Agathodaimon
Interview mit Gitarrist Sathonys zu "Phoenix"

Interview

AGATHODAIMON sind – trotz mehreren Besetzungswechseln und einer daraus resultierenden längeren Pause – eine durchaus beständige Konstante in der deutschen Dark-Metal-Szene ebenso wie im europäischen Umland. Bandchef und Gitarrist Sathonys erklärt warum das so ist.

Agathodaimon

Das aktuelle Album habt ihr „Phoenix“ betitelt. Welche Idee steckt dahinter?

Wenn du die Titelgebung meinst, dieser war natürlich naheliegend. Wir hatten eine sehr lange Pause zwischen dem letzten und dem aktuellen Album, was zum Teil auch an vielen Besetzungswechseln lag. Dadurch wirkt das Album für uns wie ein kleiner Neubeginn, eine Wiedergeburt. Das klingt vielleicht etwas überdramatisiert, aber es gab durchaus den einen oder anderen Zeitpunkt, an dem ich mich gefragt habe, ob es nicht das Beste wäre, die Band aufzulösen. Wozu diesen Stress betreiben, wenn es ständig Rückschläge gibt und man das Gefühl hat, immer gegen eine Wand zu laufen? Ein Besetzungwechsel zieht immer eine große Menge an Arbeit mit sich, aber glücklicherweise hatte sich die Lage irgendwann beruhigt und wir konnten als Band konzentriert an „Phoenix“ arbeiten, und natürlich besserte sich dann auch die Stimmung und unsere Arbeitssituation. Denn es ist ja nicht einfach so, dass man plötzlich neue Musiker in der Band hat und wieder alles wie geschmiert läuft. Neben der musikalischen Einarbeitung muss schließlich auch die persönliche Komponente passen, und es dauert immer einige Zeit, bis man sich zusammengerauft hat. Zur Scheibe, die Stilistik ist wie immer recht breit bei uns gefächert, von Black über Death und Thrash bis hin zum Heavy Metal oder andersartigen Einflüssen ist viel in den Songs verarbeitet. Die gemeinsame Basis ist eine gewisse Düsternis, die als bindendes Element dient, quasi die Wurzeln, die bei uns primär im Black Metal sitzen.

Ihr habt mit Ashtrael einen hervorragenden neuen Sänger gefunden. Ist es einfacher, Stiländerungen zu verarbeiten, wenn ein neuer Sänger zu einer Band stößt?

Ich würde sagen ein neuer Sänger bedingt auch in gewissem Maße Stiländerungen. Aber wie gesagt, „Stiländerungen“ sind bei uns eher die Regel als die Ausnahme. Und es ist ja nicht so, dass wir nur darauf warten bis ein Musiker geht und ein anderer kommt, um das als Vorwand für langfristig gehegte Stiländerungen vorschieben zu können. Im Gegenteil, die Musik ist bei uns schon immer in einem gewissen Fluss gewesen, und am Besten arbeitet es sich natürlich immer, wenn man in einem festen Team zusammen wirkt. Apropos Änderungen, ein renommiertes Magazin hatte in ihrer CD-Kritik geschrieben, wir hätten unseren Stil immer noch nicht gefunden. Das fand ich recht obskur, da wir gar keinen bestimmten Stil anstreben und das sogar als eine gewisse Maxime betrachten. AGATHODAIMON steht für eine konstante Entwicklung und Veränderung. Das Leben selbst tritt schließlich auch nicht auf der Stelle, Dinge ändern sich. Und ich empfände es als eher langweilig, einen gewissen Stil über Jahre hinweg breitzutreten. Man muss sich ja auch vor Auge halten, das wir nicht davon sprechen, Metal mit Fusion, Schlager und HipHop zu paaren, sondern uns primär in den diversen Subgenres des Metal bewegen und nur hin und wieder diesen Rahmen in etwas größerem Maße aufbrechen. Diese Stiländerungen sind also eher in relativ kleinem Umfang bemessen, aus musikalischer Sicht – und in unseren Augen deshalb recht überschaubar. Insofern in unseren Augen auch durchaus vertret- und zumutbar für den durchschnittlich experimentell veranlagten Metalfan, He He.

Wer hat euch beeinflusst?

Tja, gute Frage… Gibt es Einflüsse, die man definitiv beim Namen nennen kann? Dann müsste man sich mitunter fragen, wie weit dieser Einfluss reicht und ob man hier nicht einfach nur kopiert hat. Ein Review sprach davon, dass der cleane Gesang an DIMMU BORGIR angelehnt ist, was ich beispielsweise nicht nachvollziehen kann. Zwar ist es in meinen Augen durchaus nicht übel, mit ICS Vortex verglichen zu werden, andererseits habe ich mehr und mehr das Gefühl, das bei Schreiberlingen oft höchste Priorität der Vergleich mit den Genregrößen auf einer imaginären Muss-Liste bei Kritiken steht. Gibt es cleanen Gesang in einem musikalischen Black-Metal-Rahmen, stehen halt DIMMU Pate, haben die Songs einen gotischen Touch und ertönt eine Frauenstimme, sind es eben CRADLE OF FILTH und so weiter… Aber mal im Ernst, ich denke unsere Einflüsse sind eher unterbewusst und stellen die Summe unserer musikalischen Vorlieben und Erfahrungen dar. Sollte sich mal eine wirkliche Parallele zu einer bereits vertonten Idee ergeben und wir dies bemerken, lassen wir die Idee meist fallen. Aber es gibt da auch Ausnahmen, wie beispielsweise die letzte Gitarrenmelodie bei „Ribbons/Requiem“ auf unserem ersten Album, die wir von ENTOMBEDs „Left Hand Path“ entliehen haben, welche diese wiederum von dem Soundtrack von „Phantasm – Das Böse“ klauten. Doch wie gesagt, direkte Einflüsse versuchen wir eher zu vermeiden, außer es dient einem gewissen Zweck.

Diesmal gibt es keine weiblichen Vocals, obwohl es viele melodische Songs gibt. Warum diese Änderung im Vergleich zu vorherigen Alben?

Hmmm…eigentlich müsstest du eine Promo-CD erhalten haben, auf der auch die Bonustracks der limitierten Erstauflage enthalten sind. Darunter ist beispielsweise die Soundtrack-Version von „Alone In The Dark“, bei der Ruth „Ophelia“ Knepel singt. Bei den neuen Songs allerdings haben wir bewusst auf Frauengesang verzichtet. Wir haben darüber diskutiert, aber uns dann dafür entschieden, dies auf „Phoenix“ nicht zu forcieren. Schließlich lässt sich das live nicht anständig reproduzieren, und auf der anderen Seite, ehrlich gesagt, geht mir Frauengesang in den meisten Fällen derzeit eher auf die Nerven – das mag an der Sensibilisierung und Überdosis an Female-Fronted-Metal-Bands wie SIRENIA, TRISTANIA, AFTER FOREVER, WITHIN TEMPTATION und so weiter liegen, aber irgendwann war bei uns der Sättigungsgrad erreicht. Frauengesang ist eher ein kleines Schmankerl, aber nichts was wir als feste Komponente in Songs einbringen wollen.

Seid ihr eigentlich noch in gutem Kontakt mit den ehemaligen Band-Mitgliedern? Wenn ja, könnt ihr vielleicht ein paar musikalische Beispiele geben? Ich denke jetzt an eine Zusammenarbeit für neue Songs…

Das kommt darauf an… Einige haben sich ja ganz aus der Musik zurückgezogen, aber mit anderen haben wir noch regen Kontakt. Unser Ex-Sänger Frank „Akaias“ Nordmann zum Beispiel hat einige Gastauftritte auf „Phoenix“, und unser erster Sänger Vlad hatte ein paar Texte beigesteuert, die wir bearbeitet haben. Auch Jonas Iscariot, der für einige Zeit Frank ersetzte, ist kurzzeitig auf dem Album zu hören. Und mit unserem Ex-Schlagzeuger Matthias teilen wir uns weiterhin den Proberaum mit der Nocte-Nachfolgeband DINNER AUF URANOS.

Kommen wir jetzt noch einmal auf die Besetzungswechsel der letzten Zeit zu sprechen… Im letzten Jahr habt ihr euch gleich von zwei Mitgliedern getrennt und zwei neue Mitglieder sind hinzugekommen. Habt ihr schon am Anfang gut kommuniziert oder gab es Probleme in der künstlerischen Kommunikation zwischen euch?

