Mortician
Keep It True Festival 2010

Konzertbericht

Billing: Demon, Emerald, Mortician, Obsession, Omen, Ram, Roxxcalibur, Satan's Host, Steelwing und Warrant
Konzert vom 2010-04-23 | Tauberfrankenhalle, Lauda-Königshofen

MORTICIAN 11:30-12:15
Die Österreicher von MORTICIAN, eingesprungen für die Kalifornier WHITE WIZZARD, die krankheitsbedingt absagen mussten, eröffnen den Festival-Samstag und das bereits um 11:30 Uhr, was wohl Grund dafür ist, dass noch nicht viele Besucher sich vom vorabendlichen Gelage erholt und den Weg vor die Bühne gefunden haben.
Davon völlig unbeeindruckt startet das Quartett, das sich 2009, fast zwei Jahrzehnte nach der Auflösung 1990, reformiert hat (Gitarrist Tommy Lee Metzler und Basser Patrick Lercher sind von der Originalbesetzung noch dabei), nach einem kurzen Intro mit “Street Warrior”, einem Track von der gleichnamigen Demo 1987 und “Listen To The Priest” von der ebenfalls 1987 erschienenen EP “No War”. Schnell rütteln die Vier die noch schlaftrunkene Bangerschaft mit ihrem thrashig angehauchten Heavy Metal wach und man sieht sogar bald erste Köpfe kreisen. Es folgen die zwei übrigen Songs der EP “No War” und “Hot Fight”, mit “We Must Get Back” und “Sacrifice Of Sin” zwei weitere Tracks der ersten Demo und mit “Reflection Of Your Soul” sogar eine neue Nummer. Zum krönenden Abschluss gibt es mit “Breaking The Law” noch ein JUDAS PRIEST-Cover auf die Ohren, bei dem die Stimmung immerhin einen kleinen Höhepunkt erreicht.
Alles in allem liefern MORTICIAN trotz früher und kurzer Spielzeit einen überraschend erfrischenden und stimmungsvollen Auftritt ab, ein sehr guter Start in den zweiten Keep It True-Tag.

HEART OF CYGNUS 12:35-13:20 (Bild rechts unten)
HEART OF CYGNUS waren mir vor dem Festival gar kein Begriff. Doch auch nach ein paar Recherchen und Hörproben auf Myspace wollte sich die Kombo mir nicht wirklich in das Keep It True-Billing einpassen, denn die Musik der Kalifornier ist weniger im Metal als im progressiven Hard Rock angesiedelt und nach dem ersten Anhören auch als alles andere als live-tauglich zu beschreiben. Umso weniger wunderlich ist es auch, dass die Band überhaupt erst einen Auftritt hatte. Dennoch füllt sich die Tauberfrankenhalle urplötzlich, als die Kalifornier die Bühne betreten und ihren Auftritt nach einem kurzen Intro mit “Metropolis” von ihrem Debüt-Album “Utopia” beginnen.
Binnen kürzester Zeit hat sich das Publikum in der Halle weiter gemehrt und die Stimmung steigt ins unermessliche, jedoch spreche ich hier nicht von ausgelassenem Mitgrölen und kollektivem Humpen Heben, stattdessen erschaffen HEART OF CYGNUS mit ihrer Musik eine unbeschreiblich fesselnde Atmosphäre, die sich bei den folgenden Tracks “The King And His Steed”, “Ober Mountain” und “Under Hill”, trotz langwieriger Instrumental-Passagen, die live schnell für Langeweile sorgen können, immer weiter steigert. Zwar wippen sämtliche Köpfe rhythmisch mit und sogar einige Mähnen kommen in Wallung, insgesamt scheinen sich die Zuschauer aber vor allem auf die Musik der Kaifornier zu konzentrieren und ihr fast andächtig zu lauschen. Auch auf der Bühne setzen die Musiker nicht auf Anheizen der Menge oder ausgefallener Bühnenshow, sondern spielen absolut gelassen und gekonnt einfach ihre Songs runter, von Aufregung sieht man trotz der fehlenden Live-Erfahrung keine Spur.
Mit “Awake, Sleeper” und “Lost At Sea” beschließen HEART OF CYGNUS einen wrklich gelungenen Auftritt und das Publikum schreit begeistert nach Zugaben, was bei der zweiten Band des Tages wirklich nicht üblich ist. Selbiges stürmt auch sofort nach dem Auftritt den Merchandise-Stand und bereits nach kurzer Zeit sind sämtliche CDs und Shirts der Kalifornier restlos vergriffen. Damit haben HEART OF CYGNUS bestimmt nicht gerechnet.

