Harasai
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Interview

HARASAI aus dem Ruhrgebiet halten seit einigen Tagen das von Dan Swanö produzierte Ergebnis ihrer letzten Aufnahmesessions in den Händen. Mit dem neuen Material geht es auch unmittelbar auf Label-Suche, und da die Band derzeit jede promotechnische Hilfe gebrauchen kann, nahm metal.de die Interview-Anfrage gerne an und hielt einen netten Plausch mit Sänger Martin.

HarasaiHallo, Martin. Wenn du magst, erzähl uns doch zunächst mal ein Bisschen was zu deiner Band. Seit wann gibts euch, was habt ihr schon so gemacht, vielleicht nen kleinen geschichtlichen Abriss

Klar, gerne!
Also die Band wurde 2006 von Nico (drums), Yannick (seinem Bruder, Gitarre) und mir gegründet. War quasi sone Art Schülerband wenn man so will, das erste halbe Jahr haben wir in der Aula unserer Schule geprobt. Wir kommen alle aus Essen-Altenessen, ebenso wie KREATOR. Wir hatten damals nur so kleine 30 Watt-Verstärker, über die alles lief, auch der Gesang. Danach hat man ein halbes Jahr vor sich hingeprobt, Songs en masse geschrieben und das Line-Up brach auseinander.
In den folgenden 2 Jahren gab es immer wieder Line-Up-Probleme, weil es sehr schwer war, Leute in der Altersklasse zu finden, die das Zeug spielen konnten. Yannick war bei Bandgründung übrigens 12.
Unser erster Gig war im April 2007 mit befreundeten Bands aus Essen. Danach haben wir fast jedes Wochenende live gespielt, meistens im Vorprogramm von lokalen Größen wie PATH OF GOLCONDA, IN BLACKEST VELVET, THE VERY END oder UNCHALLENGED HATE.
2008 markierte den Wendepunkt: Ich kam in die Band zurück und wir haben das „Into Oblivion“-Demo aufgenommen, welche von Fans und Kritikern gleichermaßen in den Himmel gelobt wurde. Damit haben wir die SLAYER-Klamotte rangeholt, davor gab es zwei andere Demos mit dem alten Sänger. Insgesamt wurden die Lieder unserer Demos international mehrere tausend mal heruntergeladen, bei mp3.de, last.fm und natürlich Rapidshare. Dadurch lässt sich „Into Oblivion“ in vielen internationalen Blogs finden.

Stell doch bitte HARASAI erstmal vor. Ein kurzes Wort zu dem Mitgliedern, damit wir auch mal alle beisammen haben. Name, Instrument, Alter, seit wann dabei..

Okay. Also Nico ist 20 Jahre alt und spielt wie gesagt Drums, ist außerdem tätig als Bassist bei der Grind-Band DIAROE. Yannick ist 16 Jahre alt, spielt die Gitarre, ist Nicos kleiner Bruder, und außerdem zusammen mit Nico hauptverantwortlich für das Songwriting. David ist unser Bassist (19 Jahre) und Ende 2006 zur Band gestoßen. Henrik bedient die zweite Gitarre und ist 23 Jahre alt und spielt außerdem bei den Prog-Deathern von SYMBIOTIC. Und ich, Martin (20 Jahre alt) mache den Gesang und habe vorher in diversen Projekten gesungen.

Wenn man bedenkt, bei wie vielen Projekten und Zweitbands eure Mitglieder mitmischen, kommt mir sofort das Wort „Vollblutmusiker“ in den Sinn…

Wenn du das sagst, ist das wohl so, haha. Das waren auch längst nicht alle Bands, in denen wir noch so mitgewirkt haben, lediglich die bekannteste, RISOID SYSTEM könnte man eventuell noch erwähnen, meine ehemalige Thrash-Combo.

Du hast vorhin die SLAYER-Sache erwähnt, in die ihr durch den Metal-Hammer-Wettbewerb reingerutscht seid, „15 Minutes of Fame“ oder wie das hieß. Erzähl doch mal, wie ihr als Band das Ganze erlebt habt!

Wenn du als junge Band vorher nur auf lokalen Konzerten, in Jugendhäusern und sowas, gespielt hast und dann auf so eine Show kommst, vor allem wenn man bedenkt, dass es für das damalige Line-Up erst der zweite Auftritt war, geht einem echt der Arsch auf Grundeis, wie man so schön sagt. Zwar hatten Nico und ich mit unseren Bands vorher schon auf einigen etwas größeren Konzerten gespielt, aber sowas haben wir vorher noch nie erlebt. Als wir angefangen haben zu spielen, waren glaube ich ca. 2000 Leute in der Halle, also ein Drittel vom Gesamtpublikum. Das war wirklich einfach unglaublich. Aber bei der Show selbst verflog die Nervosität dann auch wieder. Wir haben einfach gespielt, die Köpfe geschüttelt und versucht, uns bestmöglich zu präsentieren. Ich denke, das ist uns auch gelungen, da uns nach der Show auch viele Leute angesprochen und nach Merch und CDs gefragt haben.

Hattest du Gelegenheit, den ein oder anderen Musiker zu treffen?

Haha, ja, das hat sich bei uns bandintern ein wenig aufgeteilt. Yannick, David und unser damaliger Gitarrist Kevin haben einige Zeit mit den Jungs von TRIVIUM rumgehangen, während ich mich recht lange mit dem Drummer von AMON AMARTH unterhalten habe. Wir haben auch ne ganze Menge Bilder geknipst, unter anderem mit Matt Heafy und der TRIVIUM-Crew, sowie Johan Hegg und den AMON AMARTH-Jungs. Kerry King und Tom Araya konnten wir auch dazu bewegen, für ein Bildchen zu posen, danach haben wir sie aber nicht mehr gesehen.

Von diesem einschneidenden Ereignis kommen wir zu dem, worum es euch derzeit sicher am meisten geht: die Musik. Zu den neuen, auch auf MySpace zu hörenden Tracks, fällt mir zuerst mal die Frage ein, wie der Kontakt die Dan Swanö zu Stande kam, und wie eine so junge Band wie ihr einen so namhaften Produzeten finanzieren kann. Der professionelle Sound dürfte euch sicherlich ein paar Türen mehr öffnen.

Der Plan, ein professionelles Debütalbum aufzunehmen, stand eigentlich seit Mitte 2008 im Raum. Aber da wir damals noch nicht die finanziellen Möglichkeiten hatten, eine Produktion in dem Ausmaß zu finanzieren, haben wir erstmal die „Into Oblivion“-Promo gemacht, einfach um zu zeigen, dass bei der Band etwas passiert und neue Songs am Start sind. Also haben wir bis zu dem Zeitpunkt, als es mit den Aufnahmen losging, viel gearbeitet und gespart um uns die Produktion leisten zu können.
Puh, der Kontakt mit Dan …
Wir haben uns irgendwann mal überlegt was wir eigentlich für einen Sound haben wollen und da fiel er sofort ein, weil er durch seine Vergangenheit und Erfahrung auch einfach für den Sound, den eine Band unserer stilistischen Ausrichtung braucht, prädestiniert ist. Also haben wir ihn nach der SLAYER-Show kurzerhand kontaktiert und gefragt, ob er sich vorstellen könnte, mit uns zu arbeiten. Ihm gefiel unser Material, wir waren mit seinen Konditionen einverstanden und so kam dann Eins zum Anderen. Und es blieb uns wie gesagt genug Zeit, um auf die Produktion hinzusparen.

Was geht in dir vor, wenn du eure ersten professionellen Aufnahmen hörst? Welche Bedeutung hat das, merkst du sozusagen, dass du ein paar schöne Stufen der steilen Leiter genommen hast? Ein bisschen stolz auf das Ergebnis?

