Kamelot
Pandemonium Over Europe 2011

Da KAMELOT neben melodischen Power-Metal-Elementen auch immer mehr mit progressiven Songstrukturen hantieren, ist es nur konsequent, eine Prog-Metal-Band als „Special Guest“ mit an Bord zu holen. Mit EVERGREY hat man dabei einen der besten europäischen Genre-Vertreter ausgewählt. Frontmann Tom Englund musste im letzten Jahr einen Großteil seiner Begleitmannschaft auswechseln, so dass heute unter anderem auch Johan Niemann auf der Bühne steht und dabei einen ähnlich coolen Groove verströmt wie vor einigen Jahren noch an der Seite von THERION-Boss Christofer Johnsson.

Inzwischen hat sich die „neue“ EVERGREY-Besetzung bestens aufeinander eingespielt und liefert eine extrem tighte Show ab. Mit ihrem düsteren Sound und den auf den ersten Blick recht simpel wirkenden Strukturen heben sich die Schweden von den meisten Vertretern der Euro-Prog-Stene deutlich ab. Dafür merkt man die Herkunft am trockenen Humor der lakonischen Ansagen, die zum Teil auch OPETH-Fronter Mikael Åkerfeldt gut zu Gesicht stehen würden. So sorgt die Band mit düster-melancholischen Song-Monumenten wie „Wrong“ oder „Recreation Day“ für beste Unterhaltung.

Das Publikum ergeht sich zwar öfter in andächtigem Staunen als in wildem Mitsingen oder Bangen, der Applaus zwischen den Stücken fällt dafür aber umso lauter aus. Das ist Musik für Genießer und die erkennt man an den heute auffällig zahlreich zur Schau getragenen EVERGREY-Shirts. Da braucht es auch keine opulente Bühnenshow, das charismatische Auftreten von Tom Englund und seinen engagiert abrockenden Mitstreitern reicht völlig aus, dass sich hier niemand langweilt. Ein starker Auftritt, der mich wieder einmal eine dicke Lücke in meiner heimischen Plattensammlung erkennen lässt.