Bloodshed Rituals Europatour
Inquisition, Rotting Christ, Mystifier und Schammasch live in Berlin

Konzertbericht

Billing: Inquisition, Rotting Christ, Schammasch und Mystifier
Konzert vom 21.10.2016 | Nuke Club, Berlin

Der neue Nuke Club macht es gleich richtig und lädt sich zu einem der ersten Konzerte mit INQUISITION und ROTTING CHRIST zwei Institutionen ins Haus – gefolgt von zwei weiteren namhaften Bands, mindestens im Untergrund: MYSTIFIER und SCHAMMASCH. Wilde Mischung! Willkommen zur „Bloodshed Rituals“-Europatour, die Ende Oktober Halt in Berlin macht.

SCHAMMASCH – Dunkelheit im Club und unter den Kapuzen

Wenn eine Band wie SCHAMMASCH (letztes Album: „Triangle“) als dritter Support auftritt und den Abend damit eröffnet, heißt das schon etwas. Und sofort herrscht Düsteratmosphäre, nicht nur unter den Kapuzen der vermummten Musiker. Der Einstieg ist gediegen, das Rund ordentlich gefüllt. Für alle Besucher, deren Feierabenduhr nicht im Takt von „Freitag ab eins macht jeder seins“ schlägt, ist die Tatsache, dass es letztlich erst anderthalb Stunden nach Einlass losgeht, durchaus erfreulich. Fast so erfreulich wie der „Bums“, den der Sound kontinuierlich durch die Körper der Anwesenden jagt – ich mag das Wort in dem Zusammenhang nicht besonders, aber „fett“ trifft es wohl ganz gut. Was fällt sonst so auf? Das Schlagzeug steht nicht wie gewohnt zentriert hinten, sondern im linken Bühnenbereich – gewöhnungsbedürftig, aber ohne hörbaren Einfluss auf den Gesamtsound. SCHAMMASCH zelebrieren ihren vertonten Okkultismus technisch einwandfrei: Da sitzt jeder Griff, das Zusammenspiel ist konstant sauber. Und so setzt er dann auch bald ein, dieser geheimnisvolle Sog, den Musik solch einnehmender Couleur entfachen kann. Das drückt natürlich den Partyfaktor, doch man kann nicht jedem alles recht machen. Also verziehen sich die Feierwütigen, während die Schwelgenden den Songs von SCHAMMASCH interessiert bis hingebungsvoll lauschen.

Galerie mit 6 Bildern: Schammasch - Bloodshed Rituals European Tour 2016

MYSTIFIER – Nieten, Leder, Sonnenbrille … einfach „oldcool“

Es gibt Bands, die sieht man hierzulande regelmäßig, dann gibt es Auftritte, die eher rar gesät sind. MYSTIFIER gehören zweifelsfrei zur zweiten Kategorie. Entsprechend besonders erscheint die Teilnahme der Südamerikaner an der „Bloodshed Rituals“-Europatour schon vor dem Anschlag des ersten Tons. MYSTIFIER bedienen eine musikalische Nische, die gerade in Brasilien ihren angestammten Platz im Underground gefunden hat – allen voran durch Bands wie SARCÓFAGO und VULCANO. Platter Satanismus trifft auf Leder, Nieten und Sonnenbrillen. Mit einer solchen steht auch Gitarrist Beelzeebubth auf der Bühne, an seiner Hose baumelt ein monströses umgedrehtes Kreuz. Irgendwie ein Mix aus oldschool und cool – quasi oldcool. Fronter Diego Araújo steht indes hinter einem Keyboard, sieht man auch nicht alle Tage. Das Duo liefert in Zusammenarbeit mit Neu-Drummer Jhoni Apollyon (seit 2016 dabei) sofort mächtig ab, alles ist „auf dem Punkt“, wie man so schön sagt. Nur die Ansagen pendeln zwischen unbeholfen und sympathisch: „We try our best for you bastards“. Dankeschön, ist lieb von euch. Es schwappen reichlich alte Vibes über den Bühnenrand, die Performance ist insgesamt energisch und hochmotiviert. Leider prallt die Dynamik etwas am Publikum ab, da reißen auch Gassenhauer wie „The Realm Of Antichristus“ und „Osculum Obscenum“ keine Haarwurzeln aus. Richtig geil ist natürlich das, und so schließt sich der „Teufels“kreis, SARCÓFAGO-Cover „Nightmare“.

