Cannibal Corpse - Torture

Review

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Aha, die Florida-Kannibalen kommen mit einem neuen Album über den Teich. „Torture“ ist das nunmehr zwölfte Album der Truppe und bereits das achte Schlachtwerk mit „Schorse“ Fisher am Mikro. Es malträtiert die geneigten Ohren in bekannter Machart mit einer fetten Produktion, an die einmal mehr HATE-ETERNAL-Frontman Erik Rutan Hand angelegt hat. Niemand dürfte sich somit angesichts der bisherigen Ergüsse dieser Band fragen, was ihn erwartet. Gibt es was Neues? Nein, natürlich nicht! Vielmehr rödeln CANNIBAL CORPSE einmal mehr ihr Set runter und geben exakt das zum Besten, was sie seit vielen Jahren machen. Was, eintönig? Ja, irgendwie schon! Isses denn gut? Joaaa, ist OK!

Die Musiker verfeinern ihre Technik von Album zu Album immer ein wenig mehr, und es gibt somit rein spieltechnisch an „Torture“ nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Sie spielen auf den Punkt, zocken teilweise wirr wirkende, abgefahrene Riffs und Leads runter, säbeln dir zwischendurch immer mal wieder die Rübe ab und fummeln sich, dieses Mal übrigens übermäßig häufig, auch im Midtempo-Bereich die Finger wund. An diesem Punkt möchte ich dann auch gleich mal einhaken. Wenn es überhaupt einen kleinen Unterschied zu den letzten Alben gibt, dann, dass „Torture“ insgesamt um einiges gedrosselter erscheint. Die berühmt bekannte CANNIBAL-CORPSE-Blast-Dampframme kommt natürlich trotzdem zum Zuge, jedoch mittlerweile weitaus gezielter und vor allem weniger. Die Band spielt oft lange und ausgiebig im Mid- oder sogar Downtempo umher, was mir persönlich nicht so gut gefällt. Ich habe keineswegs etwas gegen gedrosselte Kannibalen-Parts, aber dann sollten diese auch interessant gestaltet sein und mitreißen. Meinem Empfinden nach dümpeln CANNIBAL CORPSE hier viel zu oft durch regelrecht uninteressante Herumrifferei von A nach B, ohne wirklich mal irgendwo anzukommen.

Die Stücke drücken rein musikalisch deutlich weniger, sind einfach nur altbewährt gut, aber mit wenigen Aha-Momenten ausgestattet. Auch wenn die beiden 6-String-Akrobaten Rob Barrett und Pat O’Brien hier spieltechnisch unantastbar sind, fehlen die zündenden Augenblicke. Es gibt einfach keine herausragenden Breaks oder besondere Parts, die langfrstig im Gehörgang hängen bleiben. Brüllmeister Corpsegrinder wirkt auf mich auch sehr routiniert. Nur sehr wenige Gesangsmomente sind so geil, dass ich am liebsten mitgrölen möchte. Bassmonster Alex Webster hat natürlich auch wieder genügend Raum erhalten, seine Kunst darzustellen, und ich muss schon sagen, dass der Mann ein wahrlicher Wahnsinnsbassist ist. Nur, natürlich schafft er es nicht allein, den Gesamteindruck von „Torture“ deutlich über den Schnitt zu retten. Von Drum-Paule mal ganz abgesehen, der gefühlt seit „Butchered At Birth“ seinen Stil nicht mehr variiert hat.

Ich will nicht so weit gehen und behaupten, die Burschen hätten kein Feuer mehr, denn „Torture“ ist definitiv brutal as fuck, und wie bereits erwähnt gibt es technisch definitiv nichts zu mäkeln. Dennoch fehlt mir irgendwie der Kick. Die Scheibe tritt nicht mehr so sehr Arsch wie zum Beispiel seinerzeit „Kill“, das mich auch heute noch absolut überzeugt. „Evisceration Plague“ fand ich deutlich schwächer und „Torture“ kann auf gar keinen Fall mithalten. Ganz nebenbei finde ich übrigens, dass das Album mit zunehmender Spieldauer immer besser wird. Meine persönlichen Faves sind „Rabid“ (abgefahrenes Riffing) und der Abschlussbolzer „Torn Through“ (aufs Maul). Diese beiden Songs sind für mich mit Abstand die Perlen unter den zwölf gebotenen Stücken.

