Styxian Industries - Salvation Through Deterioration

Review

Ich sag’s direkt: Ich bin ganz schön enttäuscht. Da flattert mir die EP „Salvation Through Deterioration“ des niederländischen Projekts STYXIAN INDUSTRIES (müsste es nicht eigentlich StyGian heißen?) ins Haus und macht erstmal einen guten Eindruck: Ein steril helles Artwork mit einer interessanten Fotomontage aus Atommeiler und kirchlichem Holzschnitt als zentrales Motiv; ein schwarzmetallisch anmutendes Bandlogo, das dennoch eine gewisse Modernität vermittelt; Pseudonyme fernab jeglicher „Grim-„, „Svart-“ und „Necro-„-Peinlichkeiten – die Musiker werden nur kurz mit ihren Initialen und als „Mr.“ oder sogar „Dr.“ vorgestellt; Songtitel, die ebenfalls weder mit Wald- noch mit Teufelsverehrung zu tun haben; zu guter Letzt wird in der Bandinfo mit Namen wie MYSTICUM, DIABOLICUM oder ABORYM um sich geworfen. Auch wenn ich mit den beiden Letztgenannten nie so richtig warm geworden bin, zaubert mir die vermeintliche Marschrichtung der fünf Songs – „Industrial Black Metal“ nämlich – ein Leuchten in die Augen…

So kann man sich täuschen. Der Eindruck, der sich mir nach Genuss der gut achtzehn Minuten aufzwingt, ist, dass STYXIAN INDUSTRIES überhaupt kein Gefühl für das haben, was sie gerne spielen würden. Denn mit Industrial Black Metal hat das Gebotene so gut wie gar nichts zu tun.Was heißt jetzt „so gut wie gar nichts“? Die Niederländer fallen der Illusion zum Opfer, das Attribut „Industrial“ ließe sich durch den Einbau einiger verzerrter elektronischer Drumpatterns verdienen. So kann man sich täuschen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass STYXIAN INDUSTRIES erst NACH der Aufnahme des vorliegenden Materials der Geistesblitz getroffen hat, ihre Songs durch industrielle Anleihen anzuhübschen und sie so etwas interessanter zu machen.

Das wäre nämlich dringend nötig. Eigentlich bietet „Salvation Through Deterioration“ – mit Ausnahme des Titeltracks, auf den ich gleich noch zu sprechen komme – erschreckend öden und nicht mal besonders gut gespielten Black Metal. Das fängt bei den Standard-Gitarrenriffs an, geht über das pappige und überhaupt nicht sterile Schlagzeug weiter und endet beim klischeetriefenden Gekreische. Auch wenn der Rumpelfaktor klanglich nicht besonders hoch ist, bekommt die EP durch etliche Timing-Fehler und asynchron gespielte Instrumente den Charme einer Keller-Aufnahme. In die fertigen Songs wurden dann Gabba-ähnliche verzerrte Bassdrum-Anschläge gelegt, die erstens im Nachhinein und trotzdem nicht mal genau getimed draufgelegt wurden und daher zweitens keinerlei eigene Elemente einbringen. Der Titeltrack – mit gut einer Minute Dauer eher Interludium als Song – bildet hier eine Ausnahme, weil hier tatsächlich mal industrielle und technoide Klanglandschaften formgebend sind und das organische Schlagzeug draußen bleibt.

Vielleicht ist jetzt klar, was ich meine, wenn ich STYXIAN INDUSTRIES das Gefühl für ihr Wunsch-Genre abspreche: Um Industrial Black Metal stilvoll und atmosphärisch zu vermitteln, genügt es eben nicht, Rumpel-Black Metal von der Stange mit ein bisschen Elektronik zu garnieren – das gibt nämlich heterogenen Wust wie diesen, der den faden Geschmack des ungewollt Gewöhnlichen zurücklässt. Nein, damit so etwas funktioniert, müssen die metallischen Anteile auf den Punkt gespielt sein – und die elektronischen Elemente müssen mehr als nur schmückendes Beiwerk sein.

24.12.2010

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