All-Our-Gods-Have-Abandoned-Us-Tour 2016
Ein Abend mit Architects, Stick To Your Guns und Bury Tomorrow

Konzertbericht

Billing: Architects, Stick To Your Guns und Bury Tomorrow
Konzert vom 19.10.2016 | Live Music Hall, Köln

Für die ARCHITECTS aus Brighton in England ist dieser Abend alles andere als ein Routine-Stopp auf einer ihrer zahlreichen Europa-Touren. Dafür gibt es zwei miteinander im Zusammenhang stehende Gründe. Zum einen wird die „All-Our-Gods-Have-Abandoned-Us-Tour“ von den ARCHITECTS als Headliner bestritten und kann an diesem Abend neben der Kölner Live Music Hall bereits mehrere Locations ähnlicher Größe als ausverkauft melden. Ein enormer Erfolg. Zum anderen könnte die Tour die vorerst letzte Möglichkeit sein, die Band live zu sehen, die nach dem tragischen Krebstod ihres Gründungsmitgliedes, kreativen Kopfes, Bruders, Freundes, um es mit Sam Carters Worten zu sagen, „ihres Herzens“, Tom Searle, eine Auszeit unbestimmter Länge angekündigt hat. Bei den ARCHITECTS begreift man diese Tour als letzte Geste an den Verstorbenen. Und vielen Fans geht es offensichtlich ähnlich.

Das Package wird komplettiert durch die Melodic-Hardcore-Punker STICK TO YOUR GUNS und die englischen Landsmänner von BURY TOMORROW. Sicherlich zwei Namen, die den Ticketverkäufen auch nicht unbedingt abträglich waren.

Guter Vibe, mäßiger Sound

Den Anfang machen letztere vor bereits gut gefüllter Halle um Punkt 20 Uhr. Der an sich etwas arg schematische Metalcore von BURY TOMORROW funktioniert live vor allem aufgrund eines sympathischen Auftretens und viel Energie ziemlich gut. Leider lässt der Sound stark zu wünschen übrig und zeigt sich nicht nur in den vorderen Reihen als viel zu basslastig. Auch nach Ende des Sets von BURY TOMORROW verbessert sich dieser Aspekt im Laufe des Abends nur minimal. Der Stimmung im Publikum tut das keinen Abbruch. Schnell formen sich in der Saalmitte einige nicht zu verachtende Pits, zudem dürfen wir die ersten Crowdsurfer des Abends begrüßen.

BURY TOMORROW eröffnen den Abend in der Live Music Hall

BURY TOMORROW eröffnen den Abend in der Live Music Hall

Bei STICK TO YOUR GUNS wird es dann aber noch einmal merklich voller und wärmer in der Halle. Die US-Hardcore-Punker entern die Bühne gegen kurz vor 21 Uhr und starten ansatz- und kompromisslos durch. Auf der Bühne herrscht fast ebenso viel Bewegung wie davor, Crowdsurfer und Pits vervielfachen sich. Die Soundprobleme bereiten den Kaliforniern an diesem Abend die wenigsten Probleme. Der drückende und stellenweise sehr melodische Hardcore der Band zwischen SICK OF IT ALL und RISE AGAINST funktioniert auch ohne Feinheiten prächtig.

Politik und kleine Pannen

Zwischendurch gibt es politische Ansprachen ohne viel Tiefgang aber mit großer Passion von Shouter Jesse Barnett („The US government is the enemy!“) und kurz vor Ende des Sets einen technischen Totalausfall bei Gitarrist Chris Rawson, der die Band für einige Minuten zum Improvisieren zwingt. Barnett schmeißt sein Mikrofon für ein kurzfristig anberaumtes Q&A in die Menge, während die Techniker am betroffenen Verstärker herumwerkeln. Leider schafft es niemand in der Crowd, das Mikrofon zu fangen, geschweige denn eine Frage auf Englisch zu stellen, sodass Barnett danach noch einen Trick mit einer Wasserflasche mehrfach verhaut und die Band schließlich ihren finalen Song ohne Rawson anstimmt.

STICK TO YOUR GUNS heizen der Menge vor dem Hauptact ARCHITECTS ein

STICK TO YOUR GUNS heizen der Menge vor dem Hauptact ARCHITECTS ein

ARCHITECTS: Live eine Macht

Dann fällt der Vorhang. Ein schwarzes Tuch mit dem darauf gestrahlten Albumtitel „All Our Gods Have Abandoned Us“ verhüllt die Bühne, während der Headliner des Abends seine Bühnenausstattung installiert. Derweil hat sich die Live Music Hall maximal gefüllt. Gegen die Hitze reichen die Securities Wasserbecher aus dem Fotograben in die Menge. Ein netter Service, bisher nur von brütenden Sommerfestivals bekannt. Um kurz nach 22 Uhr huschen dann ein paar Schatten hinter dem Vorhang an ihre Positionen und das Inferno beginnt.

Kurz bevor der Vorhang für die ARCHITECTS fällt

Kurz bevor der Vorhang für die ARCHITECTS fällt

„Nihilist“ vom neuen Album erweist sich einmal mehr als brutal-atmosphärischer Opener, und die Extra-Investitionen in Sachen Lightshow setzen die ARCHITECTS ansprechend in Szene. In der Folge brüllt sich Sam Carter durch eine Setlist, die sich überwiegend aus den letzten beiden (und zugegebenermaßen auch einfach besten) ARCHITECTS-Album speist. Dabei zeigt sich einmal mehr eindrucksvoll, dass Carter zu den besten und variabelsten Live-Shoutern des Genres gehört. Mühelos bringt der Mann emotionalsten Melodien in seinem Geschrei unter, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt auf kitschigen Klargesang setzen zu müssen. Die Band spielt präzise und hält sich im Hintergrund. Die Soundmängel fallen bei den oft schwer vernehmbaren aber extrem wichtigen atmosphärischen Leadgitarren aber leider deutlich ins Gewicht. Abseits einiger mitreißender, aber deutlich hörbar gut einstudierter Ansagen (für Sea Shepherd, gegen die Apathie) wirken Carter und Co. ermattet. Man merkt der Band an, wie schwer es fällt, die vielleicht erfolgreichste Tour ihrer Karriere ohne Tom Searle zu bestreiten. Der Qualität des Auftritts tut das keinen Abbruch. ARCHITECTS sind live eine Macht, die durch Präzision und Perfektion besticht. Die letzte Zugabe des Abends wird wie das gesamte Schaffen der Band Tom Searle gewidmet. „Gone With The Wind“ lässt einen mit einem Kloß im Hals in die Kölner Nacht entschwinden. Im Herzen die Hoffnung auf Katharsis und weiteres Bestehen dieser großartigen Band.

ARCHITECTS geben alles

ARCHITECTS geben alles

20.10.2016

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