Nightbringer
Interview zum neuen Album "Ego Dominus Tuus"

Interview

Nightbringer

Die US-amerikanischen Black Metaller NIGHTBRINGER gehören seit Jahren zum Spannendsten, was der orthodox-satanische Flügel des Genres zu bieten hat. Das haben die Herren aus Colorado nicht nur auf ihren bisherigen drei Alben „Death And The Black Work“ (2008), „Apocalypse Sun“ (2010) und „Hierophany Of The Open Grave“ (2011) gezeigt, sondern auch auf diversen Splits mit ebenso namhaften Partnern – u.a. SERPENTINAM, NIHIL NOCTURNE, SATURNALIA TEMPLE und nicht zuletzt den exzellenten DØDSENGEL. Mit „Ego Dominus Tuus“ haben NIGHTBRINGER nun kürzlich ihr viertes Full-Length-Album veröffentlicht, auf dem sie wieder einmal zeigen, wer der Chef im Hause Satans ist. Genug Stoff also, um der Band ein paar Fragen über den großen Teich zu schicken – NIGHTBRINGER im Interview zu „Ego Dominus Tuus“:

Nightbringer

Hallo!
Wie war es für euch, „Ego Dominuus Tuus“ aufzunehmen, und wie seid ihr an das Album herangegangen?

Es war herausfordernd, ein bisschen anstrengend, aber am Ende sehr lohnend. Ophis [Gitarrist – Anm. d. Red.] hatte eine sehr genaue, konzeptuelle Vision, auf der das Album basieren sollte, und wir diskutierten und verfeinerten es über eine Zeitspanne von mehreren Monaten. Musikalisch versuchten wir, uns sehr bewusst darüber zu sein, wie wir die Kompositionen arrangierten. Die Gitarren-, Bass- und Keyboard-Lines hielten wir unter Kontrolle und ließen die allgemeinen Strukturen zielgerichteter klingen, mit einer bestimmten Atmosphäre und Vision im Hinterkopf.

Ist diese Herangehensweise eure normale Art und Weise, ein Album zu schreiben, sozusagen „Routine“? Oder geht ihr jedes Album anders an?

Ich würde weder sagen, dass das eine komplett neue Herangehensweise war, noch, dass es sich um reine Routine handelte. Das ist eine verfeinerte Version aus dem, was wir bereits kannten und was wir aus vergangenen Fehltritten gelernt haben. Ich denke, dass insgesamt der Sound und die Vision näher zusammengerückt sind als je zuvor.

Ich will nicht als Arschkriecher erscheinen, aber meiner Meinung nach ist „Ego Dominus Tuus“ das bisher beste NIGHTBRINGER-Album. Es beinhaltet all die Komplexität und die chaotische, mystische Atmosphäre eurer bisherigen Alben, ist aber etwas zugänglicher und, ja, auf seine Weise eingängig. Es hat mehr hintergründige Melodien und mehr Details, die die Aufmerksamkeit des Hörers fordern. Könnt ihr dem zustimmen? Und wie würdet ihr selbst „Ego Dominus Tuus“ im Kontext eurer vorherigen Alben beschreiben?

Ich würde zustimmen, ja. Obwohl es nie die Absicht oder das Ziel gab, zugänglicher oder eingängiger zu sein. Wir wollten einfach ein Album mit einer bestimmten Atmosphäre aufnehmen, die unserer Vision vom Album gerecht wird, etwas klassisch strukturiertes von der traditionelleren Seite unseres Stils. NIGHTBRINGER haben immer eine Mischung aus atonalen oder dissonanten Strukturen und melodischen Moll-Akkorden genutzt, und das ist immer noch der Fall. Aber auf „Ego Dominus Tuus“ sind die atonalen und dissonanten Tonfolgen meist untergeordnet. Wahrscheinlich ist es das, was dem Album das Gefühl von Zugänglichkeit verleiht. Es ist nicht weniger komplex. Eher im Gegenteil. Dies ist das aufwendigste Album, das wir erschaffen haben, und es gibt eine Menge zu entdecken, wenn man genau hinhört.

Nightbringer

Die Musik auf „Ego Dominus Tuus“ scheint einem zugrunde liegenden Konzept zu folgen. Würdet ihr es selbst auch ein Konzeptalbum nennen? Und wenn ja, könnt ihr das Konzept erläutern?

