklusiv ist . Bei HAUNTED SHORES setzt er zumindest eine richtige Marke, durchbricht den eiskalten Blastbeat-Fluss und gibt dem Finale eine charmante Schrulligkeit.

Können trifft Leidenschaft – „Viscera“ von HAUNTED SHORES ist nicht weniger, als eine Ode an das Brett mit den Saiten. Wunderschön, in jeglicher Hinsicht perfekt und somit der Höchstwertung vollkommen würdig. Zieht. Euch. Das. Rein. HIER!

13.02.2016

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1 Kommentar zu Haunted Shores - Viscera (EP)

  1. Flint F. sagt:

    Tolle EP, tausend Dank fürs vorstellen! Hab auf Bandcamp schon einige starke Interpreten entdeckt, aber über Haunted Shores wäre ich ohne diese Rezension nicht gestolpert.