Zeraphine
Interview mit Sven & Norman über den aktuellen Stand & die Zukunft der Band

Interview

Zeraphine

Lange Zeit war es still um ZERAPHINE aus Berlin. Wie aus dem Nichts kam die Bestätigung der Band für das diesjährige Amphi-Festival, auf dem das Quintett erstmals seit langem wieder live auftreten sollte. metal.de ergriff die Möglichkeit, sich vor Ort mit den zwei Haupt-Songwritern der ursprünglich aus den DREADFUL SHADOWS hervorgegangen Band zu treffen, um u.a. Neuigkeiten in Bezug auf die Zukunft der Band in Erfahrung zu bringen; insbesondere da Sänger Sven Friedrich mit SOLAR FAKE seit geraumer Zeit ein zweites heißes Eisen im Feuer hat, mit dem er bald das bereits vierte Album veröffentlicht.

Zeraphine

Hi Sven und Norman, vielen Dank erst einmal dafür, dass ihr hier heute auf dem Amphi für dieses Interview zur Verfügung steht. Ihr seid jetzt seit geraumer Zeit „inaktiv“. Wie geht’s euch heute?

N: Die Vorfreude ist auf jeden Fall ziemlich groß.
S: Bei den Proben waren wir ganz erstaunt, dass alles noch so gut klappt.
N: Dadurch, dass wir alle ein wenig verteilt wohnen, ist es insbesondere mit dem Proben nicht ganz so einfach.

Seid ihr generell vor Auftritten aufgeregt, wie verhält es sich heute?

N: Ja, total.
S: Immer, sowieso.
N: Man macht sich immer irgendwie Sorgen, ob alles funktioniert. Zehn Minuten vor’m Konzert geht’s dann massiv los, wenn man dann denkt „Oh scheiße, jetzt muss ich da gleich drauf“. Das ändert sich dann aber meistens schon beim Betreten der Bühne und es macht dann mehr Spaß, als dass man nervös ist oder Angst hat.
S: Ich habe immer das Glück, dass ich ein bisschen später auf die Bühne komme, d.h. wenn der Anfang total schief geht, bleibe ich einfach weg und dann müssen die Kollegen sehen, wie sie klarkommen (lacht).

Wann standet ihr eigentlich das letzte Mal zusammen auf der Bühne?

S: Das war im April 2014 bei einem Festival in München.

Wie bereits angesprochen, hat man lange nichts von euch gehört. Wie kam es zu dieser Pause?

S: Das ist betriebsbedingt. Die Koordination, um an neuem Material zu arbeiten, ist sehr schwer, wenn alle Mitglieder so weit voneinander verteilt sind. Sicherlich haben sich in der Zwischenzeit die Prioritäten auch im Vergleich zu der Anfangszeit verändert.

Musikalische Prioritäten?

S: Nene, eher so auf’s gesamte Leben bezogen. Das ist einfach schwierig, da steht so eine Band vielleicht nicht mehr an oberster Stelle. Man muss einfach gucken, wo man bleibt. Und dann ist es eben schwierig an neuem Material zu arbeiten oder sich mal eben zu treffen, wenn man so weit auseinander wohnt. „Die nächsten zwei, drei Wochen proben wir dann mal wieder und gucken mal, was dabei rauskommt“, das geht nicht mehr.
N: Beruf und Privates unter einen Hut zu bekommen ist ziemlich schwer, vor allem, wenn man auch Kinder hat, wie einige der Bandmitglieder. Wenn die dann etwas größer sind, geht’s wieder einigermaßen, aber ansonsten bleibt nicht viel Zeit für die Musik.

Selbst diese Show heute wurde nicht bzw. sehr spät über eure Homepage bzw. Facebook angekündigt. War es eine bewusste Entscheidung von euch, nach dem Motto „Wer an uns interessiert ist, wird es schon mitbekommen?“?

S: Das Problem ist, dass ich gar keinen Zugang zur Facebook-Seite von uns habe.
N: Als wir vom Veranstalter weitere Infos bekommen haben, habe ich den Termin noch nachgetragen. Allerdings wusste auch ich nicht wirklich, dass ich einen Zugang zu der Seite habe. Habe mich dann aber gefreut und das Konzert eingetragen.

Jetzt zu einer der zentralen Fragen: Wie soll’s mit der Band weitergehen?

S: Die kannst du beantworten, Norman (beide lachen). Ne, wir haben wirklich keinen Plan.
N: Ich will jetzt nicht sagen, dass wir nichts mehr machen, aber es gestaltet sich schwierig. Ich hätte schon Lust, macht ja auch Spaß mit der Band, aber inwiefern wir jetzt Zeit finden, hängt von vielen Faktoren ab. Muss man einfach abwarten und wie gesagt, Lust hätte ich auf jeden Fall schon. Ich würde auch gerne neues Material aufnehmen, habe da auch ganz viele Ideen, aber wir haben uns jetzt nicht vorgenommen und gucken einfach mal, wie es sich so ergibt.

Wer hat denn von euch den Großteil des ZERAPHINE-Materials geschrieben?

S: Das sind schon wir beiden.
N: Ja genau, ab und zu steuern die restlichen Mitglieder aber auch einen Song bei. Es ist aber meistens schon so, dass man bei sich zu Hause eine Idee hat und diese dann zusammen ausarbeitet.
S: Das Rumschicken von Dateien klappt bei uns nicht so wirklich.

SOLAR FAKE (zweite Band von Sven, Anm. d. R.) läuft aktuell ja ziemlich gut. Welchen Status nimmt Zeraphine bei dir ein, Sven?

