The Committee
"Keine Kompromisse in der Qualität der Musik"

Interview

Das De Mortem Et Diabolum in seiner bereits dritten Auflage bot 2017 einmal mehr ein abwechslungsreiches Line-Up von hochkarätigen Bands aus dem Death/Black/Thrash-Untergrund. Sowohl alte Recken als auch interessante neue Bands spielten auf. Das schien im letzten Jahr allerdings unter keinem guten Stern zu stehen: verpasste Flüge, liegen gebliebene Autos auf Bandseite, technisches und organisatorisches Durcheinander auf Venue-Seite – das ganz normale Konzertchaos halt. Die Besucherzahlen waren leider ebenso mau. Daher umso verwunderlicher, dass die meisten Bands trotzdem nicht in Unmut versanken und das beste draus machten. Ein paar konnten wir sogar zum Reden bringen. Hier plaudern nun THE GREAT OLD ONES, KRATER und THE COMMITTEE aus dem Nähkästchen.

Zu  dem Interview mit THE GREAT OLD ONES geht es hier lang: Klick mich!

Zu dem Interview mit KRATER hier: Klick mich!

Konzertbericht: Klick mich!

 

Hinter THE COMMITTEE verbirgt sich ein Verbund internationaler Musiker, ehemals über ganz Europa verteilt, mittlerweile alle relativ nahe beieinander in Belgien beheimatet. Sie spielen eine schwerfällige Mischung aus Black- und Death-Metal und verstecken sich, wie es gerade bei vielen anderen Bands auch in Mode ist, hinter Pseudonymen und Masken, um ihre Anonymität zu wahren, aber auch um die Musik in den Vordergrund zu stellen, wie sie selber sagen. Das verstärkt natürlich schon mal den Kultfaktor, aber kann die gebotene Kunst ebenfalls überzeugen? Sie kann! Das Demo „Holodomor“ (2013) und erste Album „Power Through Unity“ (2014), welche sich mit Stalin bzw. Russland und Deutschland zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs beschäftigten, haben zumindest passend zur Musik schon mal einen unschönen und ernsten Hintergrund und schlugen ziemlich ein. Konträr zu der vermeintlichen Präsentation und dem Auftreten auf der Bühne betont die Band aber stets unpolitisch zu sein und lediglich eine Art Beobachterrolle einzunehmen und Geschichtliches, aber auf dem neuesten Album auch weltliche Geschehnisse, aus ungewohnten Blickwinkeln und Perspektiven zu betrachten. Für das De Mortem et Diabolum war eigentlich sogar eine spezielle längere Show geplant gewesen, die sich leider aufgrund von Verzögerungen, administrativen und technischen Schwierigkeiten auf 40 Minuten verkürzte, was vielen Fans und der Band natürlich um so mehr, sauer aufstieß. Umso verwunderter und dankbarer war ich, als Bandkopf Igor Mortis (Gitarre, Vocals) sich mir dennoch später nach Anfrage für ein Interview dazu bereit erklärte:

 

THE COMMITTEE Interview (sinngemäß übersetzt aus dem englischen Original):

Memorandum Occultus, das neue Album wurde von Fans wie Presse gleichermaßen gelobt, so weit ich das mitbekommen habe. Die Touren die ihr gespielt habt, zeigten ein ähnliches Bild. Läuft die Propaganda-Maschinerie bei THE COMMITTEE also zu eurer Zufriedenheit?

Wir sind sehr zufrieden, dass Memorandum Occultus von unseren Unterstützern und sogar einigen Leuten der internationalen Black-Metal-Szene so gut aufgenommen wurde! Neben all der großartigen Unterstützung ist es uns aber sehr viel wichtiger (und bereichernder) zu hören, dass Thema und Konzept unseres neuen Albums verstanden und auseinander genommen werden, da es uns und andere Beteiligte viel Zeit und Kraft gekostet hat. Was die Propaganda angeht, sind wir natürlich froh zu sehen, dass unsere Message weiter getragen wird als noch auf unserem alten Album und wir werden daran arbeiten, unseren Namen in Zukunft noch weiter bekannt zu machen.

Habt ihr bei THE COMMITTEE schon Ideen zu potenziellen Nachfolgern oder steht 2018 erst mal ganz im Zeichen von Touren und Clubshows ?

Wir bei THE COMMITTEE teilen eine Menge Ideen und Passionen und haben bereits zwei grobe große Themen ausgemacht, die wir gern in den folgenden Jahren als neues Album und ein Mini-Album realisieren würden. Momentan konzentrieren wir uns darauf, Recherche zu den Themen zu betreiben und werden frühstens Mitte 2018 mit dem aktiven Arbeiten an den Ideen beginnen, wenn nicht sogar später. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch nichts zu den Themen oder dem Material verraten. Wir brauchen unsere Zeit, um uns mit viel Fleiß in alles einzuarbeiten.

Aufgrund der komplexen Bandmitgliedersituation für THE COMMITTEE sind ausgedehntere Touren, die länger als nur ein paar Tage gehen, bislang unmöglich für uns. Das könnte sich in Zukunft aber vielleicht ändern. Wir haben uns intern darauf geeinigt, dass Qualität vor Quantität bei den Auftritten gilt.

Die einzelnen Mitglieder von THE COMMITTEE haben verschiedene Fachgebiete, wie man auf eurer Webseite so schön nachlesen kann. Arbeitet ihr ganz nach euren Spezialisierungen bei Songwriting und Texte schreiben, oder funktioniert das demokratischer bei euch und jeder wirft Ideen ein, die dann gemeinsam ausgearbeitet werden?

Unsere Unterschiede sind unser höchstes Gut. Wir leisten alle unseren Beitrag beim Komponieren neuer Musik. Die Texte sind eigentlich mein Hauptfeld, aber werden von allen später überprüft und gemeinsam auch noch geändert, falls notwendig. Es ist immer schwer den Wald vor lauter Bäumen während des Schreibprozesses nicht aus dem Blick zu verlieren, deshalb ist ein nüchterner Blick aller Bandmitglieder notwendig, um Schere und Rotstift ansetzen zu können, wo nötig. Das ist ein langer und anstrengender Prozess, aber einer der getan werden muss.

Wo kommt eure Inspiration her, sowohl auf textlicher als auch musikalischer Seite? Gerade auch in Bezug auf die Melodien von etwa „Power Through Unity“, wo die russische und deutsche Nationalhymne verarbeitet wurden, beispielsweise.

Da wir so viele verschiedene Mitglieder haben, hören wir auch viel verschiedene Musik, von klassischem Heavy Metal zu zeitgemäßem Extreme Metal. Manchmal, wenn es sich im Kontext für uns richtig anhört, ziehen wir auch Inspiration aus alter vergessener Musik, die wir zufällig entdecken. Wir haben ein Interesse an einer großen Spannweite von Musik und versuchen uns auch im Metal nicht auf eine Richtung zu beschränken. Mit „Power Through Unity“ war das ein wenig anders, da dem Thema geschuldet die Einflüsse angepasst wurden oder extra dazu kamen, etwa diverse Soundeffekte oder die Melodien der Nationalhymnen.

Eure Herangehensweise an Texte und Songwriting hat sich ein wenig geändert von Power through Unity zu Memorandum Occultus, von Geschichte und Politik, besonders auf russischer und deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg, zu versklavenden „Kräften“, die in der Vergangenheit und auch heute noch in der Welt wirken. Es ist immer noch der spezielle, eigenständige THE COMMITTEE Sound, aber mit neuen kleinen, wohldosierten Einflüssen. Können wir eine ähnliche minimalinvasive Kurskorrektur auch auf dem neuen Material erwarten?

Während Power through Unity ein sehr persönliches und leidenschaftliches Album für alle von uns war, haben wir uns ganz natürlich zu mehr globalen Themen auf dem neuen Album Memorandum Occultus hin entwickelt. Es fühlte und hört sich einfach richtig an für uns. Wir wollten es als eine Art fesselnde Novelle für den Leser konzipieren, die eine andere Seite vom Leben zeigt als die, die uns täglich vorgegaukelt wird. Die Entwicklung im Sound folgte dann ganz natürlich als Ergebnis der Struktur und dem „Feeling“ von Memorandum Occultus. Man kann sagen, dass wir unseren dunklen, depressiven Sound in Zukunft als Erkennungszeichen beibehalten werden, aber hinsichtlich dem Thema und dem Vibe unserem Sound neue Einflüsse geben. Die Ideen für unsere nächsten Veröffentlichungen kann ich noch nicht verraten. Alles was ich sagen kann ist, dass wir uns die Zeit nehmen um an den Themen zu arbeiten, die sowohl für unsere Unterstützer als auch uns selbst als Metal-Fans interessant scheinen.

Was war das beste oder schlechteste Festival/Konzert, dass ihr gespielt habt?

Wir sind sehr erfreut, beinahe keine schlechte Show gehabt zu haben. Dinge die wir absolut hassen, sind meist allgemeiner Natur: Verzögerungen in der Running Order, vergessenes Equipment/Dinge welche(s) aber auf dem Rider standen, schlechter Sound auf der Bühne und weiteres… . Allerdings wissen wir auch, dass es ein hoher organisatorischer und zeitlicher Aufwand ist, eine gute Show zu organisieren und Fehler sind beinahe unvermeidbar.

Seid ihr häufig genervt von Fans, welche probieren eure Identitäten aufzudecken? Oder macht das bei eurer Größe noch keine Probleme?

Nein. Erfreulicherweise zeigen unsere Freunde und Unterstützer Verständnis für unser Bestreben zu Anonymität. Die Musik ist uns viel wichtiger als die Persönlichkeiten, die hinter ihr stehen. Wie „berühmt“ THE COMMITTEE eines Tages möglicherweise sein wird oder sein könnte, hat darauf überhaupt keinen Einfluss. Wir lassen uns kurzfristigen Erfolg oder Aufmerksamkeit nicht zu Kopfe steigen, die Musik wird immer im Vordergrund stehen!

Habt ihr von THE COMMITTEE noch Punkte auf eurer Welteroberungsagenda, die abgehakt werden müssen? Bestimmte Touren oder Festivals oder auch Bands, auf und mit denen ihr gerne spielen würdet? Split-Veröffentlichungen möglicherweise (falls ihr so etwas überhaupt in Betrachtung zieht)?

Da wir als Ein-Mann-Projekt gestartet sind, gab es nie eine übergeordnete „Mission“.  Zu diesem Zeitpunkt können wir sagen, gut durchdachte und bedeutungsvolle Alben (für uns) zu veröffentlichen, die hoffentlich den Zahn der Zeit überstehen. Wir haben kein Interesse an kurzfristigen Zielen und Erfolgen, wenn das meint X Alben in Y Jahren zu veröffentlichen und wir dafür dann Kompromisse in Qualität eingehen müssten. Wir wollen weiter Musik machen, die die Leute verstehen und unterstützen, egal wie viel Zeit es in Anspruch nimmt. Was Kooperationen mit anderen Bands und Künstlern angeht, Memorandum Occultus wurde schon von der Unterstützung drei spezieller Individuen veredelt, daher sind wir immer froh mit Künstlern, die ihr Handwerk beherrschen und kompetent sind, zu arbeiten. Was Clubshows und Festivals angeht, haben wir leider nur eine sehr begrenzte Spanne an Zeit, deshalb wollen wir vor so vielen Unterstützern wie möglich spielen und unsere Nachricht an alle Nationen in der Welt hinaustragen und suchen uns die wenigen Events dementsprechend gezielt aus.

