Machine Head
live im Schlachthof Wiesbaden

Konzertbericht

Billing: Darkest Hour, Diablo Blvd. und Machine Head
Konzert vom 2014-11-27 | Schlachthof, Wiesbaden

MACHINE HEAD haben vor kurzem ihre Platte „Bloodstone & Diamonds“ veröffentlicht, aber diese starke Platte ist nur einer der vielen Gründe, die ein MACHINE HEAD-Konzert zu einem Pflichttermin machen. Der Schlachthof Wiesbaden durfte schon vor einigen Tagen „Ausverkauft“ melden, keine große Überraschung, denn mit DARKEST HOUR haben sich die Kalifornier eine weitere tolle Band ins Boot geholt. Wir waren für euch in Wiesbaden dabei und überprüfen den Wahrheitsgehalt folgender Weisheit: Chuck Norris spricht nicht – wenn er den Mund öffnet, ertönt „Imperium“ von MACHINE HEAD.

DIABLO BLVD. dürfen für die abgesprungenen DEVIL YOU KNOW einspringen. Ein netter, wenn auch nicht ganz würdiger Ersatz, denn Howard Jones ist schon eine andere Hausnummer. Musikalisch fallen die belgischen Heavy Metaller auch etwas aus dem Rahmen. Was an Schnelligkeit im Vergleich zu den anderen beiden Bands fehlt, machen Sänger Alex Agnew und seine Kollegen aber durch sympathischen Enthusiasmus wett. Der Fronter nimmt sehr locker Kontakt auf, reißt Scherze, beeindruckt mit vagen Deutschkenntnissen und sorgt mit Spielchen für Aufmerksamkeit. „Der Erste, der zum nächsten Song einen Pit startet, kriegt von mir danach höchstpersönlich am Merchandise-Stand ein T-Shirt von uns überreicht!“, lautet sein Deal für die Wiesbadener. Letztendlich mobilisiert dies natürlich nicht nur einen, sondern gleich mehrere Anwesende. Eigentlich ein schäbiger Trick, aber er zieht und sorgt für gute Stimmung. DIABLO BLVD. haben ihre Chance genutzt und ihre Aufgabe als Support mehr als erfüllt. Dass das Publikum schon bei der ersten Vorband derart in Bewegung gerät, ist nicht unbedingt Standard. Das neue Album der Band wird „Follow The Deadlights“ heißen und im Januar erscheinen. Wer kernigen Rock mag, der mit Druck und Melodie ausstaffiert ist, und dessen Sänger mindestens so melodisch klingt wie M. Shadows von AVENGED SEVENFOLD, der sollte sich die Veröffentlichung vormerken.

Machine Head

DARKEST HOUR sind die Nächsten auf dem Plan und für mich das erste kleine Highlight. Wer die Amerikaner als mittelmäßige Metalcore-Band abhakt, hat das Konzept definitiv missverstanden. DARKEST HOUR spielen Punk Rock mit Melodic Death Metal und Metalcore-Anleihen, auf dem aktuellen selbstbetitelten Album hat der Fünfer noch dazu den Klargesang erhöht. Genau mit dieser Platte legen DARKEST HOUR los und machen mit „Wasteland“ sofort klar, dass sie richtig Bock haben auf den Abend. Die Wiesbadener sind bereits komplett im Randale-Modus und es gibt schon einige blutige Nasen, die den wilden Pits geschuldet sind. Das folgende „Rapture In Exile“ tut dem Sturm der Begeisterung keinen Abbruch – FUCK WAITING AROUND TO DIE! – und DARKEST HOUR lassen bis zum Ende der Show nicht nach. Es wird gebrüllt und gebangt, dass es nur so eine Freude ist. Kurz frage ich mich, ob die Kondition bei einigen noch für MACHINE HEAD reichen wird. Kein Stillstand, keine Sekunde zum Ausruhen – DARKEST HOUR halten die Ansagen angenehm kurz und hauen einen Brecher nach dem anderen raus. „Anti-Axis“, „Love as a Weapon“ oder auch „The Sadist Nation“ halten die Flamme am Kochen. Nach dem Auftritt stürmen einige zu den Toilettenräumen, um sich frisch zu machen und natürlich noch mehr Leute zu den Getränkeausgaben, um den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen. Sehr grandioser, hitziger Auftritt, der einer Explosion nahe kam und keinen Stein auf dem anderen ließ. Sicher werden einige die neue Platte jetzt nochmals ganz genau hören und sich überlegen, ob sie nicht doch besser ist als beim ersten Eindruck. Denn vor dem Konzert von DARKEST HOUR gab es dahingehend vielerorts Diskussionen zu belauschen.

