Orden Ogan
Im Gespräch mit Frontmann Seeb zu "To The End"

Interview

Orden Ogan

In Teilen Europas als die Retter des Power Metals gefeiert, können sich ORDEN OGAN hierzulande immerhin über Platz 41 der Media Control Album Charts freuen, denn auf diesen Platz ist das aktuelle Album „To The End“ eingestiegen. Bandgründer und Frontmann Seeb hält diesen Erfolg für gerechtfertigt.

 

Mit „To The End“ habt ihr ein extrem starkes Album veröffentlicht, das ohne den geringsten Zweifel die Speerspitze der besten Heavy-Metal-Alben des Jahres anführt. Hand aufs Herz: Wie fühlst du dich mit dem neuen Material, das für dich als Musiker mittlerweile ja auch schon ein paar Tage alt sein dürfte…?

Vielen Dank für die Blumen. Ich fühle mich ehrlich gesagt auch jetzt, kurz nach der VÖ wirklich ganz ausgezeichnet mit dem neuen Material. Wir hatten mittlerweile schon Gelegenheit einiges davon live zu erproben, und ich finde sowohl live als auch auf Platte machen die Songs durchweg eine super Figur. Mann muss aber auch anmerken, dass wir ja – wie immer – wieder sehr lange an Songs, Arrangements und Produktion gearbeitet haben, bis das Ergebnis zumindest in unseren Augen nahezu perfekt ausgefallen ist. Ich würde auch jetzt nichts mehr daran ändern wollen… Naja, außer vielleicht… (fängt an zu lachen)

Ursprünglich sollte das Album bereits im April erscheinen, die Veröffentlichung wurde dann aber recht kurzfristig auf Ende Oktober verschoben. Warum? Lag diese Entscheidung in deinen Händen oder vielleicht sogar daran, dass fast alle bisherigen Mitglieder aus der Band ausgestiegen sind? Und inwiefern hat sich der Ausstieg gleich mehrerer Mitglieder auf das Songwriting zum neuen Album ausgewirkt?

Das lag an mehreren Faktoren. Zum einen haben wir wie du bereits erwähnt hast drei Mitlieder verloren (Anm. d. Red.: Drummer Ghnu, Bassist Lars, Keyboarder Nils), weil ORDEN OGAN einfach nicht mehr mit einem „normalen“ Job nebenher zu betreiben ist, wenn du zum Beispiel innerhalb von einem Jahr gute 100 Shows spielst. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir alle immer noch gute Freunde sind. Da gab es keinen Ärger. Es war von allen Seiten eine rationale, wenn auch traurige Entscheidung. Wir mussten also neue Leute finden und diese zum anderen auch einarbeiten. Wenn du dann die erste Deadline nicht gepackt hast, kommen auch andere Probleme dazu – Shows sind gebucht für den Zeitraum wo du eigentlich schon fertig sein solltest mit der Platte, aber noch im Studio sitzt, und letztendlich hat jeder von uns auch noch seinen eigenen Broterwerb. Bei mir waren zum Beispiel bereits andere Bands im Studio gebucht… Generell waren die letzten zwei Jahre in meinem Privatleben echt Scheisse. Alles was schief gehen konnte lief irgendwie schief. Das war auch einer der Gründe, warum ich diesmal fast das ganze Songwriting allein gemacht habe. Es kamen gute Ideen von den anderen, aber ich konnte damit irgendwie nichts anfangen. Ich brauchte das als…sagen wir mal…Therapie. (lacht) Deswegen ist die Platte auch so geworden wie sie geworden ist: schnell, hart, nach vorne und direkt und ohne Umwege auf den Punkt.

Ihr habt im Vorfeld bereits einen Track des Albums als Video veröffentlicht. Der Clip zu „The Things We Believe“ offenbart nicht nur musikalisch eine leichte Affinität zum „Blazon Stone“ Album von RUNNING WILD, sondern auch optisch könnte man euch dort einordnen. Empfindest du solche Vergleiche zu RUNNING WILD bzw. auch zu BLIND GUARDIAN als eher unpassend, oder schmeicheln dich solche Behauptungen auf die ein oder andere Weise sogar?

