YOB
Es war so eine Art Space-Cartoon

Interview

Mit YOB ist ein weiterer hoffnungsvoller Vertreter des Doom-Genres in Deutschland angekommen. Daher war es an der Zeit, die Band etwas näher zu beleuchten. Aber lest selbst was man im Hause YOB zu erzählen hat.

YOB

Norman: Hallo Jungs! Ich hoffe es geht Euch soweit gut und Ihr seid mit den Reaktionen auf das neue Album zufrieden?

YOB: Alles prima bei uns. Die Reaktionen auf das Album sind sehr gut und zum Teil sogar überschwänglich. Wir sind echt glücklich, dass sich ein paar Fans wirklich dafür interessieren, was wir machen.

Norman: Bis jetzt habt Ihr in Deutschland eher eine Nischendasein geführt. Würdest du die Band den Lesern mal kurz vorstellen und etwas über die Vergangenheit erzählen.

YOB: So richtig los ging es mit YOB 1996, allerdings noch unter diversen anderen Bandnamen. Es war gar nicht so leicht für mich Musiker zu finden, die langsame Musik mögen. Ich habe dann 1999 mal auf gut Glück ein Demo aufgenommen, auf dem ein Studio Drummer das Schlagzeug eingespielt hatte. Und siehe da, seit diesem Demo gab es keine Probleme mehr Mitglieder für die Band zu finden. Ja und nach diesem Demo haben wir noch zwei weitere Alben aufgenommen („Elaborations Of Carbon“ und „Catharsis“). Jetzt haben wir geplant, das nächste Album im März unter Dach und Fach zu bringen.

Norman: Welche Bedeutung hat der Name YOB? Gibt es da Parallelen zu der biblischen Figur Hiob?

YOB: Naja, der Name kommt eigentlich aus einem Cartoon aus den Fünfzigern. Es war so eine Art Space-Cartoon. In diesem Cartoon wurde ein Erdenkind geboren, das den Namen YOB trug. Eigentlich wollten wir einen Namen, der uns nicht gleich in eine Richtung drängt…sondern uns die Möglichkeit offen lassen sollte, uns so entwickeln zu können, wie wir das wollten. Nach einer Weile stellte sich dann heraus, das yobs so was wie Punks in Großbritannien sind und auf Russisch yob so was wie „kaputt“ oder „am Arsch“ bedeutet. Eigentlich ja beides ziemlich perfekte Definition, meinst Du nicht…haha?

Norman: „Elaborations Of Carbon“ glich einer Erruption in der Doom-Szene. Hast Du mit diesen Reaktionen gerechnet?

YOB: Nein, auf keinen Fall. Wir wussten schon, wie auch bei den anderen Alben, dass wir einige Anhänger hatten, dass es allerdings so abgehen würde, damit hat niemand gerechnet. Wir haben schon gar nicht damit gerechnet, dass es Menschen gab, die die Scheibe als eine der Doom-Scheiben der heutigen Zeit bezeichnet haben.

Norman: Leider sind die Scheiben in Deutschland recht schwer zu bekommen. Sind die alten Sachen überhaupt noch erhältlich?

YOB: „Catharsis“ ist noch immer über Abstract Sounds/Candlelight zu bekommen, bei „Elaborations Of Carbon“ schaut es anders aus, die Scheibe wird erst demnächst wieder über 12th Records zu bekommen sein.

Norman: Obwohl ich ein ziemlicher Doom-Fan bin, ist „The Illusion Of Motion“ auch für mich die erste Scheibe von Euch. Was denkst Du, welche Veränderungen die Band oder der Sound seit dem Demo durchlaufen hat?

YOB: Ich würde sagen, wir haben uns in jeder Weise verändert, in der sich eine Band nur verändern kann. Wir sind bessere Musiker geworden, haben bessere Produktionsmöglichkeiten und haben uns selbst entwickelt. Die älteren Sachen sind sicher massiv durch SLEEP, ELECTRIC WIZARD, CATHEDRAL und natürlich OBSESSED beeinflusst. Das neue Material hingegen ist eher beeinflusst von Bands wie WILL HAVEN und AKERCOCKE bzw. BURNING WITCH. Ich glaube das erklärt auch woher wir „unseren“ Doom-Metal nehmen.

Norman: Ihr habt eine recht einzigartige Mixtur aus den typischen langsamen Doom Elementen auf der einen Seite und den schnelleren, aggressiven Parts auf der anderen Seite. Würdest Du sagen, das ist es was YOB ausmacht?

YOB: Wir werden nie unsere Liebe zum DOOM-Metal aufgeben oder gar verleugnen. Niemals! Allerdings verspüren wir auch den Drang, neue Elemente einzuarbeiten um unser Verständnis von Doom mitzuteilen. Wir wollen dynamische Alben machen, die unterschiedliche Vibes transportieren, Höhen und Tiefen haben und Momente beinhalten, die typisch für das eine Album sind.
Um deine Frage nochmals aufzugreifen, hast du schon recht und wir das Konzept, bestehend aus langsamen und schnellen Parts weiterhin beibehalten und verfeinern.

