Bethlehem - A Sacrificial Offering To The Kingdom Of Heaven...

Review

Galerie mit 6 Bildern: Bethlehem - Prophecy Fest 2019

Entweder hat das Presswerk was vermasselt, oder Bartsch hat was an den Ohren oder ich hab was an den Ohren – wie auch immer, es klingt grauslich, das neue alte Album von BETHLEHEM, grauslich produziert. Aller Unkenrufe zum Trotz stand ich in heißer Erwartung „A Sacrificial Offering To The Kingdom Of Heaven In A Cracked Dog’s Ear“ gegenüber, der neu aufgenommenen, englischen Version von „Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung“.
Doch was man hier hört, lässt einen fast vom Glauben abfallen. Gerade Bartsch (!), der doch auf neunmalkluge Produzenten scheißt und mit „Schatten…“ und „Mein Weg“ ein ausgezeichnetes Händchen für erstklassige Produktionen bewiesen hat, zaubert hier Kartoffelkistensound und sogar Masteringfehler hinein – dabei sind BETHLEHEM weder eine abgehalfterte Hinterhofkapelle noch DARKTHRONE. Auch wenn „S.U.i.Z.i.D.“ damals nicht so geklungen hat, wie sich die Band das vorstellte, ist der Sound auf dem Original noch um Längen besser – ich gehe sogar so weit zu sagen, dass dies die Bethlehem-Platte mit dem miesesten Sound aller Zeiten ist.

Aber vielleicht ist genau dieser leicht verwaschene Klang zwischen Kissendämmung und Original das, was Bartsch & Co. gesucht haben. Im Booklet wird das Line-Up mit den Originalmitgliedern Klaus Matton und Marcus Losen präsentiert. Erstaunlicherweise klingen die Gitarren und der Bass fast so wie im Original, an manchen Stellen möchte man meinen, dass hier auch tatsächlich die Originalspuren verwendet wurden. Wenn das neu eingespielt ist, dann muss man den Hut vor den Musikern ziehen, die nach all den Jahren immer noch solch ein Fingergefühl haben. So ganz kann der Gesamtsound die mächtigen Songs dann doch nicht ausbremsen. Auch die Soundeffekte (z. B. bei „Nexus“) wurden fast 1 zu 1 übernommen. Bei „Lingering Fart“ („Luftstehs ‚lbläh“) hört man dann auch zaghaft neue Klänge, wenn auch nur kurz.

Dem kundigen BETHLEHEM-Hörer wird aufgefallen sein, dass sich statt der neun Songs des Originals elf Stücke auf dem Remake befinden. Hinzugekommen sind zwei ganz besondere Titel: Einmal „Vargtimmen“, sozusagen ein BETHLEHEM-Hit, und zum Abschluß „Reflections On Dying“ („Reflektionen auf’s Sterben“), diese kleine Hinterlistigkeit, mit der BETHLEHEM damals auf ihrer gleichnamigen EP das Stück „Wo Adlers Wagen“ im Hintergrund eines ganz besonderen, drogengeschwängerten Gespräches laufen ließen. Warum allerdings auch hier der Sound so klingt, als wäre man mit einem Magneten über das Masterband gerutscht, entzieht sich meinem Verständnis.

Abgesehen von der instrumentalen Seite, bei dem sich dieser Versuch eines Remakes linientreu ans Original hält, abgesehen von der launigen Produktion, die dem Album zweifelhaften Demo-Charme einhaucht – das große Übel dieser Platte ist das Experiment, welches Bartsch mit Kvarforth (SHINING) eingegangen ist. Kvarforth nervt! Dass Bartsch ihn ein wenig zu stark in den Vordergrund gemischt hat, wäre noch zu ertragen, aber dem Jungspund, der sich zu „Dark Metal“-Zeiten noch in die Hosen geschissen hat, geht sämtliches Gefühl für die Musik verloren. Dass man die obskuren, abgefahrenen deutschen Texte nahezu wörtlich ins Englische übersetzt hat, ist schon keine Steilvorlage, aber die Art und Weise, wie Kvarforth das Ganze rüberbringt, grenzt an einigen Stellen schon an unfreiwilliger Komik und Peinlichkeit. Für die Rekrutierung des Schweden haben BETHLEHEM schon im Vorfeld reichlich Hatemails kassiert. Von solchen Vorverurteilungen halte ich generell nichts (auch wenn ich mich ab und zu selbst dabei ertappe), aber es bedrückt dann schon, wenn sie sich tatsächlich bestätigen. Wie sich diese Zusammenarbeit in Zukunft gestaltet, darüber will und werde ich nicht spekulieren, auf diesem Album ging sie jedenfalls mächtig in die Hose.

Enttäuschung. Das ist exakt das Gefühl, was mich nach dem Hören des Remakes beschleicht. „S.U.i.Z.i.D.“ ist ein Album, welchem ich auch heute ohne Zweifel Höchstnoten attestieren würde, und gerade deshalb war ich voller Spannung, als Bartsch das Remake letztes Jahr ankündigte. Was daraus geworden ist, ist eine herbe Enttäuschung und wird dem Original in keinster Weise gerecht. Sehr schade.

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24.06.2009

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2 Kommentare zu Bethlehem - A Sacrificial Offering To The Kingdom Of Heaven...

  1. basilisk sagt:

    Ich teile die Einschätzung und kann beim besten Willen nicht die Notwendigkeit für dieses Remakes nachvollziehen. Das Original war nahezu perfekt. Gesang, Lyrik und auch (für mich) der Sound. All diese Komponenten wurden mit dem Remake vernichtet. Was das soll weiß wohl nur Bartsch. Ich bleib trotzdem gespannt auf das neue Album, denn Mein Weg war und ist elektrisierend und spannend, auch für Höhrer der ersten Stunde. PS: Kvaforth ist Bethlehem nicht würdig.

    5/10
  2. Anonymous sagt:

    So ganz kann ich das Review nicht nachvollziehen. Klar, das \"Original\" ist besser, selbst der Gesang ist kränker, auch der Sound gefällt mir auf S.U.I.Z.I.D. besser. Aber diese Scheibe hier ist meiner Meinung nach ein gelungenes Experiment. Klar, Kvarforth ist die personifizierte Dämlichkeit, aber das Bashing, das in letzter Zeit ziemlich hip geworden zu sein scheint und nun wohl auch die Musik, bei der er mitmischt, in Frage stellt (Kvarforth doof -> Musik doof), ist ziemlich albern geworden.

    8/10