The Committee
"Die Atmosphäre von 'Power Through Unity' musste absolut dunkel, morbide, faulig und verdrießlich sein." - Ein Gespräch mit Sänger/Gitarrist Igor Mortis über das Debütalbum

Interview

The Committee

Russische Geschichte mal anders: Das Textkonzept von „Power Through Unity“

Doch ein missverstandener Sound, viel düstere Atmosphäre und eine eingängige Doom-/Black-Metal-Mischung sind noch nicht alles, was THE COMMITTEE auf „Power Through Unity“ zu bieten haben. Sie schaffen es auch, wie nebenbei und als wären sie nur für dieses Album geschrieben worden, klassische Parts ins Black-Metal-Konzept umzuwandeln und in ihre Songs einzubauen – in erster Linie wären das die russische „Katusha“-Volksweise in „Katherine’s Chant“ und die Nationalhymnen Deutschlands und Russlands im Titelsong des Albums. Und das führt uns direkt zum Textkonzept des Albums, das sich um die Geschichte des Sowietunion dreht: „‚Katherine’s Chant‘ ist ein Song, der den Horror der Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs (auf beiden Seiten!) beschreibt. Viele Millionen Menschen haben ihre Leben für nichts gelassen und absolut gar nichts erreicht! Darauf aufbauend ist ‚Power Through Unity‘ unsere Geschichte der Aussöhnung zwischen Ost und West. Das Thema des Albums ist: Sieh dir an, wer aus den Tragödien des Ersten und Zweiten Weltkriegs Macht, Wohlstand und Einfluss gewonnen hat, dann weißt du, dass weder Deutschland (und das Österreichisch-Ungarische Imperium) noch die UDSSR irgendwelche Gründe für die Konflikte hatten. Keine der Nationen hat irgendwas dazugewonnen, aber so viel verloren. Schlimmer noch, sie zerstörten die Handelsbeziehungen, die so wichtig für die technologische Entwicklung waren. Es scheint fast, als hätte jemand Interesse daran gehabt, diese Nationen zu primitiven, landwirtschaftlichen Existenzen zurückfallen zu sehen.“

So weit, so gut. Eine Frage bleibt trotzdem noch offen – nämlich, wo denn diese Faszination mit der Geschichte Russlands bzw. der Sowjetunion eigentlich herkommt? Igor setzt zu einem etwas längeren Monolog an: „Die Tatsache, dass ich in Russland geboren wurde, spielt eine große Rolle in dieser Angelegenheit. Ich habe die turbulenten Neunziger selber mitbekommen, als ein paar Leute einhändig eine große Union in die Knie zwangen und ein System beendeten, das von dem schuldenbasierten wirtschaftlichen System unabhängig war, welches Europa und den Rest der Welt versklavte. Nun geht alles nur noch um natürliche Ressourcen, private Unternehmen und ‚günstiges Benzin‘. Für Russland gibt es in der Weltarena keinen Platz, genauso wie es dort keinen Platz für die immerhungrigen und unersättlichen Vereinigten Staaten geben wird. Beide haben ihre Rollen in der Pantomime der Weltnachrichten brillant gespielt und beide scheinen auf einen Abgrund hinzuzusteuern. Ich habe eine Menge Freunde sowohl in den USA als auch in Russland. Es tut mir um sie leid. Es ist nicht der Fehler der Menschen. So oder so können wir aber nicht pessimistisch und depressiv bleiben. Wir spielen unter dem Strich immer noch keinen Suicidal Black Metal. Wir wollen unseren Hörern zeigen, dass viele Dinge klarer werden, wenn man das Spiel des Lebens auf pragmatischere Weise analysiert.“

Das klingt ja doch schon ungewöhnlich politisch. Igor wendet ein: „Wir sehen das gar nicht so politisch. Es geht uns vielmehr darum, herauszustellen, dass du dir (auf eine kaltblütige, nüchterne, pragmatische Weise) ansehen musst, wer gewinnt und wer verliert. Dann weißt du, dass du einen Bogen um Politik und internationale Beziehungen machen musst, um das ‚big picture‘ zu sehen.“

Die Russen kommen … nach Deutschland!

The Committee

Am Ende des Gesprächs hat sich der Eindruck bestätigt: THE COMMITTEE sind nicht irgendeine Band, sondern doch etwas Besonderes – und zwar sowohl musikalisch als auch textlich als auch was das Formale angeht. Insofern gebe es noch etliche Fragen, die man Igor stellen könnte … oder man kann es einfach sein lassen, sich die Musik anhören oder der Band im Juli bei ihrem ersten Gig in Deutschland beiwohnen: auf dem kultigen Under The Black Sun in der Nähe von Berlin! „Wir hoffen, euch dort zu sehen“, sagt Igor. Sonst noch irgendwelche letzten Worte? „Alles, was ich hinzufügen kann, ist mein Dank für deine Zeit und natürlich der Dank an alle unsere Fans. Ihr motiviert uns, weiterzumachen! Und natürlich ein Wort des Danks an die großartigen Bemühungen von Folter Records und dem Mann dahinter. ‚Power Through Unity‘ wäre ohne ihn nicht möglich gewesen.“ Ein schönes Schlusswort.

Galerie mit 17 Bildern: The Committee - Braincrusher In Hell 2023

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27.02.2014

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