S-Tool
Daumen nach unten

Interview

Ville Laihiala hat seine alte Band POISONBLACK hinter sich gelassen und mit S-TOOL ein neues Medium am Start, um seine negative Sicht auf die Welt zu verbreiten. „Tolerance 0“ macht trotzdem Spaß, auch Ville und der Band selbst. Ansonsten regiert aber in den Antworten des finnischen Musikers gesunder Pessimismus: Egal ob bei Weihnachten oder der Menschheit insgesamt – der Daumen zeigt nach unten.

Moin Ville! Wie kam es zu der Entscheidung, Deine alte Band POISONBLACK auf Eis zu legen und S-TOOL zu gründen?

Der Grund für S-TOOL ist, dass ich härtere Musik schreiben wollte und musste und sich das mit POISONBLACK nicht richtig angefühlt hätte. Ich fühlte, dass ich komplett neu und ohne Altlasten und Erwartungen anfangen müsste. Eine Band zu formen ohne musikalische Vergangenheit. Als Gitarrist wollte ich außerdem mich selbst herausfordern, anders spielen und Riffs zocken anstatt einfach Akkorde zu schrammeln. Im Grunde genommen also zurück zu dem Kram gehen, den ich mir angehört habe, als ich ungefähr 17 war.

Wie unterscheiden sich beide Bands, abgesehen vom Personal natürlich?

Die zwei größten Unterschiede zwischen beiden Bands sind, dass POISONBLACK melancholischer Rock war und S-TOOL mehr Metal ist. Außerdem ist erstere Band tot und begraben.

Deine Mitstreiter bei S-TOOL sind in der finnischen Metalszene keine Unbekannten. Wie kamt Ihr zusammen, und wie würdest Du das Gefüge innerhalb der Band beschreiben?

Alles kam ganz natürlich zusammen. Vesa Ranta (ehem. SENTENCED-Schlagzeuger, Anm. d. A.) hat mir Aksu Hanttu (Schlagzeug) empfohlen, ich rief ihn an, und der Ball fing an zu rollen. Er wiederum kannte Sami (Leppikangas, Gitarre) und Kimmo („Heavy“ Hiltunen, Bass) und hat sie an Bord geholt. Es hat sich sofort wie eine Einheit angefühlt. Humor, Selbstverachtung, beschissenes Spielen… das sind alles großartige Qualitäten, wenn du weißt, was ich meine. Wir sind uns in diesen Punkten sehr ähnlich, und es hat schon etwas von einer musikalischen Wiedergeburt, mit den Jungs zusammenzuspielen.

Worum geht’s bei S-TOOL?

Musik zu schreiben und zu spielen, die ich mit meinem Herzen fühle und die mir und dem Rest der Band gefällt. Das ist alles, was zählt.

Wie Du ja schon sagtest, sind die Riffs und der Sound insgesamt auf „Tolerance 0“ härter als bei POISONBLACK. Warum?

Ich hatte das Gefühl, der Musik von POISONBLACK nichts mehr hinzufügen zu können. Die Musik, die ich vor dem Ableben der Band geschrieben hatte, sagte mir nichts mehr und gab mir auch kein Gefühl der Befreiung. Es gibt eben diesen großen, hässlichen schwarzen Brocken Scheiße in mir, und die einzige Möglichkeit, ihn loszuwerden, ist schnellere und härtere Musik zu schreiben. Ihn also quasi herauszuschreien.

Trotz dieser anderen Herangehensweise hört man aber stets heraus, dass es ein Album mit Dir ist – was an Deiner Stimme und an dieser speziellen Art von Gesangsmelodien liegt.

Ich bin bloß ein Viertel dieses Kollektivs. Obwohl ich diesen Lärm schreibe, sind es doch wir vier zusammen, die ihn spielen und unsere Persönlichkeiten miteinfließen lassen. Mag sein, dass es mein Name ist und die alten Heldentaten, die ein paar Türen für uns öffnen, aber am Ende des Tages ist es doch das Hier und Jetzt, was zählt.

Der Albumtitel „Tolerance 0“ klingt nicht besonders nett. An wen ist er gerichtet?

Ich denke, dass das Leben und dieser Planet mit der Menschheit so ziemlich am Ende ist. Das Leben wird uns keine Optionen schenken. Wir sind ein Krebsgeschwür mit einem Ego. Uneingeladene Gäste.

Der Daumen auf dem Albumcover zeigt nicht ganz nach unten… gibt es also noch Hoffnung?

Keine Hoffnung, keine Furcht. Ich glaube nicht, dass es Hoffnung gibt, aber da spreche ich nur für mich selbst. Ich versuche, im Jetzt zu leben, da wir uns mit Siebenmeilenstiefeln auf unser eigenes Grab zubewegen, aber es ist schwierig, nicht zu trauern. Glücklicherweise habe ich Musik zu feiern.

S-Tool - Tolerance 0

Du hast ja schon bei POISONBLACK Gitarre gespielt, und das gar nicht mal so schlecht. Was sind Deine Einflüsse?

Meine Einflüsse stammen alle aus dem alten Thrash Metal, weil das die Musik war, die ich hörte, als ich anfing, die Gitarre zu vergewaltigen. Als ich älter wurde, habe ich eher versucht, in mich zu gehen und das zu spielen, was ich in mir fühlte. Technisch bin ich nicht großartig. Ich kenne die Namen der Akkorde und wo ich sie auf dem Griffbrett finde, aber das war’s auch schon. Was den Sound angeht, mag ich schwere, knackige, dreckig klingende Gitarren ohne Overdubs, so dass man die Person spielen hört. So einfach ist das. Ich bin kein Musiker, also kann ich dir auch keinen ausgefallenen Kram erzählen.

Wie steht’s an der Livefront? Was ist da geplant?

Wir werden ein recht arbeitsreiches Jahr haben. Der zweite Teil einer Finnland-Tour, Sommerfestivals, ein paar Shows in Japan, und dann geht es auch schon an die Aufnahmen zum nächsten Album. Spreading the stool – den Stuhlgang verbreiten.

Weihnachten ist ja gerade vorbei – was hast Du in diesen Tagen gemacht?

Immer tiefer ins schwarze Nichts fallen. Ich hasse Weihnachten.

Das war’s auch schon. Irgendwelche warmen Worte an unsere Leser?

Wie ich schon sagte, der Ball ist am Rollen und wird schon bald auf Deutschland und den Rest Europas treffen – hoffe ich jedenfalls. Wenn das also eintrifft, testet uns an. Lasst uns einen Mordsspaß haben. Außerdem möchte ich all jenen danken, die Interesse gezeigt haben oder vielleicht sogar Geld für unser Debütalbum gegeben haben, denn ohne das wäre alles nicht umzusetzen gewesen. Daumen nach unten, Leute!

16.01.2018

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu S-Tool - Daumen nach unten

  1. Snorkfräulein sagt:

    We are waiting in Germany. .Berlin ?