Korn - Interview mit Head
"Leiden hat uns geholfen!"

Interview

Du hast ja schon einige musikalische Einflüsse genannt. Was hat dich, rein auf dein Gitarrenspiel bezogen, inspiriert?

Randy Rhoads (QUIET RIOT und OZZY OSBOURNE) und Eddie Van Halen, aber auch Georg Lynch von DOKKEN, den habe ich jahrelang sowas von verehrt. Bezogen auf den KORN-Sound waren das dann eher FAITH NO MORE, RAGE AGAINST THE MACHINE, SEPULTURA und PANTERA … wer noch, ach ja METALLICA (lacht), wie bei sicherlich allen. RAGE AGAINST THE MACHINE haben mich mit ihren Liveshows inspiriert, die Energie war der Wahnsinn.

Was hältst du von PROPHETS OF RAGE, das ist ja ohne Zack de la Rocha, dafür mit Leuten von PUBLIC ENEMY und CYPRESS HILL. Wie stehst du zu so Ablegern, kann man damit die Energie von RAGE AGAINST THE MACHINE heutzutage überhaupt noch wiederbeleben?

Live habe ich sie bis jetzt noch nicht gesehen, aber ich würde mal sagen: nein. Die wollen nur, hm, also die wollen eben raus und spielen, aber die Energie von früher kriegt man nicht mehr vermittelt. Ich bin ein großer Fan von B-Real und Chuck D, also würde ich es mir anschauen. Aber es ist schon was anderes. Ich dachte Zack wäre dabei?

Bei PROPHETS OF RAGE? Nein.

Aber vor einigen Jahren haben die doch mal zusammen gespielt, oder?

Kann sein, aber nicht in dem Fall. Was mir nicht so gefällt, ist, wenn solche Bands dann die alten Songs von RAGE AGAINST THE MACHINE spielen, dann lieber was ganz Neues.

Die mögen sich nicht mehr so bei RATM, oder?

Keine Ahnung, wahrscheinlich gibt es da viel „rage“ innerhalb der Band.

Verdammt, so eine wichtige Band, so etwas ist immer doof.

Ja, ist es. Hast du schon mal einen Fanbrief an eine Band geschrieben?

Nein, sowas habe ich nie gemacht, aber immer draußen am Bus gewartet und dann auf Autogramme oder ein kurzes Gespräch gehofft.

Du hast doch so viele Tattoos, ist da auch ein Fantattoo dabei?

Nein (krempelt die Ärmel hoch, um detaillierte Einblicke zu gewähren), nur meine eigene Band (lacht).

„Batman-Fan“ im Palladium, Köln im Mai 2014 © N. Schmidt

Beide Arme zieren detailgetreue, bunte Teile aus den Artworks der KORN-Alben „Untouchables“ und „Issues“ sowie einen roten großen KORN-Schriftzug. Außerdem ein sehr schönes Portrait seiner mittlerweile erwachsenen Tochter und eines von Jesus, der Brian nach eigenen Aussagen sein Leben gerettet hat. Auf den Knöcheln seiner rechten Hand steht „Love“ …

… was ist eigentlich mit deiner Band LOVE AND DEATH, du wolltest doch trotz KORN aktiv bleiben. Gibt es da was Neues?

Jepp, wir nehmen ein neues Album auf, noch dieses Jahr. Es ist noch nicht ganz klar, ob es auch dieses Jahr veröffentlicht wird, aber aufgenommen wird es noch 2017. Das ist echt klasse, dass das alles so klappt, wie ich es mir gewünscht habe. Unser Produzent spielt Gitarre bei BREAKING BENJAMIN, und so galt es ziemlich viele unterschiedliche Termine zu koordinieren. Ich bin jetzt schon aufgeregt.

Worauf legst du am meisten Wert, damit das Album gut wird?

Das Wichtigste ist die Chemie innerhalb der Band und die Energie. Und die Atmosphäre, das hast du vorhin gesagt, und das Wort gefällt mir in dem Zusammenhang echt gut (lacht). Und natürlich Riffs, die können ruhig simpel sein. Am wichtigsten ist, dass man etwas dabei fühlt, und natürlich noch die Texte (lacht laut). Du merkst schon, alles ist wichtig.

Max Cavalera hat es mit Riffs richtig drauf – einfach, aber packend.

Ja, das finde ich auch, der weiß echt, wie man auf den Punkt kommt.

Was war die letzte Platte, die du dir selbst gekauft hast?

