Sabaton
Interview mit Joakim zu "Attero Dominatus"

Interview

SABATON meinen es ernst. Zumindest was ihre Invasionspläne angeht, haben sich die sechs Schweden einen Schlachtplan zurecht gelegt, der sie derzeit und in weiterer Zukunft nicht nur einmal durch Europa führt. Mit ihrem aktuellen Eisen „Attero Dominatus“ und dessen Vorgänger „Primo Victoria“ im Gepäck bringen uns die Veteranen den wahren Metal. Nicht besonders subtil, dafür aber umso wirkungsvoller! Nach einer erfolgreichen Tour im Tross von EDGUY Anfang des Jahres dürften SABATON dem einen oder anderen bereits ein Begriff sein. Sollte dem nicht so sein, dürfte sich das bald ändern, wenn man den großen Plänen von Sänger Joakim Glauben schenkt. Rührt Euch! Weggetreten!

Sabaton

Wie war die Tour soweit?

Großartig. Wir haben bislang sieben Gigs gespielt, es bleiben noch drei. Wir sind schon ein wenig traurig, dass es bald zu Ende geht, denn es war eine tolle Zeit! Das gesamt Package aus SABATON, CUSTARD und einem lokalen Support hat sehr gut funktioniert. Besonders die Klasse der Support Acts hat mich ein ums andere mal wieder überrascht.

Ist es ein großer Unterschied, auf einmal Headliner zu sein – verglichen etwa mit der EDGUY-Tour, als ihr noch Opener wart?

Auf jeden Fall! (lacht) Besonders natürlich, was die Zuschauerzahlen angeht. Es ist unsere erste Headliner-Tour und wir sind überrascht, wie viele Leute den Weg zu uns finden. Unsere letzten beiden Konzerte in Duisburg waren ausverkauft! Damit hatten wir nicht gerechnet. Ich habe gehört, dass Duisburg nicht allzu weit von Oberhausen entfernt liegt. An die Show, die wir dort mit EDGUY gespielt haben, erinnere mich noch gut. Das hat einigen Spaß gemacht. Ich bin gespannt, was heute Abend los sein wird. Im Februar haben wir hier in Stuttgart auf der EDGUY-Tour vor 1500 Leuten gespielt. Die Tour macht wirklich Spaß. Nicht nur die Fans sind klasse, auch mit den Promotern klappt die Zusammenarbeit gut.

„Primo Victoria“ ist jetzt anderthalb Jahre alt. Wie waren denn die Reaktionen auf das Album? Denkst du, dass das Medienecho groß genug war, um so viele Leute auf euch aufmerksam zu machen? Oder liegt die Resonanz, die ihr gerade auf Tour erfahrt, an etwas anderem?

„Primo Victoria“ ist in vielen Märkten eingeschlagen wie eine Bombe. Viele Leute sagten uns ‚Wow, so etwas habe ich seit 15 Jahren nicht mehr gehört – genau so gefällt mir das!‘ Anderen hat dagegen meine Stimme nicht gepasst und sie haben dem Album den Daumen nach unten gegeben. Aber wenigstens haben sie darüber gesprochen. Reviews sind natürlich wichtig. Durch unsere Tour mit EDGUY und das neue Album konnten wir unseren Bekanntheitsgrad um einiges steigern. Die Reviews zu „Primo Victoria“ sind heute sicher nicht mehr so wichtig.

Hat sich „Primo Victoria“ gut verkauft?

Über die genauen Zahlen weiß ich gar nichts. Wir haben einiges verkauft, als das Album herauskam. Nach den ganzen Festivals, die wir in Schweden gespielt haben, gab es noch einmal eine ganz gute Absatzwelle, nach der es allerdings auch wieder abwärts ging. Nach der Tour mit EDGUY gingen die Verkäufe natürlich noch mal nach oben. „Attero Dominatus“ hat sich in zwei Wochen 5000 mal verkauft. Das hat uns ziemlich erstaunt!

„Primo Victoria“ handelte durchgehend vom Zweiten Weltkrieg. „Attero Dominatus“ schließt sich dem thematisch an. Handelt es sich dabei um Konzeptalben?

Ja, es sind Konzeptalben. Unser ursprünglicher Plan war eigentlich, ein Doppelalbum herauszubringen. Einige der neuen Songs standen bereits, als wir „Primo Victoria“ veröffentlichten. Nicht alle natürlich, aber doch einige. Wir hatten zu der Zeit aber einige Schwierigkeiten mit unserem italienischen Label. Also haben wir beschlossen, die Scheibe selber herauszubringen und die Kohle selber einzustreichen, anstatt uns mit denen rumzuärgern. Dafür konnten wir uns dann aber kein Doppelalbum leisten. Wir wollten die Alben ursprünglich zeitgleich veröffentlichen, um ihre Zusammengehörigkeit zu unterstreichen. Beide tragen lateinische Titel und weisen mit dem Tribute-Song am Ende eine Parallele auf. Beide Alben ranken sich um das Thema Krieg und enden mit einem lustigen Song, der einem sagt ‚OK, der Ernst ist vorbei, lasst uns einen heben!‘.

