Reaper's Revenge - Wall Of Fear And Darkness

Review

Des grimmen Schnitters Rache: Als GRAVE DIGGERs Chris Boltendahl auf der Tour zum Rückkehr-Album namens „Reaper“ vor zwei Dekaden von der Bühne standesgemäß in gerechtem Zorn forderte: „Fuck Grunge!“, da war der wahre, ehrliche und selbstredend einzige Heavy Metal gerade von einer Armada an ungekämmten, aber leider saucoolen Holzfällerhemden aus Seattle Richtung altes Eisen geschrammelt worden und wirkte doch plötzlich eher der Korrosion ausgeliefert. Jahre später indes, Cobain tragischerweise längst tot, setzte sich die Erkenntnis durch, dass im Metal eigentlich ja Edelstahl geschmiedet wird – rostfreier.

In die so betrachtet wenig überraschende und voraussichtlich bis ans Ende der Tage andauernde Renaissance des klassischen HM lässt sich auch das Schaffen der bayerischen REAPER’S REVENGE einordnen. Klassischen Teutonenstahl wie Boltendahls Gang oder deren damaliger Headliner RUNNING WILD schmiedet die junge Truppe aus dem Süden der Republik dabei allerdings nicht. Vorbilder sind an dieser Stelle zum einen eher die etwas vetrackter und zum Teil auch härter vorgehenden (Power) Metal-Bands vor allem aus den USA, bspw. ICED EARTH, und zum anderen dann doch auch fixere deutsche Vertreter der melodischen Schule.

Exemplarisch für weite Teile des Debüts „Wall Of Fear And Darkness“ kann der getragen-hymnische, mit einer astreinen Leadgitarre punktende Opener und Titeltrack genannt werden; gelungen sind auch „Bygone Times“ mit seinem Handbremsen-GAMMA-RAY-Einschlag und der schnelle und harte Schlusspunkt „Hellbound“ Der Gesang Christian Bösls ist dabei kräftig-melodiös und nicht allzu hoch, bisweilen auch recht aggressiv und passt gut ins Bild. Gleiches gilt für die naturgemäß nicht aufgeblasene Eigenproduktion, diese setzt die Songs durchaus angemessen in Szene, auch das dicke Booklet ist klasse. Alles gut also soweit.

Wenn ich allerdings die gestrengen Bewertungsmaßstäbe dieses Magazins anlege und das vorliegende Werk entsprechend einordne, dann fehlen mir im Vergleich zu den echten Klassikern des Genres die wirklich packenden Momente, die Augenblicke, die nicht nur für zufriedenes Grinsen, sondern für den offenen Mund sorgen. Das Hammerriff oder der Bombenrefrain, wie ihn zum Beispiel RIOT V aktuell in Serie produziert haben, fehlen; zuweilen mangelt es meinem bequemen Ohr auch insgesamt an Griffigkeit im Songwriting. Zudem ist das Material auf „Wall Of Fear And Darkness“ für meinen Geschmack insgesamt einen Tick zu sehr im Midtempo angesiedelt. Einige Ausbrüche, eine Schippe mehr an Adrenalin, etwas Größenwahn wie bei vielen der schwedischen Jungspund-Kapellen zum Beispiel hätten vielleicht nicht geschadet.

Aber ernsthaft: Mir ist schon klar, dass es sich für die Band befremdlich anhören muss, wenn hier so ein Hirni das eigene Baby am Ende doch wieder Richtung Mittelmaß zu schreiben droht – zumal das Album ja wirklich was kann. Von daher erneut und zur Klarstellung: Trotz der Kirche im Dorf ist „Wall Of Fear And Darkness“ eine durchaus überdurchschnittliche Platte.

20.10.2014

Der metal.de Serviervorschlag

Oder auch: "Wer 'Wall Of Fear And Darkness' von Reaper's Revenge mag, wird auch das hier mögen." Lass andere Leser wissen, welche Platten sie noch anchecken sollten, wenn ihnen "Wall Of Fear And Darkness" gefällt.

Es gibt noch keine Empfehlungen zu diesem Album. Willst du die erste abgeben? Dann registriere dich oder logge dich ein.

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36575 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare