Amon Amarth
"Du musst nicht alles mögen, aber du musst auch kein Arsch sein" - Interview mit Frontmann Johan Hegg

Interview

Amon Amarth

AMON AMARTH gehören zu den Bands, die sich einen festen Platz in den vorderen Rängen von Festival-Billings erspielt haben und große Hallen füllen – und mit „Jomsviking“ jetzt sogar ein Nr. 1-Album in Deutschland in der Diskographie haben. Obwohl nach den ersten Hördurchgängen bereits zu erkennen war, dass das Album hohe Qualität mitbringt, ist ein derartiger Erfolg doch überraschend, einfach weil es sich trotz aller Eingängigkeit doch immer noch um Heavy Metal mit extremen Vocals handelt. Doch muss man der bodenständigen Truppe den Erfolg einfach gönnen, nicht zuletzt deshalb, weil AMON AMARTH zu den sympathischsten Vertretern ihrer Zunft gehören. Im Vorfeld zur Veröffentlichung von „Jomsviking“ bestand die Möglichkeit mit Johan Hegg, Frontmann der Band, ein bisschen zu plaudern.

Ein gut gelaunter Johan Hegg, der am anderen Ende der Telefonleitung Rede und Antwort steht, erläutert erstmal kurz, worum es bei „Jomsviking“ eigentlich geht: „Meine Idee war die Geschichte eines jungen Mannes zu erzählen, der sich diesen legendären Jomsvikings anschließt. Das war Grundgedanke, dann habe ich ein ganze Geschichte darum gebaut, wie er sein Land verlassen muss und bei den Jomsvikings unterkommt.“ Um dies auch angemessen tun zu können, hat man im Hause AMON AMARTH das Mittel des Konzeptalbums gewählt. Eine echte Herausforderung? „Oh ja. Es war absolut eine Herausforderung, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, so wie in einem Kinofilm oder in einem Soundtrack. Diese Herausforderung war groß für uns, aber wir haben das ganz gut gelöst, denke ich.“ Die Idee dazu kam dann auch nicht vom Frontmann Hegg allein: „Es war eine gemeinsame Entscheidung, dies zu tun. Diese spezielle Geschichte war meine Idee, aber als ich diese präsentiert habe, da dachten wir alle, es sein eine coole Idee, das zu versuchen.“

Die Übertragung dieses lyrisch-epischen Gedankens in die Musik ist auch ganz gut gelungen, das Album „Jomsviking“ wird als stärkstes der jüngeren Bandgeschichte gesehen – da muss der sympathische Sänger lachen: „Genau dafür haben wir den ganzen Aufwand betrieben: Diese epische Darstellung war schon die grundlegende Idee. Und ich denke, die Umsetzung ist wirklich ganz gut geworden“. Wobei man sich insgesamt ein bisschen von den AMON AMARTH-typischen Songstrukturen gelöst hat und den latenten Heavy Metal-Einfluss stärker betont – eine neue stilistische Flexibilität im Hause AMON AMARTH? „Es ist ja nicht so, dass wir uns das vorher ausgedacht und dann gezielt umgesetzt haben. Es hat schon einer bestimmten Stimmung beim Schreiben bedurft, man konnte nicht sagen: So, los geht’s! Ich denke, das kam alles ganz natürlich, insbesondere im textlichen Kontext.“ Und sogar ein Duett mit DORO PESCH? Wie kam es denn dazu? „Wir haben hier einen starken männlichen und einen starken weiblichen Charakter, die so etwas wie eine Unterhaltung führen, aber nicht direkt miteinander reden. Wir dachten uns: Das muss einfach ein Duett sein. Der weibliche Charakter ist ziemlich präsent, deshalb brauchten wir auch eine passende Sängerin mit Persönlichkeit und Integrität, aber auch mit einer starken Stimme. DORO war die einzige Sängerin, die wir im Auge hatten, wir trafen uns auf Tour. Es war ein ziemlicher Knaller – und ich glaube, Sie hat einen großartigen Job gemacht. DORO ist eine tolle Person.“ Und neben diesem metal-romantischen Liebesstück gibt es auch noch ein bisschen was für das Partyvolk: „Raise Your Horns“ passt auf jedes Konzert und jede Metal-Party… „Ja, das passt schon, oder? Wir hatten auch eine Menge Spaß damit.“

