Subconscious
Sepultura

Konzertbericht

Billing: Betzefer, Sepultura und Subconscious
Konzert vom 2007-03-31 | Stadthalle, Sindelfingen

40 Jahre Seestudio – das war der Anlass eines nicht ganz alltäglichen Ereignisses im Daimler-Moloch Sindelfingen/Böblingen: einem Metal-Konzert! Die SEPULTURA-Mini-Tour machte Halt in der Sindelfinger Stadthalle, einer Location, die irgendwie gar nicht zu einem Metal-Konzert passte. Eine biedere Halle aus den 70ern, mit bescheidener Akustik und Rauchverbot in der Halle (ja, daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen…).
Nachdem die letzten Besucher den benachbarten Konkurrenzveranstaltung („Esoterik-Tage 2007“) in die Halle hinübergeschlürft waren, stand auch schon der lokale Opener INCENDARII auf den Bühnebrettern. Verpasst hatte ich eine nicht angekündigte Combo aus Südafrika, über die Anwesende nichts schlechtes berichteten. Leider sei der Sound so schlecht gewesen, dass man gute Songs im Soundwirrwarr kaum erkannt hätte.
Leider besserte sich dieser Umstand beim „offiziellen“ Opener nicht. INCENDARII spielten, soweit erkennbar, modern angehauchten Düster-Metal mit schrecklich nervtötendem Gekeife des Fontmanns. Dieser war auch der einzige Aktivposten, seine Mitstreiter überboten sich gegenseitig in Lethargie. Da half auch das abschießende HYPOCRISY-Cover nichts, das extra für einen aus dem hohen Norden angereisten Fan gespielt wurde. Durch die lokale Bekanntheit ernteten INCENDARII eine beachtlichen Applaus, was mich allerdings nicht daran hinderte, ins Foyer zu entwischen und mich unter die Raucher zu zwängen.

Fortschritte machte der Sound beim lokalen Support von SUBCONSCIOUS: Immer noch viel zu laut, aber um Längen verbessert, droschen die vier Flegel aus der Stuttgarter Umgebung ihre progressiven Deathrash-Granaten ins leicht überforderte Publikum. Die Musik der Schwaben standen im krassen Gegensatz zu dem, was die übrigen Bands an diesem Abend abliefern sollten. Progressives Songwriting inkl. beeindruckender Fähigkeiten an den Instrumenten versus nachvollziehbaren, simplen In-die-Fresse-Thrash-Böller.
Doch SUBCONSCIOUS schlugen sich wacker und bestanden vor dem mit zunehmender Dauer schwindenden, weil überforderten Publikum. Bei den Frickel- und Progpassagen schweiften die Blicke der meisten Besucher gen Hallendecke oder attraktiven Rundungen weiblicher Besucher ab, bei den straighten Parts, richtete sich der Blick dann wieder gen Bühne. Am deutlichsten war dieser Trend beim Song vom Anfang der 90er erschienenen „Carcrasher“-Album. SUBCONSCIOUS konnte voll und ganz überzeugen, zogen den Teil des Publikums, der sich für die progressive Machart begeistern konnte auf ihre Seite und belohnten sich selbst und das Publikum mit einem gelungen Gig!

Dann sollten eigentlich EKTOMORF folgen. Kaum sichtbare Zettel am Eingang sollen darauf hingewiesen haben, dass die Ungarn nicht spielen werden. Zum Ärger vieler Fans. Bei Ticketpreisen von über 30 Öcken durchaus verständlich. Stimmprobleme seien der Grund.
Meine Langsamkeit bekam davon erst 10 Minuten vor dem Gig von aufgebrachten Fans mit; die reagierten dann auch etwas unverständlich auf meine Freude; da ich erstens, die Ungarn viel zu oft gesehen habe und sich Routine einschleicht und zweitens, sich ein streckenweise öder Abend damit verkürzen sollte.
Nicht wirklich, den im folgenden stürmte der Ersatz BETZEFER die Bühne. Und wurden prompt von den Anwesenden abgefeiert, als wären es Ungarn. Und ich muss ehrlich sagen: mir passte die Mucke der Israelis wesentlich besser in den Kram, obgleich sie mich selten begeisterte. Als Vergleich genügt ein Name, der nachfolgende Erläuterungen überflüssig macht: PANTERA! Gekonnt und routiniert zogen BETEZEFER ein knappe Sunde Showtime ab, an der es nicht viel zu mäkeln gab. Energische Live-Darbietung der Musiker, Songs, die sich weitestgehend im Midtempobereich aufhalten, was live bestens ankommt. Richtig stark wurden BETZEFER in Songs, in denen sie zunehmend ins Rock’n Roll-Gefilde abrutschten, verwässert dann leider immer wieder von guten, aber altbekannte Hardcore-Prügel-Parts.
Dennoch: gute, unterhaltsame und professionelle Show der Israelis, denen man die Routine der vielen Touren deutlich anmerkt. In dieser Verfassung dürften Israel Ungarn einige Fans abgegraben haben: Ganz klar der Gewinner des Abends!

Steigerung nicht mehr möglich? Na klar, zumindest betrat niemand geringeres als die brasilianische Legende SEPULTURA die Bühne. Und bei Klassikern wie „Beneath The Remains“, „Arise“ oder „Troops Of Doom“ brauchte man sich auch keine Sorgen zu machen. Blickfang war der mittlerweile komplett ohne Klampfe agierende Frontmann Derrick Greene (mit erstaunlichen Deutsch-Kenntnisse in den Ansagen) und das einzig verblieben Ur-Mitglied an der Gitarre, Andreas Kisser. Neu-Drummer Jean Dolabella wurde herzlich empfangen. Wer Angst hatte, dass bei diesem relativ frischen Line-Up wenig alte Songs berücksichtigt wurden, der wurde enttäuscht. SEPULTURA boten eine gute Mischung aus alten Gassenhauern wie den oben erwähnten sowie Songs aus der Greene-Phase, die sich gut ins Gesamtbild einfügten. Bei den Übersongs „Refuse/Resist“, „Territory“ und dem abschließendem „Roots Bloody Roots“ bangten und brüllten sich die Anwesenden ins Nirwana und bereiteten den Brasilianern eine würdige Headliner-Kulisse.
Der Scherbenhaufen vor der Bühne werfen allerdings Fragen auf: Was nützen die penibelsten Einlass-Kontrollen und die Suche nach spitzen Gegenständen, wenn auf die Glasflaschen in der Halle kein Pfand verlangt wird? Ein Wunder, dass sich niemand aus dem Moshpit im großen Scherbenhaufen ernsthaft verletzte.
Hier wurde deutlich, dass die Verantwortlichen der Stadthalle keine großen Erfahrungen hinsichtlich Metal-Konzerte vorweisen kann. Erstaunte bis erschreckte Blicke von spießbürgerlichern Verantwortlichen bestätigten dies (Einfach herrlich der Blick des Brötchenschmier-Beauftragten der örtlichen Feuerwehr, als Derrick Greene über die Bühne wütete „Was schreit denn der Neger so?“)

Kurz nach 23 Uhr war dann Zapfenstreich und ein kurzweiliger und durchwachsener Abend neigte sich dem Ende zu. Doch die Nacht sollte erst beginnen.
Durch das frühe Ende, hatte ich die Möglichkeit ein anderes Konzert zu besuchen, sogar noch die Hälfte des Headliners zu sehen und die amtliche Aftershow-Party in vollen Zügen zu genießen. Aber das gehört ja nicht hierher…

09.05.2007

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