Ob es nun daran liegt, dass CANNIBAL CORPSE seit vielen Jahren exakt dasselbe machen, kann ich nicht genau sagen. Grundsätzlich finde ich es sehr wünschenswert, dass eine Band sie selbst bleibt, ihren Sound nicht zu stark verändert und nicht zu sehr woanders wildern geht, denn dann kann ich auch gleich was ganz anderes hören. Wenn CANNIBAL CORPSE drauf steht, will ich auch CANNIBAL CORPSE hören. Die Songs müssen aber stimmen und vor allem blutig sein, alles niedermetzeln und einfach nur killen. „Torture“ gelingt dies leider nur teilweise. Zu oft lösen die Songs bei mir lediglich ein freundlich gesinntes Anstandslächeln aus, was mir einfach zu wenig ist für diese große Band. Abschließend kann ich zu diesem Album halt nur noch sagen, dass CANNIBAL CORPSE mal wieder „ihr“ Album veröffentlicht haben, nicht weniger aber auch nicht mehr.

 

PS: Die Wertung 7/10 habe ich übrigens mit sehr viel Wohlwollen vergeben. Die Tendenz nach unten möchte ich hiermit deutlich benennen.

PPS: Noch eine Info am Rande. Metal Blade haben sich vorbeugend entschlossen, das Cover für unseren Markt zu entschärfen und ein gesondertes herauszubringen. Die Probleme mit älteren Artworks der Band dürften jedem bekannt sein. Somit gibt es eigentlich drei Versionen. Das komplett „offene“ Artwork, das inkl. „Guckloch“ und das Deutsche mit dem Totenkopp.

07.03.2012

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13 Kommentare zu Cannibal Corpse - Torture

  1. Laniakea sagt:

    Wenn es um die modernen Werke von Cannibal Corpse geht, kommen sie eh nicht mehr an „Kill“ vorbei. Das ist in meinen Augen auch ihre mit Abstand beste Scheibe, nicht nur auf die aktuelleren Alben bezogen. Wie du schon sagtest, es ist gut, wenn eine Band sich selbst treu bleibt. Auf „Torture“ fehlt einfach was. Ohne Frage, die Gitarristen sind technisch gesehen in diesem Bereich „unantastbar“, aber es fehlen tatsächlich „Ohrwürmer“ in dem Sinne, dass einfach wirklich garnichts hängen bleibt.

  2. Matthias sagt:

    Absolut, die Scheibe hat auch nach weiteren Durchläufen kaum Reiz dazugewonnen. Spannend finde ich allerdings, dass sich mit „Rabid“ eines meiner (mittlerweile) Lieblingsstücke der Band auf dem Album befindet. Das Riffing ist wirklich geil. Ansonsten würde ich nach wie vor sagen, dass die Scheibe zwischen 6 und 7 von 10 pendelt, weil einfach die „Hits“ fehlen.

  3. Steve sagt:

    Was soll denn der Mist mit der Wertung? Sei doch einfach ehrlich! Oder wem willst du hier nen Gefällen tun?

  4. Matthias sagt:

    Mist mit der Wertung? Inwiefern? Gefallen? Worauf willst du hinaus? Weil ich zwischen zwei Wertungen pendele? Die Unentschlossenheit der Wertung ist doch gut ausgedrückt meiner Meinung nach. Eine 6 wäre meiner Ansicht nach zu niedrig (ist halt ein solides CC Album, durch die spieltechnische Erhabenheit über dem Schnitt), eine 8 wäre meiner Meinung nach zuviel (es fehlen die „Hits“) und eine 7 wird dem ansatzweise gerecht (aber es zeigt eher gen 6 als gen 8). Darf man denn ab 7 keine negative Kritik anbringen? „Ehrlicher“ kann ich in diesem Falle nicht werten und wie im Text ausgedrückt zugestehen, dass ich hin- und hergerissen bin. Übrigens, selbst bei einer 9 sollte man noch Kritik üben dürfen finde ich… Ist zudem herauszulesen, dass ich einfach mehr erwartet habe, was wiederum nicht bedeutet, dass die Scheibe übel ist.

