Chimaira
Chimaira

Interview

Werden Chimaira es schaffen, sich mit ihrem neuen, nach der Band betitelten Album vom Metalcore Trend zu lösen oder haben sie doch die Aufgabe, einen der Anführer dieser Bewegung zu spielen? Einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns am 08. August erwartet, gibt Sänger Mark Hunter, der sichtlich begeistert vom neuen Material ist. Und eines ist es sicher nicht: Impossibility of Reasons, Teil 2.

ChimairaDavid: Hi Mark. Ich hoffe, es geht dir gut! Was machst du gerade?

Ich habe gerade eine sehr gute Zeit in Köln, wo ich auf Promo-Tour bin. Was das angeht, was ich im Moment mache: Ich mache ein Interview mit metal.de!!!

Now Playing: The Mars Volta – Frances The Mute and Nine Inch Nails – With Teeth

David: Wenn man an einem Album zwei Jahre lang arbeitet, hat man am Ende dieser Periode nicht die Schnauze voll davon? Kann man dann noch Fehler oder Stellen finden, die verbessert werden können?

Wir haben an diesem Album eigentlich nur sieben Monate gearbeitet, aber zwei Jahre lang die alte Platte zu betouren, lässt einen irgendwie die Schnauze voll haben von den alten Songs. Wir lernen soviel dazu auf Tour, dass es wirklich hilft, wenn es soweit ist, neues Material zu schreiben und aufzunehmen. Man findet Dinge über den anderen heraus und was wirklich musikalisch funktioniert.

David: Machen wir zu Beginn doch eine kleine SWOT-Analyse bezogen auf die Band und ihr neues Album, was im August erscheint:

Stärken: Es ist ein wirklich sehr gut geschriebenes Album, bei dem man bei jedem Durchgang stets neue Sounds oder vorher unbemerkte Dinge entdeckt.

Schwächen: Bis jetzt sehe ich keine Schwächen, aber es ist noch zu früh, um darüber etwas zu sagen. Ich denke, einige Fans wollten „Impossibility of Reasons, Teil 2“ und werden daher vielleicht enttäuscht sein, dass dieses so verschieden ist. Wir hoffen aber, dass sie bereit sind für einen neuen, frischen Sound.

Chancen: Ich glaube, dieses Album wird der Band helfen, einen neuen Level des Erfolgs mit einem breiteren Spektrum an Zuhörern zu erreichen. Wir freuen uns auf die Promotion und das ganze Touren.

Risiken: Ein weiterer Drummer, der die Band verlässt!!! Haha, wenn das passiert, hör’ ich auf!

David: Der erste Song der neuen Platte, „Nothing Remains“, ist wesentlich vertrackter als das meiste von Chimaira und auch deutlich thrash-lastiger. In wieweit steht dieser Song für das restliche Album?

Wir haben Material für Stunden in einen Song gepackt. Sehe es als einen Trailer für einen Kinofilm, den du dir anschauen willst. Ich finde den Songs brutal, allgegenwärtig und aufregend. So ist auch der Rest des Albums, aber nicht so komprimiert, wie hier.

David: Metallica oder Slayer?

Das kann ich nicht beantworten. Manchmal würde ich Metallica sagen, manchmal Slayer. Ich denke, ich liebe beide gleich, genauso wie es aber davon abhängt, in welcher Gefühlslage ich mich befinde.

David: Über das neue Album hast du gesagt: „Die Songs werden den Rest deines Lebens bei dir im Kopf hängen bleiben.“ Das ist ein sehr kühner Satz. Was macht dich so sicher?

Du musst das Album so oft hören, um alles zu verstehen, dass dir nichts anderes übrig bleibt, als dich an alles zu erinnern, haha.

David: Wieso habt ihr euch dazu entschieden, genau dieses Album „Chimaira“ zu nennen?

Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass wir das kreiert haben, weshalb wir ursprünglich überhaupt angefangen hatten. Wir haben schon seit sehr langem versucht, solch eine Platte zu schreiben. Es brauchte eben Erfahrung, Tragödien und auch gute Zeiten, um an diesen Punkt zu gelangen. Es ist das erste Mal, dass wir wie eine richtige Sechs-Mann Band klingen. Alle Elemente sind sehr präsent und sehr schnörkellos, mitten ins Gesicht.

David: Jeder Song soll seine eigene Persönlichkeit haben. Warum?

Wir wollten ein Album machen, welches man sich von Anfang bis Ende anhören muss. Wie ein guter Film, haben wir hier verschiedene Wendungen im Plot, Spannungsbögen und all die unterschiedlichen Dinge, um es für den Hörer interessant zu halten. Wenn alle Songs gleich klingen würden, wäre dies nicht möglich.

David: Werdet ihr euch von diesem NWOAHM bzw. Metalcore Stempel verabschieden oder gefällt euch diese Rolle darin sogar?

