Ayreon - Actual Fantasy Re-visited

Review

Captain Kirk wäre stolz auf Arjen Anthony Lucassen – so rasch wie der Holländer von seinem aktuellen Meisterwerk ‚The Human Equation‘ in die Vergangenheit reist und alte Alben neu auflegt, würde absolut kein Warpantrieb mehr mitkommen. Wie man als gegenwärtiger Konsument 2004 a. D. damit umgeht möge jedem selbst überlassen sein, rein vom musikalischen Inhalt und der Aufmachung her gibt es von mir aber ein dickes OK und alles beste für die Zukunft. Und weil Actual Fantasy eh noch nicht in unserem Archiv drin ist, wird das hier auch heute wieder ein Review mit allem drum und dran und den kompletten redaktionellen Finessen.
Also dann: Wie Lucassen schon oftmals umfassend erwähnte (unter anderem auch im Vorwort des Booklets) ist Actual Fantasy das bisher am schlechtesten verkaufte Album von Ayreon; was natürlich auch an den relativ wenigen Gastsängern liegen könnte (Robert Soeterboek, Edward Reekers, Okkie Huysdens). Oder an der Tatsache, dass es sich hier diesmal um kein atmosphärisch dichtes Konzeptalbum handelt, sondern um 9 atmosphärisch dichte Einzelsongs die aus einem Guss runterschlittern und eine Spielzeit von gut einer Stunde bilden. Die Songtexte handeln dabei meist von berühmten Filmen, wie ‚Tron‘ bei ‚Computer Eyes‘, Stanley Kubricks ‚2001‘ in ‚The Dawn of Man‘ oder der unendlichen Geschichte in ‚Forevermore‘. Dementsprechend habend die Songs auch ordentlich Stoff und konnten durchweg über die 7-Minuten Marke gezerrt werden, ohne dass es langweilig wird.
Und wo ich mir eben den Vergleich mit Star One verkneifen konnte, ist er jetzt unausweichlich: Der Sound ist weniger folk- und blueslastiger als auf den übrigen Alben und konzentriert sich stärker auf Gitarren und kraftvolle Keyboards, die ayreongewohnt wunderbar miteinander harmonieren und in den auffälligen Refrains explodieren.
Dennoch merkt man, dass die Songstrukturen damals noch nicht so ausgereift waren wie heute. Gerade der Mittelteil besteht aus teilweise eher gewöhnungsbedürftigen Experimenten und meist wenig Ohrwürmern oder atmosphärischen Glanzleistungen. Absolut gelungen ist aber insbesondere das bereits erwähnte ‚Dawn of Man‘, ‚The Stranger from within‘ und vor allem die brilliante ‚Der Name der Rose‘ Adaption ‚Abbey of Synn‘. Hier kommen die vielen dramaturgischen Wechsel erst so richtig zur Geltung und entfalten ihr bestmöglichstes Potential, und trotz den elektronischen Ausschmückungen fällt es nicht schwer einen atmosphärischen Bezug zum mittelalterlichen Film zu schließen.
Der eine Bonuspunkt der aus der Wertung eine verdiente 7 macht, ist schließlich (mal wieder) insideout zu verdanken. Nicht nur dass die Drum- und Bassparts komplett neu eingespielt wurden und sich das Album nun produktionstechnisch vor keiner anderen Veröffentlichung mehr verstecken muss; zusätzlich gibt es noch eine klasse gemachte DVD mit einer Dokumentation, dem Video von ‚Stranger from within‘ und der kompletten Scheibe nochmals als 1996er und 5.1 Version. Damit steht der Titelzusatz ‚re-visited‘ also völlig zurecht, und auch Besitzer der alten Version könnten mal ein Ohr für die neue riskieren. Mal sehen wie es mit ‚The Final Experiment‘ weiter geht…

02.01.2005

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