Ich wusste gar nicht, dass die „Blazon Stone“ in einem postapokalyptischen Eiszeit-Szenario spielt und RUNNING WILD dazu in Mad-Max-Endzeitrüstungen rumgelaufen sind?! (lacht) Weisst du, Journalisten müssen Bands mit anderen vergleichen, damit man sich zumindest gedanklich irgendwo einordnen kann. Das ist vollkommen okay. Natürlich schmeicheln uns Vergleiche mit (alten) BLIND GUARDIAN oder (alten) RUNNING WILD. Ich denke zwar, dass diese Vergleiche eigentlich unpassend sind, weil die Herangehensweise an die Musik eine völlig andere ist. Zum Beispiel sind ORDEN OGAN viel härter und rifflastiger als GUARDIAN, legen mehr Wert auf philosophisch angehauchte Lyrics denn auf Fantasy usw. Ich finde das ist immer so wie EBM mit Techno zu vergleichen. Andersrum freu ich mich natürlich darüber, denn wenn Vergleiche gezogen werden mit Bands, die eigentlich gar nicht sooo ähnlich klingen, dann spricht das für die Eigenständigkeit von ORDEN OGAN.

Einen Kritikpunkt, den ich immer wieder mal höre, wenn ich anfange über ORDEN OGAN zu sprechen, ist, dass viele Verse in den Songs oft etwas schwerfällig und konstruiert wirken. Ist an dieser Kritik etwas Wahres?

Pfff… Das höre ich in der Tat das erste Mal. Für mich ist Songwriting ein ganz natürlicher Prozess. Entweder es fließt, oder eben nicht. Und so bald ich ins Stocken gerate, mache ich an einer anderen Baustelle weiter. Mit Gewalt konstruieren tuen wir nichts. Worauf beziehst du das denn? Das erklär mir mal an Beispielen…!

Der einzige Kritikpunkt, der MIR zu „To The End“ als Album in den Sinn kommt, ist die kurze Spieldauer. Denn wenn man das Intro „The Frozen Few“ und die beiden Neuaufnahmen von „Mystic Symphony“ und „Angels War“ außen vor lässt, sind wir bei knappen 40 Minuten. Was rechtfertigt den Kauf des Albums deiner Meinung nichtsdestotrotz?

Ist ’ne geile Platte, Ha Ha! Und wieso lässt du drei reguläre Albumtracks und damit ca. 15 Minuten außen vor?! „Angels War“ und „Mystic Symphony“ sind zwar Songs, die wir schon seit vielen Jahren live spielen, aber nie auf einer regulären VÖ vertreten waren. Für viele Fans sind diese beiden Songs also brandneu, für die meisten anderen die Songs, die sie sich seit Jahren in einer Albumversion wünschen. Zudem gibt es ja in der Limited Edition noch die komplette Wacken Live DVD 2010 obendrein, und zwei Bonustracks!

Es gibt für „To The End“ auch eine auf 500 Stück streng limitierte Schatztruhe geben. Ich habe es läuten hören, dass das gute Stück bereits im Vorverkauf vergriffen war. Aber inwiefern hattest du als Musiker Einfluss auf diese limitierte Edition und ihren Inhalt? Bist du letztendlich damit zufrieden, dass diese Schatztruhe zum Beispiel eine Schneekugel und einen Schal enthält?

