Vanish
Hör VANISH, vergiss Flecken - Interview mit VANISH zu "Come To Wither"

Interview

Vanish

Bereits im vergangenen Jahr haben VANISH aus Stuttgart ihr zweites Langeisen „Come To Wither“ veröffentlicht und konnten damit überzeugen. Und obwohl das Album mit seinem düsteren und zynischen Grundton und der Weltuntergangsthematik nicht gerade leicht verdaulich ist, erweisen sich VANISH als eine Band, die immer wieder für ein kleines Späßle zu haben ist. metal.de sprach mit Gitarrist Philipp und Sänger Basti über die Aufnahmen, Live-Auftritte und Reinigungsmittel.

Am besten stellt Ihr Euch den Lesern erst einmal vor: Wie kamt Ihr zu dem Namen VANISH, wie habt Ihr Euch gefunden und wie seid Ihr überhaupt zum Metal gekommen?

Philipp: Mein Name ist Philipp, mein Job ist die Lead-Gitarre. Außerdem bin ich zuständig für die Recordings, z.B. auch den Mix der „Come To Wither“. Wie es zum Bandnamen kam, weiß ich gar nicht, der stand schon als ich 2004 dazugestoßen bin. Mein Einstieg in den Metal war das Playalong von Maidens „The Trooper“ im Guitar Magazin.

Basti: Hey, also ich bin Bastian und Sänger der Band. Außerdem mach ich alles was mit Tasten, Synthesizern und anderem unmetallischem Kram zu tun hat. Außerdem bin ich auch der Texter der Band und mag am liebsten Cornetto Nuss. Den Bandnamen gibt es schon seit 15 Jahren, lange bevor das Putzmittel in Deutschland aufgetaucht ist. Falls deine Frage dahin zielt, wir waren zuerst da und das Putzmittel hat sich ganz klar bei unserem coolen Namen bedient, nicht andersrum.

Euer Album kam noch im letzten Jahr heraus. Wie fiel denn das Feedback aus?

Basti: Wir sind total überwältigt vom Feedback. Früher hatten wir als Band ohne Label immer den Dilettantenbonus. Aber jetzt muss man sich mit den Großen im Business messen. Dafür waren die Reviews echt großartig. In den Soundchecks waren wir immer gut dabei und die Reviews können sich fast alle sehen lassen. Nur mit einem Magazin stehen wir nun auf Kriegsfuß, aber die wissen das noch nicht. Doch es ist immer ganz gut, einen Erzfeind zu haben (lacht), oder?

Philipp: Stimmt, die Platte wurde jetzt mit deutlich anderen Maßstäben gemessen. Umso mehr freut uns das fast durchweg gute Feedback.

Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf, warum Ihr mit „Come To Wither“ gerade mal Euer zweites Langeisen veröffentlicht habt, immerhin seid Ihr ja seit über 14 Jahren unterwegs.

Basti: Uns gibt es zwar schon so lang, aber so richtig durchgestartet sind wir erst seit 2010. Da haben wir mit Daniele unser heutiges Line-Up vervollständigt und endlich das Basserkarussell beendet. Wir haben damals vor allem unseren Sound neu definiert und klangen endlich so, wie wir uns das immer vorgestellt haben. Auf unserem ersten Album „Separated From Today“ gibt es schon starke Songs, aber insgesamt hört man viele unterschiedliche Einflüsse und dem Ganzen noch etwas die Unentschlossenheit im Gesamtsound an. Wir lieben die Songs, aber insgesamt ist der Gesamtsound noch nicht wirklich ausgereift gewesen. Beim neuen Album haben wir endlich einen Sound gefunden. Das Album „Come To Wither“ klingt wie aus einem Guss und wir sind alle total happy damit.

Philipp: Außerdem haben wir noch gut 10 Jahre lang gebraucht um unsere Instrumente zu lernen. Dann mussten wir unseren Müttern beibringen, dass wir jetzt Rockstars werden. Anschließend gings dann steil bergauf.

Wie liefen die Aufnahmen zum Album?

Philipp: Etappenweise…(lacht). Wir haben alles in Eigenregie aufgenommen. Axel Heckert und ich haben dann im Studio22 in Ludwigsburg Mix und Mastering fertiggestellt. Das ging alles neben unseren Jobs her, so dass viele Abend- und Nachtschichten notwendig waren. Leider mussten wir auch alle Vocals ein zweites Mal aufnehmen, da wir technische Probleme durch verzerrte und kaputte Spuren hatten. All das schluckt viel Zeit. Es steckt tatsächlich sehr viel Arbeit drin und wirklich zufrieden ist man mit der Produktion eh nie. Ich glaube, ich könnte jetzt immer noch dran schrauben (lacht).

