Ava Inferi - Blood Of Bacchus

Review

Na toll! Seit gut zwei Wochen höre ich mir die Promo des neuen AVA INFERI-Albums “Blood of Bacchus“ an, mit der mich Season of Mist versorgt haben – da kommt eine Mail, die Promo-CD sei hinfällig, da Bandkopf Rune “Blasphemer“ Eriksen kurzerhand das Mastering noch einmal machen ließ. Als in dem Zusammenhang der Name Dan Swanö auftaucht, spitze ich selbstverständlich die Ohren – sollte mein anfängliches “Na toll!“ vielleicht seinen ursprünglich ironischen Charakter verlieren? Sollte ich mich, ohne es zu ahnen, schon zu einer aufrichtigen Einschätzung dieser kurzfristigen “Extrawurst“ durchgerungen haben? Ich schiebe diese Fragen mal an das Ende dieser Rezension, denn in allererster Linie zählen ja die Musik und die Produktion in ihrer Gesamtheit – und nicht das Mastering, wer auch immer das verbrochen haben mag…

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man den Eindruck gewinnen, AVA INFERI spielten stinknormalen Gothic Metal mit leichtem Doom-Einschlag: Metallischer “Hintergrund“ trifft auf weiblichen Gesang – und tatsächlich fühle auch ich mich immer wieder einmal an Bands wie THEATRE OF TRAGEDY oder TRISTANIA erinnert, wenn auch synthetische Elemente bei Weitem nicht die Rolle spielen, die sie bei letztgenannter Band innehaben. So unspektakulär wie diese Schilderung zunächst klingt, ist die Musik auf “Blood of Baccus“ aber bei Weitem nicht – hauptsächlicher Grund dafür ist Songwriter Rune Eriksen, der vielen wohl eher unter seinem Pseudonym “Blasphemer“ bekannt ist, das er als Mitglied MAYHEMs trug. Das ist er nun seit einiger Zeit nicht mehr – das bedeutet aber nicht, dass er mit dem Black Metal auch seiner ureigenen Art und Weise, Musik zu kreieren, den Rücken gekehrt hat!

“Blood of Bacchus“ ist vollständig von Runes musikalischem Geist erfüllt; jedes Riff, jedes Gitarrenlick, jedes Break trägt klar und deutlich seine Signatur. Gleichzeitig hat er jedoch offensichtlich mit Portugal nicht nur eine neue Heimat, sondern auch so etwas wie “inneren Frieden“ gefunden, denn bei aller Ähnlichkeit zu den letzten MAYHEM-Alben sind die Songs auf “Blood of Bacchus“ von Leichtigkeit und Entspannung durchzogen, jedoch nicht ohne die für Gothic Metal so bestimmende Melancholie, ohne die diesem Genre innewohnende Schwermut. “Fado“ ist hier ein ganz wichtiges Stichwort – dieser portugiesische Stil blitzt hier und dort auf und verleiht dem Album etwas zusätzliche Würze. Maßgeblich für die Klasse dieses Albums ist also ohne Zweifel Runes Gitarrenarbeit und sein Gespür für interessante, dynamische Arrangements: Diese sind einerseits unheimlich wirkungsvoll und verleihen damit dem gesamten Album eine Vielschichtigkeit, die sich erst nach Dutzenden von Durchläufen eröffnet; andererseits behält Rune immer das Gesamtbild im Blick und verliert sich daher auch nicht in irgendwelchen Spielereien – obwohl das Attribut “progressiv“ sicherlich angebracht ist.

Was – bei allem Lob für Rune – nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Leistung seiner Mitmusiker: Das Spiel des Schlagzeugers João „Bandido“ Samora ist wohltuend akzentuiert, ebenso wie der Beitrag des Bassisten Jaime Ferreira. Im Vordergrund steht, und das ist in meinen Augen neben dem zunächst folgenden Segen auch ein Stück weit Fluch, der Gesang von Runes Lebensgefährtin Carmen Simões: Dieser ist äußerst variabel – nicht nur im Ausdruck, sondern auch im Tonumfang – und beeindruckt mich allein schon wegen der gelungenen Einpassung in die zugegebenermaßen ungewöhnliche Harmonik, die sich – Rune kann eben doch nicht ganz aus seiner Haut – eher schwarzmetallisch gibt, statt sich an Gothic Metal-Standards zu orientieren. Durch den relativ vordergründigen Mix des Gesangs tritt die instrumentale Fraktion AVA INFERIs in den Hintergrund, was ich angesichts meiner zuvor geäußerten Begeisterung für jene ein bisschen schade finde.

Zusammenfassend ist AVA INFERI mit “Blood of Bacchus“ ein sehr dynamisches, abwechslungsreiches und im Gesamtbild fast perfekt produziertes Album gelungen, das jeden, der eine Vorliebe für interessante Arrangement und liebevolle Details hat, einige Zeit beschäftigen und begeistern dürfte. Bleibt nur noch die Beantwortung der Fragen, die im ersten Absatz fielen: Im direkten Vergleich hat das Mastering Dan Swanös tatsächlich deutlich die Nase vorn, der Sound ist tiefenlastiger, druckvoller und – bei allem Respekt vor Carmens Gesangsleistung – holt die Instrumente wieder mehr in den Vordergrund. Bei der Punktevergabe habe ich lange geschwankt: In der Schule berücksichtigen gute Lehrer die Tendenz eines Schülers; hier gibt Dan Swanös Mastering den Ausschlag.

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15.05.2009

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