Metalfest
Bericht vom Metalfest Germany 2011 mit u.a. Amon Amarth, Arch Enemy, Cradle Of Filth

Konzertbericht

Billing: Kalmah, Wintersun, Watain, Tankard, Suicidal Angels, Sodom, Saxon, Sabaton, Rage, Primordial, Misery Index, Kataklysm, Amon Amarth, Hell, Equilibrium, Entombed, Eisregen, Destruction, Cradle Of Filth, Belphegor, Arkona, Arch Enemy und Amorphis
Konzert vom 2011-05-27 | , Dessau

 

 

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Der folgende Tag startet für viele mit derben Grindcore und verdammt guter Laune. Ob die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS als Guten-Morgen-Überraschung herhalten sollten oder warum sie sonst in einer derart frühen Postion in der Running Order stehen, bleibt unergründlich. Fakt ist jedoch, und dieser lässt keinen Platz für Spekulationen, dass die Hannoveraner Quatsch-Köpfe gewaltig viele Fans zu einer recht frühen Zeit aus ihren stickigen Zelten locken konnten, und nun erst einmal gepflegt den steinigen Acker umpflügen. Die absolut perfekte Mischung aus Grindcore und bekannten Songs aus der Pop- und Schlager- Schiene wird für die folgenden 30 Minuten nicht nur für schmunzeln und Gelächter sorgen, sondern auch für so manchen Moshpit. Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS haben zur besseren Untermalung ihrer kreativen Interpretationen von „I’ve Been Looking For Freedom“ und Co, Flöte und Trompete im Gepäck und obendrein legt Sänger und Keyboarder Him eine kleine Modenschau hin, indem er gefühlte zehn Mal in einem anderen Auftritt auf der Main Stage steht. Sänger Rob betitelt seine Band angesichts der Massen, die zum Feiern gekommen sind, sehr zutreffend als „Headliner der Herzen“. Und er scheint damit offenbar recht zu haben.

 

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Die V8 WANKERS haben es da schon um ein vielfaches schwerer. Ein Großteil derjenigen, die sich eben noch vor der Bühne ausgetobt haben, haben sich bereits wieder verkrümelt oder in irgendeine ruhige Ecke des Festivalgeländes gelegt, um sich dort noch ein wenig zu erholen, bevor der Tag und das Billing dazu möglicher Weise keine Chance mehr lässt. Die V8 WANKERS verleiten jedoch auch wesentlich weniger zu irgendwelchen Euphorischen Ausbrüchen wie ihre Vorgänger. Auf der Bühne dominieren Gitarren und verdammt cooler  Punk’n’Roll. Trotz einiger Bemühungen seitens der Band will keine richtige Stimmung aufkommen, und so wird der Auftritt bald als nicht sonderlich merkenswert ad acta gelegt.

 

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Etwas anders sieht das schon wieder bei den finnischen Melodic Death Metallern von KALMAH aus. Zwar ist auch hier Sänger und Gitarrist Pekka Kokko an den Mikroständer gefesselt, aber dennoch ist die Dynamik sowohl auf der Bühne als auch bei den Zuschauern eine völlig andere. Zwar kommt der Füllstand nach wie vor nicht an die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS heran, aber  die Stimmung ist nicht zu verachten, und so mancher Nacken knackst wieder unter den kreisenden Bewegungen der schweren Köpfe. Die kräftige Stimme von Pekka Kokko weiß zu überzeugen, und die Band weiß wie sie sich gebührend in Szene setzen kann.
Bei ARKONA nimmt die allgemeine Euphorie dann doch noch etwas mehr zu. Ihr Auftritt ist als offizielle Album-Release-Show angekündigt, und das ruft so manchen Fan auf den Plan, der neugierig auf neuen Stoff der Russen ist. Ein weiteres Mal erweist sich eine Frau auf dem diesjährigen Metalfest Germany als wahre Granate, was die stimmlichen Qualitäten betrifft. Maria „Scream“ Archipowa, eine zierliche, blonde Schönheit brüllt so manchen Mann in Grund und Boden, kann aber auch ebenso gut anders und lässt hier und da mal ihre weibliche Stimme zum Vorschein kommen. Zu den musikalischen Fähigkeiten der Band gehören allerdings bei weitem nicht nur die stimmlichen Qualitäten der Frontfrau. Die Unterschiedlichsten Flöten kommen zum Einsatz, sowie ein Dudelsack und dergleichen.  Die Fans sind von bester Laube und feiern ARKONA gebührend. Dass, was sie von dem neuen Album zu hören bekommen, ist offenbar als gut befunden worden, denn die positive Stimmung bricht auch im Laufe des Gigs nicht ab.

 

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Als die gute, alte Thrashkeule wieder ausgepackt werden soll, sieht es leider wieder dünner vor der Bühne aus. Nick Melissourgos und seine Mannen starten nichts desto trotz ihre Show mit entschlossenen Mienen und der nötigen Power. Der Sound scheppert nur so daher und die Stimmung ist einfach nur beachtlich. Zwar werden unter diesen Umständen keine, oder nur wenige neue Fans  für SUICIDAL ANGELS zu finden sein, aber das wichtigste sollte eigentlich sein, dass die altbewährten zufrieden sind.  Und das scheinen sie durchaus zu sein. Wie bei den Thrash-Brechern an den Tagen zuvor huldigt die anwesende Thrash Metal Gemeinde die Griechen und packt das ganze Arsenal an Action geladenen Handlungen aus. Vom Circle Pit über den Mosh Pit bis zur Wall Of Death ist alles im SUICIDAL ANGELS-Packet enthalten, was Spaß macht und Energie abbauen lässt. Das Thrash-Brett haut mit einem enormen Dauerfeuer dermaßen rein, dass kein Ende in Sicht zu sein scheint. Sicher ist das ein Trugschluss, und so ist bald die Zeit für die Pagan Metaller gekommen.

 

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EQUILIBRIUM scheinen eine weitere Band der Herzen zu sein. Obwohl seit einiger Zeit der sonst sehr beliebte Fronter Helge Stang nicht mehr dabei ist, scheint das an der Begeisterung für die Band keine Einbußen zu haben. Der scheinbar völlig gegensätzliche Robert „Robse“ Dahn hat sich im Laufe des letzten Jahres, dass er nun für EQUILIBRIUM ins Mikro brüllt, den Respekt der Fans erspielt. Als EQUILIBRIUM triumphierend auf die Bühne stolzieren, bricht ein kleiner Jubel-Orkan aus, der erst abbricht, als Robse seine dunkle Stimme erhebt. Ein weiteres Mal wird die Nackenmuskulatur gewaltig auf die Probe gestellt, und spätestens nach diesem Tag sollte der Muskelkater vorprogrammiert sein.  Bei „Met“ wird zudem noch ein recht amtlicher Circle Pit kredenzt, aber auch nur, um als kleine Aufwärm-Einheit für die unverzüglich folgende Wall Of Death herzuhalten. Am FOH wurden die Regler für EQUILIBRIUM gut hörbar etwas weit nach oben geschoben, so dass es selbst mit Gehörschutz stellenweise ganz schön am Trommelfell kitzelt. Das hindert die Crowdsurfer jedoch nicht daran, sich Haufenweise in den Graben tragen zu lassen, wo der Bass erst recht ordentlich druckvoll aus den Boxen quillt. Ein weiterer, äußerst erfolgreicher Auftritt, was man von dem folgenden eher weniger behaupten kann.

 

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AMORPHIS sind eigentlich auch wieder einer der Bands, die vor allem so manches Frauenherz höher schlagen lässt. Schuld daran ist wohl in erster Linie Tomi Joutsen. Der kleine, aber überaus ausdruckstarke Kerl, mit Dreadlooks, die beinahe so lang sind wie er selber, ist stets außerordentlich präsent auf der Bühne, wo er auch heute wieder eine gute Figur macht. Zwar sieht man es ihm eindeutig an, dass er unter der extrem warmen, untergehenden Sonne zu leiden hat, was er  auch während des Gigs auch anspricht, aber ein kleiner, stickiger Konzertraum wäre wohl auch keine bessere Alternative. Mit den Stageset von dem neuen Album „The Beginning Of Times“ stehen die Finnen präsent auf der Bühne und lassen bereits erahnen, dass heute auch noch der ein oder andere neue Song präsentiert werden wird. Das es letztendlich jedoch der ein oder andere mehr wird, ist eher nicht zur Freude der Fans. Schließlich lieben es auch die nicht eingefleischten Hardcore-Fans, wenn sie den ein oder anderen Titel mitgröhlen können. Aber das fällt heute flach, und damit leider auch die Stimmung, die auf anderen Festivals auch zu sehr frühen Spielzeiten schon durchaus wesentlich besser war.

 

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KATAKLYSM reisen das Ruder in Windeseile herum, als sie förmlich auf der Bühne einschlagen. Es hat den Anschein, als würde Maurizio Iacono nur für einen Moment die Bühne betreten, und schon sind die Fans Wachs in seinen Händen. Alles hört ohne zu widersprechen auf die Aufforderungen des Himmelfahrtskommandos. Dieses wiederrum schleudert seinen überzeugenden Death Metal nur so über das Metalfest Germany hinweg. Die beinahe erschlagende Präsenz von Maurizio Iacono tut unter Garantie eine gehörige Portion dazu beitragen, dass die Metalheads förmlich ausrasten. Im rasenden Drum und Bassgewitter wird dann noch zu einem großen Massen-Crowdsurfen aufgerufen. Schließlich sind die Securities ja sonst beinahe arbeitslos und brauchen auch mal eine kleine Herausforderung. Das lassen sich die Höhenliebhaber nicht zweimal sagen, und so kommen nicht nur die Secus, sondern auch die Fans in den ersten Reihen bald mächtig ins Schwitzen.  Leider machen die Boxen ein wenig Ärger und geben immer wieder ein störendes Knacken von sich, was sich auch durch das Austauschen des Mikros nicht beheben lässt. Ein kleines Ärgernis, mit dem auch schon Bands vor KATAKLYSM zu kämpfen hatten. Ansonsten ist der Auftritt wirklich astrein und wohl einer der besten, um seiner angestauten Wut mal ein wenig Luft zu lassen. Ein paar Runden im Mosh oder Circle Pit sind wohl besser als jede Therapie.

 

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Der Headliner des letzten Metalfest Germany Tages liebt es heiß. Das zeigen SABATON gleich bei ihrem ersten Lied. Mit Flammen und Feuerwerfen wird hier garantiert nicht gegeizt. Da haben es wohl sogar AMON AMARTH mit ihren Headliner Auftritt am Freitag schwer, wenn sie mithalten möchten. Alle Bandmitglieder der Sechser Combo strahlen hochmotiviert bis über beide Ohren. Mit NATO-Hosen gekleidet bricht das Kriegsbattalion mit einer gelungen Mischung aus alten und neuen Songs über Dessau herein. Klar, dass da ein letztes Mal richtig gefeiert wird. Schließlich neigt sich nicht nur gerade für viele das erste Festival des Jahres dem Ende entgegen, sondern auch insgesamt ein wunderbar gelungenes Wochenende. Aber bevor das soweit ist, hauen SABATON eine 65 minütige Powershow raus, um an dessen Ende noch ein richtig dickes Lob für ihren Power Metal mit Wiedererkennungsgarantie zu bekommen. Die Plattenfirma überreicht den sechs Schweden eine goldene Schallplatte, als Auszeichnung für 10000 verkaufte Alben in Polen. Wenn das mal nicht ein Abschluss ist, der in vielerlei Hinsicht zufriedenstellend ist.