Weißt du, zurück im Jahr 2002 wollten wir einen nicht ganz ernst gemeinten Tribut an die Bands zollen, die wir früher gerne gehört haben. Wir haben aus Spaß diese Phrase auf ein paar T-Shirts und Promogegenstände zur „Impossibility“ Platte getan. Dann kam dieser weltweite Trend, zu dem sich all diese Bands zählten. Es ist toll, dass Metal am Leben und so stark in Amerika ist und dass wir von den Journalisten gelobt werden, an der Spitze dieser Entwicklung zu stehen. Aber wir werden auch die ersten sein, die sich wieder entfernen werden von etwas, was eine bald gesättigte Szene sein wird. Genauso wie Nu Metal oder Glam Metal wird diese Phase bald aussterben und wir haben eben immer einen Schritt weiter gedacht, um sicher zu gehen, dass wir noch eine lange Karriere vor uns haben. Ob ihr uns mögt oder nicht, wir werden noch sehr lange dabei sein…

David: Erst ein weißes CD Cover, nun wieder ein schwarzes. Warum?

Weil es genug pinke Cover da draußen gibt. Es ist einfach so passiert. Es gibt keinen Grund, in der Vergangenheit zu leben.

David: Ihr habt solch eine Energie auf der Bühne. Was ist für dich entscheidend, eine gute Show hinzulegen? Worauf konzentrierst du dich?

Wir haben das Gefühl, dass die Live-Shows das einzige sind, was Chimaira neue Fans beschert. Wir möchten dazu auch unsere alten Fans behalten, daher ist eine Live-Show sehr wichtig. Wir wollen, dass unsere Fans das Konzert glücklich und nach mehr verlangend verlassen. Wir geben 100 Prozent, da es das ist, was die Fans verdienen!

David: Gibt es irgendwelche Pläne, nach Deutschland zu komme?

In naher Zukunft werden wir zwei Touren durch die USA machen. Dann haben wir vor, am Ende dieses Jahres nach Deutschland zu kommen und ebenfalls noch mal am Anfang nächsten Jahres, sowohl als Package Tour als auch als Headliner. Ich sehe voraus, dass ihr am Ende dieses Plattenzyklus wirklich genug von uns live bekommen haben werdet.

David: Manche sagen, Chimaira’s Musik auf Platte ist sehr mittelmäßig. Doch die selben Leute sagen auch, dass ihr live unschlagbar seid. Welche Gründe siehst du für solch eine Aussage?

Ich bin glücklich über die Aussage, was die Live-Shows angeht. Aber ich werde sicher nicht mit der Aussage einverstanden sein, dass unsere Platten mittelmäßig sind, aber es herrscht sicherlich live eine stärkere Energie. Wir haben versucht, diese Energie auf der neuen Platte einzufangen…hoffentlich hat es diesmal geklappt.

David: Für mich bedeutet Metal…

…Passion, harte Arbeit und natürlich arschaufreißende Riffs und Doublebass!

David: Wenn es etwas gäbe, dass ihr machen könntet, um den Bekanntheitsgrad der Band in Deutschland zu erhöhen, was wäre es?

Touren, touren und noch mal touren!

David: Ein perfekter Chimaira Song ist…weil…

Jeder in der Band hätte eine andere Meinung, aber was Songs angeht, die schon bekannt sind, würde ich sagen: „Power Trip“, da dieser sehr heftig und energetisch ist. So nehme ich Chimaira wahr.

David: Hast du eine deutsche Lieblingsband? Wenn ja, welche und warum?

Caliban. Aber auch nur, weil das die einzige deutsche Band ist, die ich kenne und es MORGOTH nicht mehr gibt – haha.

David: Sind die Frauen traurig, dass du dir die Haare abgeschnitten hast? Außerdem kannst du die „Metal Moses“ Rolle gar nicht mehr authentisch spielen – haha

Die Mädels sind nicht traurig. Die denken, dass ich vielleicht noch attraktiver bin, haha. Die Jungs sind traurig, aber das lässt mich ihre sexuellen Neigungen in Frage stellen!

David: Du hast diesmal sehr persönliche Texte verfasst. Ist es nicht schwer, sich gegenüber Fremden zu öffnen?

Sehr schwer. Ich fühle mich wie unter einem Mikroskop. Aber im gleichen Zug schuld ich mir und meinen Fans so aufrichtig und ehrlich wie möglich zu sein. Ich habe auch den Metal Moses beim With Full Force in Rente geschickt, nachdem 30.000 Leute sich gegenseitig anfielen…das kann man nicht toppen.

David: Wenn du noch etwas loswerden willst, bitte schön:

[bereits auf deutsch formuliert, Anm. d. Verf.] Vielen, vielen Danke für eure Unterstützung und wir freuen uns schon sehr darauf, bald nach Deutschland auf Tour zu kommen und euch alle zu sehen…rauch acid!

11.07.2005

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