Nun, selten läuft am Anfang alles reibungsfrei, es braucht immer eine gewisse Zeit, bis man aufeinander eingespielt ist. Gerade beim Songwriting… Mit Sänger Ashtrael zum Beispiel habe ich ein ums andere Mal diskutiert, was Texte oder Gesangslinien angeht. Wenn man sich dann nicht einig ist, müssen eben die anderen Musiker zur Meinungsfindung hinzugezogen werden. Fast alles wird demokratisch entschieden, jeder kann sich musikalisch einbringen. Aber das macht es mitunter nicht leicht, wenn die Mehrheit die eigene Meinung überwiegt, He He.

Welche Stimme bevorzugt ihr für einen melodischen Song ganz generell? Male Clean Vocals oder eine weibliche Stimme?

Wie schon vorhin zum weiblichem Gesang bemerkt: Lieber nicht. Bei den meisten Bands nervt mich Frauengesang eher, insofern fällt die Wahl leicht.

Denkst du, dass AGATHODAIMON in Zukunft mehr in die Symphonic-Black-Metal-Richtung geht? Oder wird es beim Black- bzw. Dark Metal bleiben?

Als Black Metal bezeichnen wir unsere Musik eigentlich schon lange nicht mehr, weil es ein wenig irreführend sein könnte. Die Wurzeln liegen nach wie vor im Black Metal, aber es ist zu viel an Einflüssen und Experimentellem hinzu gekommen, als das sich unser Stil einfach in eine kleine Schublade packen ließe. Deswegen benutzen wir lieber als eine Art Überbegriff „Dark Metal“ – das ist zwar etwas nebulös, gibt aber immerhin einen treffenderen Hinweis darauf, wie die Musik klingen könnte.

Lass uns jetzt über eure Auftritte reden. Ihr kommt ja doch auffallend häufig nach Rumänien, obwohl Vlad nicht mehr ein Teil der Band ist. Habt ihr eine besondere Verbindung zu diesem Land?

Unser erster Sänger Vlad ist gebürtiger Rumäne, und das zweite Album „Higher Art Of Rebellion“ entstand dort. Ebenso haben wir einige rumänische Texte und natürlich viele enthusiastische Fans. Letztes Jahr sollten wir auf einem Festival spielen, welches kurzfristig abgesagt wurde, das möchten wir dieses Jahr natürlich nachholen, weil einige Fans enttäuscht waren und der Veranstalter noch dazu falsche Gründe für die Absage nannte. Ein erstes Festival dort (Samfest) wurde bereits bestätigt, das Rock City Open Air folgt hoffentlich in den nächsten Tagen. Ich persönlich halte Rumänien für ein recht exotisches Land. Mein erster Aufenthalt dort war eine interessante Erfahrung, und auch die Aufnahmesession zu „Higher Art…“, welche wir in Bukarest verbrachten, war eine tolle Zeit. Wir versuchen auch, dieses Jahr eine kleine Tour durch Rumänien und evtl. einige Nachbarländer zu organisieren.

Wo spielt ihr am liebsten? Auf Open Airs oder in Clubs?

Beides hat seine Vor- und Nachteile, aber mir persönlich ist ein Konzertsaal bzw. ein Club lieber. Zwar erreicht man bei einem Open Air meist ein größeres Publikum, dafür sind die Umstände meist nicht die Besten. Der Sound ist naturgemäß meist schlechter als in einer Halle, und wenn man nicht das Glück hat, als eine der letzten Bands aufzutreten, muss man bei Tageslicht ran – und da ist die Atmosphäre meist nicht sonderlich stimmig, gerade wenn die Musik etwas düsterer ist. Außerdem ist der Publikumskontakt bei einem Club-Gig einfach besser: Man ist näher an den Fans und bekommt so auch besseres Feedback. Die Wechselwirkung zwischen Band und Publikum ist aus meiner Sicht zumindest der entscheidende Faktor, um einen Gig zum positiven oder negativen kippen zu lassen.

Ich danke dir für das Interview. Möchtest du noch ein paar Worte an unsere Leser richten?

Wir hoffen ihr hört in die Songs rein, welche wir auf myspace.com/agathodaimon bereitgestellt haben! Und natürlich freuen wir uns über Kommentare und Kritik. „Phoenix“ hat einen langen Werdegang hinter sich und ist ein sehr vielschichtiges Album geworden. Wir werden allerdings versuchen, den Nachfolger deutlich zügiger an den Start zu bringen, Ha Ha!

01.05.2009

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