Nothgard
Dom im Interview: "Da brechen Heizkörper ab."

Interview


Zeitaufwendig ist es ja sowieso schon. Aber gerade wenn man in mehreren Bands ist, gerät NOTHGARD da manchmal auch etwas ins Hintertreffen? Vor allem, wenn die andere Band schon etwas größer ist?

Dom: Ja, natürlich. Wir haben immer mal wieder Fans hier, die kommen, weil sie mich von EQUILIBRIUM kennen. Ist aber nicht schlimm. Aber wir arbeiten schon dran, mit NOTHGARD aus dem Schatten von EQUILIBRIUM rauszukommen. Aber ich bin EQUILIBRIUM auch für Vieles dankbar und auch Einiges schuldig. Wir haben gemeinsame Tourneen gespielt, das war auch so ein Zeitgrund. Ich wusste nicht, ob ich so einfach acht Wochen am Stück auf Tour gehen kann. Also haben wir vier Wochen mit beiden Bands draus gemacht. Da musste ich zwar zweimal am Abend spielen, aber naja. Das war eigentlich auch ganz gut. Eigentlich sollte diese Tour jetzt ja komplett unabhängig von EQUILIBRIUM sein. Ist sie auch –

Wir beide: ABER… (wir lachen)

Dom: Der KALMAH-Sänger ist krank geworden. Wir wissen selbst nicht genau, was er hat, aber es klingt schon ernster. Dann saßen wir eben da und dachten, „Fuck! Was machen wir denn da?“. Headliner-Sänger fällt aus. Dann habe ich Donnerstagabend Robse angerufen und meinte „du, mega scheiße (lacht), kannst du einspringen?“ Er sagte „ja, OK, gib mir mal zehn Minuten. Ich lass mir das durch den Kopf gehen.“ Und dann hat er es tatsächlich gemacht. Das hat wirklich die Tour gerettet, muss ich sagen. Ich würde schon sagen, dass er einen guten Anteil dazu beigetragen hat, dass weiterhin so viele Leute da waren. Wir hatten immer super besuchte Konzerte. Aber an der Stelle darf man Pether von BURN DOWN EDEN nicht vergessen. Der ist auch sehr kurzfristig eingesprungen, tatsächlich innerhalb von 24 Stunden. Er hatte natürlich den Vorteil im Vergleich zu Robse, dass er ein riesen KALMAH-Fan war.

Und die Lieder kannte.

Dom: Und die Lieder kannte. Und Robse kannte keine Lieder und musste sich dann halt jetzt im Tourbus hinsetzen und hat die ganze Zeit geübt. Wir hatten noch überlegt, lassen wir uns einen Teleprompter schicken? Aber das haben wir dann auch bleiben lassen. Wir hatten auch unfassbares Glück, dass in diesem riesen Bus, den wir da haben – für 26 Leute – noch jemand drin sein darf, wovon ich nicht dachte, dass das geht.

Dom mit Nothgard, live in Berlin

Ein weiterer Punkt hier in Berlin war ja die Halle, die aus Brandschutzgründen gesperrt wurde. Ihr habt euch aber jetzt soweit mit dem kleineren Raum arrangiert, oder?

Dom: Ja, das war auch nicht so ganz glücklich, wie das gelaufen ist. Aber was willst du machen? Wir standen dann eben wieder vor einer Entscheidung. Sollen wir das Date komplett canceln und einen day off machen? Aber day off bei zehn Shows – eigentlich kein Muss. Oder sollen wir das Routing ändern? Wir hatten dann auch ein paar Angebote, die aber sehr weit weg waren. Der Kosten-Nutzen-Faktor wäre echt dahin gewesen. Dann fährst du mit so einem Nightliner – der ist ja nicht billig – einmal quer durch die Republik und am nächsten Tag wieder zurück, denn die anderen Shows waren ja bereits bestätigt. Und die Werbemittel – alles war fertig. Dann dachten wir, lass uns hier bleiben, dann wird wenigstens die Bude voll.

So ganz bin ich noch nicht durchgestiegen, was du auf der Tour eigentlich alles machst. Die Promo hattest du ja gemacht, oder sogar das Booking? Also wie genau hängst du da jetzt drin?

Dom: Äh, sehr tief (lacht). Die ganze Tour ist mein Baby gewesen. Wir haben auf der 70000 Tons of Metal dieses Jahr mit den KALMAH-Jungs gesprochen. Ich dachte, es wäre cool, wenn wir was zusammen machen. Wir waren mit EQUILIBRIUM auf dem Schiff. Dann haben wir gesagt, lass uns so eine Art Melodic Death Metal-Ding machen. KALMAH und NOTHGARD passen ja super zusammen. Und dann haben wir das gemacht. So eine Tour ist natürlich ein unfassbar großer Aufwand. Gebooked haben wir das nicht, das hat die Bookingagentur von NOTHGARD gemacht, Rising Talent beziehungsweise Rock The Nation. Aber sämtliche Bandsachen, eben mit KALMAH, HERETOIR und LOST IN GREY, liefen dann alle über mich. Auch die ganze Preproduction.