Machine Head

Schon bei der Pausenmusik beweisen MACHINE HEAD Klasse, denn „Flying Whales“ von GOJIRA sorgt bei einigen für ekstatische Ausbrüche. Abgesehen davon macht sich die Ruhe vor dem Sturm breit, man kann die Vorfreude beinahe greifen und in den Gesichtern der Anwesenden ablesen. Um 21 Uhr kommen dann MACHINE HEAD auf die Bühne. Bereit zu beweisen, dass sie als einzige Band das „Fucking“ im Bandnamen zu Recht tragen. Mit „Imperium“ geht die Sause los, ein erstes Zeichen dafür, dass hier heute Abend kein „wir müssen unbedingt unsere neue Platte vorstellen“-Konzert geboten wird. Gleich danach lassen MACHINE Fucking HEAD, die bestens gelaunt sind, „Beautiful Mourning“ auf die Menge los, spätestens als Robb Flynn „Fuck you all!!!!“ in die Menge röhrt, brechen alle Dämme. Es fliegen Becher, wirbelnde Haare sorgen für kostenlose Erfrischung und Stagediver machen den Jungs von der Security richtig Arbeit. Erst dann folgt „Now We Die“ vom aktuellen Album „Bloodstone & Diamonds“ und das Wiesbadener Publikum zeigt sich auch hier schon erstaunlich sicher, was Text und Luftgitarren-Action ausmacht. Gleiches gilt für „Killer & Kings“ und das später folgende „In comes The Flood“.

So langsam drücken die Hinteren immer mehr nach vorne, die Stimmung steigt von Song zu Song. Robb Flynn teilt die Menge in rechts, links und Circlepit, und genau dieser Circlepit nimmt bei Brechern wie „Aesthetics Of Hate“ oder „Ten Ton Hammer“ beinahe die komplette Halle ein. Front-Bart Flynn lässt sich natürlich zur einen oder anderen längeren Ansage hinreißen – nein, ein halbstündiger Vortrag über Facebook war diesmal nicht dabei. „Wir sind nicht bei MTV gespielt worden, nie im Radio zu hören und trotzdem haben wir mit unserem Album Platz 6 der Charts erreicht, wegen euch!“. Dann bittet er noch ein sehr bekanntes Pop-Sternchen, sich zu ficken, was die Anwesenden grölend bestätigen. Irgendwie nimmt man ihm den Kumpeltyp noch ab und fühlt sich bei MACHINE HEAD ganz unabhängig von der Hallengröße, als ob man mit der Band direkt feiert. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass außer dem Drummer alle Bandmitglieder bangen und stets in Bewegung sind, wobei der Drummer natürlich auch in Bewegung ist. Auch mit Bier wird geprostet und ständig werden Pleks in die Menge geworfen. Etwas befremdlich sind nur der Porno-Bart von Phil Demmel und der freie Oberkörper von Neu-Bassist Jared MacEachern.

Bei „Darkness Within“ haben die Anwesenden die Möglichkeit zu spüren, wo sich an ihrem Körper erstaunlicherweise überall Haare aufstellen können. Der Song an sich ist schon grandios, aber als die Halle lautstark den Refrain mitsingt und dabei MACHINE HEAD locker übertönt, fliegen starke Emotionen durch den Raum. Wen es bis dahin nicht gepackt hat, der kann dies dann am Ende des Songs nachholen, als die Wiesbadener noch minutenlang die prägnante Stelle im Chor summen. Selbst Mister Flynn scheint ergriffen und hat uns ein derart starkes Durchhaltevermögen nicht zugetraut.

Höhepunkt des Konzerts ist „Halo“, denn Band und Fans mobilisieren alles. „And I won’t pray for you…“ heulen wir alle im Chor und genau in diesem Moment fällt Konfetti-Regen auf uns nieder, was für ein Finale! Nur zufriedene Menschen trudeln langsam um 23 Uhr aus dem Schlachthof. Geschlagene zwei Stunden haben uns MACHINE HEAD in Ekstase versetzt. Der Auftritt war überragend und auch der Sound war grandios, bei allen drei Bands und an jeder Position, die ich im Verlauf des Abends einnahm. Auch die Lichtshow war exakt abgestimmt und der Stimmung sehr zuträglich. Rotes Licht, grünes Licht und wilde Blitze wurden passend zum Takt und zur aktuell herrschenden Dynamik eingesetzt. Eventuell wollte Drum-Tier Dave McClain auch seiner Heimat einen besonderen Abend bescheren, er ist nämlich in Wiesbaden geboren. MACHINE HEAD sind immer ein Konzert wert und haben sicher nicht nur mir an diesem Abend die Möglichkeit gegeben, für einige Stunden den Dreck des Alltags abzuschütteln. Chuck Norris habe ich übrigens nicht gesehen. Dafür habe ich noch heute Robbs Stimme im Hinterkopf: „Headbang, motherfuckers“!

Machine Head

28.11.2014

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