Solefald
Interview mit Lars Nedland und Cornelius Jakhelln zu "Norrønasongen. Kosmopolis Nord"

Interview

Solefald

Mit „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ veröffentlichten SOLEFALD eine neue EP als Prequel zum kommenden Album „World Metal. Kosmopolis Sud“, das Kürze erscheinen wird. Dabei sitzen die avantgardistisch-progressiven Norweger mit ihrer daran teilnehmenden Armada an Musikern stilistisch wieder einmal völlig zwischen den Stühlen und machen es dem Hörer nicht gerade einfach, ihrer experimentellen Musik zu folgen. Was dahintersteckt, klärten wir mit den beiden Protagonisten Cornelius von Jakhelln und Lars Nedland.

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Eine Gruppe von zehn Musikern nahm an den Aufnahmen zu eurer EP „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ teil. Wie habt ihr es geschafft, mit dieser großen Mannschaft zusammen im Studio zu arbeiten? Wer war das alles, und welche Instrumente haben sie gespielt?

Lars: Viele von ihnen sind Freunde von uns, mit welchen wir schon vorher auf anderen Plattformen und Orten zusammengearbeitet hatten. Ich spiele mit Baard Kolstad, dem Schlagzeuger, in BORKNAGAR, und Gitarrist Petter Hallaråker (ICS VORTEX, RENDEZVOUS POINT) als auch Bassist Alex Bøe (IN VAIN) haben schon bei Live-Auftritten von SOLEFALD mitgewirkt, es waren also alles einfache Auswahlmöglichkeiten für diese Aufnahmen. Ein Teil der Aufnahmen entstand in Zweizz’s (FLEURETY) Studio, also mussten wir ihn natürlich auch in die Aufnahmen integrieren. Mari Skeie Ljones, welche des Teufels eigenes Instrument die Hardangerfiedel spielt, ist eine Bekannte von Cornelius. Sie brachte dieses wundervolle folkloristische Feeling in den progressiven Rahmen. Einar Kvitrafn Selvik von WARDRUNA fügte noch seinen skaldischen Gesang hinzu.  

Wie viel Einfluss hatten diese Musiker auf das Resultat von „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“?

Lars: Das sind absolut fantastische Musiker und ihre Teilnahme hat viel hinzugefügt sowohl zu dieser EP als auch zum kommenden Album „World Metal. Kosmopolis Sud“. Ich denke, dass die Flüssigkeit ihres Spiels einer der wichtigsten Aspekte war, den sie beitrugen.

Waren die Songs fertig geschrieben mit detailliert ausgearbeiteten Arrangements, bevor ihr ins Studio gegangen seid, oder gab es dort noch die Freiheit für Interpretationen und Änderungen?

Lars: Yeah, da war viel Raum für Interpretationen als wir die EP aufnahmen. Die Aufnahmen zum Album waren eine sehr detaillierte und geplante Angelegenheit, während „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ uns mehr Freiraum für das Spielen und Experimentieren im Studio gab.

Ich finde, „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ hat mehr Progressive Rock im Stil der Siebziger als alles, was ihr bisher gemacht habt, dazu kommen Folk und Electro. Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen der EP und „Norrøn Livskunst“?

Lars: „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ ist auf viele Weisen experimenteller als „Norrøn Livskunst“ und es beinhaltet deshalb viele Electro-Elemente. Daneben tendiert der Titelsong stark in die progressive Bewegung der späten Sechziger und frühen Siebziger. Ich schätze, während „Norrøn Livskunst“ ein eng gestricktes Album ist, ist „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ eher eine Ansammlung von Experimenten. 

Wird euer Album „World Metal. Kosmopolis Sud“ denn im selben Stil wie „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ gehalten sein?

Lars: Nein, nicht einmal ansatzweise. „World Metal. Kosmopolis Sud“  hat wenig zu tun mit der Folk Musik und den Electronic Ausbrüchen die man auf „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ findet. SOLEFALD sind eine lebende Kreatur. Wir gedeihen durch Veränderungen. 

Wer oder was sind eigentlich STURMGEIST & THE FALL OF ROME?

Cornelius: STURMGEIST & THE FALL OF ROME sind ein Synthesizer/Noise/Poesie Projekt aus dem Osloer Underground. Neben Sturmgeist (das bin ich) am Gesang und beim Vortrag haben wir noch Kübermensch der sich um die Synthesizer kümmert und Stridshode, der meinen Gesang und die Synthesizer verarbeitet. Mit dieser Band spielen wir nun seit mehr als vier Jahren und unsere Debüt Doppel-LP „Kald Krig“ wird im März 2015 auf Inhuman Music/ Temple Of The Flesh God veröffentlicht! Wenn ich nicht mit Kübermensch und Stridshode spiele nennen sie sich selbst NOISESTAR & THE FALL OF ROME. Sie fingen als Instrumental Noise Band an.

Wie kam es zu der Idee mit den Remixen?