RAM 13:40-14:25
Bei den nachfolgenden RAM bietet sich mir sogleich die nächste Überraschung. Die Anzahl der Zuschauer, die sich schon während der Umbau-Pause vor der Bühne tummeln, nähert sich nämlich fast schon der der Vortags-Headliner – unglaublich. Als RAM, bekannt als die schwedischen JUDAS PRIEST, dann schließlich die Bretter der Tauberfrankenhalle betreten ist an ein Durchkommen vor die Bühne kaum mehr zu denken.
Und die Schweden legen nach dem Intro “Crushing The Dwarf Of Ignorance” mit den zwei Songs “Sudden Impact” und “Forced Entry ihres gleichnamigen 2005er Debüt-Albums so richtig los. Darauf folgen zwei Tracks des aktuellen Albums “Lightbringer”: “Suomussalmi (The Few Of Iron)” und “Awakening The Chimaera”. Die Stimmung kocht, es wird gefeiert, mitgegrölt und gebangt, während RAM auf der Bühne alles geben. Ständig herrscht Bewegung auf der Bühne, besonders Fronter Oscar Carlquist animiert die sowieso schon ausrastende Menge unentwegt. Auch die Optik der Schweden passt ideal zu ihrer Musik: Stilgetreu in Leder, Nieten und Stretchjeans strotzt der Gig des Göteborger Quintetts vor Authenzität. Weiter geht’s mit “Machine Invaders” von der 2003er EP “Sudden Impact” und “Ghost Pilot (MI II)”, bis RAM mit “Infuriator”, bei dem die Stimmung ein letztes Mal weit über den Siedepunkt hinaus schießt, nach viel zu kurzen 45 Minuten, die wir im Fluge vergangen sind, die Bühne unter tosendem Applaus und unentwegten Zugabe-Rufen verlassen.
Alles in allem eine super Show, die auf ganze Linie überzeugen kann. Nur hätten RAM wirklich eine spätere oder zumindest längere Spielzeit verdient gehabt.

ADX 14:45-15:30
Mit ADX ist nun eine zweite Band am Zuge, die mir zuvor nur wenig geläufig war. Zwar zählen die Franzosen mit fast 30 Jahren Bandbestehen, in denen sie immerhin acht Alben heraus brachten, in Sachen Speed Metal zweifelsohne zum alten Kader und sollten einem vom Namen her auch schon begegnet sein, dennoch ist der Pariser Kombo hierzulande nie der Durchbruch gelungen.
Dies spiegelt sich auch in den Publikumsreaktionen an diesem Samstag Nachmittag wider. Beginnend mit “Caligula”, einem Track ihres Debüt-Albums “Exécution” sehen sich ADX nur vor relativ wenigen Zuschauern, lassen sich davon aber nichts anmerken und geben bei den folgenden Songs “Notre Dame De Paris” und “Mémoire De L’Éternel” Vollgas. Mit den schnellen, knackigen Kompositionen und ihrer offensichtlichen Spielfreude, symphatischen Art und Kommunikation mit den Leuten können die Franzosen schließlich doch einige Gesichter mehr vor die Bühne locken. Lässig lassen sie noch “Marquis Du Mal” vom 2001er Album “VIII Sentence” vom Stapel bis schließlich zwischen weiteren Stücken aus den frühen Jahren, wie “L’Étrranger” und “Suprématie”, mit “À La Gloire De Dieu” und später dem Titeltrack auch ein paar Songs vom aktuellen Werk “Division Blindée” ihren Weg in die Setlist finden. Das Publikum ist inzwischen auf eine ordentliche Menge angewachsen und auch Stimmung ist inzwischen gut aufgekommen, womit ich zu Beginn des Gigs kaum gerechnet hätte.
Mit “Déesse Du Crime” verabschieden sich ADX schließlich von der Keep It True-Bühne und haben an diesem Tag bestimmt einige neue Fans dazu gewonnen.

