Northlane, Obey The Brave, Dawnwatcher live in Saarbrücken 2017
Northlane sind mit ihrem Album "Mesmer" auf Tour

Konzertbericht

Billing: Northlane, Obey The Brave und Dawnwatcher
Konzert vom 29.06.2017 | Garage, Saarbrücken

NORTHLANE sind mit ihrem neuen Album „Mesmer“ auf Tour, und metal.de ist extra den weiten Weg nach Saarbrücken gefahren. Wir wollten wissen, ob ein bisschen Live-Dreck den Songs gut tut und ob man das Post-Metalcore nennen darf, was die Jungs da tun. Support waren OBEY THE BRAVE und DAWNWATCHER.

Metal-Konzerte gibt es heute an jeder Straßenecke, unzählige Bands spielen in unzähligen Locations. Es gibt nicht mal mehr eine Sommerpause, und ich bilde mir ein, dass ich zwischen zwei Festivals unbedingt noch NORTHLANE sehen muss. Das Konzert in Stuttgart wird auch noch kurzfristig abgesagt, und so quäle ich mich stundenlang über Deutschlands verstopftes Straßennetz nach Saarbrücken. Ich finde diesen Club namens Garage auch pünktlich, allerdings sind alle Türen zu. Tätowierte Typen mit Schildmützen laufen aber in eine kleine Seitenstraße und ich nehme die Verfolgung auf – bingo! „Kleiner Club“ steht da und ein Konzertplakat von NORTHLANE gibt es auch.

DAWNWATCHER können nachts nicht schlafen

Galerie mit 12 Bildern: Dawnwatcher - live in Saarbrücken 2017

„Kleiner Club“ ist winzig, schwarz gestrichen und ein paar Jungs aus Saarbrücken lärmen dann auch gleich los. DAWNWATCHER heißen sie, große Erwartungen habe ich nicht, aber die Band bringt ihren Metal-Post-Hardcore gut an den Mann (bzw. an die Frau, Mädels sind auch zahlreich erschienen). Sie spielen nur eine halbe Stunde, aber die nutzen sie gut, und das Publikum ist dann auch so enthusiastisch, dass der Sänger sich gleich zweimal bedankt, dass es hier so abgeht. Er erzählt auch noch etwas über Depressionen und dass man depressive Menschen mit einbeziehen soll ins Leben. Da bekommt der Name DAWNWATCHER doch gleich eine Bedeutung. Schöne Riffs, schöne Gitarrenmelodien, mehr Screams als Shouts, die Band muss man im Auge behalten.

OBEY THE BRAVE machen geradlinigen Metalcore

Galerie mit 26 Bildern: Obey The Brave - live in Saarbrücken 2017

OBEY THE BRAVE sind die nächsten, die sich auf der Mini-Bühne einrichten und ihren geradlinigen Metalcore mit Punkeinflüssen ins Volk feuern. OBEY THE BRAVE setzen auf Bühnenperformance  und heizen dem Publikum gut ein. Der Sänger befiehlt „Circle Pit!“, und die Jugend tanzt und schubst. Die Band stimmt „Garde La Tête Froide“ an, und ganz viele grölen mit. Es sind halt viele französische Fans gekommen, Frankreich ist nicht weit. Überhaupt gefallen mir OBEY THE BRAVE heute besser als auf dem Summer Breeze Open Air 2015, weil sie melodischer geworden sind, ohne die Härte mit allzu vielen Clean Vocals totzuschlagen. Bonuspunkte gibt es auf jeden Fall für Interaktion mit dem Publikum und sportliche Aktivitäten. Die Jungs sind echt heftig unterwegs und das Publikum auch.

Setlist OBEY THE BRAVE:

  • Get Real
  • On Our Own
  • On Thin Ice
  • Garde La Tête Froide
  • Next Level
  • Drama
  • Live And Learn
  • Low Key
  • Mad Season
  • Full Circle
  • Raise Your Voice

 

NORTHLANE versetzen in höhere Sphären

Galerie mit 24 Bildern: Northlane - live in Saarbrücken 2017

Es gibt gute Konzerte und nicht so gute. Manche sind sogar richtig mies, aber dafür ist ganz, ganz selten mal ein Konzert so überirdisch, dass es einen für mehrere Tage in höhere Sphären versetzt.

