Philm - Fire From The Evening Sun

Review

Wer hätte im Mai 2013 gedacht, dass PHILM über Nacht zum Hauptprojekt Dave Lombardos werden würde. Na gut, Kerry King vielleicht. Die schon zu gemeinsamer SLAYER-Zeit als „PHILM B/W Dave Lombardo“ beworbenen PHILM heißen übrigens wirklich PHILM. Nicht „Dave Lombardos PHILM“ nicht „Dave Lombardo & Friends“. Einfach PHILM. Alles andere wäre nicht als eine unangebrachte Herabstufung seiner beiden musikalischen Mitstreiter. Schließlich prägen Bassmann Francisco Tomaselli und Fronter Gerry Nestler (CIVIL DEFIANCE) das gemeinsame Zweitwerk „Fire From The Evening Sun“ ebenso mit, wie der Mann, dessen Namen ich jetzt hoffentlich oft genug für eine Review erwähnt habe.

Der frische Output mit dem feurig schlechten Cover macht gar nicht mal so sehr da weiter, wo das Debüt „Harmonic“ aufgehört hat. Klar, der gequält-angestrengte Gesang Nestlers, die jazzigen Gitarreneinwürfe, die Mischung aus Präzision und Thrash-Gekloppe Lombardos des Drummers, die rohe Produktion: alles noch da. Die Suche nach etwas straight-to-the-point-mäßigeren Rocknummern auf „Fire From The Evening Sun“ erfordert allerdings etwas mehr Anstrengung als zuvor, gerade nach dem riffstarken Opener „Train“ versinkt die Platte kontinuierlich im Mittelmaß der Dynamik und des Drucks. „Luxhaven“ hingegen steht in der zweiten Hälfte Pate für alles, womit der Vorgänger zumindest einen Teil der Kritikerschaft überzeugen konnte. Heavy, progressiv, aggressiv: Eine der zahlreichen Grundausrichtungen, die man anhand eines aus dem Albumkontext gerissenen Songs vermuten könnte. Stattdessen sorgt Nestler mit seinem eigenwilligen, mal jazzigem, mal bluesigem Gezupfe für eine gewisse Diskontinuität. Die seltene Verwendung von Overdubs der Drei-Mann-Band tut ihr Übriges.

Ein wenig ironisch kommt es also daher, dass es dann aber doch Nestler ist, der das Album klanglich zusammenschnürt. Allerdings gesanglich. Wenn’s hart auf hart kommt, wartet er mehr denn je mit seinem herrlich unmetallischen Geschrei auf und scheut sich auch nicht fließende Übergänge einzusetzen, sobald ein klar gesungener Ton daneben gehen könnte. Mit diesen kleinen, schiefen Dingern verabschiedet sich aber auch ein weiteres Merkmal, dass Songs wie „Area“ (vom Vorgänger „Harmonic“) erst so richtig charmant machte. Tatsächlich machen die Clean-Vocals DEN Störfaktor der Scheibe aus. Sich eigene Melodien für diesen auszudenken war offenbar auch zu viel verlangt, meist orientiert man sich an der eigenen Gitarre, mal sogar am Bass („Silver Queen“ – ganz groß) und zur Not bleiben ja immer noch – sad but true – die guten alten Spoken-Word-Passagen („Omniscience“). Whazzup? Habe ich die beiden Scheiben irgendwie in der Reihenfolge vertauscht?

„Fire From The Evening Sun“ ist ein solides, handgemachtes Progessive-Modern-Experimental-Groove-Alternative-Metal-Album. Heißt so viel wie: Es ist nicht das Album, das sich SLAYER-Fans erhofft haben. Dafür schon mal ’nen fetten Daumen hoch! Woher dann aber der kompositorisch-gestalterische Rückschritt? Progressive hin, progressive her. Wo bleibt das Händchen dieser gestanden Musiker für wohlklingende Arrangements?

Und um die Klammer wieder mit Herrn Lombardo zu schließen: Welche Bedeutung soll dieses Werk in seinem Schaffenskontext einnehmen? Ein Freischwimmen? Ein krampfhafter Release-Wille? Dave, lass dir nächstes Mal mehr Zeit. KERRY KING & FRIENDS (ex-SLAYER) werden schon noch ihr Weilchen brauchen, bis der Nachfolger zu „World Painted Blood“ vorliegt.

Ob SLAYER oder PHILM: Weniger ist mehr. Und größere Intervalle sind besser.

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26.09.2014

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