KALAPACS 15:50-16:35
Glaubt mir, über die nächste Band KALAPACS, zweifelsohne die Exoten des Festivals, zu berichten, fällt mir alles andere als leicht. Zum einen sehe ich mich erneut einer Kombo gegenüber, die mir vorher nur wenig gesagt hat und über die ich auch nach Recherchen nur wenig in Erfahrung bringen konnte. Nur, dass die Ungarn seit ihrer Gründung 1996 immerhin schon acht Alben heraus gebracht haben und ausschließlich in ihrer Heimatsprache singen. Dies bringt mich sogleich zu der nächsten Schwierigkeit, denn leider konnte ich für euch weder irgendwie die Setlist der Ungarn auftreiben, noch konnte ich auch nur einen Titel während des Gigs mitschreiben, dem Ungarischen bin ich nämlich leider nicht mächtig. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, euch den Gig bestmöglich zu beschreiben.
Auch bei KALAPACS finden sich zunächst nur wenig Zuschauer vor der Bühne ein, diese scheinen jedoch hauptsächlich eingefleischte Fans der Heavy/Speed Metal Kombo zu sein und feiern somit von Beginn an lebhaft mit und singen teilweise sogar die eingängigen Refrains der Kompositionen mit. Ansonsten sind die Stücke meist im Midtempo angesiedelt, KALAPACS gehen aber auch gerne mal aufs Gas und können das Publikum, mittlerweile auch um weitere Interessierte an der ungarischen Band gewachsen, mit dieser Kombination relativ schnell überzeugen und auf ihre Seite ziehen. Frontmann und Namensgeber József Kalapács bleibt trotz der sprachlichen Barriere ständig in Kontakt zum Publikum, feuert an und liefert ganz nebenbei eine sehr gute gesangliche Leistung ab.
Der Gig von KALAPACS war auf jeden Fall anständig und ich werde daheim bestimmt ein Ohr riskieren und mir die Scheiben der Ungarn näher zu Gemüte führen. Und so geht es bestimmt auch vielen anderen Zuschauern an diesem Festival-Samstag.

WARRANT 16:55-17:40 (Bild rechts oben)
Die deutschen Power/Speed Metaler von WARRANT, die kurzerhand für HADES einspringen, die wegen Krankheit absagen mussten, sind die nächsten im Programm. Dass diese Kombo wieder (oder eigentlich noch? Gerüchteweise gab es auch während der Trennung immer wieder Phasen, in denen neues Material entstand usw) existiert, ist scheinbar völlig an mir vorbei gegangen, denn nach dem Release einer EP “First Strike” und einem Album “The Enforcer” 1985 haben WARRANT bis auf wenige Gigs nichts mehr von sich hören lassen. Besagtes Album ist allerdings ein absoluter Killer und da das Set der Band aufgrund der fehlenden weiteren Veröffentlichungen fast nur aus Songs dieser Scheibe bestehen kann, freue ich mich absolut auf die bevorstehende Show.
Und so scheint es auch vielen anderen Anwesenden zu gehen, denn vor der Bühne ist es überraschend voll und als WARRANT mit zwei Songs der EP “Satan” und “Bang That Head” starten, wird dieser Aufforderung schnell Folge geleistet und die Köpfe beginnen zu kreisen. Auch mitgesungen wird sofort, was das Zeug hält. Der nächste Block enthält dann auch endlich Tracks vom Album, so “Ordeal Of Death”, “Torture In The Tower” und den mit am meisten abgefeierten Titeltrack “The Enforcer”, der mit Maske und Axt zudem die Bühnenshow WARRANTs komplettiert. Weiter geht’s mit “Ready To Command”, “Nuns Have No Fun” und “Scavenger’s Daughter” bis WARRANT nach viel zu schnell vergangenen 45 Minuten schlussendlich mit “The Rack” und dem TRUST-Cover “Antisocial” die Bühne verlassen.
Auf jeden Fall war es super, die Band endlich mal live erleben zu können (bisher kam einfach immer etwas dazwischen, wenn WARRANT einen ihrer seltenen Gigs gezockt haben) und ich hoffe, dass dies in absehbarer Zeit nicht das letzte Mal gewesen sein wird. Und wer weiß, vielleicht raffen sich die Düsseldorfer ja doch noch irgendwann auf, auch neues Material zu schreiben.

