Another Perfect Day
Interview mit Kristian Kohlmannslehner zur neuen EP

Interview

Another Perfect Day

Mit „Four Songs For the Left Behind“ erscheint dieser Tage der zweite Streich von ANOTHER PERFECT DAY. Grund genug, um Herrn Kohlmannslehner persönlich zum Interview zu bitten. Dabei gibt uns der symapthische Herr Einblicke seiner Meinung zu Social Media, die Arbeit im Studio und seiner Liebe zu MOTÖRHEAD.

Hallo Kristian. Wie geht es dir so kurz vor der Veröffentlichung eurer neuen EP “Four Songs For The Left Behind“? Ist die Vorfreude schon groß?

Oh ja. Ich bin echt gespannt. Das Zeug ist schon etwas sperriger als das Debüt. Mal gucken, wer es gut verdauen kann.

Wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen?

Bisher gibt es nur zwei Reviews, die beide sehr gut sind. Außerdem gab es schon zwei Teaservideos, auf die ziemlich viele Leute reagiert haben. Alles fast schon zu positiv. Aber warten wir es mal ab!

Auf welche Neuerungen dürfen wir uns im Gegensatz zum Debüt freuen?

Mein Hauptanliegen war, dem Ganzen mehr Tiefe und mehr Drama zu geben. Alles ist dadurch langsamer und trauriger geworden. Kein Discometal und nichts zum Schunkeln, sondern langatmig vertonte Verzweiflung. Zumindest hab ich das versucht. Das Debüt hatte ähnliche Ansätze, kam aber deutlich rhythmischer und technischer daher. Diesmal geht es um die Tiefe des Klanges. Ist also eher was für einen Abend mit Kopfhörern als für den schnellen Sex bei Youtube.

Wie du schon früher erwähnt hast, bist du ein großer MOTÖRHEAD-Fan. Auf eurer neuen EP ist mit “Another Perfect Day“ sogar ein sehr gelungener Coversong der Kultband enthalten. Abgesehen von dem Titel, der ja den Bandnamen widerspiegelt; warum habt ihr euch genau diesen Song ausgesucht? Welche Bedeutung hat er für dich?

Die “Another Perfect Day“ Platte von MOTÖRHEAD ist ja das Experimentellste, was sie je gemacht haben. Das lag wohl vor allem an Brian Robertson an der Gitarre. Es gibt außerdem kaum einen MOTÖRHEAD-Song, der sich so gut in einer doomigen, melancholischen Version spielen lässt. Die meisten MOTÖRHEAD-Songs sind ja viel rock’n rolliger. Dazu kommt dann natürlich die Parallele mit dem Namen.

Für mich ist das Cover toll geworden, weil es einerseits kompositorisch eng am Original ist und trotzdem völlig anders klingt. Ich bin sehr gespannt, wie es ankommt. Auf jeden Fall passt ein Coversong toll auf so eine EP. Da hat man ja etwas mehr Narrenfreiheit!

Auf eurem letzten Album “The Gothenburg Post Scriptum“ lassen sich im Booklet keine Texte finden. In einem früheren Interview mit meinem Kollegen Endres hast du angedeutet, dass du so eher die Musik im Vordergrund stehen lassen möchtest. Wird es dieses Mal auch wieder so sein?

Es gibt im Grunde keine Texte. Hin und wieder singe ich englische Worte, die zusammen Sinn ergeben. Allerdings sind das immer spontane Ideen während der Aufnahmen. Offiziell gibt es keinerlei Texte. Eher Worte, die die Stimmung der Musik unterstützen und zum Teil Fantasieworte. Mir ist eher wichtig, dass der Gesang passend klingt. Da ist mir ein Text eher im Weg. Alles, was ich ausdrücken will, steckt in der Stimmung der Musik. Dementsprechend fehlt auch keinerlei Aussage! Anders war es jedoch bei den Gastsängern. Da musste ich das eine oder andere Textfragment schreiben, da sie es nicht gewöhnt waren, einfach drauflos zu singen.

Mit “You Better Run“ habt ihr einen Song geschrieben, der bei mir ob seiner Intensität wieder und wieder für Gänsehaut sorgt. Was steckt hinter diesem Song?

„You Better Run“ ist so ein Beispiel für einen „richtigen“ Text. Der Song verbindet Liebe und Zuneigung stimmungsvoll mit Angst und Gewalt. Er beschreibt, wie das eine in das andere umschlägt. Dazu dienen als Kontrast die Stimmen von Dan Swanö und Asphodel (von PINUP WENT DOWN). Außerdem kontrastiert ein verzerrter Bass das hübsche Kammerorchester. Ich hoffe, der Song vermittelt im Sinne eines guten Horrorfilms eine sich sanft anschleichende Bedrohung. Der Song geht ja direkt über in „…But Don’t Walk Away“ wo sich dann alles ins richtig Hässliche steigert. Hä, hä!

Another Perfect Day

Für “Four Songs For The Left Behind” hast du dir mit illustren Gästen wie Dan Swanö (NIGHTINGALE), Julien Truchan (BENIGHTED) und Dominic G. Joutsen (POWERWOLF) wieder tatkräftige Unterstützung ins Studio geholt. Nach welchen Kriterien hast du dir deine Gastmusiker ausgesucht?

