Antigama
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Interview

Den in Warschau beheimateten ANTIGAMA ist mit ihrer nunmehr vierten Full-length „Resonance“ ein sehr ausgeklügelter, raffinierter Opus geglückt. Detailreich, verspielt und doch im Ganzen einheitlich und extrem – eines der besten Grindcore-Veröffentlichungen des nicht mehr ganz jungen Jahres. Grund genug mich mit dem ANTIGAMA-Lager in Kontakt zu setzen. Mein Gesprächspartner Gitarrist und Hauptsongwriter Sebastian berichtet recht ausführlich über den Status Quo, schwelgt in der Vergangenheit und unterrichtet uns über zukünftig angepeilte Pläne.

AntigamaHey, Sebastian – wie ist derzeit die Stimmung im ANTIGAMA-Lager? Es ist doch davon auszugehen, dass euch mit Beendigung der Aufnahmen und dem anschließenden Release eine große Last von den Schultern genommen wird. Hat sich alles nach euren Vorstellungen entwickelt? Seit ihr mit eurem vollendeten Werk zufrieden?

Ohne Umschweife, es geht uns fabelhaft! Uns könnte es nicht besser gehen. „Resonance“ ist im Kasten und wird am 21. Mai via Relapse Records in die Läden gehievt. In diesem Album steckt unser aller Herzblut. Wir haben im Vorfeld ein Riesenaufwand betrieben, damit sich alles zum Besten wendet und hoffen nun das „Resonance“ gebührend beachtet und positiv aufgenommen wird. Kurzum, wir schätzen uns glücklich euch ein solches Album präsentieren zu können. Jetzt stehen wir erstmal bis auf weiteres der Presse zur Verfügung und kümmern uns um sonstige Promo-Arbeit.

Gewiss wird „Resonance“ nicht unbeachtet bleiben. Seid ihr mit dem, was ihr über die Jahre erreicht habt, zufrieden? Fallen euch nun, wenn ihr auf euer bisheriges Schaffen zurückschaut, insbesondere auf eure letzten Alben, Dinge auf, die ihr aus heutiger Sicht anders gemacht hättet?

Natürlich, stehen wir, und da kann ich für alle versprechen, voll und ganz hinter ANTIGAMA. Im Gegenteil, ich bewundere eher unsere Ausdauer mit der wir seit Anbeginn unsere Linie verfolgt haben, ohne zurückzublicken. Unser Fokus lag seit jeher auf der Zukunft. Musikalisch, allesamt Kleinigkeiten, lässt sich immer etwas verändern, verbessern: Verschiedene Riffs oder Sounds hätten passender eingesetzt werden können, hier hätte man noch ein Break einbauen können oder da den Song etwas anders arrangieren können. Aber das sind alles nur kleine Details. Man darf auch nicht zu kleinlich werden. Dass würde der ursprünglichen Maxime des Grindcores nicht unbedingt gerecht werden, hahaha.

Bisher seid ihr über den Status eines Geheimtipps nicht hinaus gekommen, doch mit dem Underground-Riesen Relapse Records im Rücken dürfte sich daran etwas ändern. Wie seid ihr denn an das allseits geschätzte Label geraten? Was erwartet ihr euch von der Zusammenarbeit?

Wir wissen unser Glück mit Relapse zu kooperieren wirklich zu schätzen. Die Leute dort wissen unsere Musik wirklich zu würdigen und sind unsere größten Fans, so kam es, dass wir einen schicken Deal angeboten bekommen haben. Unsere Kollaboration begann viel versprechend mit einer 7’’-Split-EP mit ROT, welche ebenfalls demnächst als Teil der „Slimewave Series“ veröffentlicht wird. Im April 2007 machten wird dann den Vertrag dingfest und kündigten dann sogleich den Release für „Resonance“ an. ANTIGAMA genießt bei Relapse die volle Aufmerksamkeit – aufwändige Promotionen, Anerkennung und ernstzunehmende Freundschaft. Alles läuft wie am Schnürchen.

Mit der polnischen Musikszene blüht zurzeit eine sehr interessante und auch sehr extreme Szene auf. Kannst du uns in aller Kürze eure Szene stichhaltig charakterisieren?

Das ist schwer, zumal ich, wenn ich ehrlich bin, nur wenig mit der hiesigen Szene am Hut habe. Metal zählt einfach nicht mehr unbedingt zu meinen favorisierten Prioritäten. Doch lässt sich feststellen, dass die Szene im Begriff ist immer größer zu werden. Möglicherweise ist dies darauf zurück zu führen, dass polnischen Bands weltweit eine große Anerkennung zuteil wird. Hier sind Bands zu nennen wie VADER, BEHEMOTH und DECAPITATED, die einen großen, ausschlaggebenden Einfluss auf die Musiklandschaft haben. Doch, wie überall auch, tümmeln sich hier nicht nur herausragend gute Bands. Gute und schlechte Bands halten sich wie überall auch in etwa die Waage. Tief im polnischen Untergrund lauern aber bestimmt noch einige hervorragende Bands…

Im direkten Vergleich mit eurem älteren Material ist „Resonance“ wesentlich nachvollziehbarer, um nicht zu sagen richtig „catchy“ ausgefallen – für Grind-Alben ein selten gebrauchtes Attribut.