SATAN’S HOST 18:00-18:45 (Bild links unten)
“Metal From Hell”, das Debüt-Album von SATAN’S HOST 1986, bei dem Kult-Sänger Harry Conklin noch hinterm Mikro stand, ist in Sachen Power und Heavy Metal ohne Frage ein absoluter Meilenstein, ein Klassiker, bei dem man meint, dieser Ausdruck sei nur für ihn geschaffen wurden. Dass Harry und die Band damals entschieden, getrennte Wege zu gehen, war zwar unglaublich schade, konnten “Metal From Hell” keine weiteren so genialen Alben folgen, doch es trug mit Sicherheit einen Großteil zum Kultstatus des Albums bei. Die kommenden Alben von SATAN’S HOST, die sich seitdem dem Black Death Metal verschrieben, blieben für mich immer uninteressant, Werke von Harry’s anderen Projekten JAG PANZER und TITAN FORCE hingegen routieren regelrecht in meinem Player. Als mich die Nachricht erreichte, dass Conklin und SATAN’S HOST wiedervereint beim diesjährigen Keep It True auftreten würden und sogar an einem neuen Album zusammen arbeiten, erfüllte sich für mich ein Traum. Auch wenn ich mir nur schwer vorstellen kann, wie Harry nach 15 Jahren wieder als “Leviathan Thisiren” auf der Bühne steht und Patrick Evil und Co. nach fünf Alben Blastbeats und Geschrammel wieder dem traditionellen Heavy Metal frönen können.
Zu meiner Überraschung allerdings findet diese Show weniger Interessenten, als erwartet. Zwar ist der Raum vor der Bühne ganz gut gefüllt, aber das haben an diesem Tag auch schon HEART OF CYGNUS und RAM geschafft. Offensichtlich ist dieser Augenblick doch nur für mich und einige wenige andere von so großer “historischer” Bedeutung.
Nach dem von Patrick Evil gesprochenen Intro “Flaming Host” gehen SATAN’S HOST mit “Black Stelé” und “Into The Veil”, die bereits dem Album einen knackigen Start verschaffen, auch gleich in die Vollen. Conklin liefert eine grandiose Show ab, aber jetzt mal ehrlich: Wann tut er das denn bitte nicht? Mit “Black Hilted Knife” folgt der erste Song vom kommenden Album “Revival” und der Name ist Programm. Sofort spürt man, dass SATAN’S HOST bereit sind, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen und genau dort weiter zu machen, wo sie aufgehört haben. Mit weiteren “Metal From Hell”-Klassikern wie “King Of Terror”, “Standing At Death’s Door”, “Hell Fire” und natürlich dem Titeltrack “Metal From Hell” versetzt das Quartett aus Colorado die jublende Menge in Höchststimmung oder lockert die Show mit Covern in Eigeninterpretation wie “House Of Burning Nuns” (“The House Of Rising Sun” von THE ANIMALS) oder “Norwegian Burn” (“Norwegian Wood” von THE BEATLES) auf. Hervor sticht besonders, dass SATAN’S HOST auch “Dark Priest” vom “Power “Purity” Perfection…999”-Album zum Besten geben, bei dem Conklin abwechselnd zu seinem glockenklaren Sirenengesang sogar einige Growls einfließen lässt.
Insgesamt eine super Show, die mich umso freudiger auf das anstehende neue Album von SATAN’S HOST “Revival” warten lässt.