You have a very special mixture of these typical slow doom parts on the one hand and the faster parts on the other. Would you say this is what YOB stands for?

Norman: Was bedeutet Euch DOOM?

YOB: Doom ist eine Lebenseinstellung! Musikalisch ist DOOM eine sehr vielfältige Nische des Metals. Mir fallen da Bands wie THE OBSESSED, MORGION, CANDLEMASS, ELECTRIC WIZARD, UNEARTHLY, ASUNDER, KHANATE, EARTHRIDE usw. ein, die alle Doom sind, aber gänzlich anders klingen. Das ist eine Sache, die ich an dieser Musik so liebe. Doom ist in den Herzen und Seelen verankert. Es reicht wenn du nur eine Minute mir einem Musiker oder Fan redest und du weißt, ob er ein wirklicher Doomer ist.

Norman: Vor ein paar Wochen habe ich mit Omar von THUNDERSTORM gesprochen, der mir erzählte, dass Doom eine Lebenseinstellung ist. Auch du hast das Thema schon angesprochen. Was bedeutet dir Doom als ein Individuum?

YOB: Nun, als Songwriter und Musiker, der in den frühern Neunziger dem Doom verfallen ist, war es ähnlich einer Geburt für mich. Es hat sich beinahe alles verändert. Diese Musik erreicht sowohl spirituelle als auch intellektuelle Ebenen in mir. Ich habe immer Riffs im Kopf. Entweder meine eigenen oder die von Bands, die ich gerne höre. Ich werde dem Doom-Metal verfallen sein, bis ich sterbe.

Norman: Du hattest es vorhin schon angesprochen, dass Ihr einige Einflussfaktoren habt. Ich sehe da noch zwei. Was denkst Du, wenn Ihr mit NEUROSIS und BLACK SABBATH in einem Atemzug genannt werdet?

YOB: Ich denke der Vergleich ist ziemlich angebracht. Wir sind nicht dem ganz alten Dom verfallen, wie ihn OBSESSED, CANDLEMASS und PENTAGRAM zelebriere. Ich liebe diese Bans von ganzem Herzen, aber YOB ist eine Doom-Band der nächsten Generation, die auch die BLACK SABBATH Einflüsse aus den Siebzigern musikalisch verarbeitet.

Norman: Auch wenn Du schon ein paar Namen genannt hast, was sind Deine Lieblingsbands, egal ob Doom oder nicht?

YOB: Also meine Lieblingsbands sind zweifellos BURNING WITCH, CATHEDRAL, SLEEP (eigentlich mehr Stoner-Rock aber trotzdem sehr wichtig für mich), REVELATION, THE OBSESSED, PENTAGRAM, ELECTRIC WIZARD, KHANATE, GRAVES AT SEA, WITCH MOUNTAIN, UNEARTHLY TRANCE, ACRIMONY, VOODOOSHOCK, ASUNDER, CORRUPTED; BURIED AT SEA, WARHORSE, EARTHRIDE, GOATSNAKE…und noch ein paar mehr, aber ich glaub das reicht fürs Erste. Aber es gibt auch einige nicht-Doom-Bands, die mir sehr gut gefallen. Darunter ganz sicher AKERCOCKE, IMMOLATION, VON, DARKTHRONE, SATYRICON, NEUROSIS, WILL HAVEN, MAYHEM, KRISIUN und das Achtziger Zeug wie IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST. Naja, ich könnte da unendlich weiter machen, das kennst Du bestimmt…haha.

Norman: ja, wem sagst du das! Aber sag mal jedes Album wurde bisher bei einem anderen Label veröffentlicht. Jetzt habt ihr zum ersten Mal einen richtig großen Deal bei einem Label, das nicht unbedingt auf Doom spezialisiert ist. Wie kam es dazu und was erwartet Ihr Euch von der Zusammenarbeit mit Metal Blade?

YOB: Das ging recht unspektakulär, als Metal Blade hörten, dass wir ein Label suchen, haben sie uns per Mail kontaktiert. Brian Slagel hatte die „Catharsis“ Scheibe und fand sie wohl ziemlich klasse. Zu Beginn waren wir nicht ganz sicher ob Metal Blade das richtige Label für uns sein könnte, da Doom noch immer im Underground ist und wir nicht wussten, was sie von uns erwarten könnten. Klar wir verkaufen nicht hunderttausende von Scheiben, wie es z.B. CANNIBAL CORPSE tun, aber Metal Blade hatten schon immer kleinere, außergewöhnliche Bands neben ihrer Top-Sellern. Metal Blade sind einfach professionell, egal worum es sich handelt und das Label hat unsere Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen.