Ab September habe ich dann unseren Tourmanager ins Boot geholt. Der hat dann noch diese ganzen technischen Spezifikationen eingeholt. Die letzten Infos. Das Ganze ist ja sehr weit gefächert. Wann kannst du rein? Wie lange kannst du am Tag zuvor stehen bleiben? Du brauchst Busstrom. Dafür musst du Starkstrom nehmen. Mindestens 3 X 16 Ampere, und 32 sind natürlich super… und lauter solche Sachen. Wer ist Veganer? Wer hat eine Allergie? Wie viel Essen? Und so weiter und so fort. Das haben wir dann zusammen noch gewuppt. Ich glaube, das waren fast 1000 E-mails (lacht). Deswegen lag mir auch sehr viel daran, dass wir diese Tour durchziehen. Aber auch den KALMAH-Jungs.

Galerie mit 14 Bildern: Nothgard auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Janne, mit dem du ja vorhin das Interview hattest, rief mich dann an: „Äh, Scheiße, wir haben ein Problem.“ Ich hatte erstmal einen kleinen Herzinfarkt. Wirklich so ca. zwei Stunden, bevor ich mich auf den Weg zum Nightliner machen wollte. Was können wir machen (seufzt)? Dann haben wir gesagt, jetzt überlegen wir nochmal eine halbe Stunde und dann treffen wir eine Entscheidung. Er hat dann auch gemeint, das wäre jetzt für deren Fans scheiße, wenn wir alles canceln. Wir wollten uns lieber was überlegen, mit dem wir alle zufriedenstellen konnten. Dann kam eben diese Idee mit Robse. Er hat einen Namen. Es wird trotzdem cool. Und ja, es war echt eine super Entscheidung und es lief alles perfekt bis jetzt. Also, es war zwar unfassbar viel Stress… (lacht).

Man glaubt garnicht, was alles passieren kann. Man denkt, es läuft, dann kommt der nächste Scheiß. Mittlerweile habe ich da auch einen ganz anderen Bezug zum Tourmanagement. Früher dachte ich mir immer, Mensch, wieso ist der Tourmanager immer so pissig (lacht)? Aber jetzt verstehe ich das. Wenn du 26 Leute hast, die dann doch gerne mal trinken, und so weiter… Dann passieren halt die dümmsten Sachen. Auf die käme man nicht, selbst wenn man sie aktiv planen wollte. Da brechen Heizkörper ab, oder… also nichts Schlimmes, wir konnten alles lösen. Jetzt sind wir beim drittletzten Tag, und wenn‘s weiter so gut läuft…

Den Rest kriegt ihr auch noch rum.

Dom: Ja. Und wir werden das auch wieder machen. Wir haben schon gesagt, vielleicht im Sommer oder so.

Braucht man da erstmal Urlaub? Also, kann man wahrscheinlich garnicht nehmen, aber bräuchte man vielleicht schon.

Dom: Ja, man bräuchte schon. Also mittlerweile geht’s. Ich bin jetzt soweit, dass ich meinen Kopf auch ausschalten kann. Aber eine Show war dabei – ich möchte jetzt nicht nennen wo –da ist so viel Mist an dem Tag passiert, hinter den Kulissen. Das ging mir live immer bei den Solos durch den Kopf. „Oh nein, und das noch und das noch… (lacht)“. War schon schwierig, muss ich sagen. Aber haben wir gewuppt. Auch die Travel-Party [die Mitreisenden, Anm. d. Red.]. Alle Leute sind super. Wir hatten jetzt nicht die größte Crew dabei, sondern nur vier Leute. Beim Load-in und Load-out war die klare Ansage: Wir müssen alle mit anpacken. Und das kappt 1A. Wir hatten sogar einen Termin, da sind wir um 23:45 mit KALMAH fertig geworden, und um 00:00 ging es raus. In 15 Minuten alles abgebaut, der Load-in fertig, ich dachte, ich spinne. Sowas habe ich noch nie gesehen. 26 Leute können sowas schnell machen, und es hat geklappt.

Das wär’s dann eigentlich. Hast du denn sonst noch was loszuwerden?

Dom: Ich möchte mich auf jeden Fall bedanken, auch für die Promo von eurer Seite. Und natürlich bedanken wir uns bei den NOTHGARD-Fans. Allen, die jetzt auf der Tour waren und noch kommen, für deren Support. Es hat einfach mega Spaß gemacht und wir sind sehr dankbar. Da kann ich, glaube ich, auch für KALMAH sprechen. Dass die Leute das so gut aufgenommen haben, obwohl es natürlich nicht der Plan war, ohne Pekka zu spielen. Das ist ganz klar. Aber wenn ich dann mit den Leuten gesprochen und in die zufriedenen Gesichter geblickt habe, denke ich, dass es gepasst hat, und dafür sind wir auch sehr dankbar.

Danke dir für das Interview!

Dom: Ebenso!

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15.12.2017

headbanging herbivore with a camera

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