My Sleeping Karma - Moksha

Review

„Moksha“ – das abschließende Lebensziel indischer Religionen. Befreiung. Erlösung. Nicht dass MY SLEEPING KARMA mit Album Nummer Fünf eine Art Schlussstrich anzustreben scheinen. Doch dieses Gefühl von „endlich angekommen“ vermittelt der bedeutungsschwangere Titel allemal. Zurecht, schließlich strahlt der Orient auf „Moksha“ nicht nur konzeptionell, sondern auch musikalisch heller denn je. Insbesondere in den Interludien jongliert das Aschaffenburger Quartett mit orientalischen Gesängen, Bongotrommeln und allerhand Saiteninstrumenten herum.

Vollorganische Klänge statt hochglanzpolierter Überproduktion

Allem voran bietet „Moksha“ aber nach wie vor eines: Tiefenentspannte Instrumentalmusik, fernab von zeitgenössischen Post-Rock-Achterbahntrips à la THIS WILL DESTROY YOU oder SLEEPMAKESWAVES. Deren hochglanzpolierte Überproduktion haben die sich für gewöhnlich in Jazz-Dynamik bewegenden Kompositionen auch keineswegs nötig. Trotz vollorganischem Klang kommen tieffrequentierte Gitarrenparts und agilere Schlagzeugrhythmen hier und da noch etwas zu dumpf daher. Als spiele die Band nicht im eigenen, sondern in Nachbars Wohnzimmer.

Ständiger Riff-Monotonie wird durch griffige Ideen Einhalt geboten

Diese kleineren Schönheitsfehler schmälern aber nicht MY SLEEPING KARMAs Fähigkeit, absolut gradlinige, konsistente Songflüsse zu kreieren. Das meist von klassischer Post-Rock-Gitarre dominierte Klangbild wird in seiner Wärme stets durch das bereichert, was die Band in ihrer Besetzungsliste liebevoll als „Soundboard“ bezeichnet. Klavier, Geigen, Trompeten – es darf gerne alles aus der Dose kommen, solange es der Stimmung dienlich scheint. Was ja in der Regel auch der Fall ist, jedenfalls wenn man der sich immer wieder aufdrängenden Riff-Monotonie rechtzeitig Einhalt zu gebieten weiß. Und was das angeht, haben MY SLEEPING KARMA eben immer irgendeine griffige Idee zur Stelle: In „Akasha“ sind es die herrlich spacigen Synth-Pad-Akzente, in „Moksha“ die postmetallisch anmutenden Akkordverschiebungen.

Overdubfreie Arbeit als Fluch und Segen

Mit „Vayu“ stellen MY SLEEPING KARMA schließlich noch unter Beweis, dass eine kompositorische Anbiederung an den rockigeren Post-Rock-Sound (hat schon ’ne gewisse Redundanz, nicht wahr?) der deutschen Kollegen LONG DISTANCE CALLING zwar möglich wäre, aber nur einen von vielen potenziell einzuschlagenden Wegen darstellt. Dass ihnen der ruhigere Pfad jedoch wesentlich besser zu Gesichte steht, beweist nicht zuletzt das resümierende „Agni“, das zwar abermals fernab von jeglichem Transzendentalismus agiert, jedoch mit einigen simplen, aber guten Ideen auskommt. Stärken und Schwächen der Scheibe summieren sich einmal mehr auf. Keine endlosen Steigerungen, sondern ohne großen Druck wird man mit liebevoller Verspieltheit auf einer Welle durch den Song getragen, über einen hektischen Rock’n’Roll-Ausbruch hin zu ruhigeren, pianissimo erklingenden Parts. Dass man hierbei größtenteils ohne nennenswerte Overdubs arbeitet, gestaltet sich zugleich als Fluch und Segen. So taugt der wummernde Bass zwar als Begleitung zum üblichen Post-Rock-Delay-Getippel der Gitarre, maximiert die Durchschaubarkeit des Klangspektrums auf „Moksha“ jedoch um ein Vielfaches.

Decrescendo statt crescendo. Muss auch mal wieder sein, tut der Instrumental-Rock-Welle im Jahre 2015 ja auch irgendwie ganz gut. Trotzdem: Mehr geht immer.

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07.06.2015

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1 Kommentar zu My Sleeping Karma - Moksha

  1. HackFin sagt:

    Das Review ist vielleicht etwas zu sehr auf die technische Umsetzung fokussiert.
    Ich möchte nicht dem Gesagten widersprechen, jedoch empfinde ich das Album, besonders nachdem ich die Band mittlerweile zwei mal live sehen durfte, als ihre beste Veröffentlichung nach Tri.

    Der Sound passt meines Erachtens nach hervorragend zu den meditativen Kompositionen.
    Auch der Wiedererkennungswert der Titel ist für eine rein instrumentale Band ausgesprochen groß.

    Den Punkt zur Vollkommenheit ziehe ich aufgrund der doch etwas zu lang geratenen Interludien ab.

    9/10