Durch meine Studioarbeit, kenne ich die ganze Mannschaft ja bereits gut. Joutsen hatte die Orchestrierungen für HEAVENWOOD und POWERWOLF Platten gemacht, die ich aufgenommen bzw. gemischt hatte. Das hat toll gepasst. Swanö war ja bereits beim Debüt dabei. Das hat also fast schon Tradition. Julien von BENIGHTED kam aus der Not dazu. Ich brauchte noch zwei fiese Schreie. Fieser als ich sie je machen könnte. Und ich kenne kaum einen böseren Sänger als ihn. Und da BENIGHTED gerade bei mir im Studio waren, bot sich das an. Der Drummer Roel van Helden spielt bei SUBSIGNAL, einer tollen Progrockband, die ich produziert habe und hat schon viel bei mir aufgenommen. Sam (FRAGMENTS OF UNBECOMING, DEAD EYE SLEEPER) wohnt bei mir in der Nähe und ich brauchte noch einen richtig tiefen Deathmetal Gesang. Sehr praktisch!

Ich weiß generell ganz gut, was ich singen kann und was eben nicht. Wenn ich das Gefühl habe, meine Stimme passt nicht in einen Song, dann soll es jemand machen, der es besser kann. Das macht die Musik nur interessanter.

Von den Gastmusikern mal abgesehen, beeinflusst deine Tätigkeit als Produzent die Musik von ANOTHER PERFECT DAY?

Na klar! Ich bin sehr dankbar, mit so vielen unterschiedlichen Musikern zu arbeiten. Da habe ich über die Jahre viel gelernt. Allerdings genieße ich das Arbeiten an APD umso mehr, da ich dort ganz egoistisch meine Meinung nur gegen mich verteidigen muss. Das ist schon sehr angenehm, wenn man sonst permanent nach einem Konsens zu suchen gewöhnt ist. Außerdem nehme ich im Gegensatz zu vielen Bands mein musikalisches Schaffen völlig locker. Ich mache, was ich will und nehme mir die Zeit, die ich brauche. Ich bin auch nicht draußen im „Konzertleben“ unterwegs. Ich entgehe also der üblichen Konkurrenz unter Bands. Ist ein Wenig wie eine einsame Insel mit ANOTHER PERFECT DAY. Auch mein Label lässt mir alle Freiheiten. So soll das sein!

Hast du Tipps für angehende Musiker?

Macht bloß, was ihr wollt! Und macht es bitte anders, als es vorher getan wurde. Ich versuche, junge Bands im Studio immer zu ermutigen, das Besondere in ihrer Musik auszubauen und das Gewöhnliche klein zu halten. Viele junge Musiker haben ganz tolle Ideen, aber verwerfen die unbewusst beim Kopieren ihrer Vorbilder!

Another Perfect Day

Wer hat das ungewöhnliche Cover designt? Gibt es eine Verbindung zur Musik?

Das war Anja Millen (www.corrupted.de). Ich finde ihre Sachen schon seit langem großartig. Das Bild existierte in dieser Form bereits, bevor es zum ANOTHER PERFECT DAY-Cover wurde. Ich weiß nicht, was Anjas Botschaft ist. Für mich steht das Bild für Unschuld und Verletzlichkeit, aber genauso für übersinnliche Macht und Unantastbarkeit. Die Frau ist zerbrechlich aber könnte genauso ein strafender Engel sein. Für mich hat melodischer Death Metal eben auch diese zwei Seiten. Sanft und melancholisch einerseits, brutal und mächtig andererseits. Aber alles in allem schön. Passt also!

Ihr seid zwar aus auf Plattformen wie MySpace und Facebook vertreten, habt aber keine eigene Website. Ist es deiner Meinung nach in Zeiten der Social Networks überhaupt noch notwendig, eine Homepage zu haben? Wie steht es um die Selbstdarstellung in der Szene?

Da stellst du eine gute Frage. Ich schimpfe auch gern darüber, dass man sich bei aller Freiheit des Internets plötzlich wieder in den engen Grenzen eines vorgegebenen Designs der Social Networks tummelt. Das ist wohl ein komischer, menschlicher Herdentrieb. Nur leider bin ich auch ein Teil davon. Aber ich nehme deine Frage zum Anlass, mal eine APD Homepage in Angriff zu nehmen! Vielen Dank!

Meines Wissens nach habt ihr mit ANOTHER PERFECT DAY noch keine Konzerte gespielt. Hast du Interesse daran, das mit dem neuen Material zu ändern?

Nee. Hä, hä! Das Ganze ist nicht für eine Liveshow konzipiert. Das neue Material noch weniger als das Debüt. Außerdem bin ich nicht der Frontman, den man für so etwas bräuchte. Das lass ich andere machen! Ich hätte Bock, in einer NYHC Band (New York Hard Core- Anm. d. Red) live zu spielen. Sowas macht auf der Bühne mehr Spaß. Da ist aber ANOTHER PERFECT DAY ganz schön weit weg von. 😉

“Four Songs For The Left Behind” ist ja eine EP. Folgt da vielleicht bald noch ein Album?

Klar soll ein Album folgen. Ich muss mich aber erst von der EP befreien. Keine Ahnung also, wann das sein wird. Demnächst kommt noch ein Song vom Debüt in einer hoffentlich coolen Klavierversion raus. Da bin ich gerade mit einer Pianistin am Basteln. Allerdings muss ich sagen, dass mir EPs viel mehr liegen als ganze Alben. Wer sagt denn, dass man immer 10 Songs machen muss? Die EP hat ja die Länge einer guten Hardcore Full Lenght. So muss man das sehen. 🙂

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören natürlich dir…

Vielen, vielen Dank für das Interview! Wenn irgendjemand da draußen Gefallen findet oder Anstoß an ANOTHER PERFECT DAY nimmt, schreibt mir eine Nachricht auf Facebook! Dann erfahre ich etwas mehr aus dem feindlichen Leben da draußen. Ha, ha! Alles Gute!

18.04.2012

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36672 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare