Octinomos
Octinomos

Interview

OctinomosIch könnte mir denken, dass du die Frage wahrscheinlich schon tausendmale beantwortet hast, aber ich bin trotzdem neugierig und hoffe, dass du ein paar Worte darüber verlieren wirst. Soweit ich weiß bist du das einzige „Bandmitglied“. Wie schaffst du es, die ganze Arbeit in den Griff zu bekommen ? Und warum in aller Welt kannst du all diese Instrumente spielen ?

Stimmt, ich bin das einzige Mitglied bei Octinomos, aber es ist kein großes Problem, die Zeit für´s Songwriting zu finden. Eigentlich finde ich es sogar wesentlich einfacher, es selbst zu tun, als mit einer ganze Bands an Songs zu schreiben. Ausserdem ist da der nicht zu vernachlässigende Vorteil, dass ich alles so machen kann, wie ich will. Bezüglich der Frage, warum ich all die Instrumente spielen kann… nun, ich weiß nicht – ich übe und versuche, mein bestes zu geben. Schön, dass du es zu schätzen weißt.

Was macht dir am meisten zu schaffen, wenn du eine neue CD veröffentlichen willst ? Das Geschäftliche ? Die Aufnahmen ? Oder doch das Songwriting ?

Tja, ich weiß nicht so recht, das geschäftliche Zeug kostet nicht so viel Zeit, da ich mich kaum darum kümmere. Das Songwriting ist wahrscheinlich das interessanteste und zugleich der zeitraubendste Teil meiner Arbeit. Die Aufnahmen dauern für gewöhnlich nicht sehr lange – ein paar Tage oder so. Die Lyrics brauchen auch ihre Zeit, aber im Endeffekt dürfte die meiste Zeit für das Komponieren und die Arrangements draufgehen.

Wenn du dir mal die Verkaufszahlen deiner letzten CD ansiehst – glaubst du, es ist die ganze Arbeit wert ? Oder gibst du einen Dreck auf diese Zahlen und findest deine Erfüllung darin, die Musik zu veröffentlichen, die du willst ?

Ich weiß nicht, wie oft sich mein letztes Album verkauft hat, ich hab bis jetzt nicht nachgefragt. Ich denke, ich sollte das mal tun, aber ich hatte bis jetzt wirklich keine Zeit dafür und ausserdem mag ich es aus vielerlei Gründen nicht sonderlich, über Geld zu reden. Was die Musik angeht – ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich das noch länger durchziehen will. Es ödet mich an, abgezockt zu werden, wenn ich etwas geschrieben habe. Vor ein paar Jahren habe ich es genossen, etwas zu veröffentlichen, auch wenn ich eigentlich nur Musik komponiert habe, um meine Emotionen stabil zu halten, aber die letzten Jahre waren ziemlich ärgerlich. Ich dachte, etwas auf den Markt zu bringen, das keine langweiligen Lyrics und vielleicht sogar ein paar neue Ideen hier und da hat, wäre eine gute Idee und würde vielleicht einige Leute motivieren oder inspirieren, aber wie immer sind da welche, die das Konzept zerstören und eine verwässerte Version aus dem machen, was ich eigentlich wollte. Es würde mich nicht so ankotzen, wenn sie nicht darauf bestehen würden, es mit Klischees und anderem unnötigen Müll zu vermischen, aber da das immer wieder passiert, denke ich darüber nach, meine Ideen auf anderen Wegen zu realisieren.

Manche Leute, mit denen ich mich über deine letzte CD unterhalten habe, haben einige Bedenken bezüglich deiner Ansichten in den Lyrics gehabt. Es scheint, als würdest du nicht wirklich ein Menschenfreund sein. Kannst du erklären, was du mit deinen Texten ausdrücken willst und was du wirklich über die Menschheit denkst (das schließt natürlich auch deine Freunde und dich selbst ein) ?

Nun, ich denke, ich werde das nicht direkt beantworten, stattdessen werde ich einen Ausblick auf das nächste Octinomos Album geben. Nachfolgend kannst du ein Statement lesen, das ich für die kommende CD „Fuckhole Armageddon“ geschrieben habe, welche hoffentlich im Januar auf den Markt kommen wird. Es macht deutlich, was ich über Menschen denke und warum…



