Erang
Kein weiteres Tolkien-Projekt

Interview

II. Tolkien oder nicht Tolkien, das ist hier die Frage.

Erzähle uns doch etwas zur Hintergrundgeschichte von ERANG, ich sehe viele Verbindungen zur Geschichte von Mittelerde. Was ist dein Verhältnis zu Tolkien?

Um ehrlich zu sein, Tolkien ist nicht mein Haupteinfluss, und das sehr bewusst. Lass es mich klar sagen: Ich liebe seine Bücher, aber ich wollte vermeiden, nur „ein weiteres Tolkien-Projekt“ zu werden. Wie auch immer, er ist natürlich einer (oder vielleicht sogar DER) Meister dieses Genres, sodass es schwer ist, nicht in irgendeiner Form mit ihm in Verbindung zu stehen. Wenn wir über Drachen oder Elfen reden, klar, da bin ich bei Tolkien. Aber der Kern meiner Welt und die Dinge und Gefühle, die ich ausdrücken möchte, stehen definitiv nicht in Verbindung mit der Arbeit von Tolkien.

Du hast also, anstatt ein bestehendes Konzept aufzugreifen, eine eigene Welt erschaffen. Kannst du uns bitte in dieses Konzept einführen?

Das Land der Fünf Jahreszeiten ist sehr wichtig für mich. Teile davon sind eine reine Erfindung meinerseits, ich kann dort meiner Phantasie freien Lauf lassen. Andere Teile sind von alten Fantasy-Filmen, Büchern oder Rollenspielen inspiriert. So drücke ich diesen Einflüssen gegenüber meine Bewunderung aus. Der letzte Teil ist inspiriert durch echte Personen und die Ereignisse meines täglichen Lebens, durch die Familie oder Freunde, gute und schlechte Momente. All dies kommt im Land der Fünf Jahreszeiten zusammen.

Erang - Karte - 2017

Die von ERANG selbst gestaltete Karte – „Land of the Five Seasons“

Vor einigen Tagen hast du die Meldung veröffentlicht, dass „The First Age“ vermutlich das letzte Album für eine lange Zeit sein wird. Erzähle uns bitte etwas über deine Pläne für die Zukunft?

Im Moment durchlebe eine Art künstlerischer Depression (oder auch nur eine Depression), wenn man das so sagen kann. Ich muss weiterhin jeden Tag arbeiten und erschaffen (Musik oder Zeichenkunst), aber ich weiß noch nicht, was ich genau machen will und in welche Richtung es gehen wird. Also werde ich die Zeit diese Arbeit machen lassen, und wir werden sehen, was am Ende dabei herauskommt. Ich mache momentan sehr abgefahrene Musik, und ich weiß nicht, ob ich diese jemals veröffentlichen werde. Ich weiß es wirklich nicht.

Wie wird es denn mit deiner Fantasy-Welt weitergehen? Wirst du diese für andere Projekte nutzen, beispielsweise für ein Buch?

Ich habe schon in mehreren Interviews gesagt, dass ich an einem Buch arbeite. Aber, wie ich dort auch schon erwähnte, ein Buch zu schreiben ist ein langer und harter Weg und ich suche immer noch nach einer Herangehensweise die Geschichte so zu erzählen, wie ich es mir vorstelle. Um es kurz zu machen, ich muss einen Weg finden ein „Dungeon Synth Buch“ zu schreiben, da ich eigentlich keine klassische Novelle verfassen möchte. Aber selbst wenn ich wollte, vermutlich bin ich nicht talentiert genug dazu. Ich bevorzuge es, die Sache nach meinen Vorstellungen umzusetzen und etwas Persönliches zu schaffen. Aber im Moment ist diesbezüglich nicht wirklich etwas geplant. Ich würde außerdem gerne mehr Videos produzieren, wie es es hier beispielsweise getan habe.

Was ist deine Meinung bezüglich der modernen Welt, des modernen Europas, des modernen Frankreichs?

Ich bin sehr nostalgisch, wenn es um meine Kunst geht. Aber ich lebe definitiv nicht in der Vergangenheit oder, noch schlimmer, in einer goldenen fiktiven Vergangenheit, welche in Wahrheit nie existiert hat. Deshalb habe ich keine definitive oder generische Meinung über die moderne Welt. Manche modernen Dinge sind großartig, andere nun mal nicht. Selbiges gilt für die Vergangenheit. Es ist ja nicht so, dass moderne Dinge automatisch gut oder schlecht sind. Und außerdem waren heutige „klassische“ Dinge seinerzeit auch mal modern, nur halt vor vielen Dekaden. Der Gedanke, dass es eine goldene Zeit gab, in der alles gut und schön war, ist meiner Meinung nach ein Irrglaube und zeigt meistens, dass die Leute Ängste haben, mit denen sie nicht umgehen können.

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Quelle: Interview mit Erang, Herbst 2017
09.10.2017

Stellv. Chefredakteur

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1 Kommentar zu Erang - Kein weiteres Tolkien-Projekt

  1. Winterpercht sagt:

    Danke dafür! Erang ist natürlich als Vielveröffentlicher bekannt, dennoch taugt das meiste von ihm durchaus. Ich bin jedenfalls gespannt, ob ihr noch mehr zu dem Thema bringt. Ach ja, vergesst das Synthwave-Special nicht, da kommt auch nachwievor ziemlich cooles Zeug! 😀