Gar nicht überirdisch, eher unterirdisch, ist zunächst der Sound im kleinen Club, als NORTHLANE auf die Bühne gehen. Bass und Schlagzeug sind so dominant, dass Gitarren und Gesang erst mal untergehen. Das ändert sich aber schnell, und die Gitarren erscheinen. Lediglich die Stimme von Marcus Bridge ist noch sehr weit hinten in die Musik eingebettet. Das war schon auf dem Knockdown Festival 2016 so und hat mich sehr irritiert. Heute stimmt das Soundkonzept, und mir erschließt sich endlich der Sinn: die Saiteninstrumente bekommen so wesentlich mehr Raum, die Gitarren brauchen sehr viel Platz bei NORTHLANE, und diesen bekommen sie jetzt. Also gut, ganz anders als auf Platte.

NORTHLANE haben mit „Mesmer“ ein tolles neues Album herausgebracht, das aber sehr edel produziert ist. Live kann die Band gut auf den Bombast und die Sauberkeit verzichten. Live-Dreck, weniger Schnickschnack und die dominanten Gitarren entfalten eine hypnotische Wirkung, die Band ist sehr versunken in ihre Musik. Vor allem der Bassist steht gerne mit dem Rücken zum Publikum oder wiegt sich im Takt. Sänger Marcus Bridge macht nur wenige Ansagen und konzentriert sich mehr auf sein Mikro. Man nimmt ihm jedes Wort ab, das er singt, und Emotionen wabern durch den Raum.

Das Publikum braucht nicht viel Gelaber, die Saarbrücker und die Franzosen singen viele Songs komplett mit, manchmal so laut, dass sie Marcus am Micro übertönen. Man merkt, dass sich hier wirklich viele Fans intensiv mit der Musik und den Texten von NORTHLANE beschäftigt haben. Die Jungs aus Sydney spielen einen Song vom ersten Album, zwei vom zweiten und drei vom dritten (die lieben wohl Zahlen) und viele von der „Mesmer“.

Kleiner Club = intensive Atmosphäre

Hier bestätigt sich auch wieder, dass eine Band in einem vollen kleinen Club wesentlich besser aufgehoben ist als in einem größeren halb leeren. Die Atmosphäre wird immer intensiver, und die Australier schaffen es, den Raum bis ins letzte Eckchen mit dichten Klängen zu füllen, auch wenn es manchmal nur einzelne Töne sind. Dann geht es wieder weiter mit brachialen Gitarrenwänden und verzweifelten Shouts oder zerbrechlichem Gesang. Dieser Gegensatz lässt einem manchmal fast den Atem stocken. So schön ist das, Raum und Zeit lösen sich auf, und nur noch Musik existiert. Ganz, ganz selten passiert das, und es geht nicht nur mir so, sondern auch einigen anderen Besuchern, wie wir nach dem Konzert feststellen.

Als die Band nach einer Stunde die Bühne verlässt, bin ich völlig entsetzt. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass die Core-KNABEN immer nur so kurz spielen, im Metal würden sie dafür gesteinigt. Die Leute bleiben aber noch eine Weile zum Runterkommen vor dem Club und auch im Parkhaus stehen noch Grüppchen und tauschen sich aus, ganz ohne Alkohol. Wir sind ja schließlich alle besoffen von NORTHLANE. „Wie Fliegen war das!“ meint ein junger Mützenträger. Ich fliege immer noch, und das Gefühl hält noch mehrere Tage an.

Setlist NORTHLANE:

  • Paragon
  • Colourwave
  • Citizen
  • Leech
  • Rot
  • Savage
  • Dream Awake
  • Dispossession
  • Solar
  • Intuition
  • Quantum Flux
  • Obelisk
09.08.2017

Foto-Team

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