 

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Wenn man natürlich auf Blut, Kadaver und Gestank steht, sind SABATON bei weitem kein ordentlicher Abschluss. Dafür stehen WATAIN auf dem Plan, die schon seit einiger Zeit die 2nd Stage und somit das Zelt recht unangenehm zu dünsten. Zwar riecht es bei weitem nicht so schlimm, wie man es aus zahlreichen Beschreibungen gewohnt ist, aber eine gewisse Fäulnis liegt schon in der Luft. Hinzu kommt eine viel zu lange Wartezeit auf die Black Metaller aus Schweden. Grund dafür ist Gerüchten zufolge das Ausbleiben des Freund und Helfers, der Polizei. Die müssen nämlich vor Ort sein, weil WATAIN mit ihren Tierkadavern und dem Feuer durchaus eine Gefahr für Leib und Seele darstellen. Aus diesen oder ähnlichen Gründen ist auch der Gig von WATAIN auf dem Metalfest Switzerland gecancelt worden. So weit kommt es hier heute nicht. Zwar stehen WATAIN erst mit einer erheblichen Verspätung auf der Bühne, aber dafür ist ihre Show einmal mehr ihre perfekte Inszenierung des Black Metal. Erik Danielsson wirkt mit Pelle Forsberg, Davide „Set Teitan“ Totaro und Alvaro Lillo wie gerade frisch aus der Hölle aufgestiegen. Die Höllenflammen schlagen bis unter die Decke und für alle Fans des Black Metal sollte dies nun wirklich ein hervorragender Abschluss des Metalfest Germany 2011 sein.

Schaut man zurückblickend auf die drei Tage Metalfest in Dessau, so muss man sich doch eindeutig eingestehen, dass es einfach ein furchtbar gemütliches Festival war. Die schlechte Stimmung wurde stets über Bord geworfen, oder in Alkohol ertränkt, der Sound war zumindest immer erträglich, die Preise für ein Festival angepasst und die Stimmung einfach gut. Die Sonne hat so manchem Metalhead einen dicken Sonnenbrand auf Nase und Plauze gebrannt, und viele Fans hatten die Gelegenheit, ihren Idolen am Autogrammstand gegenüber zu stehen und vielleicht sogar ein Foto zu erhaschen. Vor der Bühne war auch bei den Headlinern genug Platz für alle, egal ob man sich im Mosh die Hörner abstoßen wollte, gemütlich das Haupt im Takt der Musik kreisen lassen, oder einfach nur dabei stehen, zusehen und genießen wollte. Und das alles bei einer bunt gemischten Tüte an Bands aus sämtlichen Metalgenres. So entspannt darf es im nächsten Jahr gerne wieder werden.

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13.06.2011

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1 Kommentar zu Metalfest - Bericht vom Metalfest Germany 2011 mit u.a. Amon Amarth, Arch Enemy, Cradle Of Filth

  1. Thomas sagt:

    Es war ein sehr gemütliches Festival, das stimmt. Nicht zuletzt liegt es an der gemütlichen Größe, es ist alles andere als überfüllt.Was dieses Jahr sehr stark negativ aufgefallen war:
    Staub: Der Weg vom Festivalgeländeeingang zur Mainstage wurde immer mehr zur Wüste mit Staubstürmen, einige Leute sind schon mit Atemmasken rumgelaufen. Weiterhin lag direkt vor der Bühne Bauschutt(!!) mit handgroßen Betontrümmern. Erstens ist es ungemütlich, dadrauf zu stehen, zweitens erzeugt jeder Moschpit ein mittelgroße Staubwolke, die einem jede Lust am Mitmoschen nimmt und drittens könnte jeder betrunke/aggressive Idiot mit den Trümmern um sich werfen und Fans oder sogar die Bandmitglieder ernsthaft verletzten. Und dabei wird am Festivaleingang abgetastet. Da hätte man auch gleich drauf verzichten können.
    Sound: Die Bühne stand zu dicht am dahintergelegen Hangar(->Schallreflektion). Der Sound wirkte breiig und war nur am Mischerhäuschen gut wirklich gut.