Nun hab ich noch ein kleines Spiel mit Kontrastpaaren und du entscheidest dich für eins, vielleicht sogar noch mit kurzer Begründung (ein bis zwei Sätze):

(Anm d. Redaktion: Einschub von Igor Mortis: Ich mag es nicht mich zu entscheiden, daher werde ich alle ausführlich kommentieren)

Kapitalismus oder Kommunismus

Beide haben Vorteile und Nachteile. In einer globalisierten Welt wie heute ist es unmöglich das eine oder andere zu haben, ohne auch die kulturellen, ethnischen und geschichtlichen Aspekte einer bestimmten Nation und ihres Volkes mit in Betracht zu ziehen. Es ist völlig wahnsinnig, Menschen nur als Unterstützer von Kapitalismus oder Kommunismus (künstlich) aufzuteilen, besonders da die meisten nicht realisieren, dass heute kein „reiner“ Kapitalismus mehr herrscht, sondern eine „Korpokratie“ und dass „Kommunismus“ in seiner eigentlichen Form nie funktioniert hat (und nie funktionieren wird) aufgrund menschlicher Schwächen wie Gier und Machthunger. Der Schlüssel ist, die gut funktionierenden Aspekte der Systeme zu analysieren und irgendwie konstruktiv zusammen zu bringen.

Whiskey oder Rum

Beide haben gute Vertreter. Es sollte aber erwähnt werden, dass exzessives Trinken zum Beispiel in unserem Song „Genocide“ beschrieben wird und nicht zur Gewohnheit werden sollte. Jemand der Kinder erzieht und ein exzessiver Trinker ist, gibt ein schlechtes Beispiel für die zukünftige Generation. Solch eine Person sollte definitiv ihr Verhalten überdenken (und hin und wieder vielleicht Verstand mit einem stumpfen Gegenstand eingeprügelt bekommen).

Black Metal oder Death Metal

Definitiv beides! Black Metal für die Stimmung  und den Geist und Death Metal um Vorbilder für die musikalische Weiterentwicklung zu haben.

Digital (Spotify, Youtube, Bandcamp,…) oder Analog (Tape, CD, Vinyl)

Analog ist besser. Aber es ist schwer vor allem die jüngere Generation davon zu überzeugen. Wir bekennen uns auch schuldig und  haben digitale Playlists bei diversen Anbietern, aber wenn es zum bewussten Musikgenuss kommt, geht nichts an Vinyl vorbei!

Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger

Keinen von beiden. Auch wenn diese beiden Männer großes erreicht haben, sind sie beide Produkte der Hollywood Propaganda-Maschinerie, die Millionen Köpfe zu einer Pop-„Kultur“-Kloake transformiert haben. Ich träume vom Tag an dem die Leute wieder anfangen Bücher zu lesen und ihre kulturellen Triebe vernünftig befriedigen. Intelligenz und die Fähigkeit zu methodischem Denken wird nicht in „Zoll Bildschirmdiagonale“ gemessen sondern an den Ausmaßen deiner Hausbibliothek.

Clubshow oder Festival

Auf jedenfall Clubshow. Die Atmosphäre ist sehr viel spezieller und intimer. Auf großen Festivals wirst du diese Stimmung niemals so hin bekommen.

Heiße oder warme Orte auf diesem Planeten (für Urlaub zum Beispiel)

Kalte Regionen sind am besten. Man kann sich einfach wärmer anziehen, aber ständig in heißen Regionen an die Klimaanlage gefesselt zu sein, stelle ich mir schwer vor.

Sport oder Musik

Beides. Physische und mentale Stärke sind lebensnotwendig für den Behälter des menschlichen Bewusstseins, aber eine Obsession über beides kann auf der anderen Seite auch sehr zerstörerisch sein. Alle Dinge sollten moderat angegangen werden.

Das war es von mir, danke für das Interview. Hier ist Platz für letzte Worte…

Vielen Dank für das Interesse an und Unterstützung von THE COMMITTEE!

Galerie mit 17 Bildern: The Committee - Braincrusher In Hell 2023
Quelle: Igor Mortis
23.02.2018

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