Basti: Ja, genau. Philipp war da wirklich eine absolut treibende Kraft. Es ist unglaublich wieviel Perfektionismus in so einem Metal-Album steckt und auch stecken muss. Die Fans und wir selbst natürlich sind einfach unheimlich anspruchsvoll. Da wird natürlich Musiker UND Fans sind, wollten wir ein Album haben, das unseren und auch den Ansprüchen der Fans absolut gerecht wird und sie sogar noch übertrifft. Wir wollten auf keinen Fall, dass man unserem Album das kleinere Budget anhört wie es bei so mancher Produktion leider der Fall ist. Und da hat unser Philipp mit Axel einen richtig guten Job gemacht.

Wie würdet Ihr das fertige Produkt beschreiben? Würdet Ihr sagen, dass Ihr Euch spürbar entwickelt und verbessert habt oder würdet Ihr sogar sagen, dass das Album die Essenz Eures Schaffens ist?

Basti: Wir sind nun genau da, wo unsere Arbeit uns hingeführt hat. Ich sehe das Album schon als gute Visitenkarte. Wir haben trotzdem noch viele Ideen unseren Sound weiterzuentwickeln und neue großartige Songs zu schreiben. „Come To Wither“ beschreibt aber die Grundidee unserer Musik recht gut. Wir wollen interessante Musik machen, die nicht nach zwei Durchgängen langweilig wird. Aber trotzdem sollen unsere Songs nicht zu verkopft sein. Durch die Synthesizer und Keyboard-Elemente steckt man uns natürlich leicht in die Progressive-Metal-Ecke, aber ich denke, wir haben auch eine ganze Menge Power und erdige Riffs, die viele Progressive-Metal-Bands nicht unbedingt mitbringen. Diese Elemente und eine große Wandelbarkeit sind uns sehr wichtig.

Philipp: Basti beschreibt es ganz richtig. Wir haben, glaube ich, den Weg eingeschlagen, der uns vorschwebt, das Ziel ist aber offen. Hinzu kommt noch, dass wir fünf Musiker sind und jeder so seine ganz eigene Vorstellung vom idealen Metal-Song oder Sound hat. Das schafft Abwechslung, da auch jeder ins Songwriting involviert ist.

Was hat Euch dazu inspiriert, dieses Album aufzunehmen?

Basti: Eigentlich wir selbst (lacht). Wir haben einfach gemerkt, dass wir den definitiven VANISH-Sound bisher nur auf dem 3-Track-Demo hatten. Wir hatten tolle Songs und dann haben wir einfach losgelegt. Und schon nach wenigen Jahren waren wir fertig (lacht). Textlich waren wir nicht so sehr von den klassischen Metal-Themen der Apokalypse entfernt. Wir haben aber versucht, das Motiv nicht zu wörtlich zu nehmen. In den Songs geht es generell um eine Korruption der Gesellschaft, sowohl in sozialer, moralischer und auch seelischer Hinsicht. Deshalb haben die Songs auch eine Verbindung. „Come To Wither“ ist kein Konzeptalbum, aber das Motiv zieht sich durch alle Songs. Einige Songs gehen dabei mit dem Motiv auch recht positiv um. Sonst wäre der Titel „Hope Shall Rise“ schon sehr ironisch (lacht).

Philipp: Es war einfach anstrengend, 365 Tage im Jahr live zu spielen. Wir haben dann recherchiert und gesehen, dass einige der Großen Alben aufnehmen. Das hat uns inspiriert (lacht).

Wenn Ihr ins Studio geht, was geht dann in Euch vor?

Basti: Da wir eigentlich sehr viel in Eigenregie machen oder mit befreundeten Studios zusammenarbeiten, ist der Druck von außen nicht so hoch. Wenn es an diesem Tag nicht rockt, dann halt an einem anderen. Wir sind beim Schreiben der Songs doch sehr akribisch und genau. Im Studio oder in der Postproduktion verändert sich am Song nicht mehr viel. Wenn wir den Recording-Knopf drücken, dann ist der Song schon sehr reif und bis ins Detail ausgearbeitet. Deshalb sind wir eigentlich auch nicht wirklich nervös vor einer Aufnahme.

Philipp: Reingehen, one take, rausgehen, VANISH rockt! Ich glaub, so war das (lacht).

Würdet Ihr Euch als eine Liveband beschreiben?

