Eluveitie
"Das ist richtig viel Arbeit." - Interview zu "Evocation II - Pantheon"

Interview

Wie sieht es musikalisch aus? Haben ELUVEITIE den Anspruch, zu sagen, wir wollen auch da ein bisschen authentisch sein und versuchen, zu erarbeiten, wie das früher bei denen geklungen hat, mit den Instrumenten, die sie hatten? Und gibt es da einen Trade-off zu dem, was natürlich eure musikalische Idee ist, was ihr als Band machen wollt?

Nee, also jein. Aber grundsätzlich nee, denn wenn du das machen willst, dann brauchst du keine Metalband machen, das wäre ein Witz (lacht). Was wir vom folkloristischen Anteil unserer Musik her machen, ist, dass wir halt traditionelle Musiker haben, die ja wirklich traditionell authentisch gespielte Musik machen. Da gehen wir relativ puristisch ran. Eben musikalische Tradition aus Gebieten mit keltischer Vergangenheit. Selbstverständlich haben wir immer mal wieder so kleine Details. Zum Beispiel gibt es ein paar Songs, in denen eine Carnyx vorkommt. Das ist eine keltische Kriegstrompete. Oder es gibt ein, zwei Instrumentals, die irgendwelche alten Alpsegen aufnehmen, bei denen man dann wissenschaftlich oder historisch gesehen mehr oder weniger sagen kann, dass sie wohl mit größter Wahrscheinlichkeit tatsächlich auf eine Tradition der alten Helvetier zurückgehen. Aber das sind wirklich Details, weil man faktisch über die musikalische Tradition der Gallier so gut wie nichts weiß, also vielleicht so 0,2% oder so.

Ihr zitiert euch auf „Evocation II“ recht ausgiebig selbst. So hört man schon in „Dvressu“ „Sacrapos“ wieder, und später noch deutlicher „Dessumis Luge“ in „Catvrix“. Verbindet da die jeweiligen Songs etwas, oder habt ihr das gemacht, wie es halt am besten gepasst hat?

Ah, endlich! Das ist so etwa das achtzigste Interview zu „Evocation II“ und du bist die Erste, der das aufgefallen ist. Uns ist relativ spät die spontane Idee gekommen, das zu machen. Es ist so, dass die Gottheiten, die auf „Evocation II“ vertreten sind, bei mindestens einem, teils bei mehreren Songs von älteren ELUVEITIE- Alben irgendwie eine Rolle spielen. Da besteht eine inhaltliche, konzeptionelle Verbindung. Und im Schaffensprozess kam dann diese spontane Idee, dass das eigentlich ganz witzig wäre, das auch musikalisch aufzugreifen. Und das haben wir dann gemacht. Wirklich in jedem Track des Albums ist irgendwo was.

Zum Teil ist es sehr offensichtlich, wie in „Ogmios“ zum Beispiel, wo Melodien aus drei Songs relativ prominent vorkommen, „Inis Mona“ zum Beispiel, das ist klar offensichtlich. Bis hin zu sehr versteckten Sachen, zum Beispiel „Dvressu“. Ich weiß jetzt nicht, wie vielen Leuten das jetzt auffällt, also du bist die Erste. Aber auch in „Epona“, das hat jetzt glaube ich noch niemand gehört, da gibt es einen ganz kurzen Teil mit geflüstertem Text, und im Hintergrund hört man die Streicher von „A Rose For Epona“. Zum Teil ist es auch sehr versteckt, aber es gibt in jedem Track einen Link zu einem anderen Song, der halt konzeptionell mit der Gottheit verknüpft ist.

Bild Eluveitie Promo Foto. Photocredit Manuel Vargas Lepiz

Eluveitie Promo Foto. Photocredit Manuel Vargas Lepiz


Da freue ich mich erstmal, dass ich die Erste bin, die das gemerkt hat! Ihr macht eine Akustik-Show beim Summer Breeze. Habt ihr da schon was geplant, was man verraten kann?

Wir sind gerade vorhin auf einer Bierbank gehockt und haben uns ein bisschen darüber unterhalten. Wir werden bestimmt was Nettes machen, aber im Moment ist das noch in der „wir reden drüber“-Phase.

Im Rahmen der Album-Promo wäre ja eine Akustik-Tour „angebracht“. Stattdessen tourt ihr im Herbst mit AMARANTHE, was ja so schon eine ganz andere Ecke ist, und erst recht nicht Akustik. Was meinst du, wie das so funktionieren wird, musikalisch?

Schauen wir dann. Aber wir werden diese reine Akustik-Show auf dem Summer Breeze spielen, und wir werden auf den Touren, also Ende des Jahres ist ein Tourzyklus geplant, den ein oder anderen Track von „Evocation II“ live spielen. Es gibt schon einige Tracks, die man sehr gut in ein Metal-Set einbauen kann, aber wir haben uns dagegen entschieden, jetzt eine volle Akustik-Tour zu machen.

Ich hätte da noch eine Schnellrunde für den Abschluss. Hast du einen Lieblingssong auf „Evocation II“:

Nö.

Hast du eine Gottheit im keltischen Pantheon, von der du sagst, das ist dein Held?

Eigentlich auch nicht, aber ich wurde diese Frage jetzt in so vielen Interviews gefragt, dass ich quasi gezwungen war, mir darüber Gedanken zu machen. Also wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es wahrscheinlich Lugus.

Warum?

Eigentlich ist das sehr schwer zu sagen. Irgendwie ist da eine Verbindung da, so ein Gefühl. Ich meine, von der Mythologie her natürlich sehr cool, so als Musiker. Der Lugus ist quasi wie die Inspiration, die dir auf der Schulter hockt. Schon ein sehr cooler Charakter. Aber so genau kann ich es nicht mal sagen, passt mir einfach.

Hast du ein Lieblings-ELUVEITIE-Album, oder ist das neue Album erstmal das Baby, und so weiter?

Gutes Stichwort. So ein kleines, kleines bisschen kannst du es, wenn du Musik komponierst, auch mit Kindern vergleichen. Wenn du drei Kinder hast, gehst du ja auch nicht hin und sagst, du bist jetzt mein Lieblingskind. Nein, du kümmerst dich um alle, du liebst alle. So ist das auch bei den Alben und den Songs.

Hast du beim Spielen ein Lieblingsinstrument?

Öhm, nö. Ich liebe alle.

Gibt es irgendwas von deiner Seite zum Abschluss? Habe ich vielleicht vergessen, etwas zu fragen, das du aber noch loswerden willst?

Ganz bestimmt nicht, nee. Mir bleibt einfach wie immer, ganz herzlich Dankeschön zu sagen, für das Interview, und ganz herzlichen Dank an alle Leute für ihr Interesse an ELUVEITIE.

Dann danke dir! Und noch ein schönes Festival!

Das wünsche ich dir auch!

Galerie mit 25 Bildern: Eluveitie - Summer Breeze Open Air 2023

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Quelle: Chrigel Glanzmann, Eluveitie
11.08.2017

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