Dot Legacy
"Wir wissen auch nicht so genau, was wir eigentlich spielen!"

Interview

To The Others„, das zweite Album von DOT LEGACY, ist eines der interessantesten Rock-Alben, die im letzten Jahr das Licht der Welt erblickt haben. Die enorme Experimentierfreude der französischen Band hat einige erfrischende Songs hervorgebracht, die sich nur schwer in eine Schublade einordnen lassen. Davon können Damien, John, Arnaud und Arthur mehr als nur ein Lied singen. Wir sprachen mit dem Quartett über das Album, die zukünftigen Pläne der Band und darüber, wie genau man die Musik der Band jetzt eigentlich nennen soll.

Dot Legacy

Dot Legacy – To The Others

DOT LEGACY im Gespräch zu „To The Others“:

Hallo DOT LEGACY! Erst einmal Gratulation zu eurem neuen Album „To The Others“. Wie geht es euch?

John: Hallo da draußen und danke dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Uns geht es gut. Wir haben uns alle etwas ausgeruht und das Jahr 2016 angenehm ausklingen lassen. Nach zwei Touren durch Europa, einmal mit VALLEY OF THE SUN, einmal mit den TRUCKFIGHTERS, musste das auch mal sein. Jetzt sind wir aber bereit für das neue Jahr.

Am besten stellt ihr euch erst einmal vor, da dies euer erstes Interview mit metal.de ist.

John: Ich bin John, Gitarrist der Band. Dazu steuere ich noch den Hintergrundgesang bei. Arnaud ist unser anderer Gitarrist, der zudem zwischen Klampfe und Keyboard hin- und herspringt. Im Grunde singt jeder bei uns mit, aber die Lead Vocals stammen von Damien, der auch den Bass spielt. Wir lernten uns in der Schule kennen und begannen dann auch, miteinander Musik zu machen, zunächst natürlich noch ohne größere Ambitionen jenseits des jugendlichen Leichtsinns. Arthur schließlich ist unser neu hinzugestoßener Schlagzeuger, der natürlich ebenfalls am Hintergrundgesang beteiligt ist.

Woher kommt der Bandname?

Arthur: Zunächst einmal hatten wir nur DOT. Das war so unsere erste Wahl. Wir bemerkten aber schnell, dass das Wort einfach zu häufig verwendet wird. Also schürften wir in der Geschichte der Band, dem Erbe, wenn man so möchte. Und – Voila! – hatten wir den Namen. LEGACY meint natürlich auch, dass sich die Band stetig weiterentwickelt. Das geschieht natürlich durch das Mitwirken von unseren Mitmenschen – ehemaligen Bandmitgliedern, Familie, Freunde etc. – die DOT LEGACY über kurz oder lang geprägt, gestaltet oder begleitet haben.

Ich habe gelesen, dass du, Damien, einen Emmy erhalten hat. Für welche Leistung hattest du die Ehre?

Damien: Ich habe im wesentlichen den Sound für eine Eröffnungszeremonie der olympischen Spiele in Europa aufgenommen und abgemischt. Die Academy Of Science & Arts in Los Angeles liebte meine Arbeit so sehr, dass ich nominiert worden bin für den Preis… und dann am Ende sogar gewonnen habe. Unglaublich, ich habe tatsächlich einen Emmy gewonnen. Ich konnte bei der Übergabe leider nicht dabei sein, da ich bei der Band war. Aber ja, das ist die Geschichte von meinem Emmy.

Ihr seid unter anderem mit den BLUES PILLS, mit VALLEY OF THE SUN und MARS RED SKY unterwegs gewesen. Wie hat sich das angefühlt?

Arthur: Es war natürlich eine wahnsinnige Erfahrung. Jeder Gig, den wir haben, ist eine Möglichkeit und es fühlt sich gut an, dass unsere Musik, unsere Energie auf der Bühne und die positive Message, die wir verbreiten wollen, so gut von den Leuten aufgenommen wird. Wir knüpfen natürlich auch Freundschaften mit den Bands, mit denen wir unterwegs sind. Jedes Mal aufs neue fühlt es sich an, als sei man ein eingespieltes Team, eine Familie. Und letztendlich möchte ich mich weiterentwickeln mit den Erfahrungen, die wir mit jedem Auftritt sammeln. Für die Band selbst ist das ein enormer Antrieb in puncto Spielpraxis und Technik. Am meisten profitiert aber natürlich unsere gemeinsame Vision als Künstler davon. Tatsächlich entstanden fünf der acht Tracks von „To The Others“ während unserer Touren durch Brasilien und Europa im vergangenen Jahr.

„To The Others“ ist tatsächlich eines der bündigsten und vielfältigsten Alben, die ich letztes Jahr gehört habe. So vielfältig sogar, dass es mir fast leid tut, ihm in meiner Rezension den Stempel „Stoner Rock“ aufgedrückt zu haben. Wie würdet ihr eure Musik nennen?

John: Die Sache ist die: Wir wissen auch nicht so genau, was wir eigentlich spielen. Wir haben alle unterschiedliche, musikalische Einflüsse, was letztendlich DOT LEGACY aus unserer Sicht auszeichnet. Was wir veröffentlichen ist das Ergebnis zahlreicher, musikalischer Experimente. Wir vermengen und vermischen unserer Einflüsse, um schließlich etwas zu kreieren, das unserer Meinung nach den Namen DOT LEGACY verdient.

