Wednesday 13
Ketten aus Blut und Tierherzen in Einmachgläsern

Interview

Du bist in North Carolina aufgewachsen. Wie groß ist der Einfluss, den deine Kindheit dort auf deinen Musikstil hat? 

Das kleine Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hat mich definitiv geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin, auch wenn ich nicht mehr dort wohne. Ich trage noch alles mit mir herum, allerdings fühlt es sich auch seltsam an, wenn ich nach all den Jahren wieder dorthin zurückkehre – es ist fast wie eine andere Welt, jetzt wo ich in Los Angeles wohne. Aber ich habe North Carolina und den Süden immer in meinem Blut.

„Condolences“ quillt beinahe über vor harten Riffs. Wie viele hast du für das Album geschrieben, und wie schwer ist, ein Riff zu finden, das unter Umständen einen ganzen Song tragen kann? 

Wie schon gesagt, ich sehe mich selbst weiterhin als ‘Fan’, von Musik im Generellen. Da ist es mir oftmals nicht wichtig, um was für ein Genre es sich handelt, solange die Melodien knackig sind und der Song gut. Und darum geht es mir auch, wenn ich meine eigenen Riff schreibe… ich will etwas finden, das nicht langweilig oder nach einem Jahr schon kitschig ist. Letztendlich soll es einfach etwas sein, worauf Leute abfahren, was sie fesselt und ihnen Spaß macht. Das Riff muss nicht das anspruchsvollste der Welt sein, Hauptsache es liefert etwas, das man gerne hört.

Welche Art von Arbeitsmoral hast du generell, wenn es um eine Musik geht? Bist du ein Perfektionist? 

Ja, leider zu sehr, ich hasse es. Wenn Zeuss nicht das Album produziert hätte, wäre ich immer noch nicht fertig und säße in meinem dunklen Kämmerlein und würde daran herumwerkeln. Ich weiß einfach nie, wann ich aufhören muss, und füge lauter Kram hinzu, dann fällt mir noch dies und jenes ein … es ist ein Fluch, und ich bin nie so ganz zufrieden. Denn sobald ich ein Album fertiggestellt habe, das mir gefällt, beschäftige ich mich schon wieder gedanklich damit, wie ich es zukünftig toppen kann. Aber das treibt mich an, und ich fände es langweilig, mich auf Lorbeeren auszuruhen. Es soll immer weitergehen.

Denkst du auch, dass die Realität angsteinflößender ist als Fiktion? 

Ja, definitiv. Wie gesagt hatte ich mir in letzter Zeit viele echte Kriminalfälle angesehen und darüber gelesen und ich merke wirklich, wie mich das noch am meisten schockiert. Im Fernsehen hat man mittlerweile ja so gut wie alles gesehen und das trifft leider auch auf Bühnenshows zu. Man muss sich ja fast umbringen, um Leute noch beeindrucken zu können… vermutlich stände dann immer noch einer im Publikum und würde rufen: „Buuh, was für eine lahme Show!“

Wer sollte sich „Condolences“ anhören und warum?

Hoffentlich tut es jeder, (lacht). Nein, aber der Grund, weshalb wir uns nun für ein großes Label entschieden haben, ist einfach der, dass wir hoffen, dass es noch viel mehr Fans dort draußen gibt, die einfach noch nichts von ihrem Glück wissen. Als Einzelner kann man nur einen gewissen Radius an Menschen erreichen, aber mit einem internationalen Team hinter uns haben wir nun die Chance, die Aufmerksamkeit von weit mehr Leuten zu bekommen. Darum geht es ja schließlich auch in einer Band – wenn du all deine Zeit und dein Herzblut in die Musik steckst, möchtest du letztendlich ja, dass Leute es hören.

Hast du jemals einen Fanbrief geschrieben?

Ja, als ich ein Kind war, schrieb ich an MÖTLEY CRÜE, POISON., W.A.S.P. … aber die einzigen, die mir zurückgeschrieben haben, waren POISON. Ich war elf Jahre alt und hatte nur so etwas geschrieben wie „Ich liebe euer Album! Ich will in euren Fanclub eintreten! Bitte schickt mir Infos“, und POISON schickten mir diesen Newsletter zurück. Es war lustig, da ich tatsächlich nur diese drei albernen Sätze geschickt hatte, aber zurück kam ein vierseitiger Brief, der sagte: „Dein Brief war SO toll, wir konnten gar nicht anders, als dir zu antworten, vielen Dank für deine lieben Worte“, und ich dachte mir nur „Was zum Geier“. (lacht) Allerdings machte mich der Brief über Nacht zum Star der Schule – vorher war ich nur dieses nerdige Kind, das keiner mochte, und ich zeigte den Wisch einem der beliebten Kinder in der Schule und rief „Schau, POISON haben mir geschrieben!“ Er meinte: „Du bist cool. Du darfst jetzt mit mir abhängen.“ Also waren POISON. der Grund, weshalb ich als Kind für circa fünf Minuten als cool galt!

Bekommst du selbst viele Fanbriefe?

Ja, ich bekomme viele Nachrichten von Fans aus aller Welt über Facebook oder sonstiges, meist ist es wirklich toll, und Leute schreiben, wie sehr sie meine Musik mögen, dass ich ihr Leben verändert hätte oder sowas – aber gelegentlich kommt auch mal was Seltsames rein. Das Komischste, was mir bisher wohl passiert ist, war während der ersten MURDERDOLLS-Tour. Wir hatten eine Autogrammstunde in London, und es gab da ein Mädchen, das mit einem Einmachglas ankam, in dem ein Tierherz eingelegt war. Und an dieses Herz hatte sie ein Foto von Joey und mir getackert, und, nun ja, sie wollte es signiert haben. Ich dachte mir nur ‚Was zur Hölle?! Da schwimmt ein Herz mit meiner Fresse drauf in diesem Glas herum… na gut‘. Sie selbst war nicht seltsam, aber dieses Glas hat mich echt irritiert.

Jahre später wollte ein Mädchen in Deutschland mal mein Blut, um daraus eine Kette zu machen. Sie brachte mir eine Spitze und sterilisierte Nadel und alles mit, ganz systematisch. Das war auch lustig.

Gibt es irgendwelche Tourpläne für Deutschland in naher Zukunft?

Ja! Noch darf ich den finale Plan nicht verraten, aber wir werden einige Headline-Shows im November in Deutschland spielen und freuen uns natürlich riesig darauf!

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01.06.2017

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