Enslaved 25-jähriges Bandjubiläum live in Berlin
Enslaved, Ne Obliviscaris, Oceans Of Slumber live in Berlin

Konzertbericht

Billing: Enslaved, Ne Obliviscaris und Oceans Of Slumber
Konzert vom 15.10.2016 | Lido, Berlin

Bild Einlassschild Enslaved Show in Berlin

Ein früher Konzertbeginn ist Fluch und Segen zugleich, aber 18:00 Uhr Einlass und 18:30 Uhr Beginn bei drei Bands ist definitiv gewöhnungsbedürftig – aber eben auch keine Seltenheit mehr. Das Positive vorweg, wer nach dem Konzertabend noch irgendwo einen trinken gehen wollte, kommt nicht zwangsläufig in den frühen Morgenstunden nach Hause, und wer plant, sich samstagabends noch auf der heimischen Couch rumzuwälzen, kommt immerhin zu einer menschlichen Zeit nach Hause. Der Nachteil liegt allerdings klar auf der Hand: Wer das Pech hat, am Samstag noch arbeiten zu müssen oder einen weiteren Anfahrtsweg hat, kommt einfach zu spät – so wie wir. Denn die wohl stark aufspielenden OCEANS OF SLUMBER sind längst wieder im Backstage verschwunden, als wir um kurz nach 19 Uhr im Berliner Lido aufschlagen.

NE OBLIVISCARIS

Immerhin ist es bei NE OBLIVISCARIS gut gefüllt. Die Australier, die in den letzten Jahren vor allem durch ihre gelungene Fan-Support-Kampagne und starke Live-Shows Aufmerksamkeit erregten, haben heute leider mit Sound-Problemen zu kämpfen. Auf dem Summer Breeze 2015 zuletzt gesehen und als großartig empfunden, wirkt das Geschehen an diesem Abend merkwürdig unstimmig. Das liegt am Klang, denn die einzelnen Instrumente wirken nebeneinander gestellt und nicht harmonisch gemischt. So ist zwar alles von Schlagzeug bis Geige gut zu hören, spielt aber nebeneinander her. Hinzu kommt, dass Club-Bühnen zu klein für NE OBLIVISCARIS erscheinen – obwohl sie nur zu sechst sind, ist kaum Platz zum Bangen vorhanden. Davon abgesehen ist das Material von „Citadel“ (2014) und dem 2012er Debüt „Potral Of I“ natürlich exzellenter progressiver Black Metal. Denn selbst bei dem unbefriedigenden Sound zeigt sich die Klasse der Stücke, die neben aggressiven Momenten allen voran dank der Violine und dem starken Klargesang atmosphärische Höhepunkte bietet. Es bleibt ein ambivalenter Eindruck an diesem Abend, doch wer NE OBLIVISCARIS zuvor erleben durfte, weiß, dass das Sextett live eigentlich grandios sind – etwas schade.

ENSLAVED

Konzertfoto Enslaved live in Berlin 2016

Plötzlich wird alles schlagartig besser. Gerade ist die Stimmung noch etwas gedämpft, sorgen ENSLAVED binnen Sekunden für ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Den Auftakt macht „Roots Of The Mountain“ und zeigt die Norweger sofort auf der Höhe. Das Set zum 25. jährigen Jubiläum ist gespickt mit Klassikern, Lachern und großer spielerischer Klasse. Zwar arbeitet die Nebelmaschine auf Hochtouren und verdeckt so das ein oder andere Mal den Blick auf das Treiben der Bühnen, aber der Sound passt. So wird auch „Ruun“ verdientermaßen gefeiert. Zwischendrin zeigt Grutle Kjellson sein Entertainer-Talent – seine Ansagen sorgen immer wieder für schallendes Gelächter und setzen dem Abend die sprichwörtliche Krone auf.

Kleines Beispiel: Als er aus einer Flasche mit durchsichtigem Inhalt trinkt, gibt es in der ersten Reihe ein paar irritierte Blicke – diese quittiert er trocken mit: „It’s just water, Norwegian water – prost!“. Im weiteren Verlauf des Abends werden zudem die Ähnlichkeiten von Lead-Gitarrist Arve Isdal und Lars Ulrich thematisiert … dieser sei zwar weder Millionär noch Drummer noch ein Arschloch, aber sie beide spielen Tennis. Gutes Bauchmuskeltraining durch Lacher ist garantiert.

Weiter im Set, das einige echte Perlen bereit hält. Angefangen bei „Fenris“ (1994) über „The Crossing“ (2001) bis hin zum aktuellem „In Times“-Material in Form von „Building With Fire“ folgt Highlight auf Highlight. Es entsteht schon Wehmut, als die Band nach „Ground“ unter tosendem Applaus und „Enslaved“-Rufen die Bühne verlässt. Aber weit gefehlt, nach einem kurzen Drum-Solo von Cato Bekkevold kommt auch der Rest zurück und bietet dank „One Thousand Years Of Rain“ und dem ältesten Stück des Sets „Allfáðr Oðinn“ (vom 1992er „Yggdrasill“-Demo) einen würdig-grandiosen Abschluss.

Schade, dass jetzt schon Schluss ist. Allerdings haben ENSLAVED ein würdiges Set aufgefahren und, wie sie währen der Show erklären, wollen und können sie auch keine 40 Stunden spielen, um tatsächlich das gesamte Material zu spielen. So bleibt am Ende eine Erkenntnis stehen: ENSLAVED sind eine fantastische Liveband. Punkt, aus, Ende.

22.11.2016

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