Basti: Wir sind absolut eine Liveband. VANISH hat schon immer fest im Blick gehabt, wie die Musik auf die Bühne übertragbar ist. Vor allem die Power und auch die Wucht der Songs live zu transportieren, ist uns sehr wichtig. Dabei haben wir uns beim Konzept unserer Show eher an Rockbands orientiert. Wir brauchen keine große theatralische Produktion oder Showeffekte. Wir gehen auf die Bühne und rocken mit dem Publikum. Die Verbindung zum Publikum ist uns dabei sehr wichtig. Wir wollen keine unnahbare kostümierte Showband sein. Wir haben geile Songs zu bieten und die präsentieren wir dem Publikum ohne Netz und doppelten Boden. Den einzigen doppelten Boden, den wir haben, sind die Keyboards, die seit 2 Jahren vom Sequenzer kommen. Früher habe ich die Keys live gespielt, aber das hat die Beweglichkeit natürlich sehr eingeschränkt und eine Art Front zum Publikum gebaut. Das war für eine Metalband einfach sehr ungeschickt, einen Frontman mit Keyboard zu sehen. Somit lassen wir die Keyboards und Synthesizer nun vom Band kommen. Einfach um mehr Action zu machen und unseren Fans näher sein zu können.

Philipp: Ganz klar Liveband. Ich denke, dass wir dabei manchmal vor den Shows unterschätzt werden, weil wir nicht wirklich dem Metaller schlechthin entsprechen. Wir haben es aber bisher jedes Mal geschafft, das Publikum zu überzeugen und dazu nie Kostümchen oder Corpse Paints gebraucht. Dass die Keys jetzt vom Band kommen, hat uns live nochmal deutlich aufgewertet, da Basti jetzt als Frontmann frei agieren kann. Damit kommt mehr Bewegung und noch mehr Interaktion mit dem Publikum rein.

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Wie bereitet Ihr Euch auf einen Auftritt vor bzw. was macht Ihr, bevor Ihr die Bühne betretet? Und was fühlt Ihr bei einem Auftritt?

Basti: Ein gutes Dinkelacker und los geht’s (lacht). Wir haben da wirklich einen Rock ’n’ Roll Approach: Wir haben viel Spaß zusammen, trinken und essen was und dann geht’s los. Wir wärmen uns ein bisschen auf, aber ein wirkliches Ritual haben wir nicht. Wir sind einfach Kumpels, die zusammen auf die Bühne gehen. Es ist uns aber auch wichtig, wenn wir mit anderen Bands spielen, dass wir auch deren Shows zusammen schauen. Letztendlich sind wir auch nur Fans von guter Musik.

Gibt es bei Euch so etwas wie eine Bandphilosophie?

Philipp: Kommt drauf an. Hedonistisch vor dem Essen, eher stoisch danach. Wir haben uns noch nicht final positioniert…

Müsst Ihr Euch eigentlich oft dumme Sprüche wegen Eures Bandnamens anhören?

Philipp: Was, warum das denn? Ich versteh die Frage jetzt grad nicht (lacht). Hör VANISH, vergiss Flecken!

Was sind denn im jetzigen Jahr 2015 bislang Eure Favourites?

Basti: Hm, 2015 ist ja bisher noch recht jung. Aber einige Alben sind bei mir im Moment im wahrsten Sinne des Wortes „Heavy Rotation“. Die neue NAPALM DEATH-Platte finde ich krass und die läuft bei mir vor allem am Freitag, um ins Wochenende zu starten. Auch die neue THUNDER ist überraschend gut und liefert tollen Hard Rock. Im Progressive Metal muss man natürlich auch das PERIPHERY-Doppelalbum erwähnen. Obwohl das bei mir noch nicht so richtig gezündet hat – leider.

Seid Ihr Bier- oder Weintrinker?

Basti: Dadurch dass wir eine große Stuttgarter Brauerei als Sponsor haben, erübrigt sich diese Frage. Pille ist übrigens ein Whiskey- und Halbbiertrinker.

Philipp: Die zweite Hälfte überlass ich gern Dir, Basti (lacht).

Möchtet Ihr uns abschließend noch etwas mitteilen?

Philipp: Wir können nur empfehlen, „Come To Wither“ anzuchecken und Euch die Scheibe in welchem Format auch immer zu kaufen! Besucht die Website und hinterlasst uns einen Like bei Facebook. Bei Youtube gibt es ein fettes Live-Video von „Silence“ und wenn Ihr selbst dabei sein wollt, kommt zu unseren Shows, Daten immer aktuell auf der Website und bei Facebook. Wir arbeiten außerdem bereits am Material für die neue Scheibe, bislang heftiger Stoff! Bevor ich’s vergesse…der deutsche Mann besitzt im Schnitt 19 Unterhosen…zählt mal nach!

19.04.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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