  5. Laniakea sagt:

    Ich finde das mit der Wertung sehr gut erläutert ehrlich gesagt, zumal man dazu sagen muss, dass „Torture“ ja kein schlechtes Album ist. Es ist technisch auf höchstem Niveau, säbelt einem auch den Kopf ab, aber irgendwo fehlt da einfach der zündende Moment, ab dem es 8/10 aufwärts gibt. Den hatte „KILL“, „Torture“ hingegen nicht. Soll er hier eine 4/10 geben? Das würde sich ja jeglicher Realität entbähren. Meiner Meinung nach kann man aufgrund seiner Argumentation schon behaupten, dass das auf eine Wertung von 6-7 hinaus läuft. Ist auf Metal.de selten genug, ich lese Sickmans Rezensionen aber immer gerne. Der hat wenigstens Ahnung.

  6. miho sagt:

    Gute Rezi, allerdings bin ich der Meinung, dass Torture die beste der neueren CC Scheiben ist. Für mich hat sie sogar Kill getoppt. Mir gefällt der vermehrte Fokus auf Midtempo Songs sehr gut und ich kann auch nicht verstehen, wieso behauptet wird, es gäbe keine Hits auf der Platte (Demented Aggression, As deep as the Knife will go, Rabid?). Finde Torture alles andere als langweilig und behaupte, dass es selten mal so viel Abwechslung auf einem CC Album gab. Für mich meine neue Lieblings CC Platte, ich gebe 8,5 / 10 Punkten.

  7. Heiko sagt:

    Finde Torture auch sehr gelungen und halte sie in der Tat für eine der besten CC-Alben. Nun ja. Geschmack und so.

    8/10
  8. Daniel sagt:

    Nach mehrmaligem Hören muss ich wirklich sagen, dass ich absolut hin und weg bin von diesem Album. Ich kenne alle Alben von CC und Kill war wirklich hammer. Evisceration Plague war nicht schlecht aber mir fehlte definitiv die Eigenständigkeit der einzelnen Lieder. Torture hat einfach alles. Brutalität, Riffs, die man (ich jedenfalls) sehr schnell den einzelnen Liedern zuordnen kann und schnelle bzw langsame Momente. Für mich steht das Album auf einer Stufe mit Kill und verdient daher 9/10. Ich finde es einfach klasse!

    9/10
  9. Rick-O-Crrrust sagt:

    die gitarren klingen cool aber das schagzeug ist insgesamt echt zu langsam für cannibal corpse. da fehlt der schlag in die zähne. das ding ist aber auf jeden fall besser als evisceration plague

  10. BigBen sagt:

    Mal wieder ne Hammer Scheibe der Kannibalen! Und ganz sooo viel wie oben geschrieben wird sich hier ja nicht im Mid-tempo Bereich aufgehalten. Klar sind mehr langsamere Songs dabei als üblich, jedoch wird trotzdem überwiegend heftig geknüppelt

    9/10
  11. Alexander sagt:

    Ein grossartiger Hassbolzen! Demented Agression, As deep as the Knife will go und Encased in Concrete sind für mich die Hits des Albums

    9/10
  12. Arvid sagt:

    „Keine Hits“… klar! Jedes Lied auf diesem Album ist wirklich gelungen und mehrere von denen sind zudem noch Hits. TORTURE stampft KILL eindeutig in den Boden.
    Zuletzt würde ich noch die unzensierte Variante als Kaufobjekt empfehlen, da das Cover von eben dieser einfach mal viel besser ist, als dieser langweilige Totenschädel.

    9/10
  13. Watutinki sagt:

    Mein zweites CC Album. Also ich finde es deutlich besser, als Red Before Black, welches mir zu gleichförmig klingt. Da wird hier doch deutlich mehr Abwechslung geboten, auch in der Produktion. Wirklich beurteilen kann ich die Klasse der Alben von CC untereinander aber sicher erst in einigen Jahren, wenn ich in mich in weitere Outputs der Band reingehört habe.