Ich bin mit den Leuten von unserer Plattenfirma AFM im stetigen Kontakt, vor allem mit unserem A&R Timo. Ich denke das ist ein Luxus, den nicht viele Bands genießen. Du kannst also davon ausgehen, dass (fast) alles, was da passiert, vorher durchgesprochen und gemeisam geplant und entschieden wird. In diesem Falle fanden wir es super mal etwas Ausgefalleneres in so eine Special Box beizulegen als immer nur Patches oder Flaggen. Und dass wir drei Wochen vor Release schon komplett damit ausverkauft waren zeigt, dass wir da wohl den richtigen Riecher hatten. (grinst)

Das Albumcover – neben dem Song „The Things We Believe In“ und der Schatztruhe in gewisser Weise ein weiterer Verweis auf RUNNING WILD – wurde erneut von Andreas Marschall angefertigt. Hat Andreas dafür genaue Vorgaben von dir erhalten, oder konnte er sich kreativ entfalten und überraschte mit eigenen Ideen?

Ich sehe ein Andreas-Marschall-Cover nicht als Verweis auf RUNNING WILD – dafür hat er einfach zu viel gemacht in den 90ern – BLIND GUARDIAN, NIGHTWISH, DIMMU BORGIR, SODOM, KREATOR usw. usf. Wir hatten eine Vorstellung davon, wie das Coverartwork aussehen sollte und haben die Andreas so detailliert wie möglich mitgeteilt. Danach klinke ich mich, obwohl ich ein Kontrolfreak bin, diesbezüglich omplett aus. Wenn du mit Ausnahmekünstlern wie Andreas Marschall zusammenarbeitest ist es meiner Meinung nach nur hinderlich ihn mit ZU detaillierten Vorstellungen zu limitieren. Wir haben uns wegen seines unvergleichlichen Talents dafür entschieden das Cover von ihm anfertigen zu lassen – dann soll er sich auch entfalten können!

Du hast für einen neuen Film von Andreas Marschall Filmmusik komponiert. Erzähl mal was es damit auf sich hat.

Das ist korrekt. Wir haben uns mittlerweile ganz gut angefreundet – ich mag Horrorfilme und er meine Art zu komponieren, also lag es nahe, dass wir kooperieren was diesen Film angeht. „Masks“ ist quasi zeitgleich mit unserem Album herausgekommen und eine Art Hommage an Dario Argentos Werke, vor allem „Suspiria“. Wer also klassische Slasherfilme mit Twist ins Übernatürliche mag, sollte definitiv mal reinschauen. Auf dem „To The End“ Digipak gibt es auch den ORDEN OGAN-Song „Masks“, der aus Melodien aus der Filmmusik besteht. Dazu haben wir auch mit dem Maestro selbst gerade noch einen Videoclip gedreht, der bald veröffentlicht wird.

ORDEN OGAN werden die neuen Songs doch mit Sicherheit auch live präsentieren. Wann und wo kann man die Mähne schütteln?

As we speak sind wir gerade mit RHAPSODY und FREEDOM CALL auf Europatour. Am Ende der Tour liegen noch einige Deutschland-Dates an – ich hoffe viele von euch dort anzutreffen! Auch denken wir gerade darüber nach, im Frühjahr eine kleine Headlinertour zu machen – alle News dazu wie immer auf unserer Facebook Page. (http://www.facebook.com/ordenogan)

Bevor wir zum Ende des Interviews kommen, möchte ich dich bitten ein paar Zeilen, die dir besonders am Herzen liegen, von einem der neuen Songs zu zitieren und kurz zu erklären, warum dir gerade diese Zeilen so wichtig sind:

Ich werde immer wieder auf den (vermeintlich) hohen Kitschgehalt der Ballade „Take This Light“ angesprochen, in der es heisst „when you’re feelin cold and sad and thin you can run to the place where the dolphins swim“. Sobald man die Linernotes dazu liest, versteht man auch, dass es eigentlich um eine Frau geht, die in der postapokalyptischen Eiswelt ihr sterbendes Kind im Schnee in den Armen hält und versucht Hoffnung zu geben wo keine Hoffnung mehr ist. Also merken – es ist nicht immer alles so wie es zu sein scheint! (lacht)

Vielen Dank. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit „To The End“!

Dank dir!

Galerie mit 26 Bildern: Orden Ogan - Final Days Show 2023
23.11.2012

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