Triptykon
At War With Reality Tour

Konzertbericht

Billing: At The Gates, Morbus Chron und Triptykon
Konzert vom 2014-12-19 | Essigfabrik, Köln

Triptykon

Welchen Bands gelingt schon ein Comeback wie im Falle von AT THE GATES? Na gut, CARCASS vielleicht. Aber das kann man an einer Hand abzählen. Mit „At War With Reality“ haben die Schweden eindrucksvoll gezeigt, dass ihre Fähigkeit ultra-einprägsame und trotzdem düstere Songs mit Tiefgang zu schreiben keinen Deut eingerostet ist. Und bereits einige Jahre zuvor konnte man hierzulande auf dem Wacken Open Air ihre Live-Qualitäten im neuen Jahrtausend bezeugen. Die Vorfreude auf die Tour war bei einer Menge Metallern also verdammt groß. War sie berechtigt? Und hat der Support zum Headliner gepasst? Um diese Fragen zu beantworten (und um sich die Scheiße aus dem Nacken zu bangen, seien wir mal ehrlich), haben wir uns in die Kölner Essigfabrik begeben.

 

Der erste Support des Abends kommt ebenfalls aus Schweden und hört auf den kauzigen Namen MORBUS CHRON. Die prall gefüllte (aber nicht ausverkaufte) Halle nimmt den Gig der angerumpelten Old School-Deather wohlwollend zur Kenntnis, mehr kann man mit dem sympathischen, aber doch sehr altbackenen Zeug dennoch nicht reißen.

 

Die aus den kultigen CELTIC FROST hervorgegangenen TRIPTYKON rund um die Waschbär-Legende Tom „Warrior“ Fischer spalten heute ganz klar die Gemüter. Ihre introvertierte Art, gepaart mit sehr zähen und repetitiven Kompositionen stellen so manchen bangwütigen Metaler vor eine harte Geduldsprobe und so sieht man hier und da Leute genervt mit den Augen rollen. Nach den ersten paar Songs haben sich die vorderen Reihen auch schon gelichtet. Ist die Neugierde erst befriedigt, kümmert man sich lieber um das Teeren der Lunge und das Befüllen der Leber, als um das Treiben auf den Brettern. Der Band kann man keinen Vorwurf machen – ihre Sache machen sie bei einem sehr klaren und wuchtigen Sound sehr gut. Die Ansagen sind rar und wenn sie doch kommen, dann wirkt Tom eher wie ein schüchterner Schuljunge als eine Szenelegende – sehr sympathisch. Gespielt werden sowohl aktuelle Sachen, als auch alte CELTIC FROST-Brecher (hach, wie gut „Circle Of The Tyrants“ doch immer noch in die Gehörgänge geht). Dabei setzt man auf ein eher treibendes Set, obwohl die langsamen Lavasongs natürlich nicht fehlen. Zu sehen gibt es auf der Bühne nichts – statischer geht eine Performance kaum. Aber das hat man auch nicht anders erwartet und so bleibt der Gig Geschmacksache. Für die einen eine unverwüstliche Essenz der Heavyness, für die anderen gähnende Langeweile.

 

Triptykon

Kurze Verschnaufpause und schon dröhnt einem das Intro „El Altar Del Dios Desconocido“ des aktuellen Werks von AT THE GATES entgegen. Die Meute tobt und kriegt zum Einstieg wenig überraschend „Death And The Labyrinth“ vor den Latz geknallt. Direkt gibt es im ersten Drittel der Halle kein Halten mehr – das Publikum feiert sowohl die Band, als auch sich selbst – überall fliegende Gliedmaßen und grinsende Gesichter. AT THE GATES sind an diesem vorletzten Termin ihrer Tour hörbar eingespielt und von Anfang an tight. Auch der oft fragwürdige Sound der Essigfabrik lässt heute keine Wünsche offen (außer den für einen Metalhead immer legitimen Wunsch nach mehr Lautstärke).


Das Set setzt auf eine gesunde Mischung aus dem gesamten Schaffens der Band, obwohl die letzten beiden Alben natürlich im Vordergrund stehen. Unterschiede gibt es eigentlich keine – der Gig klingt durch und durch homogen, das Material passt hervorragend zueinander, als lägen teilweise keine 20 Jahre dazwischen – das ist wirklich beeindruckend. Genau wie die Stimme von Tomas Lindberg, die man problemlos aus 100 anderer heraushören würde. Deutlich weniger spannend ist jedoch die Performance der Band um nicht zu sagen: Enttäuschend. Klar, Lindberg ist ein guter Frontmann, seine Ansagen sind jedoch mittelmäßig. Der Rest der Kritik beschränkt sich allerdings ausschließlich auf die Instrumentalisten: Bei dem Auf-die-Fresse-Material kann man diese statische Darbietung im Gegenzug zu TRIPTYKON nicht nachvollziehen. Vor allem Gitarrist Martin Larsson ist wirklich eine Bockwurst, die man auf einer Metalbühne nicht sehen will. Eigentlich auf keiner Bühne.

Also Augen zu und in den Mosh – dort macht das Konzert am meisten Spaß. Und als die ersten Töne von „Slaughter of the Soul“ ertönen, sieht man ein ungläubiges Entzücken um sich herum – ‚Jetzt werden wir den Song wirklich live hören!‘ Das sind tolle Momente und an sich bleibt für den Abend am Ende ein Adjektiv stehen: Gelungen. Allerdings ohne jeglichen Rock’n’Roll auf der Bühne. Wer sich bei der Musik ausschließlich auf die Songs verlässt und die Performance so sträflich vernachlässigt, wird auf Dauer keine Hallen füllen. Aber dafür gibt es ja zum Glück immer hungrigen Nachwuchs.

05.01.2015

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