Die Tribute-Songs sind ziemlich cool. Ich mag sie! Sie erinnern mich an MANOWARs „Blood Of The Kings“, in dem sie ihre eigenen Titel zitieren.

Ja, genau!

Auf eurer Website kündigt ihr für 2007 bereit die nächste Veröffentlichung an. Worum handelt es sich dabei?

Das ist noch ein Geheimnis! (lacht) Die Details stehen noch nicht zu 100% fest. Da gibt es noch ein paar rechtliche Dinge zu klären. Wir werden aber in Kürze bekannt geben, worum es sich handelt.

Wechselt ihr das Label?

Nein, nein, nein! Wir gehen nicht von Sound Pollution weg. Wir sind sehr zufrieden mit den Jungs.

Wird es sich wieder um den Krieg drehen? Ist dieses Thema ein grundlegender Bestandteil der Band?

Ich denke, wir werden schon bei dieser Thematik bleiben. Trotzdem wird sich die nächste Scheibe von „Primo Victoria“ und „Attero Dominatus“ unterscheiden. Wir haben das bereits gemacht und wollen nun einen Schritt weitergehen. Es wird sich höchstwahrscheinlich wieder um den Krieg drehen, ja, aber ich glaube nicht, dass wir wieder einen lateinischen Titel und einen Tribute-Song am Ende verwenden werden. Das wäre zwar cool, aber ich weiß nicht, was wir jetzt noch machen sollten. Wir hatten die Metalsongs und wir hatten die Metalbands. Was jetzt? Metal-Frisuren? (lacht)

Albentitel?

Oh, gar keine schlechte Idee! (lacht)

Ich will die Credits, klar?

Nix da. Die Idee klau ich dir einfach.

Aber noch ein kriegerisches Album wäre ja fast schon BOLT THROWER-mäßig. Die machen seit fast 20 Jahren Kriegsalben.

Ich glaube schon, dass es wieder um Krieg gehen wird. Wie das im Einzelnen aussehen wird, weiß ich allerdings noch nicht. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal den Zweiten Weltkrieg behandeln werden. Es gibt ja auch noch andere Kriege. Den Ersten Weltkrieg zum Beispiel. Oder den Falkland-Konflikt, den wir jetzt schon in einem Song behandeln. Vielleicht konzentrieren wir uns auf einen einzelnen Konflikt oder gar auf eine einzelne Schlacht. Vielleicht legen wir dem ganzen auch ein Buch zugrunde, wer weiß? Wir sind uns noch nicht im Klaren darüber, wo die Reise hingehen wird.

Das klingt nach einer Metal Kriegsenzyklopädie.

Das wäre natürlich eine coole Sache! (lacht)

Fasziniert dich der Krieg auch so, oder behandelt ihr ihn nur innerhalb der Band?

Nein, ich interessiere mich auf jeden Fall auch privat für den Krieg. Ich lese z.B. sehr gerne Bücher von Tom Clancy, wie „Hunt For Red October“ oder „Red Storm Rising“.

Bevorzugst du fiktive Geschichten, die auf tatsächlichen Begebenheiten basieren oder interessierst du dich auch für die realen Hintergründe?

Ich mag beides! Tom Clancy schreibt zwar fiktive Geschichten, die aber auf sehr peniblen Nachforschungen beruhen und dadurch äußerst realistisch sind. Man glaubt wirklich, dass etwas, das er beschreibt, auch wirklich geschehen könnte. Er kennt sich sehr gut aus. Er weiß z.B. genau, wie weit sich ein Panzer an einem Tag fortbewegen kann. Er gründet seine Geschichten auf harte Fakten. Aber ich mag auch Bücher wie „Stalingrad“, das ja auch durchweg auf Fakten beruht.

Hast du einen „Lieblingskrieg“?

Ja, ich denke den Zweiten Weltkrieg. Es gibt so viele gute und inspirierende Bücher und Filme darüber. „Saving Private Ryan“ ist ein fantastischer Film, auch „Band Of Brothers“ ist wirklich sehr gut gemacht. Es müssen aber keine mehr oder weniger aktuellen Kriege sein, die mich inspirieren. Auch „Braveheart“ ist ein sehr guter und emotionaler Film mit einem großartigen Soundtrack. Meine Inspiration bekomme ich von überall her. Ich könnte mir auch „Shrek“ anschauen. (lacht) Aber dabei käme wahrscheinlich ein Song wie „Metal Machine“ heraus.

Besser ist das! Ich mag „Metal Machine“!

Ja, es ist auch lustig, diese Songs zu schreiben. Es macht einen Heidenspaß, die Musik und die Texte zu schreiben. Die Jungs sperren mich mit einem Stift ins Proberaumklo, wo ich dann die Texte auf Klopapier oder auf die Rückseite eines Bierdeckels schreiben muss. Und sie lassen mich erst wieder raus, wenn ich damit fertig bin. (lacht)

Das zeigt auch, dass ihr euch selber nicht zu ernst nehmt und ihr den Krieg nicht glorifizieren wollt.

