Unisonic
Interview mit Dennis Ward

Interview

Unisonic

Auch wenn in den letzten Jahren mit dem Begriff „Supergroup“ regelrecht inflationär umgegangen worden ist und des Öfteren gar Schindluder damit getrieben wurde, verdienen es manche Kooperationen durchaus, als solche bezeichnet zu werden. Eine davon nennt sich aktuell UNISONIC und allein das Line-Up sollte jeden Fan von harter Rockmusik sofort in Wallung versetzen. In diesem befinden sich nämlich zum einen die beiden früheren HELLOWEEN-Kumpanen Michael Kiske und Kai Hansen, um zusammen mit den beiden PINK CREAM 69-Recken Dennis Ward und Kosta Zafiriou, sowie dem früheren KROKUS und GOTTHARD-Gitarristen Mandy Meyer amtlich loszurocken.

Und genau das tut die illustre Gesellschaft auf ihrem Debütalbum „Unisonic“ auch, und zwar mehr als nur ordentlich. Grund genug also, Näheres über die Hintergründe zu dieser Formation in Erfahrung zu bringen. Der überaus gutgelaunte Dennis Ward, seines Zeichens Bassist des Unternehmens, zeigte sich nicht nur auskunftsfreudig, sondern obendrein regelrecht euphorisch hinsichtlich des bislang entgegengebrachten positiven Feedbacks auf das Album. Fast schon logisch, dass der seit langen Jahren in Deutschland lebende Ami auch nicht lange aus der Reserve gelockt werden musste.

Zwar ist die Rockmusikwelt in erster Linie vorwiegend deshalb Feuer und Flamme, weil bei UNISONIC das Duo Kiske / Hansen endlich wieder einmal gemeinsame Sache macht, die ursprüngliche Idee dahinter, wie auch die Entstehung des Unternehmens selbst, lief jedoch etwas anders ab…

Für mich ist es nachvollziehbar, dass es vor allem diese beiden Namen sind, die immer wieder erwähnt werden. Schließlich war bis vor kurzer Zeit ja auch nicht unbedingt damit zu rechnen, dass es eine solche Kollaboration jemals wieder geben würde. Doch Michael hatte nach all den Jahren wieder richtig Lust auf eine Band verspürt, mit der er so richtig losrocken konnte. Daher fragte mich, ob es denn nicht Sinn machen würde, etwas zu versuchen. Ich brauchte auch gar nicht lange zu überlegen, denn ich kenne Michael schon seit langer Zeit. Ich hatte mit ihm zuletzt an PLACE VENDOME gearbeitet und wusste in etwa, was ihm vorschwebte. Man weiß aber auch, dass sich Michael nicht unbedingt dabei wohlfühlen würde, wenn wir als Heavy, Power oder True Metal-Band an den Start gehen würden. Das trifft übrigens auch auf mich zu, weshalb wir uns auch viel eher als hart rockende Gitarrenband sehen.

Einverstanden. Aus deinen Worten entnehme ich obendrein, dass ihr UNISONIC keineswegs als einmalige Geschichte oder Projekt betrachtet. Habt ihr denn UNISONIC mit der Intention ins Leben gerufen, exakt jenes „Bandfeeling“ erleben zu können?

Exakt. Wir sehen UNISONIC zu 100% als Band an und sind uns voll bewusst, mit welchem Aufwand eine solche zu betrieben ist. Wie schon erwähnt, war mir ziemlich klar, was Michael im Sinn hatte und ich kannte durch unsere Zusammenarbeit in etwa seine Vorlieben und vor allem auch seine Arbeitsweise. Einer Kooperation stand von daher von Anfang an nichts im Wege, ich hatte wirklich keinerlei Bedenken. Im Gegenteil, ich konnte mich von Beginn an voll mit der Sache identifizieren.

Dass Du deinen langjährigen „Partner in Crime“ Kosta wohl nicht allzu lange bitten musstest, kann man sich gut vorstellen. Vervollständigt wurde das Line-Up aber dennoch erst später…

Auch Mandy kannte ich schon von einigen gemeinsamen Produktionen und zudem war mir bekannt, dass es auch ihm wieder einmal danach war, amtlich losrocken zu können. Was ich aber nicht wusste war, ob und in wie fern sich Michael und er musikalisch verstehen würden. Doch schon nach kurzer Zeit im Proberaum konnte man die Energie förmlich spüren. Wir hatten „unseren“ Mann für die Gitarre also recht schnell gefunden! Und auch wenn das für viele Fans jetzt überraschend klingen mag: UNISONIC waren bereits zu diesem Zeitpunkt als Band komplett!

Verstehe, wie aber kam Kai dazu?

In erster Linie durch den Umstand, dass sowohl er, als auch Michael bei AVANTASIA mit von der Partie gewesen sind. Nach einiger Zeit haben die beiden nämlich wieder das Bedürfnis verspürt, endlich mal wieder etwas Gemeinsames zu machen. Es gab also zwei Optionen: Entweder Michael würde in Zukunft als neuer Sänger bei GAMMA RAY einsteigen, oder aber Kai würde das Line-Up von UNISONIC als zweiter Gitarrist vervollständigen. Da für Michael eine Mitarbeit in einer ausschließlich auf Heavy Metal fixierten Band wie es GAMMA RAY nun mal sind, aber nicht in Frage kam, war schnell eine Entscheidung getroffen und so kam der gute Kai eben eines Abends zu uns in den Proberaum. Der Rest ist mittlerweile fast schon wieder Geschichte, haha.

Als Band im eigentlichen Sinne funktionieren UNISONIC offensichtlich schon verdammt gut, wie man nicht nur auf Grund der überaus positiven Berichterstattung anlässlich eures Gigs beim tschechischen „Master Of Rock“ und dem „Sweden Rock“-Festival nachvollziehen konnte, sondern nunmehr anhand der Live-Version von „I Want Out“ (aufgenommen beim letztjährigen „Loud Park Festival“ in Tokyo) auf eurer EP „Ignition“ auch zu Hause miterleben kann. Darf man davon ausgehen, dass es Euch in Bälde auf allen Bühnen dieser Welt zu sehen gibt?

Jawohl! Wobei es uns zunächst – also in diesem Frühjahr – nach Südamerika (zusammen mit GOTTHARD) und Japan zieht, ehe wir in Europa auf einigen Sommer-Festivals (u.a auf dem. „Rock Hard“ und dem „Gods Of Metal“ in Italien) zu sehen sein werden. Darauf freuen wir uns alle schon sehr! Ich bin logischerweise davon überzeugt, dass die Songs allesamt auch bühnentauglich sind und so für gute Stimmung sorgen werden. Wenn auch nicht wirklich bewusst, oder mit einer bestimmten Intention im Hinterkopf, so hat man als Musiker im Endeffekt immerzu die Live-Situation vor Augen und versucht selbstredend diesbezüglich sein Bestes zu geben.

Operation geklungen, Patient quicklebendig. Egal, ob es eher melodisch-rockig oder durchaus mit schwermetallischer Schlagseite zugeht, Groove haben die Nummern allesamt und verursachen schon im Hausgebrauch das dringende Gefühl mitzumachen. Auf mich erweckt das Album obendrein den Eindruck, dass Euch keine stilistische Richtung vorgeschwebt ist, sondern vielmehr der Song an sich im Vordergrund stehen sollte. Oder täuscht mich mein Eindruck?

Gar nicht, denn das stimmt. Uns war lediglich klar, dass wir als Rockband loslegen würden, mehr hatten wir gar nicht im Sinn. Was wollen wir auch? Weder Michael, noch ich sind Metaller im eigentlichen Sinne, wozu also sollte wir uns an Heavy Metal-Nummern überhaupt erst versuchen? Ich weiß, was ich kann und von daher liegt es mir fern, mich auf fremdes Terrain zu begeben.

Unisonic

Nachvollziehbar, dadurch aber viel „truer“ als Du denkst, hähä. Dass Eure Eigenkompositionen live perfekt zur Geltung kommen, kann ich mir gut vorstellen, denn Ohrwürmer wie den Titeltrack oder „My Sanctuary“ hat man schon nach wenigen Durchläufen auf ewige Zeiten intus und wird zumindest die Refrains problemlos bei Anlass abrufen und inbrünstig wiedergeben können. Doch noch etwas Markantes ist mir aufgefallen. Ich für meinen Teil vermeine auch zuordnen zu können, wer für welche Tracks verantwortlich zeichnete.

Darüber amüsiere ich mich momentan köstlich, denn im Internet haben sich schon viele Fans daran versucht und sie alle liegen, wie übrigens auch Du, damit falsch. So ist beispielsweise unsere Bandhymne „Unisonic“, die unserer Meinung auch ein perfekter Album-Opener ist, eben keine Kompositionen von Kai oder Michael, sondern stammt von Mandy. Viele Zutaten zu den eher sanfteren Songs und melodischen Rocksongs dagegen stammen wider Erwarten von Kai. Man muss bei UNISONIC also durchaus auch mit Überraschungen rechnen! Damit haben wohl viele Fans nicht gerechnet, haha!

Ooops, da hab ich mich aber kräftig getäuscht. Aber was solls, solange die Songs über derartigen Hitcharakter verfügen, ist es ohnehin egal, aus wessen Feder sie stammen.

Genau. Außerdem stellt gerade diese Tatsache meiner Meinung zusätzlich unter Beweis, dass wir eine kompakte, homogene Band sind und jeder seine Beiträge dafür leistet.

Apropos: Wird es denn bei etwaigen Gigs auch in Zukunft „Fremdbeiträge“ wie „I Want Out“ zu hören geben?

Definitiv! Allerdings wird sich das Repertoire auf HELLOWEEN und dabei logischerweise auf jene Tracks, die Michael und Kai gemeinsam komponiert haben, sowie PLACE VENDOME beschränken. PINK CREAM 69-, KROKUS oder GOTTHARD-Nummern dagegen wird es nicht zu hören geben.

Womit ich zum Abschluss auch noch wissen möchte, ob UNISONIC in irgendeiner Form Auswirkungen auf Eure anderen „Baustellen“ haben?

Nein. Ich kann zwar in erster Linie nur für Kosta und mich sprechen, glaube allerdings auch nicht, dass UNISONIC für irgendjemand anderen in der Band eine Einschränkung diesbezüglich mit sich bringen. Für die PINKIES kann ich nur sagen, dass wir die Band zwar immer noch auf durchaus professioneller Basis betreiben, ich allerdings mein tägliches Brot ohnehin seit mittlerweile gut 15 Jahren als Produzent verdiene und von daher weder Termin- oder sonstige Schwierigkeiten in Sachen PINK CREAM 69 auf mich zukommen sehe.

Wann die Herrschaften durch die europäische Clublandschaft tingeln werden, entnehmt ihr in Bälde am besten den Tourdaten. Fix ist, dass man sich als Liebhaber von exquisiten Rockklängen den den 30. März notieren muss, denn da kommt „Unisonic“ offiziell in die Läden!

Galerie mit 17 Bildern: Unisonic - Knock Out Festival 2014
09.03.2012

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