Es kam zuvor schon zur Sprache, dass ihr eine Band der neuen Generation seid. Einige sehen Euch schon also die Referenzband in diesem Genre. Wie stehst Du dazu?

YOB: Eins ist klar, wir haben ein Doom-Herz. Wir sind unweigerlich eine Band dieser Richtung, aber wir bewegen uns auch genau an der Grenze. Es scheint, als würde unsere Musik auch vor einem Hardcore Publikum funktionieren bzw. generell vor einem „normalen“ Metal-Publikum. Ich glaube das liegt daran, dass wir eben mehrere Stile kombinieren und somit auch für andere musikalische Gesinnungen was zu bieten haben. Allerdings ist ein weiterer wichtiger Aspekt, dass sich die Doom-Szene langsam erhebt und Freunde in allen Genres findet.

Norman: Es kam jetzt einige Male der Stoner-Rock ins Gespräch. Hier gibt es einige Menschen, die damit nicht wirklich viel anfangen können, obwohl beide Richtungen ähnlichen Ursprungs sind und auch nicht so gänzlich verschieden sind.

YOB: Das liegt glaub ich daran, dass der Stoner Rock hier in den USA um einiges größer war, als in Europa. In den USA wird Stoner-Rock und Doom eigentlich in die gleiche Schublade gesteckt, obwohl die Fans wissen, dass es zwei verschiedene Ansätze sind.

Norman: „The Illusion Of Motion“ ist ein sehr tiefsinniger Titel, der sich auf viele Situation im realen Leben übertragen lässt. Was bedeutet Euch der Titel?

YOB: „The Illusion Of Motion“ soll eigentlich eine Idee, die ihren Ursprung sowohl in der Quantenphysik als auch in der Mythologie hat. Nichts ist so, wie zu sein scheint. Das was mir mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist nur ein sehr begrenzter Ausschnitt der Realität. Zu versuchen, die Realität nur mit unseren Augen und Ohren verstehen zu wollen, ist in etwas so, als würde man versuchen, ein Weltbild im heimischen Schlafzimmer mit ausgeschaltetem Licht erschaffen zu wollen. Das naheste Atom in unseren Händen, ist noch immer weiter entfernt, als der nahste Stern in unserer Galaxie. Wir Menschen nehmen einfach so viel als selbstverständlich und gegeben. Es ist schwierig das Thema in Worte zu fassen, aber wir verstehen uns eher als ein nicht perfektes Wesen, das nach etwas sucht, als ein predigender Bock.

Norman: Lass und noch ein bisschen über den Doom in den USA reden. Ihr lebt in Oregon. Ist dieser Landstrich eine Art Inspirationsquelle für Euch?

YOB: Haha! Ja da ist durchaus was dran, denn hier regnet es ziemlich oft und der Himmel ist meistens grau in grau. Um ehrlich zu sein, kann ich es dir gar nicht sagen, warum wir angefangen haben Doom zu spielen. Der Ort, in dem wir leben ist so eine Art Zeitreise in die Sechziger. So eine Art Enklave des Hippies und der New Age Idee. es gibt eine ganze Menge dieser Naturdoktoren und GRATEFUL DEAD Fans hier…haha.
Eugene ist bekannt dafür, aber ich glaube wir ängstigen sie manchmal.

Norman: Gibt es in den USA eine größere Doom-Szene neben dem Stoner-Rock, den du schon erwähnt hast?

YOB: Ganz sicher größer, als sie jemals war. Es gibt eine Menge neuer und großartiger Doom-Bands die die Flagge des Doom hoch halten in den USA.

Norman: Sag mal kennst Du das „Doom Shall Rise Festival“ in Deutschland?

YOB: Ja ich habe schon davon gehört und es wäre eine Ehre, mal Teil dieses Festivals sein zu können. Wir haben letztes Jahr das „Stoner Hands Of Doom Festival“ hier in den USA gespielt, mit ORODRUIN, ASUNDER, THE PROPHECY, GRAVES AT SEA und MOURNING BELOVETH. Es war wirklich großartig.

Norman: Gibt es Pläne für Europa?

YOB: Ich hoffe wir schaffen en gegen Ende des Jahres nach Europa.

Norman: Wenn du auf 2004 blickst, was waren die besten und was die schlechtesten Momente?

YOB: Es gab einige schöne Momente, zum einen, dass ich geheiratet habe, unsere US-Tour, der Deal mit Metal Blade, das Treffen mit Victor Griffin und Dennis Cornelius, die Tour mit ORANGE GOBLIN. Über die schlechten Momente müssen wir nicht reden.

Norman: Deine letzten Worte

YOB: THANK YOU for this interview and THANKS to everyone who has supported YOB! DOOM!!

Galerie mit 27 Bildern: Yob - Desertfest Berlin 2022
26.01.2005

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