Das Album wird durch ein bestimmtes Konzept vereint, also ja. Das Konzept basiert auf der Verschlüsselung eines bestimmten heiligen Namens, worin eine hierarchische Formel verschleiert ist, bestehend aus drei Teilen, die die drei Phasen auf dem Weg des Großen Werkes darstellen, wenn man sich ihnen auf dem Pfad des Infernalischen nähert. Ohne zuviel über das Thema zu verraten, kann ich sagen, dass das Konzept der Prüfung [„ordeal“, also im Sinne einer religiösen Prüfung – Anm. d. Übers.] zentral für das ist, was wir sagen. Das Album repräsentiert den Pfad der Prüfung, von den transformativen Feuern der Kunst in der Feuerprobe der Unterwelt zur Offenbarung des Dämons gegenüber dem Wächter an der Schwelle und der erschlagenden Sonne des Todes, dem Licht von Luzifer. Die Allegorie ist heilig und hat keine direkte Haltung bezüglich irgendwelcher mundänen Aspekte der Kreation eines Albums. Es soll einen spirituellen Prozess und die höchsten sprituellen Bestrebungen reflektieren.

Und ist das Cover-Artwork an dieses Konzept gebunden?

Das Cover-Artwork ist eine direkte Repräsentation der hierarchischen Trinität, von der ich gerade erzählte. Es gibt drei verschiedene Aspekte, dargestellt sowohl in Formen als auch in Lettern. Die Bilder von jedem einzelnen stehen natürlich in direkter Verbindung mit der jeweiligen Phase auf dem Pfad und dem heiligen Symbolismus, der damit assoziiert wird. Das alles kann weiter durch die Texte des Albums beleuchtet werden, aber auch durch Wissen über bestimmte magische Traditionen. Dabei werde ich es belassen.

Nun gut, ein anderes Thema:
Dieses Jahr habt ihr eine Europatour gespielt – und euch auf dieser Seite des Atlantiks live zu sehen, ist ja eine Rarität. [Vor der Tour gab es lediglich einen Gig in Europa, auf dem Under The Black Sun Festival vor ein paar Jahren. – Anm. d. Red.] War es eine willentliche Entscheidung, nur wenig live in Europa (oder allgemein?) zu spielen, oder waren andere Faktoren wie die finanzielle Seite auch im Spiel?

Wir waren immer begierig, auch in Europa zu spielen. Das war einfach eine Sache des Finanziellen und der Logistik. Erst vor kurzem wurde die Nachfrage nach Liveshows von uns groß genug, um es uns möglich zu machen, diese Schwierigkeiten zu meistern. Wir werden auch in der nahen Zukunft wieder auf europäischen Boden zurückkehren.

Und wie war es für euch, in Europa live zu spielen? Ist es eurer Erfahrung nach sehr anders als in den USA zu touren bzw. zu spielen?

Es war superb. Wir liebten die Tour durch Europa und fanden sie befriedigender als unsere typischen Erfahrungen hier in den Staaten. Die Fans sind unserer Erfahrung nach ganz anders, sie investieren mehr in die Musik und sind dem Black Metal im Allgemeinen mehr hingegeben.

Nightbringer

Und ein letztes Thema:
In all den Jahren, die ihr nun aktiv seid, habt ihr nicht nur Alben veröffentlicht, sondern auch eine Menge Splits. Gibt es einen bestimmten Grund dafür? Und wie sucht ihr (normalerweise) die Splitpartner aus?

Die Splits waren das Ergebnis von naher Verwandschaft und Gemeinsamkeiten zwischen uns und den anderen involvierten Bands. Es schien einfach in allen Instanzen so, als würden sich diese Kollaborationen als interessant erweisen.

Und habt ihr einen „Traum“-Splitpartner?

Ja, aber das wird schon diskutiert, deshalb werde ich dazu erstmal meinen Mund halten.

Und wie wird die nähere Zukunft für euch aussehen? Gibt es schon Pläne?

Wir haben schon damit angefangen, für zukünftige Veröffentlichungen zu komponieren. Das ist alles, was ich im Moment sagen kann.

Last, but not least, da es dem Jahresende entgegengeht, eine „Bonusfrage“: Welche bisherigen Black-Metal-Veröffentlichungen aus dem Jahr 2014 kannst du empfehlen?

SINMARA – Aphotic Womb.
ABIGOR – Leitmotif Lucifer.
KRIEGSMASCHINE – Enemy Of Man.
SVARTIDAUÐI – III.XX.MMX.
FUNEREAL PRESENCE – The Archer Takes Aim.

Das war es soweit. Vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten. Die berüchtigten letzten Worte gehören natürlich dir …

Pete solem in domo Erebi.

Auf der Bandcamp-Seite von NIGHTBRINGER könnt ihr euch „Ego Dominus Tuus“ komplett im Stream anhören!

06.11.2014

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