S: Das ist ein bisschen problematisch. Es macht mir großen Spaß mit den Jungs von ZERAPHINE zu spielen, das ist ’ne tolle Band mit tollen Musikern. Musikalisch kommen ZERAPHINE bei mir aber mittlerweile hinter SOLAR FAKE. Aber das ist ja auch logisch, SOLAR FAKE sind für mich auch schlicht ein wenig einfacher zu handlen, da ich die Band ortsunabhängig führen kann. Ich brauche da z.B. kein großes Studio um was aufzunehmen, dass kann ich bei mir machen.

Auch wenn es heute bei eurem Auftritt keine neuen Songs zu hören geben wird: Hält die Setlist irgendwelche Überraschungen bereit? Das obligatorische Cover ist fest eingeplant?

S: Wie spielen heute einfach das, was die meisten Leute hören wollen. Das wird dementsprechend so ’ne kleine Best-Of-Show. Ein Cover wird’s allerdings nicht geben, das haben wir uns geklemmt. Wir machen das gerne auf Tour, wenn wir etwas länger spielen. Die Leute, die heute hier sind um u.a. uns zu sehen, die wollen sicherlich einfach ZERAPHINE-Songs hören. Bei einem Konzert von 90 bis 120 Minuten kann man das aber sicherlich schon mal machen.

Zeraphine

Ihr seid ja schon häufig als Gast auf dem Amphi gewesen, welches in diesem Jahr auf einem neuen Gelände stattfindet. Da ihr schon gestern angereist seid: Wie ist euer Eindruck?

N: Wir können noch nicht wirklich viel zu sagen. Wir sind hier heute durch den Keller reingefahren, ich hatte eben schon ein paar Probleme überhaupt wieder rauszufinden. Sagen wir aber mal so: Wenn’s noch am Tanzbrunnen stattgefunden hätte, wäre es sehr wahrscheinlich ausgefallen. Das spricht einerseits für die Location. Anderseits glaube ich aber auch, dass die Location nicht wirklich den Charme hat für so ein Gothic-Festival.
S: Ich finde die Location gar nicht mal so schlecht. Das ist mit Sicherheit auch mal eine coole Erfahrung auf so einer Bühne in der Halle zu stehen, wo wir heute ja aber nicht spielen. Ich bin jetzt draußen auch schon mal ein wenig lang gelaufen und wenn das Wetter gut ist, hast du glaub ich schon ein wenig Festival-Feeling. Wenn es aber so ist, wie gestern, dass der Bereich draußen aufgrund des Wetters einfach wegfällt, ist es natürlich blöd. Aber so ist es ja auch nicht geplant, sondern eigentlich geht man zu den Konzerten rein und ansonsten kannst du dich draußen aufhalten, Leute treffen und so weiter. Auch die Bühne draußen finde ich ganz schön und wenn der Tanzbrunnen keine Alternative darstellt, ist die neue Örtlichkeit sicherlich brauchbar.

Konntet ihr in der kurzen Zeit, die ihr hier seid, schon irgendwelche Bands sehen?

N: Ne, noch nichts geschafft.
S: Ein bisschen von SITD, DIORAMA und ein wenig von PATENBRIGADE: WOLFF. Da stand ich allerdings oben hinter der Bühne und konnte nichts sehen.

Das Amphi musst umziehen, das Blackfield sogar dicht machen, ähnlich wie einige kleine Clubs (wie z.B. der ‚Ballsaal der Finsternis‘ in Hannover, der zumindest Sven von diversen SOLAR FAKE-Auftritten bekannt sein dürfte). Eine allgemeine Frage: Wie sehr ihr die Szene aktuell bzw. existiert für euch das Wort „Szene“ überhaupt?

N: Der Begriff existiert für mich schon, insgesamt verhält es sich damit aber recht schwierig.
S: Auf der einen Seite sieht man so wie beim Blackfield, wo es in den letzten Jahren immer ziemlich voll war, dass anscheinend noch andere Dinge reinspielen, die es den Veranstaltern unmöglich macht, so ein Event dort weiterzuführen. Die Kosten steigen einfach überall. Eigentlich gibt’s noch viele Leute, die noch auf die Musik stehen, aber anscheinend macht es dies für die Veranstalter nicht einfacher. Und bei so kleinen Clubs ist oftmals das Problem, dass viele ältere Leute nicht mehr jedes Wochenende weggehen wollen oder können.
N: Ich kann auch nicht mehr so häufig weggehen, wobei das noch nie wirklich mein Ding war.

Und auf Bands bezogen?

S: Mainstream hin oder her. Die Bands, die erfolgreich sind, treffen aus irgendeinem Grund den Geschmack von mehreren Leuten. Die, die nicht erfolgreich sind, machen das aus irgendeinem Grund nicht. Deshalb macht aber nicht die eine Band bessere Musik, als die andere. Wir denken natürlich anders über Dinge, als Leute, die gerade 18 oder 19 Jahre alt sind. Es gibt ja auch noch viele Bands von früher oder zumindest Bands, die den Sound von früher haben. Ich bin da sehr offen, da ich auch viele neue Bands gut finde, gerade aus dem Elektro-Bereich. Mir muss Musik Spaß machen, der Spaß kann aber total unterschiedlich sein. Entweder man tanzt dazu oder man findet es gut, weil’s ein wenig mit Anspruch zu tun hat.

Ein schönes Schlusswort, dementsprechend wünsche ich auch heute noch viel Spaß auf dem Amphi Festival, insbesondere bei eurem Auftritt. Ich bedanke mich für die Zeit, die ihr euch genommen habt.

25.10.2015

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