Haha, ja, das trifft es ganz gut. Diesmal legten wir unser Hauptaugenmerk auf eine ausgewogene Mischung, mit dem Hintergrund die Songs so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Thrashige Anleihen stoßen mit straighten und harschen Grindcore Attacken zusammen, unserer charakteristischer „crazy shit“ rundet das Ganze ab. Wir haben uns bemüht, unseren Sound aufzuwerten, um nicht zu sagen zu verbessern. Es lässt sich mit Sicherheit ein gewisser Fortschritt ausmachen. Schließlich wollen wir uns nicht im Kreis drehen und immer wieder nach den gleichen Mustern verfahren.

Auch auf dem lyrischen Sektor scheint ihr ordentlich etwas gutzumachen wollen. Welche Themenstränge bindet ihr in eure Songs ein?

Unsere Lyrics darf man als moderne psychedelische Dichtkunst auffassen. Dichtkunst ist bekanntlich eine strikt subjektive Angelegenheit. Jeder fasst Texte unterschiedlich auf, verstehen und interpretieren sie unter anderen Gesichtspunkten. Persönliche Erlebnisse fließen genauso in unsere Texte ein, wie Zukunftsvisionen und Beobachtungen. Da unsere Lyrics nur schwer, na ja, eher gar nicht herauszuhören sind, und wir großen Wert auf sie legen, werden sie im Booklet nachzulesen sein.

Musikalisch bewegen sich ANTIGAMA auf einer sehr vielschichtigen Ebene. Erst nach mehrmaligem Hören geraten die vielen experimentellen Spielereien an die Oberfläche. Dennoch wurden die Samples, noisigen Industrialbeats auf ein Minimum reduziert oder vielmehr besser in die Songs integriert.

Ja, das hast du richtig bemerkt. Diese Noise-Elemente sind nicht verschwunden, haben jedoch anders Verwendung gefunden, wurden besser integriert. Besonders auf der Bühne waren diese ganzen elektronischen Spielereien nur schwer umzusetzen, daher haben wir uns schon im vornhinein Gedanken gemacht, wie man sie live unterbringen könnte. Der Sound von „Resonance“ ist in etwa so, wie wir auch live klingen wollen.

„Barbapapex“ ist ein instrumentales Intermezzo, dass einen von der unbändigen Intensität auf „Resonance“ für kurze Zeit aufatmen. Kannst du uns etwas über diesen aus dem Rahmen fallenden Song erzählen?

Oh yeah, „Barbapapex“ ist ein starkes Stück Musik, zudem sehr unterhaltsam, aufmunternd. Du fragst dich im ersten Moment: „Was zur Hölle ist das?!“ Ganz einfach: Eine kurze, entspannte Verschnaufpause bevor die nächste Tracht Prügel einsetzt. Der komplette Song wurde von unserem Drummer komponiert und aufgenommen. Wie ein LSD-Trip wabert das Ding durch die Boxen, hahaha – abgedrehter, jazziger Acid Sound. Ich bin froh, dass der Song auf unserem Album gelandet ist.

Eure Wurzeln liegen unzweifelhaft in der Grindcore Szene, aber auch andere Einflüsse dürften in euren Sound mit eingeflossen sein. Welche Bands haben euch, damals wie heute, maßgeblich beeinflusst?

Ich bin mit diesem ganzen Old-School Hardcore/Grindcore/Punk aufgewachsen. Auch noch heute haben Bands wie REPULSION, NAPALM DEATH, TERRORIZER, EXTREME NOISE TERROR, DISCHARGE, UNSEEN TERROR, RIGHTEOUS PIGS, SIEGE und wie sie nicht alle heißen nichts von ihrer Faszination eingebüßt und beeinflussen mich unterschwellig mit jedem Hör aufs Neue. Während den Aufnahmen habe ich mich verstärkt Soundtracks jeglicher Couleur zugewendet. Seit kurzem sammle ich alte Giallo/Crime/Psycho-Schallplatten der sechziger und siebziger Jahre. Du weißt schon, Ennio Morricone, Bruno Nicolai – diese Herren sind schlichtweg unglaublich.

Viele Grindcore Veröffentlichungen leiden unter einem furchtbar schwammigen Sound. „Resonance“ dagegen klingt unglaublich differenziert.

Den passenden Sound zu finden ist immer eine solche Sache. Zum ersten Mal sind wir mit der Produktion vollauf zufrieden. Für diese Meisterleistung zeichnet sich unser langjähriger Produzent und Freund Szymon Czech aus dem Studio X in Olsztyn, Polen verantwortlich. Szymon tüftelte, quasi als fünftes Bandmitglied, einen Sound aus, der ANTIGAMA sehr gut zu Gesicht steht. Die Atmosphäre im Studio war trotz des immer zu Beginn einsetzenden immensen Drucks entspannt und gelassen. Er hat sehr viel Energie und Enthusiasmus in dieses Album gesteckt und dafür sind wir ihm sehr dankbar.

Nachdem ihr das Studio vorerst hinter euch gelassen habt, das Album unmittelbar vor der Veröffentlichung steht, wird man sich doch auch zu ein paar Konzerten hinreißen lassen, oder?

In Warschau ist eine Release-Show Ende Mai geplant. Es wäre klasse das neue Material erstmal unseren Freunden zu präsentieren. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir auch ein paar Dates in den restlichen Teilen Europas spielen. Grobe Pläne stehen bereits, verraten kann ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nichts. Aber wir können es kaum erwarten „Resonance“ gebührend zu promoten. Haltet Ausschau für weitere Info auf www.antigama.net!

Vielen Dank für das nette Gespräch! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft, welche mit diesem Album im Rücken alles andere als düster aussehen dürfte.

Danke für deinen Support und natürlich auch all denjenigen, die „Resonance“ eine Chance geben und zu unseren Shows erscheinen.

13.05.2007

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