Daylight Dies - Lost To The Living

Review

Wer kennt diese Tage nicht: Der blaue Himmel von schwarzen Wolken verhangen, kalter Wind pfeift draußen durch die Gassen und peitscht einem die Regentropfen förmlich ins Gesicht, ein Schuh hat mit Sicherheit ein Loch und lässt die Socken ebenso nass werden wie den Rest der Kleidung. Und wenn man denkt es kann eigentlich gar nicht mehr schlimmer kommen, dann kommt es mit Sicherheit noch schlimmer.

Musik für diese Tage schreibt die amerikanische Gruppe DAYLIGHT DIES seit dem Erstlingswerk “No Reply“ und schicken, zeitlich fast etwas unpassend, diesen Monat ihr drittes Studioalbum auf den Markt. Zündet die melancholische Stimmungsmusik auch im Sommer, oder schiessen sich die Jungs damit ein Eigentor?

Die Neue mit dem Titel „Lost To The Living“ beginnt alt bewährt: sanfte Klaviertöne, seufzende Gitarrenklänge, schnell aber auch unheilsschwangeres Drumming und eine tiefe, meist schreddernde Gitarre als Gegenparts, das sind die Hauptzutaten mit denen die fünf Mann Gruppe um Sänger Nathan Ellis einen Großteil ihrer Musik anrührt. Ellis selbst kreischt durchwegs in tiefer Tonlage ins Mikrofon um seine düsteren Visionen und Geschichten los zu werden. Wer Geschwindigkeitsorgien sucht, der wird bei DAYLIGHT DIES sicher nicht fündig. Lied Nummer Drei auf der Liste, „A Subtle Violence“, ist mit seiner zwischendurch einsetzenden Double Bass noch mit das härteste Stück der Platte, stattdessen wird Ruhe und düster-melancholische Atmosphäre, gepaart mit aggressivem, klagenden Gesang, im Songwriting der Nordamerikaner groß geschrieben.

Übers ganze Album hinweg gesehen ist man hier auch wieder konservativer aufgestellt als
noch beim zwei Jahre alten „Dismantling Devotion“: die Titel sind relativ simpel gestrickt, großartige Experimente oder Überraschungen sucht man vergebens. So bleibt viel der Musik diesesmal berechenbar, auch wenn der Gegensatz zwischen verzerrten und klaren Gitarrentönen im Wechsel mit harmonischen Soli zumeist gefällt. Die fehlende Abwechslung ist dabei die größte Schwäche dieses Albums. Egal ob „A Portrait In White“ oder das Instrumental „And A Slow Surrender“, durch alle Songs zieht sich zwar stimmungstechnisch ein roter Faden, dennoch wirken sie untereinander austauschbar und allzu ähnlich.

Alle Songs? Nunja, fast. Auch auf diesem Album übernimmt Bassist Egan O’Rourke bei zwei Songs das Mikrofon und prompt gehören diese dann auch zu den besseren der neun Tracks. Nicht, dass Nathan Ellis nicht singen könne, aber mit O’Rourkes klaren Stimme wandeln sich auch die Songs in ihrer musikalischen Vielfalt und erinnern unweigerlich an das letzte Werk der Genre-Kollegen KATATONIA. Dabei schweigt Ellis ebenso konsequent wie O’Rourke sich bei den restlichen Liedern auf seinen Bass konzentriert, warum eigentlich? Der Gegensatz zwischen den beiden Stimmen würde die bereits vorhandene Palette an gezielt eingesetzen Gegensätzen nur bereichern und der Musik auf „Lost To The Living“ vielleicht den besonderen Kick geben, der ihr am Ende abhanden kommt. Und das wo genau dieses Zusammenspiel auf dem letzten Album doch schon stellenweise zu hören war.

Und so hinterlässt das Album letztlich einen recht zwiespältigen Eindruck. Natürlich, „Lost To The Living“ bietet keine schlechte, sondern angenehm düstere, klagende Musik zum zurück lehnen und genießen, ein Werk, das man sich wohl am besten mit einem Glas Wein im gemütlichen Sessel und ohne Ablenkung zu Gemüte führt. Auf der anderen Seite ist es nicht so stark wie noch sein Vorgänger und auch die Konkurrenz wie KATATONIA oder Mikael Akerfeldts OPETH, dem Ellis stellenweise zum Verwechseln ähnlich hört, hat ausgereiftere und vorallem abwechslungsreichere Alben in letzter Zeit hervor gebracht.

Wer sich also im Genre auskennt und vieles hat oder sich als DAYLIGHT DIES Fan fühlt, der sollte ruhig einmal in das Album hinein schnuppern, den Song “A Portrait In White“ gibt es auf der myspace-Seite der Band zu hören. Wer jedoch nur einen Abstecher in die musikalisch ruhigen Gefilde, auf der Suche nach den richtigen Klängen für eben diese Tage, macht, der sollte sich lieber an den Vorgänger oder andere Perlen des Genres halten. Das Sommerloch können DAYLIGHT DIES mir „Lost To The Living“ nämlich heuer nicht wirklich stopfen.

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07.07.2008

Der metal.de Serviervorschlag

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1 Kommentar zu Daylight Dies - Lost To The Living

  1. Anonymous sagt:

    Sehr gutes Review von Andy. "DD" war besser, m.E. ist "LTTL" etwas zu gleichförmig, dabei aber nicht schlecht geraten. Dass DAYLIGHT DIES das wirklich gute Instrumental "And A Slow Surrender" und die zwei komplett cleangesungenen (sehr geglückten) Tracks "At A Loss" und "Woke Up Lost" hintereinander bringen, ist mutig, jedoch in Anbetracht der sonst vorherrschenden Growls und Songstrukturen nicht sinnvoll, denn eine andere Reihenfolge hätte das Werk insgesamt farbiger gestaltet.

    7/10