Offen gesagt mag ich den Begriff „Stoner Rock“ nicht. Der Begriff ist mir etwas zu eng gefasst und leidet unter seinen Stereotypen. Ich denke, dass man unsere Musik als „Energizing Experimental Fuzzion Rock“ bezeichnen sollte, aber das ist zugegeben etwas lang. Aber vielleicht ist die beste Art, „To The Others“ zu kategorisieren, der Diskurs über die Bands, die den größten Einfluss auf uns hatten: QUEENS OF THE STONE AGE, die BEASTIE BOYS und PINK FLOYD.

Ihr habt das Album auch selbst produziert. Wie ist das vonstatten gegangen?

Damien: Ich habe meine Karriere als Tontechniker extra für die Band aufgenommen. Uns geht es darum, solange daran herumzuwerkeln, bis es so klingt, wie wir es uns wünschen. Das erste Album war eine echte Herausforderung, da uns damals noch die Mittel fehlten. Wir mussten mit beschränkter Ausrüstung aufnehmen, aber letztendlich sind wir glücklich über das, was wir trotz der Umstände geschafft haben. Das zweite Album war deutlich angenehmer, denn wir hatten nun die Technik, um unsere Musik live und in einem Take aufzunehmen. Wir hatten dabei vor allem eines im Sinn: alle Sounds und Frequenzen so umschichten, dass dabei am Ende etwas kohärentes herauskommt, das hoffentlich Ärsche tritt! Dazu machen wir uns bereits Gedanken über die Arbeiten am nächsten Album. Dieses Mal wollen wir etwas richtig großes machen und dafür auch mit einigen bekannteren Größen auf dem Gebiet arbeiten. Lasst euch einfach mal überraschen.

Die Raps von „Horizon“ und „5314“ stießen teilweise auf Kritik. Ich für meinen Teil fand sie ziemlich gut. Warum aber rappt ihr nur auf diesen beiden Tracks?

Damien: Ich habe vielleicht zwei Kritiken gelesen, denen die Songs nicht gefallen haben. Darüber hinaus jedoch kamen die gut an. So sehr, dass einige uns als die „BEASTIE BOYS of Stoner Rock“ tituliert haben. Mit diesem Vergleich können wir durchaus leben, denn es ist schon eine große Ehre für uns.

Aber mit Rap haben wir bereits auf dem Song „Pyramids“ vom Vorgänger experimentiert. Der Track war und ist nach wie vor so etwas wie ein Hit von uns. Wie alle lieben die BEASTIE BOYS. In Frankreich haben wir ein Sprichwort, das da lautet: „tout est bon dans le cochon„. Wörtlich heißt das: „Alles ist gut im Schwein“. In unserem Falle meint das „Schwein“ die Musik, die wir machen. Neben den anderen Genres, mit denen wir experimentieren, ist der Rap also ebenfalls ein Mittel, um uns auszudrücken.

Ist „Story Of Fame“ so etwas wie ein selbstreferenzieller Track?

Arnaud: Schwierige Frage. Könnte sein, dass das so rüber kommt für einige Hörer. Aber so tief denken wir gar nicht in den Song hinein, wenn ihr am Komponieren sind. Üblicherweise kommt einer von uns ins Studio mit einer Idee und dann beginnen wir damit, an der Idee zu arbeiten, zu jammen, zu experimentieren. Dann beginnen wir damit, den Song aus alledem aufzubauen. Wir wollen nicht einen Track mehr oder weniger referenziell machen als den anderen. Wir lassen es einfach laufen.

Am meisten klingen noch „Grey Cardinal“ und „Dakota“ wie „normale“ Stoner-Rock-Songs. Ich nehme an, dass die Stücke aus einem Jam heraus entstanden sind?

Arnaud: Ja das stimmt. Oft sitzen wir da und haben einfach nur Spaß mit einigen coolen Riffs. Was den Stoner-Part angeht, wird es schon etwas kniffliger. Wie Damien bereits gesagt hat, kommen wir alle mit unterschiedlichen Einflüssen daher. Für mich steckt da tatsächlich der Stoner Rock drin. Aber jeder von uns steckt da etwas anderes hinein, weshalb es doch nicht so einfach ist. Wir versuchen generell, nicht vor einem einzelnen Genre halt zu machen, und hoffen, dass die Songs euch nicht nur bangen, sondern auch grooven und träumen lassen.

Was steht in naher Zukunft für DOT LEGACY an?

Arnaud: Touren, touren, touren! Im Ernst, wir versuchen so viel wie möglich live zu spielen. Bislang steht eine Tour durch Europa für den Herbst diesen Jahres fest, es dürfen aber gerne zwei sein. Darüber hinaus würden wir auch gerne noch mal durch Südamerika touren. Dazu haben wir auch bereits zwei neue Musikvideos veröffentlicht, einmal für den Song „Horizons“, einmal für „Pioneer“. Am besten folgt ihr uns auf Instagram und Facebook, wo ihr definitiv auf dem Laufenden bleiben werdet. Kommt mal vorbei und sagt Hallo!

Dann bedanke ich mich für eure Zeit und die ausführlichen Antworten.

Alle: Thanks metal.de for keeping underground bands alive!

21.01.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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