Galerie mit 8 Bildern: Mystifier - Bloodshed Rituals European Tour 2016

ROTTING CHRIST – der erste Teil des „Bloodshed Rituals“

1, 2, 3 – immer witzig, wenn internationale Bands in hiesigen Gefilden mehr oder weniger deutschsprachige Ansagen einstudieren. ROTTING CHRIST geben bei der „Bloodshed Rituals“-Europatour den Direkt-Support beziehungsweise den Co-Headliner. Seit 1987 ist die Band unterwegs, mit „Rituals“ wurde im laufenden Jahr das nunmehr zwölfte Studioalbum veröffentlicht. Gar keine Frage, dass die Truppe auf ihre beachtliche Live-Erfahrung setzt und sich vom Start weg durch und durch eingespielt präsentiert. Die Stimmung ist außerordentlich gut, und wer noch nicht ganz bei der Sache ist, wird durch Motivationsversuche angeheizt. Zur Bühnenpräsenz gesellt sich dann auch eine sehr intensive Lichtshow (in den eher mystischen Momenten wurde das Licht auch mal wirkungsvoll zurückgenommen), sodass wir in der Summe genau das bekommen, was wir von ROTTING CHRIST erwarten: einen Auftritt, der an der Grenze zur Perfektion kratzt. Songs wie „Athanati Este“ vom 2004er-Album „Sanctus Diavolos“ beweisen, warum das Wort „Rituals“ hinsichtlich der beiden Headliner gut gewählt ist. „Elthe Kyrie“ von der letzten Veröffentlichung unterstreicht hingegen die progressive Herangehensweise im Bereich der Songstrukturen. Und „The Sign Of Evil Existence“ vom Debüt „Thy Mighty Contract“ ist eine erfrischende Rückkehr zu alten Black-Metal-Glanztaten. Zu guter Letzte passt demnach auch die Abwechslung im Set der Griechen – „Bloodshed Rituals“, meine Damen und Herren!

Galerie mit 9 Bildern: Rotting Christ - Bloodshed Rituals European Tour 2016

INQUISITION – Ritual Nummer zwei, heute ohne schwarze Magie

Die Kolumbianer/Amerikaner INQUISITION sind nicht erst durch die Unterschrift bei einem großen Label in der Szene bekannt. Eigener Stil, eigenes Krächzen, konsequenter Satanismus, deutlich religiös statt philosophisch interpretiert, und allen voran: gute Songs – zusammengenommen führte all das auch vor dem Labelwechsel schon dazu, dass Dagon und Incubus dem Tellerrand des Undergrounds ein Stück weit entwachsen waren. Zudem hat die tourfreudige Band schon vielfach reichlich Leute vor die Bühne gezogen. Dass dabei zuweilen gar überragende Live-Erfahrungen entstehen, die für viele – wie schon erwähnt – einen rituellen Charakter haben, für andere schlichtweg vertone Geilheit bedeuten, spricht sich ebenfalls herum. Die Besucherzahl am heutigen Abend der „Bloodshed Rituals“-Europatour setzt diesen Worten ein pechschwarzes Ausrufezeichen hintan. Positiv pechschwarz im Kontext der Kunst und negativ im Sinne der Reihen, die dichter und dichter werden, bis die große Konzerthalle einen Status erreicht, den man getrost als „überfüllt“ bezeichnen kann. Egal, was reimt sich auf „getrost“? Richtig …

Leider schwächelt der Sound zu Beginn, die Techniker bekommen die Probleme aber im Laufe des Gigs in den Griff. Im August haben INQUISITION „Bloodshed Across The Empyrean Altar Beyond The Celestial Zenith“ rausgehauen. Und alle so: what?! Daher lieber den Kopf abschalten und die Musik fließen lassen – rein in den Strudel aus instrumentaler Monotonie, sphärischen Klängen und Dunkelheit. „From Chaos They Came“ überzeugt als neue Nummer, „Ancient Monumental War Hymn“ gehört zu den meist gespielten. Und so wird dem geneigten Zuhörer ein facettenreiches Song-Potpourri geboten – mit Highlights wie „Embraced By The Unholy Powers Of Death And Destruction“ vom legendären Zweitwerk „Invoking The Majestic Throne Of Satan“. Trotzdem will der Funke heute nicht ganz überhüpfen – leider „nur“ ein guter Auftritt, die schwarze Magie bleibt aus.

Fotos: Endrew Stepan

22.11.2016

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