Es wäre sicherlich gelogen, zu sagen, dass dem nicht so sei. Uns ist schon irgendwo bewusst, dass wir damit irgendwie gegenüber anderen Nachwuchscombos „etwas besonderes“ (doofe Wortwahl) darstellen. Aber wir fühlen uns dadurch nicht irgendwie größer oder besser als die Bands, die wir seit Jahren kennen und mit denen wir auch aktuell die Bühne teilen.
Dieses Album war irgendwie auch einfach so eine Art Traum, den wir uns für uns selbst erfüllen wollten. Jedenfalls ist das auch einfach der Anspruch, den wir mittlerweile an uns selbst stellen, Alben zu machen statt Demos. von daher sehe ich das nicht so krass. Aber du hast schon Recht, es ist in der Tat ein großer Schritt gewesen. Wenn du als Musiker dann dein eigenes Erzeugnis hörst, fragst du dich manchmal schon „Boah, wow, das ist von uns? Ernsthaft?“

Ich höre ja jeden Tag viel Musik von allen möglichen Nachwuchsbands. Vieles davon kommt aus dem Deathcore-Bereich oder basiert auf derzeitigen Trends, manche versuchen es wie ihr auf die etwas tradtionelle Art und Weise. Ich schreibe das oft in meinen Reviews: Viele Bands vergessen dabei die Songs an sich. Sie zeigen was sie können und sind technisch einwandfrei, aber die Kompositionen selbst bleiben auf der Strecke. Das hebt euch aus meiner Sicht positiv ab, bei euch gibt es Strukturen, Melodien, Refrains, trotzdem ohne simples Strophe-Refrain-Riff-Aneinander-Geklatsche. Nun bist du nicht der Hauptsongwriter, aber würdest du sagen, das ist ein Anspruch an euch selbst, das Songwriting ein wenig in den Vordergrund zu stellen und nicht nur Radau zu machen?

Das hast du auf jeden Fall richtig erkannt. Wir wollen schon in erster Linie gute Songs machen, statt mit unserer Musik bestimmte Klischees oder Gruppen zu bedienen, wie das vielleicht beim Deathcore der Fall ist. Von unserem Songwriter Yannick weiß ich auf jeden Fall, dass er manchmal wochenlang an einem Song sitzt, solange, bis er für ihn und den Rest der Band perfekt ist. Hätten wir nicht das Gefühl, das Gesamtpaket eines jeweiligen Songs sei in sich perfekt, würden wir ihn auch niemals live spielen, geschweige denn aufnehmen. Beim Schreiben der Debütplatte ging es auch genau darum: Ein stimmiges kompaktes Album zu schreiben, welches unsere persönlichen Gefühle wiedergibt, aber dem Hörer der Platte auch Spaß machen soll. Ich denke das ist uns ganz gut gelungen. Ob der Plan letztlich auch so aufgeht bleibt natürlich abzuwarten.

Wie sieht so ein Gesamtpaket aus? Bist du für die Texte zuständig? Welche Themen greifst du auf? Und wie weit ist der musikalische Rahmen gesetzt, um eure Ideen umzusetzen, das heißt, welche Einflüsse habt ihr, außer dass ihr grundsätzlich melodischen, etwas zeitgemäßeren (nicht modernen, nicht verwechseln bitte) Death Metal spielt?

Also was die Texte angeht: Für diese bin ich komplett alleine verantwortlich. Meine Inspiration ziehe ich aus vielen verschiedenen Bereichen. Das reicht in der Regel von Dingen, die ich persönlich erlebt habe bis hin zu abstrakter Gesellschaftskritik oder einfachen Momentaufnahmen. Da setze ich mir eigentlich keine Grenzen. Wenn ich das Bedürfnis habe, über ein bestimmtes Thema einen Text zu schreiben, oder denke dieses und jenes würde gut zum Song passen, mache ich das einfach. Was den musikalischen Hintergrund betrifft: Natürlich gibt es bestimmte Bands wie etwa IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY, deren Musik in uns das Bedürfnis geweckt hat, selber Musik zu machen und natürlich haben uns diese Bands, die berühmte Göteborger-Szene, sehr geprägt. Aber wenn wir heute einen Song schreiben, versuchen wir nicht mehr speziell in diese oder jene Richtung zu schreiben oder partout ein bestimmtes Element aus einer Musikrichtung oder einer anderen Band quasi zu kopieren, sondern schreiben einfach das, was aus uns herauskommt. Natürlich nehmen wir immer noch ständig neue Einflüsse auf, alleine dadurch, dass wir teilweise auch in anderen Bands spielen und generell alle sehr viel Musik hören. Es ist auch einfach so, dass jeder einzelne in der Band einen sehr weit gefächerten Musikgeschmack hat. Von MANOWAR über KILLSWITCH ENGAGE bis hin zu GORGOROTH wird innerhalb der Band eigentlich alles gehört, auch Vieles, was nicht Metal-konform ist. Das schmilzt dann sozusagen bei HARASAI irgendwie alles zusammen.

