Dornenreich
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Konzertbericht

Billing: Dornenreich und Lost Dreams
Konzert vom 2000-06-21 | Utopia, Innsbruck

Nachdem ich eine Weile lang durch Innsbruck geirrt war, kam ich schließlich doch noch pünktlich um 20:00 am Utopia Kulturzentrum an. Daß ich das Datum nicht verfehlt hatte, darauf ließen die schwarz „uniformierten“ Gestalten schließen, die sich dort schon („zahlreich“ wäre etwas übertrieben – zur Höchstzeit vielleicht 250) eingefunden hatten. Gegen 21:00 wurde man endlich in den Veranstaltungsort bzw. Keller eingelassen. Jarvis, die Band, die statt den angekündigten Voices of Decay spielen würde, beschrieb mir jemand als „Bauern-Metal“, wonach meine Erwartungen offen gesagt nicht gerade übermäßig waren. Es wurde dann auch ein recht unspektakulärer Auftritt oder vielleicht war´s einfach das falsche Publikum, das blieb nämlich – vielleicht bis auf ein Dutzend Leute – total unberührt und distanziert. Zum Repertoire der Band zählte u.a. Sepulturas „Troops of Doom“, das sich für mich kaum von den eigenen Songs (die zudem ziemlich an Slayer erinnerten) unterscheiden konnte. Nach einer kurzen Umbauphase, wo auch schon mal ein Styropor-Totenkopf auf dem Keyboard seinen Platz einnahm, setzte ein mäßig schauriges Intro ein und es gesellten sich so nach und nach die sechs Lost Dreams-Mitglieder – zuletzt freilich der Hauptakteur – auf die relativ kleine Bühne. Als „melodischer Black-Metal“ beschrieben, war ihr Sound dann letztlich doch ein recht seltsames Gemisch, das beim Publikum aber auf jeden Fall mehr Anklang als der zuvorige Death/Thrash-Metal fand. Vor allem die Ein-Mann-(„Satire“-)Show brachte erstmals ein wenig Leben in den Saal. Ich kann mich da noch an so manche Ansage wie „Ok, are you ready, this is the battlefield called „snow in my hands“!, „This is war…“ und ich glaub irgendwas mit „fucking God“ erinnern. Das würde an und für sich noch gar nicht mal so humorvoll gewesen sein, wäre es nicht allesamt mit tiefster, grimmiger Stimme und zudem wildem Fratzenschneiden und Gestikulieren vorgetragen worden (auch ist mir irgendwie entgangen, weshalb ein Südtiroler vor lauter Deutschsprachigen sein Englisch bemühen mußte). Eine Szene für die Götter war es dann, als der Sänger auf der Hälfte des Konzertes seine Kette mit dem umgedrehten Kreuz pathosstrotzend hochhielt und dabei das erste Mal grinste – wie ein stolzes Kind. Ansonsten war er so was von ernst – glaubwürdig kann dabei aber niemand sein – in seiner Rolle, daß mich echt die Frage quälte, wie er wohl gewöhnlich beim Bäcker auftritt, um seine Brötchen zu bestellen… Wie dem auch sei, zu einer zünftigen Show im Stile Shagraths (Dimmu Borgir) hatte ja noch etwas gefehlt – quasi die Essenz: Mit Zugabe-Rufen war scheinbar fest gerechnet worden, denn im endgültig letzten Stück, griff er sich einen Kelch in Form einer Plastikflasche, gefüllt mit einer roten – aber in keinster Weise blutroten – Flüssigkeit (ohne vom Saalboden probiert zu haben, tipp ich mal auf Himbeersaft :). Während er davon trank, wichen die Leute von vorne instinktiv gleich meterweit zurück, während ein etwas rundlicher Herr (auf zwei der Photos zu erkennen – der mit dem Nietenarmband) stahlhart blieb und bereitwillig eine Dusche einnahm. Der Rest der Band – ganz ungeschminkt usw. – behielt bei solchen Aktionen eine gänzlich neutrale Miene bei und machte brav und unscheinbar etwas Musik dazu. Der Bassist, den man eher einer Hardcore-Band zugeordnet hätte, blickte dabei lustiger Weise ständig zum Gitarristen bzw. dessen Instrument um sich über die aktuelle Akkordfolge zu informieren. Der zweite (Lead-)Gitarrist (hätte von Rhapsody sein können) holte indessen, spielfreudig wie er war, technisch so ziemlich alles aus seinem Instrument heraus, brachte aber eine unpassend fröhliche Note in die Musik. Das Keyboard fand unterdessen kaum Verwendung. So wirkte alles – zumindest live – (stilistisch) noch recht unfertig. So richtig gut kamen zumindest schon einige ohrenbetäubende Kreischer (die Growls hingegen waren überflüssig) und das gekonnte Schlagzeugspiel rüber.

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10.07.2000

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