TYGERS OF PAN TANG 19:05-20:05
Auch TYGERS OF PAN TANG konnten mit ihren ersten Scheiben NWOBHM-Geschichte schreiben und ihr Auftritt verspricht einfach aus Prinzip schon jetzt, eines der Highlights des Festivals zu werden. Zwar bin ich skeptisch, inwieweit Fronter Jacopo Meille besonders die alten Klassiker rüber bringen kann und es ist auch immer seltsam, eine Band erstmalig live zu sehen, wenn nur noch eines der Original-Mitglieder dabei ist, aber who cares? Hits wie “Never Satisfied”, “Hellbound” oder “Wild Catz” überhaupt noch live erleben zu dürfen, ist zumindest für mich Highlight genug.
Die Stimmung in der absolut überfüllten Tauberfrankenhalle kocht noch bevor die Briten die Bühne entern und als schließlich die ersten Töne von “Euthanasia” ertönen ist die Hölle los. Mit den folgenden “Raised On Rock”, “Take It” und “Suzie Smiled” jagt ein Klassiker den nächsten, immer mehr Menschen quetschen sich in die Halle, vor der Bühne werden Köpfe geschüttelt, Fäuste geballt in die Höhe gestreckt oder wie aus einem Munde mitgegrölt, dass man es kaum glauben kann. Die absolut symphatisch wirkende Band strahlt dabei auch nach so vielen Jahren eine wahnsinnige Freude am Spielen aus, was die Zuschauer in höchstem Maße honorieren. Auch Jacopo Meille lässt all meine Zweifel innerhalb kürzester Zeit verfliegen, intoniert die alten Songs der Band zwar mit eigener Note, jedoch zu 100% überzeugend, energisch und emotional. Besonderes jedoch begeistert Robb Weir, der fitter und enthusiastischer denje die Seiten malträtiert. Nach “Hot Blooded” und “Slave To Freedom” kommt endlich auch das von mir erhoffte “Never Satisfied” und auch den Rest des Sets bestreiten TYGERS OF PAN TANG mit alten Hits wie “Rock And Roll Man”, “Hellbound”, “Wild Catz”, “Gangland” bis die Fünf schließlich mit ihrer ersten Single von 1979 “Don’t Touch Me There” ihren Gig abschließen.
Wie zuvor erahnt, zählt die Show der TYGERS OF PAN TANG zu den unanfechtbaren Highlights des Festivals, auch wenn die Stunde Spielzeit für solch eine Band wirklich zu wenig ist. Ginge es nach mir, hätten die Briten locker noch eine weitere Stunde füllen können, ohne das Publikum auch nur entfernt zu langweilen.

DEMON 20:25-21:40
DEMON-Fronter Dave Hill hat mich bereits beim Keep It True 2009 mit seinem Gastauftritt mit “Don’t Break The Circle” bei der NWoBHM-Jubiläumsshow völlig mitgerissen. Davon, dass mich eine komplette DEMON-Show ebenso begeistern wird, bin ich überzeugt. Zumal die Briten eigentlich gar nicht mehr live auftreten wollen. Umso besser, dass sie sich das anders überlegt haben.
Die Menge, die schon bei TYGERS OF PAN TANG die Halle gefüllt hat, ist auch jetzt wieder vor der Bühne zu finden, sprich, es ist weiterhin sehr gut gefüllt, als DEMON gleich mit dem ersten Kracher “Sign Of A Madman” die Bühne entern. Von der ersten Note an feiert das Publikum die Band und als dem ersten Hit mit “Into The Nightmare” und dem genialen Doppel “Blue Skies In Red Square/Commercial Dynamite” vom mit Abstand besten Album der Band “Taking The World By Storm” weitere absolute Hymnen folgen, gibt es kein Halten mehr. Diese Erfolgsserie setzten DEMON sogleich mit “Liar”, “Blackheath” und “No More Hell On Earth” fort, ohne einen Moment vom Gas zu gehen. Auch “Standing On The Edge”, “Life On The Wire” und “Under A Spell” zünden und treffen sofort ihr vorgesehenes Ziel. Doch meint man, dass die Stimmung kaum besser sein könnte, als sie jetzt schon ist, wird “Night Of The Demon” angestimmt und wirklich die komplette Halle grölt inbrünstig und wie aus einem Munde den Refrain mit. Ähnlich beim darauffolgenden Monster-Stück “Don’t Break The Circle”, Gänsehaut garantiert. Zum krönenden Abschluss lassen DEMON noch “One Helluva Night” vom Stapel und räumen die Bühne für den nun kommenden Surprise Act.
Wie erwartet können mich DEMON auch live völlig überzeugen. Einziges Manko: Nach dem Konzert werden schnell Stimmen laut, dass die Briten im Vergleich zu anderen Auftritten lustlos wirkten und mit weit weniger Spaß und Enthusiasmus als sonst performt haben. Mangels Vergleichsmöglichkeit kann ich dazu zwar eigentlich nichts sagen, lustlos erschienen mir DEMON jedoch eigentlich nicht.

SURPRISE ACT 21:55-22:25 (Bild links oben)
Streng gehütet blieb das Geheimnis des angekündigten Surprise Acts bis zuletzt. Spekulationen gab es unzählige, eine absurder als die nächste. Doch als es dann endlich so weit ist, ist die Halle im Vergleich zu den letzten Stunden wie gefegt. So kurios und ausgefallen alle Ideen vorher waren, so wenig scheint es die meisten nun zu interessieren, welche davon den der Wahrheit entspricht. Zunächst nur vereinzelt strömen einige wenige wieder in die Halle, als es schließlich los geht, findet sich aber dann doch der ein oder andere vor der Bühne ein.
Doch auch die Überraschung war ursprünglich ganz anders geplant. Die Idee war, anlässlich des überraschenden Todes von CRIMSON GLORY-Fronter Midnight im vergangenen Jahr, eine Tribut-Show zu seinen Ehren aufzuziehen. Dabei sollten mehrere Gastsänger CRIMSON GLORY-Songs performen unter musikalischer Unterstützung von LANFEAR-Gitarrist Markus “Ulle” Ullrich, -Basser Kai Schindelar, -Keyboarder Richard “Richie” Seibel, -Drummer Jürgen “General” Schrank und ETERNAL REIGN-Gitarrist Michael Sebastian. Aufgrund von Krankheit oder gecancelter Flüge mussten allerdings alle geplanten Gastsänger absagen. Kurzerhand musste also Ersatz ran, der in Mike Vescera und Harry Conklin schnell gefunden war, die beide erst am Tag des Gigs von ihrem Glück erfuhren. Der Kürze der Zeit halber wurden auch zwei der ursprünglich angedachten fünf Songs gestrichen und um die freie Zeit zu füllen, wurde Kate De Lombaert von ACID ebenso verpflichtet, einen Song ihrer Band zum Besten zu geben. Zwar war von vornherein klar, dass ACID nahezu geschlossen vor Ort sein würden und gaben sogar eine Autogrammstunde, dass die Band jedoch auch auftritt, wurde jedoch bist zum bitteren Ende bestritten. Vom Zufall wirklich geschickt eingefädelt, muss man gestehen!
Und Kate betritt schließlich als erstes die Bühne, um ihren Song “Max Overload” vom 1983er ACID-Album “Maniac” darzubieten. Gelungener Auftritt, stimmlich sitzt auch viele Jahre nach der Auflösung der Band alles am rechten Platz, nette Überraschung, aber wenig spektakulär, doch inzwischen sind immerhin einige Leute mehr vor der Bühne eingetroffen.
Der zweite Teil des Surprise Acts ist besonders für mich wesentlich interessanter, auch, weil ich meine zwei liebsten Sänger an diesem Wochenende noch einmal hören kann. Als erstes ist Mike Vescera am Zuge, doch im Vergleich zu seinem Gig am Vortag mit OBSESSION tun sich Abgründe auf. Sicher sind die Umstände nicht die besten, musste Mike die Songs innerhalb weniger Stunden einstudieren, aber etwas mehr ist hier wirklich zu erwarten. Vom Text ganz zu Schweigen ist auch die musikalische Leistung mehr als dürftig. Man bekommt schnell das Gefühl, als kenne Mike den Song überhaupt nicht werfe hier und da, wo es ihm gerade einfällt eine unpassende Melodie oder Textzeile ein. Um dies zu überbrücken, versucht er immer wieder, das Publikum anzufeuern, ihm beim Singen zu unterstützen, doch auch das funktioniert nur mäßig. Auch beim zweiten Song “Red Sharks” geht dieses Konzept nur teilweise auf, jedoch sind hier deutlich mehr Stimmen aus dem Publikum zu vernehmen, die den Text mitgrölen, was zumindest den Gesamteindruck deutlich nach oben drückt. Mittlerweile hat sich auch die Halle drastisch gefüllt, sodass ein Druchkommen nach vorn kaum mehr möglich ist.
Harry Conklin ist als nächstes an der Reihe und zeigt die Ballade “Lonely” auf deutlich anderem Niveau. Zwar muss auch er sich hier und da an sein mitgebrachtes Text-Zettelchen halten, das ist aber auch das einzige Manko, was es an seinem Auftritt zu nennen gibt, ansonsten liefert der “Tyrant” eine gewohnt souveräne und gekonnte Show ab, obwohl auch er nur wenige Stunden hatte, um sich auf den Auftritt vorbereiten zu können. Hut ab!

FIFTH ANGEL 22:45-00:15 (Bild Mitte)
Und schon steht der Headliner bevor und mit ihm eine weitere Reunion. Denn die amerikanischen Power Metaler von FIFTH ANGEL geben sich die Ehre, nicht nur den ersten Gig nach 20-jähriger Trennung, sondern auch ihren ersten Gig überhaupt auf dem Keep It True Festival zu absolvieren. Zwar lassen sich die Fünf außergewöhnlich viel Zeit mit dem Umbau, doch als sie schließlich den ersten Song “The Night” vom Debüt-Album “Fifth Angel” anstimmen, ist ihnen das schnell vergeben und vergessen.
Die Halle ist total überfüllt. Vor der Bühne wird geschoben, gedrängelt und gedrückt, wie es nur geht. Die Stimmung ist grandios und stellt sogar die Ausgelassenheit der Menge bei TYGERS OF PAN TANG und DEMON in den Schatten. Es folgen “In The Fallout”, “Shout It Out”, “Cathedral” und “Seven Hours”, bei denen sowohl Band als auch Publikum alles geben. Davon, dass FIFTH ANGEL das erste Mal auf der Bühne stehen, ist absolut nichts zu merken. Die Amerikaner liefern eine einwandfreie Show ab, sowohl musikalisch, als auch in Sachen Bühnenshow, denn es herrscht keine Sekunde Stillstand. Auch bei “Call Out The Warning”, “Fifth Angel”, “Midnight Love” und “Time Will Tell” bleibt die Stimmung auf dem Siedepunkt. Besonders Fronter Tim Branom, der einziges neues Mitglied der Band nach der Reunion ist, fügt sich tadellos in das Bild ein und performt sehr emotional und sichtlich absolut glücklich auf der Bühne. Leider macht sich bei den nächsten Stücken “Wait For Me”, “Cry Out The Fools” und “Only The Strong Survive” die späte Uhrzeit bemerkbar. Trotz der grandiosen Show leert sich der Zuschauerraum stetig, wahrscheinlich, weil viele noch nachts die Heimreise antreten wollen (oder schlichtweg zu müde und/oder betrunken sind, um sich die Band weiter anzuschauen). Somit präsentieren FIFTH ANGEL den Rest ihres Sets, bestehend aus “Wings Of Destiny”, “We Rule” und dem finalen “Lights Out” (U.F.O.-Cover) vor immer weniger Publikum. Nur der harte Kern vor der Bühne verharrt bis zum bitteren Ende, um die Band anschließend am Bühnenaufgang zu belagern. Alles andere als genervt nehmen sich FIFTH ANGEL jedoch noch über eine halbe Stunde Zeit, um jedem Autogramm und Foto zu gewährenn.
Somit ging das diesjährige Keep It True-Wochenende, gespickt mit Highlights und Überraschungen aller Art, erneut viel zu schnell vorbei. Doch nach dem Keep It True ist bekanntlich vor dem Keep It True.

Mortician

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12.05.2010

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