Cornelius: Die Idee zu den Remixen passte auch zu unserem Projekt eine komplette LP zu machen. Mit STURMGEIST & THE FALL OF ROME proben wir in einem Keller in Oslo, wir improvisieren und nehmen auf wie wir gerade spielen. Oftmals haben unsere Songs eine epische, monotone Qualität, die zu „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ gut passen würde. Ich brachte zwei der Gitarrenriffs zu Kübermensch und Stridshode. Kübermensch legte einige Beats und eine Basslinie drunter, Stridshode fügte den Noise hinzu und ich nahm den gesamten Gesang in einem Zug auf. Nach den Aufnahmesessions brachte ich die Remixe ins Svinestien Studio von Zweizz und fügte noch einige Details wie Wah-Wah-Gitarren und die von Mari Skeie Ljones gespielte Hardangerfiedel hinzu.

Dieses Mal sind die Texte komplett in eurer Muttersprache Norwegisch gehalten. Was waren die Gründe hierfür?

Cornelius: Was in der Presseerklärung steht, dass SOLEFALD das meiste auf der Welt der letzten Dekade vergessen hätten, ist nur zur Hälfte ein Witz. Seit „Red For Fire“ und „Black For Death“ hatten wir einen starken lyrischen Fokus auf die nordischen Kulturen und Mythologien. Die „Icelandic Odyssey“ zählt nun vier Teile, und die norwegischen und nordischen Sprachen wurden weitgehend erforscht. „Norrønasongen“ ist unsere reinste Leistung in dieser Richtung, mit Texten lediglich in verschiedenen nordischen Idiomen und der Hardangerfiedel.        

„Norrønasongen“ ist aus dem Gedicht desselben Namens des norwegischen Lyrikers Olav Aukrust von 1915 über den Ersten Weltkrieg. Bitte erzähle uns mehr über dieses Gedicht!

Cornelius: Das Aukrust Gedicht „Norrønasongen“ ist in einem archaischen Stil des Norwegischen, genannt „høgnorsk“ oder Hochnorwegisch, geschrieben. Einer geschrieben Sprache die vom Linguisten Ivar Aasen im 19. Jahrhundert entwickelt wurde und auf alten nordischen und folkloristischen Dialekten Norwegens basiert. In dieser Blütezeit wurde Aukrust als Häuptling der Gedichtkunst betrachtet, so wie es der Schriftsteller Knut Hamsun sozusagen für die Novelle war. Heutzutage ist Aukrust meist vergessen. Das ist eine sehr traurige Tatsache, da er ein wahrer Magier darin war, Musik mit seinen Worten zu erschaffen. „Norrønasongen“ verschmelzt nordische Mythologie mit christlichen Symbolen und ist ein verzweifelter, apokalyptischer Kommentar auf den Ersten Weltkrieg gesehen von den norwegischen Bergen. Aukrust war ein Anhänger des österreichischen Philosophen Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) und besuchte das unter seiner künstlerischen Leitung entstandene Goetheanum in Dornach. Ich bin glücklich, dass du mir diese Frage gestellt hast!

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„Det siste landskap“ ist ein Gedicht von dir von einem holprigen Ausflug mit SOLSTAFIR auf dem Geländewagen in die isländische Wüste. Bitte erzähle uns mehr über die Texte und diesen Trip!

Cornelius: Ende November 2013 ging ich zusammen mit meinem Freund, dem Maler Christopher Rådlund, nach Island. Wir haben schon bei verschiedenen Gelegenheiten zusammengearbeitet und wollten für zukünftige Artworks Inspirationen sammeln, sowie die isländische Asatru Gesellschaft Asatruarfelagid besuchen. Hohepriester Hilmar Örn Hilmarsson und die isländischen Heiden empfingen uns warmherzig. Wir besuchten SOLSTAFIR in ihrem Proberaum und hörten sie uns an. Wenige Tage später organisierte ich einen Superjeep-Ausflug nach Mount Hekla und durch die isländische Wüste. Wir wurden am frühen Morgen von einem verrückten isländischen Fahrer in einem modifizierten Land Rover Defender abgeholt und fuhren dorthin, wo ein normales Auto in Wasser und Eis untergegangen zurückgeblieben wäre. Es war extrem nass mit starken Winden und obwohl die Temperatur um die 0 Grad lag fühlte es sich verdammt kalt an! Ich schrieb mit zittriger Hand ein Gedicht in mein Buch während das Auto Flüsse und Eisflächen überquerte. Es war ein großartiger Tag in der schwarzen Lava Wüste mit unseren guten Freunden SOLSTAFIR. Heldriver (Pseudonym des SOLSTAFIR Schlagzeugers Guðmundur Óli Pálmason, Anmerk. d. Verf.) machte einige Fotos mit seiner alten Kiev Kamera, du kannst sehen, dass die Feuchtigkeit in das Bild eingedrungen ist!

Werdet ihr in diesem Jahr nach Deutschland auf Tour kommen?

Cornelius: Das hoffe ich definitiv! Ich meine, ich lebe in Berlin usw., da gibt es nichts was ich lieber täte, als in Deutschland mit meiner 20 Jahre alten Band SOLEFALD zu touren. Das wäre ein Fest!

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Cornelius (auf Deutsch!): Vielen Dank für die Fragen, kann ich nur sagen, und: Hören Sie bitte auf „World Metal“ wenn es erscheint, das Album ist unsere neue Waffe! Schöne Grüße aus die Staatsbibliothek in Berlin! – Cornelius von Jackhelln

30.01.2015

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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