Ist der Refrain von A Constand Disbelief leicht punkig? Oder Hardcore-beeinflusst? Oder ist das nur ein rein subejktiver Eindruck von mir?

Zunächst mal sei gesagt, dass der Cleangesang im Chorus von „A Constant Disbelief“ nicht von mir stammt, sondern von unserem Kumpel Björn Gooßes (tätig bei THE VERY END und NIGHT IN GALES), der uns im Studio besucht hat und ein phänomenales Gastständchen abgeliefert hat. Punkig finde ich das allerdings nicht. Aber ich weiß was du meinst. Dieses Rotzige halt. Er hat halt so eine Stimme, ich finde das passt sehr gut zum Song.

Es passt auf jeden Fall sehr gut, keine Frage, war nur ein Versuch, den stilistischen Bogen zu spannen. Jedenfalls findet man bei euch keine billig hingeklatschten Breakdowns, mit denen es ein leichtes wäre, Eindruck bei der Masse zu schinden, sondern ehrliche, spontane Bauchmusik. Da ist es völlig normal, dass verschiedene Eindrücke entstehen, was die stilistische Ausrichtung angeht, du hast das ja auch schon gut dargelegt.
Wenn man euch live sehen will, wann hat man denn die Gelegenheit dazu?

Die nächsten Gigs sind am 29.01. in Wesel und am 05.03. in Marl. Für dieses Jahr sind natürlich eine ganze Menge weitere Konzerte geplant, aber da ist noch nichts spruchreif, weil es im Moment auch aufgrund der riesigen Anzahl an Bands sehr schwierig ist, an Konzerte zu kommen. Wir hoffen natürlich mit dem Album im Rücken nun verstärkt auch an etwas größere Konzerte zu gelangen. Wenn uns also jemand buchen möchte, sind wir jederzeit bereit zu spielen. Wir stellen außer ein wenig Geld für den Sprit und evtl etwas zu Essen und zu Trinken auch keine großen Ansprüche.

Ich hoffe, dass das hier viele Konzertveranstalter lesen, die eine junge Band mit Potenzial auf die Bühne schicken wollen – die Chancen stehen ja ganz gut. Neugierige, die eure Musik abseits von MySpace genießen wollen, was müssen die tun?

Erstmal kann man sich nach wie vor auf diversen Portalen wie Last.fm und Mp3.de unsere ersten drei Demo CDs – „My Lake Of Terror“, „Begotten“ und „Into Oblivion“ komplett kostenlos herunterladen und im Internet verbreiten wie man lustig ist. Die „Into Oblivion“ ist im Internet auf jeden Fall auch lange Zeit in diversen Online Blogs herumgegangen und wurde von Leuten aus Russland oder auch den USA bei Rapidshare hochgeladen. Ansonsten halt einfach auf Konzerte kommen und zusammen mit uns feiern, wir freuen uns über jeden einzelnen Musikinteressierten, der uns besucht! Und bald erscheint dann hoffentlich auch endlich unsere Debütplatte.

Wir werden unsere Leserschaft natürlich informieren, wenn es soweit ist.
Ich wünsche euch viel Erfolg und alle Gute und das nächste Interview machen wir dann höchstoffiziell in einem der von eurem dann hoffentlich gefundenen Label zur Verfügung gestellten Slots.
Die letzten Worte gehören noch dir!

Vielen Dank auf jeden Fall an dich, die Metal.de-Redaktion und eure Leser für das Interview! Wir sehen uns hoffentlich bald auf Konzerten und trinken möglichst viel Bier zusammen, wie sich das gehört. Bis bald!

31.01.2010

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