Anamnesi - Anamnesi

Review

Ambient-Black Metal ist eine Sache, die man meiner Einschätzung nach mit Vorsicht betrachten muss. Ambient ist ja toll (selten), Black Metal auch (manchmal), aber Ambient-Black Metal selbst insgesamt so gut wie nie. Das liegt daran, dass sich beide Stile schwer miteinander vertragen und es außer vielleicht DARKSPACE oder TRIST (die deutschen) selten jemand geschafft hat, beides schlüssig miteinander zu vereinen. Ein neuer Versuch kommt von dem sardinischen Soloprojekt ANAMNESI, und das gleich mit einem ganzen Album und ohne eine vorhergehende eigene Krankengeschichte. Dieser Versuch ist, soviel kann ich schon verraten, auch nur höchstens mittelmäßig gelungen.

Der Black Metal-Anteil ist dabei mehr als deutlich überwiegend und prinzipiell nichts Besonderes: meist schnell, melodisch, gitarrenlastig und ohne Schnörkel oder Höhepunkte. Vergleiche gibt es keine oder tausende – ich wüsste auf Anhieb keine Band, die mit ANAMNESI vergleichbar wäre, was mir aber leider bei ganzen Hundertschaften anderer Black Metal-Soloprojekte auch so geht. Das klingt alles ein bisschen uninspiriert, blechern und nach einem typischen Alleingang im heimischen Wohnzimmer inkl. der dazugehörigen miesen, heterogenen „Produktion“. Der Drumcomputer (?) scheppert relativ blechern vor sich hin, die Gitarren sind relativ dünn und der Gesang gleichbleibend knurrig. Aufregend ist das nicht, und es wird auch nicht klar, welches Konzept dahintersteckt. Wie es zumindest musikalisch anders ginge, zeigt „Orrizonte Del Pensiero“ – das ist kein Meisterwerk, aber es hat durch seine getragene, sphärische Anlage etwas, das den anderen Songs fehlt.

Zum leider geringeren Ambient-Stückwerk, das eigentlich nur als Zwischenstück, kurzes Intro oder noch kürzeres Outro Verwendung findet, lässt sich nicht viel sagen. Das ist an und für sich in Ordnung umgesetzt, düster, monoton und bedrohlich. Einzigartig kaputt klingt z.B. die Akustikgitarre in „Ombre“, die mir den Eindruck macht, mit einem Mikro aus der Zeit des Wilden Westens in einer Speisekammer aufgenommen worden zu sein. Das hat schon Flair und wird darin hier und da auch durch den Einsatz von Sprachsamples unterstützt (interessant: die italienische Version von „Nosferatu – Phantom der Nacht“ am Ende von „Ora É Sempre“). Auch der Einsatz des Keyboards ist zwar nicht neu, aber OK und hat schon vor fünfzehn Jahren bei MORTIIS gut funktioniert (vgl. das Outro der Platte oder „Accompagnato Dagli Spiriti“). Wenn allerdings Ambiente aufkommt, dann immer nur für zwei, drei Minuten und ohne konkrete Funktion. Damit ist das große Problem der Platte aufgedeckt: sie ist nicht nur ziemlich langweilig, sie weiß auch nicht so recht, wo sie eigentlich hinwill. Bedauerlicherweise ist damit ein weiterer Anlauf gescheitert, zwei Stile, die beide sehr viel Potenzial für düstere Stimmungen haben, zu kombinieren.

27.02.2011

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