Wir versuchen, Geschichtenerzähler zu sein, und nicht, Propaganda zu machen. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Propaganda-Titel. Größtenteils erzählen wir nur Geschichten. Aber der Song „Primo Victoria“ ist tatsächlich den Soldaten gewidmet, die damals in der Normandie gelandet sind. Auf dem neuen Album ist es „Light In The Black“, das allen Soldaten dieser Welt gewidmet ist. Diese beiden Titel könnte man uns als Propaganda auslegen.

Ich habe gelesen, dass ihr auf der Popkomm in Berlin spielen werdet. Werdet ihr dort auch „Attero Dominatus“ spielen? [der Song handelt von den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, der Refrain beinhaltet die Zeile „Berlin is burning“ – Anm. d. Red.]

Ja! (lacht) Wir werden extra T-Shirts haben. Das „Attero Dominatus“-Cover auf der Vorderseite und „Burning down Berlin“ auf dem Rücken, haha! Wir hätten zwar auch gern Pyros und Flammenwerfer, aber das wird wohl schwierig werden. Es wäre wohl etwas teuer, den ganzen Schaden danach zu bezahlen. Nach der Popkomm werden wir noch ein paar Gigs in Deutschland spielen, wenn wir schon mal hier sind.

Und danach?

In ein paar Tagen fliegen wir wieder nach Hause, ruhen uns eine Weile aus und versuchen, uns vom Bier fernzuhalten. Danach kommt die Popkomm und die paar zusätzlichen Dates in Deutschland, Holland und Belgien. Im Herbst spielen wir in Skandinavien 25 Konzerte, wovon das letzte an Silvester in unserer Heimatstadt stattfinden wird. Wir werden auf der Terrasse einer Bar spielen, die wir mit einem Zelt – vielleicht ja sogar ein Militärzelt (lacht) – überdachen werden. Am Ende des letzten Songs wird das Zelt dann weggezogen und es gibt Feuerwerk! Danach ist zwei Wochen Ruhe und dann geht es wieder auf Tour mit GRAVE DIGGER und THERION.

Nicht schlecht! Wird das eine Europa-Tour oder nur eine skandinavische Sache?

Nein, eine komplette Europa-Tour. Sogar ohne skandinavische Daten, wenn ich nicht irre. Dreißig Gigs in ganz Europa in vier Wochen. Danach geht’s zurück nach Schweden für ein paar Gigs, die nicht in die Herbsttour gepasst haben und im April wahrscheinlich nach Israel. Dort scheinen wir ziemlich angesagt zu sein. „Primo Victoria“ und „Attero Dominatus“ laufen dort ziemlich gut. Was dann kommt, steht noch nicht 100% fest, aber wir planen eine Doppel-Headliner-Tour, um die Länder zu spielen, die wir bis dahin auslassen mussten. Und dann geht’s schon volles Rohr auf die Festivals. Wir wollen ALLE! Überall in Europa. Wir lieben Festivals! Der perfekte Weg, um die Band vielen neuen Leuten vorzustellen. Und natürlich machen sie eine Menge Spaß. Wir spielen, haben Spaß und treffen Freunde, mit denen wir schon gespielt haben. Von jetzt an haben wir quasi ein Jahr lang einen ziemlich vollen Terminkalender. Und danach machen wir uns an das nächste Album.

Da habt ihr ja noch einiges vor! Habt ihr nebenbei eigentlich noch normale Jobs?

Oh… einige von uns versuchen, ihre Jobs zu behalten. Die anderen haben ihren schon verloren. Es ist eine ziemlich verzwickte Situation. Denn das ganze Geld, das wir je mit der Band verdient haben, ist direkt wieder in die Band geflossen. Keiner von uns hat etwas für sich behalten. Das einzige, was wir uns leisten, sind Lebensmittel, wenn wir auf Tour mal einen Tag off haben. Wir versuchen, unsere persönlichen Auslagen so gering wie möglich zu halten. Zu Hause machen wir Aushilfsjobs. Dann arbeiten wir ein paar Wochen wie die Blöden, solange keine Gigs anstehen, und dann gehen wir wieder auf Tour. Das Geld verwenden wir, um unsere Miete zu bezahlen. Wenn du auf Tour bist, hast du wenig Auslagen, denn Verpflegung und Getränke sind normalerweise kostenlos.

Ihr investiert eine Menge in die Band. Wo wollt ihr eigentlich hin?

Zu den Sternen!

Per aspera ad astra!

Genau! Nichts wird uns jetzt aufhalten. Volle Kraft voraus! Wir fühlen genau, dass es das ist, was wir wollen. Wir sind in dieser Besetzung seit 1999 zusammen. Wir wollen alle dieselbe Musik spielen, wir alle haben denselben bescheuerten Humor und wir alle wollen das hundertprozentig. Unsere Zeit ist jetzt!

Galerie mit 20 Bildern: Sabaton - Greenfield Festival 2023
19.09.2006

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