Da gibt es eine Band namens MY EPIC, die sind aus den Staaten und deren Album heißt „Behold“, gefällt mir echt gut.

Was für Art von Musik ist das?

Rock. Es ist sehr atmosphärisch (grinst), ziemlich hoher Gesang, also höher als normal.

So Richtung AGENT FRESCO?

Nein, nicht so hoch, eher so (singt mir vor, wie hoch genau)

Aber kein Power Metal?

Nein! (macht eine abwehrende Handbewegung)

Du magst keinen Power Metal? Dann haben wir was gemeinsam.

Ja, haben wir, das mag ich wirklich nicht. Es kann schon mal episch sein, aber so dauernd könnte ich mir das nicht reinziehen.

Stimmen wie von Rob Halford gehen auch vollkommen in Ordnung, aber so ganz theatralischer Power Metal, das mag ich nicht.

Du magst also so richtig harten Stoff (macht Gegrowle vor)?

Ja. Hast du übrigens das neue Album von SUICIDE SILENCE schon gehört? Das letzte Album ist schon sehr Richtung KORN und DEFTONES. Die Fans wollten sogar das Album verbieten lassen, weil die Band so weit vom üblichen Weg abgewichen ist. Was meinst du dazu, dürfen Fans so weit eingreifen?

Ich hab das überhaupt nicht verstanden, was da abging. Jetzt ganz ehrlich, was ist falsch an dem Song „Doris“, der ist so hart und echt packend in einigen Momenten. Wahrscheinlich hat es auch was mit Mitch zu tun, der ja leider verstorben ist und über alle Maßen aggressiv und einzigartig gesungen hat.

Kann sein, aber es gab ja schon davor ein Album mit dem neuen Sänger Eddie, welches ironischerweise den Titel „You Can’t Stop Me“ trug. Das war 08/15-Standard-Deathcore, und das neue Material ist jetzt wenigstens mal anders, oder? 

Auf jeden Fall. Und was ist, wenn das Album deren Experiment ist und sie dann beim nächsten Album dadurch zu einem ganz neuen Stil finden? Man muss nicht immer alles gleich runtermachen. Ich mag das Album, sie haben mir ein Album geschickt, und ich mag es. Für mich klingt es weiterhin nach SUICIDE SILENCE, und ich fühle mich sehr geehrt, wenn sie von KORN beeinflusst worden sind. Tolle Typen.

Genau wie mit GOJIRA. „Magma“ ist ein tolles Album, aber ich denke nicht, dass sie damit die Spitze der Fahnenstange erreicht haben. Das ist eher ein Schritt auf dem richtigen Weg zum Ziel. Wahrscheinlich ist erst das nächste Album der richtig große Wurf.

Ja, das ist auf jeden Fall eine Band, die es schaffen kann. Eine Band, die richtig groß werden kann.

Wer von METALLICA nach der Show angesprochen und gelobt wird, der macht etwas richtig.

GOJIRA machen das ja auch schon seit fast 20 Jahren. Ich traue ihnen zu, so groß wie METALLICA zu werden, wirklich. Wenn sie auf dem Pfad „weniger ist mehr“ bleiben und sich weiterhin auf die Songs konzentrieren.

Am Anfang stand das beeindruckende Schlagzeugspiel von Mario zu sehr im Vordergrund, darüber hat eigentlich jeder gesprochen. Jetzt verteilt sich die Stärke besser.

Und jetzt kriegen sie die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

Von mir aus kannst du jetzt was essen gehen. Ich danke dir, für das Gespräch und freu mich schon auf die Show, die sicherlich toll werden wird. 

Na ja, ob das jetzt so toll werden wird (lacht), weiß ich noch nicht. Wir werden sehen.

Wir beenden an dieser Stelle die Aufzeichnungen dieses Gesprächs, das für ein Interview wirklich viel zu unstrukturiert verlief. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass Brian ein echter Musikfan ist und GOJIRA das Potential haben, noch viel mehr zu wachsen. Die Frage, warum KORN auch nach so langer Zeit viele Menschen begeistern und andere Musiker inspirieren, beantwortet sich bei jedem Treffen wieder von selbst. Den Bericht zum Konzert von KORN, HELLYEAH und HEAVEN SHALL BURN in der Hans-Martin-Schleyer-Halle findet ihr hier und den KORN- Diskografie-Check hier.

Galerie mit 22 Bildern: Korn auf dem M'era Luna 2017

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08.04.2017

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