Und beim Thema Konzerte steht natürlich die Frage nach Terminen in Deutschland ganz vorne. Hier gibt es gute Nachrichten: „Wir haben einige große Festivals auf dem Zettel, so wie das Rock am Ring, aber eine Welt- und Europatour wird es auch geben. Allerdings kann ich darüber noch nicht so viel erzählen, da müssen noch ein paar Details geklärt werden.“ Und wie werden diese Konzerte umgesetzt? Gitarrist Olavi Mikkonen hat dazu einmal gesagt: „Wir wollen mehr!“ Aber was heißt das? Schließlich hatten AMON AMARTH schon Wikinger, Drachenboote, Flammen und ganze Schlachten auf der Bühne… „Ich denke, Olavi hält es da mit Yngwiee Malmsteen, der sagte: „Was meinst Du, weniger ist mehr? Wie kann weniger mehr sein? Mehr ist mehr!“ Aber was Olavi sicherlich meinte, ist, dass wir unsere Bühnenshow stetig entwickeln und verfeinern. Ja sicher, wir hatten schon Drachenboote und so. Aber wir werden das visuelle Konzept stetig weiter entwickeln, das muss halt immer zum Anlass passen.“ Na, solange man nicht auf die Idee kommt, im Eisstadion aufzutreten, um die gefrorene Ostsee zu simulieren. Obwohl…

Anderes Thema, moderne Medien. AMON AMARTH hat die beeindruckende Zahl von 1,2 Millionen Facebook-Fans, die Band ist also keine kleine Nummer in den sozialen Netzwerken. Ein guter Grund das Thema „Hater“ im ersten Preview von „First Kill“ zu thematisieren? Ein Lachen schallt durch das Telefon: „Also die ganze Idee kam von unserem Management. Eigentlich ist es nur Spaß. Aber es gibt schon eine Menge Leute, die viel Zeit online und auf sozialen Medien verbringen und Bands oder andere Leute dort verbal angehen. Diese Leute legen ein unverschämtes Verhalten an den Tag, und das ist traurig. Ich meine, du musst nicht alles mögen, aber du musst auch kein Arsch sein. Es wird immer ein paar Leute geben, die es besser wissen, die gern rumstänkern. Aber das Video ist nicht spezifisch über diese Leute, wir dachten halt, es ist witzig. Aber wenn du das Gefühl hast, das Video ist über dich, dann ist es vielleicht auch über dich.“ Und dass AMON AMARTH sich den aktuellen Status in ihrer über zwanzig-jährigen Geschichte erspielt haben, ist schon erstaunlich: Es war ein langer Weg dorthin. Viel Touren, konstante Albenveröffentlichungen, eine Menge Arbeit. Wäre das für eine Band heutzutage genauso machbar? „Das ist schwer zu sagen, denn das Geschäft hat sich schon sehr verändert – und das allein in der kurzen Zeit, in der wir dabei sind. Als wir begannen, gab es kein Internet, auch wenn ich mich schon gar nicht mehr daran erinnern kann, ohne Internet zu sein... Bands haben es auf jeden Fall schwerer zu wachsen heutzutage – denn du musst touren, um größer zu werden, und dafür musst du Alben verkaufen. Und immer weniger Menschen sind bereit für deine Musik zu bezahlen, oder man bedient sich in Portalen, wo die Musiker wenig Geld für ihre Songs bekommen. Aber wenn du dauerhaft deinen Lebensunterhalt als Musiker nicht bestreiten kannst, dann ist es hart auf Tour zu gehen. So ist das leider.“ Und was würde ein Johan Hegg von vor zwanzig Jahren über die heutigen AMON AMARTH sagen? Nach zehn Alben in der Diskographie. Oder andersrum: Was würde der heutige Johan Hegg den Jungspunden von damals mit auf den Weg geben? Wieder dringt das tiefe Lachen durch das Telefon: „Puh, ich bin nicht sicher, was die AMON AMARTH von damals sagen würden – „Gute Arbeit“, vielleicht. Aber das einzige, was ich zu meinem damaligen Selbst sagen würde ist: „So sehr du auch das magst, was du tust: Sei geduldig. Alles regelt sich.“ Denn so sehr haben wir uns gar nicht auf unser Ding konzentriert, wie wir es vielleicht hätten tun sollen. Wir haben immer kleine Schritte gemacht, anscheinend immer zur rechten Zeit, uns langsam entwickelt. Ich denke, das ist einer der Schlüssel zu unserem Erfolg. Und, ja: Das sind zehn Alben. Das ist schon wirklich seltsam.“

Bleibt noch ein bisschen Zeit für Werbung in eigener Sache, Werbung für da neue Album „Jomsviking“ und anstehende Konzerte. „Natürlich möchte ich unseren deutschen Fans sagen, dass sie das neue Album unbedingt anchecken sollen, denn es wird euch sprichwörtlich in den Arsch treten! Und dann kommen wir sicher auch auf Tour und werden eine wunderbare Zeit haben!“ Na dann, bis bald Johan.

Galerie mit 26 Bildern: Amon Amarth – Rockharz Open Air 2023
02.04.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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2 Kommentare zu Amon Amarth - "Du musst nicht alles mögen, aber du musst auch kein Arsch sein" - Interview mit Frontmann Johan Hegg

  1. Kritiker sagt:

    Gefälligkeitsjournalismus aller erster Güte! Bloß keine kritischen Fragen stellen, sonst bekommt man demnächst keine Promos und Interviewslots mehr!

  2. butterbeidefische sagt:

    Welche investigative Frage hättest du denn gerne gehört?