Archspire - The Lucid Collective

Review

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Nachdem sich die Kanadier ARCHSPIRE mit ihrem 2011er Debüt bereits in den Notizblock des ein oder anderen Tech-Freaks gespielt hatten, wollen sie nun auch mit dem Zweitwerk „The Lucid Collective“ überzeugen. Geboten werden darauf knapp 35 Minuten verzwickter, anspruchsvoller Tech Death, der mit ausgesprochener Präzision und Versiertheit dargeboten wird.

„Lucid Collective Somnambulation“ eröffnet die Platte mit einem zunächst verhaltenen Auftaktspart, bevor kurz darauf schlagartig das Tempo erhöht wird: Hämmernde Blasts, irrwitzige Griffbrett-Akrobatik und abgehacktes, rotzig-fieses Gebrüll bestimmen in der Folge das Bild. In den raren, etwas langsameren Momenten erinnern ARCHSPIRE dabei gelegentlich an OBSCURA sowie entfernt an die Labelkollegen BEYOND CREATION, in den zackigeren Passagen hin und wieder an Formationen wie BRAIN DRILL und SPAWN OF POSSESSION.

Vor allem das Gitarren-Gespann Tobi Morelli / Dean Lamb liefert dabei eine beeindruckende Performance ab. Allerdings sind die permanent in die Riffs eingewobenen Sweepings so unfassbar schnell, dass sie fast schon unecht klingen – als seien sie ursprünglich langsamer aufgenommen, aber im Zuge der Nachbearbeitung nochmal einen Tick flotter gedreht worden. Und auch, wenn sich gegen Ende schließlich nachvollziehbarere Melodien ihren Weg durch das wirre Instrumental-Gestrüpp des Openers bahnen, bleibt am Ende dennoch ein sehr hektischer und zerfahrener, vor allem aber unnatürlicher Eindruck zurück – die Band vermag es zu diesem Zeitpunkt schlichtweg noch nicht, ihre unbestritten atemberaubenden Fähigkeiten in eine ansprechende Form zu gießen.

Auch in der Folge wird dieser Zustand nur gelegentlich erreicht, beispielsweise beim durchaus Mattenschwung-tauglichen „Fathom Infinite Depth“: Zu gefälliger, weil sparsamer konzipierter Frickelei macht es sich Frontmann und Brüllschwein Oli Peters bei diesem Song übrigens zur Aufgabe, den Geschwindigkeitsrekord im Growlen zu brechen – einfach nur krass, wie der Mann immer wieder seine Corpsegrinder-artigen Highspeed-Glucker-Salven vom Stapel lässt.

Mit „Spontaneous Generation“, welches überraschend viele geradlinige und nachvollziehbare Parts bereithält und dazu noch eine äußerst bemerkenswerte Performance des Drummers Spencer Prewett bietet sowie – mit Abstrichen – dem wuchtig beginnenden „Scream Feeding“ gibt es weitere überzeugende Tracks auf der Platte. Dem gegenüber stehen allerdings Songs wie „Seven Crowns and the Oblivion Chain“ oder „Join Us Beyond“, die völlig zerstückelt dahinrumpeln, kaum griffige, vereinnahmende Parts bieten, dafür aber unzählige wirre Breaks und Stops beinhalten, die alles sind – nur nicht songdienlich.

Folglich hat „The Lucid Collective“ das gleiche Problem, welches so viele andere Platten aus diesem Bereich ebenfalls zu einer halbgaren Angelegenheit macht: Die hier beteiligten Ausnahme-Instrumentalisten schaffen es einfach nicht, stimmige Songs abzuliefern. Denn: Gerade dann, wenn man durchweg an der Grenze des technisch Machbaren agiert, sind Struktur und musikalische Ankerpunkte von besonderer Bedeutung, um die Aufmerksamkeit des Hörers über die volle Distanz zu genießen. An dieser Herausforderung sind die Herrschaften von ARCHSPIRE in diesem Fall – auch wenn es immer mal wieder Ausreißer nach oben gibt – leider gescheitert.

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27.07.2014

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6 Kommentare zu Archspire - The Lucid Collective

  1. Arvid sagt:

    Die Songs bleiben zwar nicht unbedingt so stark hängen, sind aber trotzdem extrem stark. Anzumerken ist, dass die Musiker nichts nachbearbeiten, um die Songs schneller zu machen.

    8/10
  2. Impaled sagt:

    Problem ist einfach (und vor allem im Tech Death), dass jeder schön proggy und technisch klingen will und das größtenteils auch schafft, aber die meisten einfach null Gespür für den Song als solches haben. Und das Problem haben Archspire eben auch. Du widersprichst dir selbst, wenn du sagst, dass die Songs nicht hängen bleiben, aber trotzdem stark sind. Wie soll das gehen? Habe ich noch nicht erlebt. Wenn ein Song nicht hängen bleibt, ist er nicht gut, fertig aus. Da können jetzt auch irgendwelche dahergelaufenen Black Metal oder grundsätzliche Musik-Experten ankommen, und ihren Unfug hinrotzen. Aber auch die Songs von Darkthrone, Burzum und Konsorten blieb bzw. bleibt hängen, weil das ein Rezept ist, um eine Legende zu werden. Zurück zum Tech Death: Bei Atheist, Obscura oder Necrophagist, aktuell auch Fallujah, bleibt bei aller technischen Verliebtheit und Hingezogenheit zum Prog trotzdem jede einzelne Note hängen, und das ist eben der Unterschied.

  3. Impaled sagt:

    Verzeihung, ich meinte vor Darkthrone natürlich „die Musik von“ und später „weil das ein Teil des Rezeptes ist“.

  4. Martin sagt:

    Ich hab den Eindruck, dass ihr euch das Album gar nicht richtig angehört habt. Das Album ist voller Hooks und nachvollziehbarer Momente! Und dazu noch ultra melodiös an den richtigen Stellen. Alles andere als krampfhaftes Hingewichse und mit viel Verstand für den SONG komponiert. Es gibt, vor allem bei den genannten Referenzen, viel viel schlechtere Songs.
    Mit der Bewertung wurde ziemlich ins Klo gegriffen sry.

  5. Impaled sagt:

    Blabla, nicht richtig angehört, keine Ahnung, kein guter Geschmack – jetzt werden wieder die absoluten Pflichtargumente gebracht. Ich höre einfach lieber besseren Tech Death, das ist alles.

  6. Laurent sagt:

    Ich kann das Review nicht ganz nachvollziehen. Muss ich auch nicht, denn wie überall gehen die Meinungen auch hier auseinander 🙂 Ich finde die Songs haben alle nachvollziehbare Momente. Wenn ich die Songs höre weiss ich jedenfalls was als nächstes kommt, welches Riff oder welches Lead. Es gibt in jedem Song Sachen die im Ohr bleiben, sei das ein Riff, oder ein Drum Pattern. Mich hat die Platte vom ersten Moment an gefesselt und begeistert. Neben Alterbeast und Artificial Brain eines der Highlights für mich 🙂 Von mir hätte es eine 8 gegeben.