Audrey Horne - Le Fol

Review

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Nachdem „Le Fol“ im heimischen Norwegen bereits letzten Sommer in den Läden stand, veröffentlichen AUDREY HORNE ihr zweites Album nun auch in Resteuropa. Und das darf sich freuen, denn „Le Fol“ ist ein kleines Meisterwerk an modernem Alternative Rock geworden. In Norwegen heimste die Band damit zig Trophäen ein, u.a. den norwegischen Grammy als bester Metal-Act, zudem war man als „Breakthrough Artist Of The Year“ nominiert, was beweist, dass die Truppe auch im Mainstreamsektor ihre Freunde gefunden hat. Doch solche Lorbeeren sind ja schön und gut, unterm Strich zählt was aus den Boxen kommt und das hat es in sich.

Wem der Name AUDREY HORNE in anderem Zusammenhang bekannt vorkommt, muss nicht falsch liegen, benannt hat man sich nämlich nach einer Figur aus David Lynchs „Twin Peaks“. Komplette Neueinsteiger sind die vier Jungs aus dem hohen Norden nicht, prominentestes Mitglied ist Arve Isdal aka Mr. Ice Dale von den Black-Metal-Avantgardisten ENSLAVED. Beim Debütalbum „No Hay Banda“ war sogar noch King von GORGOROTH mit an Bord, im aktuellen Line-up taucht er allerdings nicht mehr auf. Wie dem auch sei, wäre da nicht der leichte Beigeschmack des Projektcharakters von AUDREY HORNE, würde ich der Truppe Großes prophezeien, nicht zuletzt auch in kommerzieller Hinsicht. Die Norweger kreierten mit „Le Fol“ ein Hit-gespicktes, fulminantes Modern-Rock-Album, das sowohl an die kommerzielle Hochzeit des Genres (90er-Jahre) anknüpft als auch neuzeitliche Entwicklungen berücksichtigt. Die Vielschichtigkeit der Band ist das Geheimnis und so hat eigentlich jeder was davon, der auf herausragend komponierten, modernen Stoff abfährt. Eine wichtige Seite von AUDREY HORNE ist ihr episches Element. Obwohl die einzelnen Songs kaum mehr als die Fünf-Minuten-Marke überschreiten, hat man bei einigen Tracks das Gefühl, sie würden – im positiven Sinn – ewig dauern. „Bright Lights“ etwa beginnt sehr balladesk und wird anfangs mit Trip-Rock-Gitarren a la THE GATHERING angereichert bevor man an Härte zunimmt und ein wunderbares Keyboardsolo den Song zu einem aggressiven Uptempo-Hammer verwandelt, der dann geschickt zwischen purer Aggression und hochmelodischen Passagen pendelt. Noch besser ist aber „In The End“ mit seinen harschen Riffgewittern, der sich stets steigernden Dramatik und abermals gekonnt eingesetzter Laut/Leise-Dynamik. Auch die straighteren, „altmodischeren“ Stücke wie „Jaws“, das ultraeingängige „Last Call“ oder das mit einem smoothen Chorus ausgestattete „Hell Hath No Fury“ sind absolute Granaten und die von Isdal selbst übernommene Produktion belässt diese Songs in einer schön rauen und alles andere als auf Hochglanz polierten Atmosphäre, womit man sich wohltuend von Bands wie DREDG und Konsorten abhebt. Doch was wäre ein zünftiges Alternative-Rock-Album ohne richtigen „Disco“-Hit? Eben – kein zünftiges Alternative-Rock-Album. Und damit’s soweit nicht kommen muss, schieben AUDREY HORNE mit „Afterglow“ einen fulminanten Abgehsong ein, der mit seiner Mischung aus melodischen Vocals (Strophen) und aggressiven Screams (Refrain) passend an die Discokönige SYSTEM OF A DOWN erinnert.

„Le Fol“ ist einfach deshalb ein großartiges Album geworden, weil im Gegensatz zu vielen anderen Modern-Rock-Werken keine Gleichförmigkeit oder Wiederholung auftritt. Alle Songs haben ihre eigene Charakteristik und das ist in diesem Genre selten. Und damit es auch mit dem 14-jährigen 30 SECONDS TO MARS-Girlie klappt, versehen AUDREY HORNE ihre Musik mit einem wohl dosierten Maß an Melancholie, allen voran in der bombastischen Powerballade „Monster“. Wie gesagt, der Band könnte man auch international einiges zutrauen, würden die äußeren Umstände nicht dafür sprechen, dass es sich hier mehr um eine Hobbyband handelt. Die Zukunft wird es zeigen, bis dahin entwickelt sich „Le Fol“ zumindest in meinen Ohren mehr und mehr zu einem künftigen Klassiker!

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07.03.2008
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