Beorn's Hall - Estuary

Review

BEORN’S HALL gründeten sich 2016, veröffentlichten im Februar 2017 ihr Debütalbum „Mountain Hymns“ und legen nun bereits ihr zweites Album „Estuary“ nach. Klarer Fall: Das Duo aus New Hampshire (u.a. mit ANCESTRAL SHADOWS-Drummer Vulcan) ist von der schnelleren Sorte. Dabei klingt das neue Album der beiden aber glücklicherweise kein Stück nach einem Schnellschuss: Der melodisch-atmosphärische Black Metal mit mal mehr, mal weniger deutlichen Pagan-Einflüssen und einer Menge Tolkien-Feeling hört sich – im allerbesten Sinne des Wortes – altbacken und unmodisch an.

BEORN’S HALL sind wahnsinnig eindringlich und abwechslungsreich

So zelebrieren BEORN’S HALL ihren Pagan/Melodic Black Metal meist getragen, gerne aber auch mit schneller Getriebenheit zur Abwechslung. Im Opener „Dark Wood-Black Marsh“ werden dank der starken Schlachtenlärm-Samples und dem Einsatz von Synthesizern gewisse SUMMONING-Erinnerungen wach, in „Estuary“ präsentiert das US-Duo im Intro erst Dungeon-Synth-artige Keyboards, bevor der Song schwer groovend Fahrt aufnimmt und ein wenig an die ersten beiden BURZUM-Alben, gekreuzt mit Wikinger-Groove erinnert. Klingt komisch? Ja … funktioniert aber wunderbar!

„Blood For Wotan“ macht anschließend erneut den SUMMONING-Farbkasten auf, bevor „The Nurturing Soil“ dem Black-Metal-Reigen so starke Klangfarben wie ein Akkordeon, chorale Gesänge und schließlich wieder diesen harten, schleppenden Groove hinzufügt. Ganz starkes Ding! „Call To Ravens“ ist ein von Neofolk und Americana inspiriertes Akustikstück, bevor es erst nach etwa der Hälfte zu einem getragenen, bizarren Midtempo-Black-Metal-Song anwächst – wahnsinnig eindringlich!

„Estuary“: Gegen Ende eher folkig als schwarz

Nach dem weiteren Americana-Ausflug „I Know You Rider (Woman Blue)“ gibt es mit „New Hampshire Rain“ wohl den folkigsten Song von „Estuary“ zu hören. BEORN’S HALL lassen hierin den Black Metal einmal Black Metal sein und präsentieren einen nahezu reinen Viking-Folk-Metal-Song – aber im besten Sinne und im Stile zum Beispiel alter EINHERJER. Das abschließende „Roads Go On Forever“ schließlich beginnt zunächst mit einer Spoken-Words-Passage mit Robert Frosts Gedicht „The Road Not Taken“ und präsentiert sich anschließend erneut melodisch und getragen, eher folkig als schwarz.

Das Irrwitzige: Dieses Album funktioniert!

Das Irrwitzige daran ist: Dieses Album funktioniert wahnsinnig gut. Die unterschiedlichen Stilelemente von Old School Black Metal über Viking und Folk Metal hin zu reinem Americana Folk vermengen BEORN’S HALL auf „Estuary“ so geschickt, dass keine Sekunde an ein Stückwerk zu denken ist. Damit entpuppen sich die beiden Köpfe hinter der Band möglicherweise als die frechsten Songwriter der amerikanischen (Old-School-)Black-Metal-Szene – auf jeden Fall mit als die frischesten. Und das, wohlgemerkt, obwohl „Estuary“ jederzeit eher nach der alten denn nach der neuen Black-Metal-Schule klingt. Wahnsinn.

02.03.2018

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1 Kommentar zu Beorn's Hall - Estuary

  1. DieBlindeGardine sagt:

    Cooles Ding und grade das Einstreuen von Elementen des Americana Folk erinnert mich an die ebenfalls amerikanischen Nechochwen. Das ist irgendwie ein schrullige Mischung, die aber tatsächlich funktioniert.

    8/10