„Ich schreibe dieses Statement, auch wenn es dem widerspricht, wofür dieses Album steht. Ich schreibe es, weil ich weiß, dass sich Menschen höchstens zwei Minuten Zeit nehmen um nachzudenken, und ich schreibe es in der Hoffnung, dass ich wenigstens die doppelte Zeit deiner Aufmerksamkeit bekomme. Es ist hauptsächlich geschrieben, um diejenigen zu erleuchten, die sich selbst fragen, warum ich gerade dieses Cover wählte und was das rechtfertigen könnte. Ich versuche nicht zu schocken oder irgendjemanden zu beeindrucken; das Album reflektiert, wie ich über das Leben, die Leute und die Welt denke – wie du vielleicht bemerkt hast, bin ich nicht allzu begeistert von alledem. Ich denke, dass dieser Planet ein abgefuckter Ort ist und alle Menschen, die hier leben, Müll sind. Ich bin zu diesem Schluß gekommen, als ich mir angesehen habe, wie wir mit uns selbst und unserer Umwelt umgehen – um ehrlich zu sein macht mich das alles ziemlich krank. Ich bin wirklich kein böser Mensch, aber trotzdem würde ich es gerne sehen, wenn die Menschheit ausgelöscht werden würde. Im Moment (wie auch in der Vergangenheit) leben wir unter strikter Kontrolle einer elitären Gruppe von Arschlöchern, welche historisch gesehen als Götter, Könige und Politiker bekannt waren. Jetzt allerdings haben wir den absoluten Tiefpunkt erreicht, jetzt wo unsere barmherzigen Führer unter dem Namen Journalisten bekannt sind – wobei das, wie an jedem anderen Punkt in der Vergangenheit, auch wieder nur ein anderer Name für „Diejenigen-die-die-Märkte-kontrollieren“ ist. Ich hasse sie aufrichtig – diejenigen, die erdachte Nachrichten, gedruckte Lügen und ärmlich geschriebene Artikel verfassen, obwohl sie nicht die geringste Ahnung von alledem haben. Wir sahen in den letzten Jahren einen Aufruhr gegen politische Unkorrektheit und dagegen, dass man uns in unserer freien Meinungsäusserung einschränkt, nur um den „Meinungsmachern“ selbst Vorschub zu leisten, damit sie uns nun problemlos Ansichten eintrichtern können, von denen sie denken, dass sie richtig für uns sind – vorzugsweise natürlich solche, die ihre Auflage oder Quoten steigern.

Die Ironie dabei ist, dass sie selbst uns noch vor wenigen Jahren vor einem Rechtsruck warnten. Ich kann mich noch erinnern, wie alles begann – wir konnten damals überhaupt keinen Rechtsruck verspüren; natürlich waren auch hier einige Rechtsradikale, aber die waren schwerlich als Gefahr zu betrachten. Aber jetzt haben wir eine Menge von ihnen hier. Ich habe zwar noch keinen von ihnen in den Strassen gesehen, noch habe ich etwas davon gesehen, was sie tun, aber ich habe von ihnen in den Medien gehört/gelesen. Ich bin nicht einmal sicher, ob sie überhaupt existieren, und ich schere mich immer weniger darum, je mehr in den Medien darüber berichtet wird. In einer Sache muss ich der Presse allerdings zustimmen – wir sollten besorgt sein. Da ist eine besorgniserregende Bewegung im Gange, aber ich spreche nicht von Skinheads oder religiösen oder nationalistischen Spinnern, sondern von den Journalisten, die in der Tat die Kontrolle über diese Welt mehr und mehr übernehmen. Sie setzen jede Woche neue moralische Standards und verbreiten Lügen über alles und jeden, der sich weigert, mit ihren Ansichten konform zu gehen. Bevorzugterweise tun sie das, indem sie Fragmente aus Texten oder Statements herausnehmen und sie dann ihren Vorstellungen entsprechend in einem völlig anderen Kontext verwenden. Diese Methode wurde und wird auch von religiösen Fanatikern angewandt, um heilige Schriften ad absurdum zu führen und ihren Zielen entsprechend einzusetzen. Selbstverständlich gibt es einen Weg, um dies zu bekämpfen; man könnte die Menschen ermuntern, die Medien stärker zu hinterfragen, aber die meisten von ihnen genießen es lieber zu verurteilen statt zu denken. Wenn ich Gegenstand eines solchen Vorfalls wäre, zum Beispiel wenn jemand Fragmente aus diesem Statement entnehmen würde, um mich als jemanden darzustellen, der ich nicht bin, würde ich einfach seinen Namen und seine Adresse mit einer kurzen Erläuterung, was er getan hat und was ich darüber denke, auf meinem nächsten Album abdrucken.

Als Künstler kann ich mir diesen Luxus leisten, aber die meisten können das eben nicht. Klar weiß ich, dass ich dafür haftbar gemacht werden könnte und eventuell Schadensersatz leisten müsste, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dies ausreichen würde, um denjenigen davon abzuhalten, so etwas jemals wieder zu tun. Es ist absolut krank, dass unsere Gesetze diese Lügner beschützen und stattdessen jedem einen Strick drehen, der sich dagegen wehren will… es ist verrückt, dass es soweit kommen konnte. Aber ich denke, es ist der blinde Ehrgeiz dieser dreckigen Politiker, der die Presse davor schützt, jemals Konsequenzen aus ihren Taten ziehen zu müssen. Vielleicht werden sie sich doch irgendwann dafür rechtfertigen müssen, da die Macht immer nur für eine gewisse Zeit in der Hand weniger ist und es immer einen gibt, der darauf wartet, auftauchen zu können und die Kontrolle der Märkte an sich nehmen zu können. Tatsächlich ist dies bereits im Gange – jeder kann heute eine Homepage machen. Das ist lediglich der Anfang. Und wenn jede Page eine andere Geschichte erzählt, werden die Menschen eventuell aufhören, jedem „Journalisten“ zu glauben, und dann wird ihre Macht wegbrechen und wir werden etwas neues sehen. Wer weiß ? Vielleicht sind die Internet Service Provider die nächste große Macht ? Aber in einem bin ich mir sicher – die Worte aus dem Mund der Journalisten werden ganz anders klingen, wenn sie keine selbsternannten und selbstgerechten Götter mehr sind, sondern nur noch normale Menschen. Nun, das war schon alles, was ich zu sagen habe – fuck the world and all people on it. Mich kotzt dieses Theater sowas von an, ich hoffe, ihr werdet alle sterben.“

(Anm.d.Red: Hm, ziemlich seltsame Antworten… ich hoffe, ich habe die Übersetzung sinngemäß hinbekommen. Im Zweifelsfall solltet ihr euch selbst nochmal an den Verfasser wenden)

Es wäre nett, wenn du mit etwas über deine neue CD erzählen könntest. Ist sie ähnlich wie „Welcome to my planet“, mit all der Intensität und Brutalität, oder hast du dich… „weiterentwickelt“ ? (argh, das böse Wort 🙂

Das neue Album ist bereits aufgenommen und fertig zur Veröffentlichung. Ich mag die Songs und bin ganz glücklich mit den Aufnahmen. Die Produktion ist besser. Stilmäßig ist sie ähnlich – ziemlich schnell und energiegeladen. Wenn du also die alte mochtest, wirst du die neue wahrscheinlich auch mögen.

Wie sieht es mit deiner Motivation im Moment aus ? Werden wir noch ein oder zwei Alben sehen ? Bist du oder warst du jemals dieser Art von Musik verfallen ?

Ich weiß nicht, ob ich jemals lediglich einer Musikrichtung verfallen war. Ich mag viele unterschiedliche Musikarten, und ich schreibe auch Songs in vielen verschiedenen Stilrichtungen. Ich bin in ein paar anderen Bands, wie zum Beispiel der Industrialband Puissance und einem anderen Black Metal Projekt mit dem Namen Parnassus. Davon abgesehen bin ich noch in meiner Drum´n Bass Band TripWire involviert, aber das ist wieder was ganz anderes. Ich mag beide Richtungen etwa gleich gerne. Aber um auf deine Frage zurückzukommen – ja, ich werde noch einige Octinomos Alben herausbringen, naja wenigstens das, das schon fertiggestellt ist. Danach werd ich mal weitersehen. Es kommt ganz darauf an, wie die Reaktionen auf die CD sind, und damit meine ich nicht die Verkaufszahlen… aber das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht.

Wie waren denn die Reaktionen der Presse auf dein letztes Album ? Waren sie eher kritisch oder gar begeistert ?

Ich gebe nicht sonderlich viel darauf, was die Medien denken. Du hast sicher bemerkt, dass ich sie nicht sonderlich mag. Aber scheinbar mögen sie das Album. Ich habe für gewöhnlich acht oder neun Punkte auf einer Skala von zehn bekommen.

Wie sieht es mit deiner Freizeit aus, bzw. hast du überhaupt welche ? Viele Leute, die ich kenne, verschwenden ihre Zeit mit Computerspielen oder Filmen… wie sieht´s bei dir aus ?

Ich habe kaum Freizeit und das bisschen, das ich habe, nutze ich üblicherweise für Gespräche oder für angestrengtes Faulenzen. Manchmal sehe ich mir auch Filme an, aber ich mag diese Filme nicht, die dich zum Nachdenken bringen wollen. Das ist normalerweise immer nur dogmatischer Müll und neigt dazu, mich anzuöden. Ich mag viel lieber richtig schlechte Filme, die kein nennenswertes Drehbuch oder Story haben. B Movies, die nur so vor sich hinplätschern und dir die Möglichkeit lassen, andere Dinge nebenher zu tun oder dich zu unterhalten. Wahrscheinlich weil sie mich nicht anstrengen… naja, ich hab wirklich keine Ahnung, warum ich die gerne sehe.

Puh… ein aussergewöhnlicher Mensch mit aussergewöhnlichen Ansichten. Wäre sicher interessant, sich weiter mit ihm zu unterhalten. Wobei… Drum´n Bass ? Nunja…

30.03.2002

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